#15/100 Hofmannspitze 3113 m
Direkt hinter der Grenze lockt in Südtirol mit der Hofmannspitze ein wahrlich beeindruckender, einfacher 3000er. Von seinem Gipfel blicken wir in eine faszinierende Eiswelt, können im Schwarzsee ein kühles Bad nehmen und herrlich einkehren. Eine solide Kondition sollten Bergsteiger:innen aber mitbringen.
Sie ist womöglich der schönste Gipfel, den Bergsteiger:innen auf dem Weg nach Südtirol mitnehmen können: Die Hofmannspitze. Zumindest dann, wenn die Anfahrt übers Timmelsjoch aus dem Ötztal erfolgt. Kurz hinter der Grenze wartet der eigentlich recht unspektakuläre Gipfel mit einzigartiger Aussicht. Doch nicht nur der Gipfel selbst fasziniert, sondern der Weg hinauf gleicht einer Entdeckungsreise, die uns unzählige Facetten der alpinen Landschaft zeigt. Da sind zu Beginn die sattgrünen Almflächen rund um die Timmelsalm, durch die sich unser schmaler Wanderpfad zieht. Tiefe Felseinschnitte mit herabstürzenden Wasserfällen lassen uns zusätzlich staunen.
Später erreichen wir den malerischen Schwarzsee, der bei gutem Wetter zu einem Bad einlädt. Eine Etage höher treffen wir auf sich weit verzweigende Flussarme – das Quellgebiet der Passer – die wie ein Delta eine unglaublich liebliche Landschaft bilden. Wollgras umsäumt den Schwarzwandsee üppig – schon allein für diesen Anblick lohnt die Wanderung. Später bringt uns der Steig in ehemaliges Gletschergebiet – es wird karg, steinig und steil. Und schließlich erreichen wir die Hofmannspitze und das Gletscherpanorama auf den Übeltalferner ist schier umwerfend. Der größte Gletscher der Stubaier Alpen und Südtirols darf tatsächlich auch im Jahr 2022 noch als riesig bezeichnet werden! Und das Becherhaus, mit 3195 Metern die höchstgelegene Schutzhütte Südtirols, befindet sich nur einen Katzensprung entfernt. Nicht zuletzt kann man die Tour mit einer Einkehr in der Timmelsalm perfekt abschließen!
Hofmannspitze: Tour im Überblick
Bis auf eine solide Kondition braucht es zur Besteigung der Hofmannspitze eigentlich nicht sonderlich viel. Das Gelände ist kaum exponiert und es handelt sich wahrlich um einen einfach zu besteigenden 3000er. Natürlich, ein paar solide Bergschuhe sollten schon dabei sein und bestenfalls auch ein paar Grödel im Rucksack. Je nach Verhältnissen ist der kurze, steile Anstieg zur Schwarzwandscharte etwas kniffelig, denn hier halten sich Schnee und Eis hartnäckig und erschweren den Aufstieg. Angebrachte Versicherungen waren 2022 ziemlich demoliert, der Aufstieg war aber dennoch problemlos zu meistern. Grundsätzlich überschreiten die Wege nicht die SAC Schwierigkeitsbewertung T3. Auch in Sachen Orientierung braucht’s keine besonderen Fähigkeiten.
- Ausgangs- und Endpunkt: Parkplatz Timmelsbrücke
- Aufstieg: 1300 m
- Abstieg: 1300 m
- Länge: 16,0 km
- Dauer: 7:00 h
- höchster Punkt: Hofmannspitze, 3113 m
- Schwierigkeit: mittel
- Hundetauglichkeit: 4 von 5 Sterne
Mit Hund auf die Hofmannspitze
Wir haben die Hofmannspitze während einer 9-tägigen Hüttentour auf dem Ötztal Trek bestiegen – kamen also von der Siegerlandhütte über die Windachscharte zum Schwarzsee. Ein Teil unserer Gruppe entschied sich schon zur Timmelsalm zu gehen, der andere zweigte zur Hofmannspitze ab. Mein Wanderhund Lotte nahm den kürzeren Weg und hat mich bei der Gipfelbesteigung nicht begleitet. Eine Einschätzung zur Wanderung mit Hund kann ich natürlich dennoch geben. Kurz und knapp: problemlos! Hat der Hund eine gute Kondition und kennt die Berge, wird er es problemlos hinaufschaffen. Womöglich braucht es kurz hier und da im Gipfelbereich mal eine helfende Hand. Sonst aber ein perfekter 3000er mit Hund.
Höhenprofil Hofmannspitze
Download: GPX Hofmannspitze
Von der Timmelsbrücke zur Hofmannspitze
Kurz hinter dem Timmelsjoch von Österreich kommend, befindet sich in einer scharfen Kehre die Timmelsbrücke (1), von der wir die Tour starten. Hier befindet sich nicht nur ein Parkplatz, sondern auch eine Bushaltestelle, so dass auch die Anreise aus Obergurgel (Ötztal, Österreich) oder St. Leonhard i.P. (Südtirol, Italien) möglich ist. Die Tour beginnt unspektakulär auf dem Fahrweg zur Timmelsalm (2). Eigentlich perfekt, um sich einzulaufen. Zumal die weitläufigen Wiesen eine Wohltat für unsere Augen sind. Auch wenn die urige Timmelsalm schon zu einer Einkehr lockt, heben wir uns diese besser für den Rückweg auf.
Von der Einkehrmöglichkeit wechseln wir die Flussseite der Passer und vom breiten Fahrweg auf einen schönen, schmalen Wanderweg. Rechts in der Ferne sehen wir Wasserkaskaden, Gumpen und wilde Gesteinsformationen. So fällt der lange Aufstieg zum Schwarzsee (3) recht leicht. An schönen Tagen ist durchaus einiges am See los, aber spätestens nachdem wir das andere Ufer erreicht haben, wird es wieder still. Die Hofmannspitze ist aus alpinistischer Sicht ein eher unbedeutender Gipfel, so dass es nur wenige hinaufzieht. Schon kurz nach dem Schwarzsee – den wir beim weiteren Aufstieg aus herrlichen Perspektiven bewundern können – erreichen wir die landschaftlich wohl schönste Teilstrecke der Tour.
Wir erklimmen eine Steilstufe und finden uns in einer lieblichen Seenlandschaft rund um den Schwarzwandsee (4) wieder. Eingerahmt von schroffen Bergen ist der mit tausenden Wollgrasblüten gesäumte See wahrlich eine Augenweide. So wohltuend intakt zeigt sich selbst in den Alpen die Natur nur selten. Der weitere Weg steht dazu im krassen Kontrast. Vor vielen Jahren mögen hier noch Gletscher gewesen sein – heute dominieren Steine in allen Facetten. Die Wegfindung ist denkbar einfach: Es geht in Kehren auf einem gut erkennbaren Pfad mal flacher, mal steiler hinauf.
Kurz vor der Schwarzwandscharte (5) wird es etwas alpiner. Wir suchen uns den besten Weg durch die großen Gesteinsbrocken und müssen die letzten Höhenmeter hinauf zu Scharte mit Vorsicht und Bedacht hinter uns bringen. Dann aber offenbart sich uns ein erster herrlicher Ausblick auf den Übeltalferner. Noch ein bisschen schöner wird er, wenn wir die letzten steilen Höhenmeter hinauf zum Gipfel der Hofmannspitze (6) bezwungen haben.
Der Ausblick von der Hofmannspitze ist schon Extraklasse. Etwa auf Augenhöhe thront das Becherhaus auf 3190 Metern einsam auf dem Becher. Etwas weiter links können wir die Müllerhütte, die genau auf der Grenze zwischen Italien und Österreich steht, ausmachen. Dazwischen? Viel Eis. Auf der anderen Seite blicken wir auf unseren Aufstiegsweg zurück. Der Schwarzsee wirkt in der Ferne winzig, dahinter ragen die weißen Gletscherberge der Texelgruppe auf – ein herrlicher Ausblick, egal wohin wir blicken.
Wir haben an diesem Tag nicht nur perfektes Bergwetter erwischt, sondern im Abstieg noch das Glück gepachtet: Ein Bartgeier – mit fast 3 Metern Flügelspannweite einer der größten flugfähigen Vögeln der Welt – zieht über uns seine Kreise! Vielleicht ein Elternteil des Brutpaares unterhalb des Brunnenkoglhauses? Perfekter kann ein Gipfeltag nicht sein! Zumal der Weg so abwechslungsreich ist, dass es überhaupt nicht schlimm ist, für den Rückweg den gleichen Wegverlauf wie im Aufstieg zu wählen.
Lust auf noch mehr leichte 3000er in den Alpen?
Hier geht’s zur Kartenansicht im Gipfelbuch 3000er der Alpen