#17/100 Ankogel 3252 m
Der Ankogel gilt als einer der ersten 3000er, die je bestiegen wurden. 1762 hatte er allerdings ein anderes Antlitz. Heute lässt sich der damalige Gletscherberg bei guten Bedingungen eisfrei erklimmen und der Aufstieg stellt erfahrene Bergsteiger nicht mehr vor Herausforderungen.
Womöglich gehört der Ankogel zu den am schnellsten zu besteigenden 3000ern. Nicht mehr als eine Halbtagestour braucht es, um den Bergriesen im Nationalpark Hohe Tauern zu erreichen. Dank Ankogelbahn, die Bergsteigende auf über 2600 Meter bringt, sind es nurmehr knapp 800 Höhenmeter bis zum Gipfel. Dennoch ist es mir erst im Dritten Anlauf gelungen, den Ankogel zu erreichen. Freilich an der Kondition lag das nicht, aber wie es eben so ist mit hochalpinen Bergen: Wenn die Bedingungen nicht passen, lässt man es dem eigenen Leben zuliebe besser bleiben. Denn Schnee und Eis machen das ausgesetzte Gelände gefährlich, Nebel erschwert die Wegfindung und bei Sturm muss man da oben auch nicht rumbalancieren.
In meinem Fall sind aller guten Dinge drei. Wie viele Versuche der Almbauer aus Böckstein brauchte, bis im die Erstbesteigung 1762 gelang, ist nicht überliefert. Weil ihm allerdings die erste Besteigung eines Gletscherberges in den Ostalpen gelang, spricht man auch davon, dass am Ankogel der Alpinismus geboren wurde. Das muss dann aber auch als Ruhm für den Berg reichen, denn er ist zwar definitiv die markanteste Erhöhung und eben auch Namensgeber der Ankogelgruppe, der Höchste ist er aber nicht. Den ersten Platz nimmt die Hochalmspitze ein. Die allerdings ist nicht so leicht zu erreichen wie der Ankogel. Übrigens: So hoch wie der Bauer aus Böckstein kann man heute nicht mehr auf dem Ankogel thronen. 170 Jahre nach der Erstbesteigung, 1932, brach die Spitze des Gipfels infolge eines Erdbebens in Stücke. Seither ist der Ankogel 16 Meter kleiner. Das aber tut der feinen Aussicht keinen Abbruch.
Ankogel: Tour im Überblick
Auch wenn es für mich drei Anläufe brauchte, bis ich endlich auf dem Gipfel stand, gehört der Ankogel doch zu den einfachen 3000er. Bergsteiger:innen, die sich trittsicher und schwindelfrei auch in ausgesetztem Gelände bewegen, stellt der Berg nicht vor Herausforderungen. Die meisten Wandernden treten am Kleinen Ankogel den Rückweg an, denn schon der kleine Bruder ist eine gute Aussichtsloge auf 3096 Meter und bis hier ist es nur selten ausgesetzt. Die letzten Höhenmeter zum großen Ankogel sind bei guten Bedingungen nicht viel schwerer, aber die Höhe wird einem in exponiertem Gelände eben bewusster.
Auch bei guten Verhältnissen muss man schon auf dem Weg zum Kleinen Ankogel immer wieder Firnfelder queren und sollte über die wichtigsten Regeln Bescheid wissen. Im Gipfelbereich ist mit wenigen Steilstufen, die Blockkletterei im I Grad verlangen, zu rechen. Grundsätzlich überschreiten die Wege nicht die SAC Schwierigkeitsbewertung T4. Auch in Sachen Orientierung braucht’s keine herausragenden Fähigkeiten, denn der Weg ist bis zum Gipfel weitestgehend gut markiert. Die hier beschriebene Route entspricht dem Normalweg über den Südgrat.
- Ausgangs- und Endpunkt: Bergstation der Ankogelbahn
- Aufstieg: ca. 800 m
- Abstieg: ca. 800 m
- Länge: 7,5 km
- Dauer: 4:00 h
- höchster Punkt: Ankogel, 3252 m
- Schwierigkeit: mittel
- Hundetauglichkeit: 4 von 5 Sterne
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Mit Hund auf den Ankogel
Wer mit seinem gehorsamen Hund schon Bergtouren in hochalpinen Lagen gemacht hat, wird seinen geliebten Freund auch mit auf den Gipfel des Ankogels nehmen können. Ich selbst war überrascht, wie unkompliziert diese Bergtour mit zwei Hunden war. Wir hatten uns im Vorfeld ausgerechnet, dass immer eine mit den Hunden am Kleinen Ankogel wartet und wir den Gipfel getrennt besteigen würden. Als wir am Kleinen Ankogel den weiteren Weg begutachteten, waren wir uns sofort einig: Auf den ersten Blick gab es keine Stellen, die uns ein mulmiges Gefühl machten. Wir wollten es versuchen soweit es zusammen ging. Es ging geradewegs bis zum Gipfel.
Dabei lieferte Anton – ich weiß, man traut es ihm optisch nicht zu – die grazilste Darbietung. Wie eine waschechte Bergziege meisterte er jede Stufe flink. Nur ein paar Mal schoben wir von hinten zur Sicherheit nach. Greta, die ja noch sehr unerfahren und manchmal auch ein bisschen ängstlich ist, sicherte ich hier und da kurz am Bergsteigergeschirr. Alles in allem aber war das eine gut zu meisternde Tour mit unseren Hunden.
Kurzum: Wer seinen Hund gut einschätzen kann und schon andere Bergtouren in dieser Schwierigkeit gegangen ist, wird bei guten Bedingungen seine Freude an dem Weg haben.
Höhenprofil Ankogel
Download: GPX Ankogel
Vom Hannoverhaus zum Kleinen Ankogel
Egal bei welchen Bedingungen, es lohnt sich, möglichst eine der ersten Gondeln der Ankogelbahn (Öffnungszeiten) hinauf zum Hannoverhaus zu nehmen. Entweder, weil man mehr Zeit braucht und am Kleinen Ankogel vielleicht auf ein nebenfreies Fenster wartet. Oder weil man so gutes Wetter hat, dass man einfach Zeit braucht, um ein bisschen am Gipfel abzuhängen. Ich empfehle letztere Variante. Bei unserer Tour nämlich drehten die meisten Wandernden am Kleinen Ankogel um, so dass wir viel Zeit allein auf dieser Höhe verbringen durften. Wir haben sogar so lange gebummelt, dass uns am Ende der Tour eine Einkehr im Hannoverhaus verwehrt blieb, weil wir die letzte Bahn hinab sonst nicht mehr geschafft hätten.
Vom Hannoverhaus (1), bzw. von der Bergstation der Ankogelbahn, die sich einige Minuten oberhalb befindet, geht es auf dem Tauernhöhenweg zunächst nur mäßig bergan über steinige Pfade mit herrlicher Aussicht auf zwei weitere prominente Berge der Ankogelgruppe, das Säuleck und die Hochalmspitz. Kurz danach weist uns ein Schilderbaum nach links, wo der eigentliche Aufstieg beginnt. Der Steig ist gut markiert und bequem zu wandern. Hier und da müssen kleinere Schneefelder gequert werden. Die Aussicht in das kleine Seitental des Mölltales, wo das niedliche Bergsteigerdorf Mallnitz liegt, ist bei freier Sicht wunderbar. Blockwerk und Gletscherschliffplatten dominieren den Weg bis wir schließlich über ein großes Firnfeld (ehemals Lassacher Kees) zum Fuße des Kleinen Ankogels gelangen. Die letzten grünen und bunten Flecken weichem dem Grau des Fels und wir steigen mit Bedacht hinauf zum Gipfel des Kleinen Ankogels (2), 3096 m.
Vom Kleinen Ankogel zum Ankogel
Eine kurze Rast lohnt sich. Nochmehr für schneebegeisterte Hundebesitzer. Unsere beiden Knalltüten zumindest dachten nicht an Pause, sondern legten ein kurzes aber ausgiebiges Spiel an den Tag, bevor sie sich im Schnee wälzten und abkühlten. Es ist übrigens keine Schande, beim Kleinen Ankogel umzukehren. Die 3000-Meter-Marke hat man dann schon geknackt und auch die Aussicht ist prima. Gerade bei schlechten Witterungsbedingungen ist es ein lohnendes Ziel.
Bei uns aber passt alles. Wetter. Stimmung. Motivation. Daher gehen wir weiter. Klar, das Gelände ist nun exponierter. Fehltritte gilt es zu vermeiden. Mir aber hat der Aufstieg besonders viel Freude bereitet. Wenn es etwas kniffliger ist, merkt man schließlich kaum die Anstrengung. Auf geschliffenen Platten, losem Schutt und Geröll aber immer in angenehmer Steigung erreichen wir schließlich den Gipfel des Ankogels (3), 3252 m.
Zwar ist es bei unserer Besteigung etwas neblig, aber die dicke Wolkendecke reist immer wieder an anderer Stelle auf. So erkennen wir den Redeckkees, hinter dessen Sattel sich das Kleinelendkees befindet. Vor der Hochalmspitz prangt das Großelendkees. Außerdem beeindrucken uns die Ausblicke auf die Glockner- und Schobergruppe. Etwa 700 Meter unter uns funkelt der Pleßnitzsee in der immer wieder durchbrechenden Sonne. Der Abstieg erfolgt entweder auf dem Aufstiegsweg oder auf der langen aber landschaftlich spektakulären Route Richtung Celler Hütte und dann einsam hinab durch das Seebachtal vorbei an der Schwussnerhütte.
Lust auf noch mehr leichte 3000er in den Alpen?
Hier geht’s zur Kartenansicht im Gipfelbuch 3000er der Alpen
Kommentar zu “#17/100 Ankogel 3252 m”
Eine großartige Tour, die ihr klasse bewältigt habt! Freue mich immer sehr über deine interessanten Newsletter.
Beste Grüße
Sandra