Hüttentour im Ötztal – 6 Tage auf dem Ötztal Trek
Wer anspruchsvolle alpine Trekkingtouren mag, wird den Ötztal Trek lieben. In schwindelerregenden Höhen – meist oberhalb der 2500-Meter-Marke – verläuft ein atemberaubender Höhenweg, bei dem Einsamkeit, alpine Schroffheit und urige Hütten dominieren. Es braucht aber auch einiges an alpinem Können, um den Weg zu meistern.
[Artikel entstand während einer Recherchereise, diese wurde von Ötztal Tourismus unterstützt]*
Steile Scharten, die meist mit Eisentritten und Drahtseilen versichert sind, schmale Himmelsleitern, die luftig auf stufigen Wegen in Richtung uriger Hütten führen und große Gesteinsbrocken, die Auf- und Abstiege zu Kletterpartien machen – so würde ich den Ötztal Trek beschreiben, wenn ich nur ein Satz zur Verfügung hätte. OK, es wäre ein langer Satz, aber alles andere würde dem Ötztal Trek auch nicht gerecht werden. Gesagt wäre damit freilich noch nicht alles. Dieses spektakuläre Trekking hält alles bereit, was eine hochalpine Gebirgslandschaft uns bieten kann: Anspruchsvolle Wege, sensationelle Aussichten in mächtige Berglandschaften, die wir mit einigen fantastischen Gipfelerlebnissen krönen können, und ganz viel Ruhe und Abgeschiedenheit. Für mich war es eine der schönsten Hüttentouren im letzten Jahr, aber ich habe auch eine besondere Schwäche für alpine Landschaften oberhalb der 2500-Meter-Grenze.
Der gesamte Ötztal Trek umfasst 22 Etappen und ist damit etwas für eine richtige Auszeit. Die Wegmacher:innen haben die insgesamt 246 Kilometer des Höhenweges aber in sinnvolle 6 Teilrouten aufgeteilt, so dass sich geübte Bergsteiger:innen auch einzelne Teilstrecken vornehmen können. Genau genommen führt der hochalpine Weg von Hütte zu Hütte einmal rund ums Ötztal. Die hier vorgestellte Hüttentour entspricht der Route 2 und ist eine der Teilstrecken, die ohne Gletschererfahrung gemeistert werden kann.
Inhalt
1. Anforderungen & Überblick
2. Mit Hund auf Hüttentour
3. Auf dem Ötztal Trek – die Etappen
4. Hinweise und Planungshilfen
5. Hütten auf dem Ötztal Trek
Anforderungen & Überblick
Der gesamte Ötztal Trek darf getrost als anspruchsvolle, hochalpine Hüttentour bezeichnet werden. Viele Teilstrecken wie die Gletschertour im Ötztal – 4 Tage auf dem Ötztal Trek verlaufen auf dem „Ewigen“ Eis und verlangen nach Kenntnissen im Umgang mit Pickel, Seil und Steigeisen. Die hier vorgestellte Route 2 kommt ohne Gletscherausrüstung aus, solide alpine Erfahrung, gute Kondition, hervorragende Trittsicherheit und absolute Schwindelfreiheit braucht es für die Mehrtagestour aber dennoch. Die Hüttentour ist technisch anspruchsvoll, immer wieder mit einfachen Kletterstellen, langen und beschwerlichen Blockwerkpassagen gespickt und verläuft auch in weglosem Gelände.
Auf der 3. Etappe gilt es, zwei Gletscher im Stubaier Gletscherskigebiet zu queren. Diese sind geschoben und verdichtet, teilw. mit Stangen markiert, so dass für den Übergang Grödel oder Spikes ausreichend sind. Dennoch ist auch dort gutes Orientierungsvermögen wichtig.
Fakten & Daten zum Ötztal Trek
Die Tagesetappen der Route 2 des Ötztal Treks sind angenehm kurz. So haben Bergsteiger:innen genug Ruhe, um diese schweren Passagen bewältigen zu können. Lediglich der 5. Tag hält eine lange, dafür umso spektakulärere Gratwanderung bereit, für die wir mehr Zeit einplanen müssen. Wer noch Kraft hat, kann bei fast jeder Tagesetappe noch einen lohnenswerten Gipfel-Abstecher einbauen.
- Beste Reisezeit: Juli bis September
- Dauer: 6 Tage
- Länge: ca. 46 km
- Höhenmeter Aufstieg: ca. 3950 m
- Höhenmeter Abstieg: ca. 3970 m
- Höchster Punkt: Hochstubaihütte, 3173 m
- Schwierigkeit: anspruchsvolle Bergtour mit Schwierigkeiten nach SAC Wanderskala bis T4
- Art der Tour: hochalpine Streckenwanderung
Etappenübersicht Teilstrecke Ötztal Trek
Die einzelnen Etappen der Teilstrecke 2 des Ötztal Treks erscheinen für Geübte recht moderat. Nicht zu vergessen ist jedoch, dass die Beschaffenheit der Wege durchaus Zeit in Anspruch nimmt und daher mit etwas mehr Zeitpuffer geplant werden sollte. Start- und Endpunkt der Tour kann Sölden sein, da sowohl die Kleblealm, als auch der Alpengasthof Fiegl gut mit Wanderbussen erreichbar sind.
Ausgangspunkt | Endpunkt | Strecke | Aufstieg | Abstieg | Dauer | |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | Kleblealm | Hochstubaihütte | 5.9km | 1190m | 0m | 4:00 |
2 | Hochstubaihütte | Hildesheimer Hütte | 8.9km | 710m | 980m | 7:00 |
3 | Hildesheimer Hütte | Siegerlandhütte | 5.1km | 370m | 560m | 3:15 |
4 | Siegerlandhütte | Gasthaus Hochfirst | 9.3km | 170m | 1060m | 4:30 |
5 | Gasthaus Hochfirst | Brunnenkogelhaus | 12.2km | 1510m | 490m | 7.30 |
6 | Brunnenkogelhaus | Alpengasthof Fiegl | 4.6km | 0m | 780m | 2.30 |
Hinweis: Die Gehzeiten sind großzügig bemessen, da wir mit Hund unterwegs waren, der an einigen Stellen und über Blockwerk die ein oder andere helfende Hand benötigte. Ich denke, dass fitte und einigermaßen akklimatisierte Bergsteiger:innen etwa 20 Prozent weniger der hier angegebenen Zeit benötigen.
Mögliche Gipfelabstecher:
- Tag 1/Tag 2: Hoher Nebelkogl, 3211 m
- Tag 3: Scheiblehnkogel, 3060 m
- Tag 4: Hofmannspitze, 3113 m
Wegverlauf und Höhenprofil des Ötztal Treks
Download: GPX Ötztal Trek
Mit Hund auf Hüttentour im Ötztal
Auch wenn meine taffe Senioren-Hündin Lotte diese Tour noch im stolzen Alter von 13 Jahren gemeistert hat – diese Hüttentour ist definitiv nicht für jedes fellige Exemplar geeignet. Lotte konnte für die schwierigen Stellen nämlich nicht nur auf einen unglaublichen Erfahrungsschatz zurückgreifen, sondern verfügte trotz des Alters über eine hervorragende Kondition und Trittsicherheit. Darüber hinaus waren wir beide als Team so derart gut eingespielt, wie man es eben nur nach zehntausenden gemeinsamen Höhenmetern sein kann.
Diese Trekkingtour ist also auch für den bergerfahrenen Hund sehr anspruchsvoll. Hohe, zuweilen versicherte Steilstufen erfordern Unterstützung vom Menschen. Ein gutes Bergsteigergeschirr, aus dem der Hund nicht herausrutschen kann, sowie eine reißfeste Leine sind obligatorisch. Zudem gehören Pfotenschuhe ins Gepäck, da sich die Hornhaut an den Pfoten auf den vielen Kilometern im schroffen Gelände schnell abnutzt – für Lotte hätte es fast den Abbruch der Tour bedeutet, ihre Pfoten waren nach einigen Tagen sehr empfindlich. Ich würde sogar dazu tendieren, ein Paar mehr einzupacken. In Talnähe trifft man auch auf Kuhweiden. Für schwere Hunde könnte diese Hüttentour gegebenenfalls zum Problem werden, da sie nicht so gut unterstützt werden können. Kurzum: Die Tour ist nur etwas für kletterfreudige, absolut gehorsame Hunde mit alpiner Erfahrung.
Auf dem Ötztal Trek – die Etappen
Die hier vorgestellte Tour haben wir im Anschluss an die Gletschertour im Ötztal – 4 Tage auf dem Ötztal Trek gemacht. Wir hatten eine der seltenen absolut stabilen Schönwetterphasen erwischt. Die Kombination aus anspruchsvollen Steigen, traumhaft gelegenen Hütten und einer atemberaubenden alpinen Landschaft hat mein Herz jeden Tag aufs Neue zum Hüpfen gebracht. Wer’s kann: Nachmachen dringend empfohlen.
Etappe 1: Von der Kleblealm zur Hochstubaihütte
Mit etwa 4 Stunden ist diese Etappe perfekt für den ersten Tag. Wer keine allzu lange Anreise hat, kann sie noch am selben Tag schaffen. Wem die Strecke nicht reicht: Es bietet sich eine Verlängerung an. Dann wählt man den Aufstieg von Sölden auf einem schönen Waldweg direkt zur Kleblealm (1). Alle anderen greifen auf den Wanderbus zurück. Von hier aus geht es moderat auf einfachen Wanderwegen hinauf zur Hochstubaihütte. Schon kurz nach der Alm passieren wir recht flott die Waldgrenze und haben Freude an der aussichtsreichen Wegführung. Mit zunehmender Höhe nimmt auch die Schwierigkeit des Weges zu, bis sich am Ende in schwierigem blockigem Gelände das wahre Gesicht dieser anspruchsvollen Etappe zeigt.
Vorbei geht es am Laubkarsee (2) und an weiteren Seeaugen, die einen tollen Kontrast zur immer schroffer werdenden Landschaft bilden. Nachdem wir den dritten größeren Bergsee in einem Bergkessel erspäht haben, dauert es nicht mehr lang und wir erblicken hoch oben die Hochstubaihütte (3). Gut 300 Höhenmeter in sehr steilem Gelände liegen noch vor uns, bevor wir auf der Wildkarspitz stehen, auf der die Hochstubaihütte, eine der höchstgelegenen Schutzhütten der Ostalpen, steht.
Es ist erstaunlich, dass wir hier hoch oben auch noch eine Herde Alpenschafe antreffen – ob sie ebenso etwas für die herrliche Bergwelt mit Sichten bis zu den Dolomiten übrig hatten? Wer den Hohen Nebelkogl noch besteigen will, macht dies bestenfalls noch an diesem Tag, da die 2. Etappe ohnehin sehr lang ist. Verrückte Randnotiz: Es ist übrigens noch gar nicht so lang her, dass man von der Wildkarspitz bis zum Hohen Nebelkogl höhehaltend über Gletscher wandern konnte.
Etappe 2: Von der Hochstubaihütte zur Hildesheimer Hütte
Wer es nicht schon beim Aufstieg am Vortag gemerkt hat: spätestens in der Nacht spürt man die Höhe von 3173 m deutlich. Unsere Wandergruppe zumindest schnappte Abends auf der Hochstubaihütte (1) das ein oder andere Mal nach einer Extraportion Sauerstoff – mag aber auch an diversen Lachanfällen gelegen haben. Aber wer so hoch schläft, muss am nächsten Tag meist erst einmal hinab. So steht uns ein anspruchsvoller Abstieg über die Himmelsleiter bevor – ein neu angelegter, luftiger Steig. Stufe für Stufe geht es die steile Felswand hinab und verlangt uns einiges an Trittsicherheit ab. Am Anfang helfen einige Drahtseile dabei. Wir erreichen anschließend verblocktes Gelände, unter uns schimmert schon unser erstes Zwischenziel, der herrlich gelegene Seekarsee (2), in der Sonne.
Wir treffen auf urige Schafe, die mit ihren gedrechselt aussehenden Hörnern sofort einen Zuckerschock in mir auslösen. Lustigerweise werden wir etwas später – der Weg läuft nun flach aus – von einem Schaf mit niedlichem Nachwuchs lange begleitet – wenn es etwas neben Bergen im Ötztal zur Genüg gibt, dann sind das Schafe. Weiter geht es durch schöne Wiesenlandschaft mit Aussichten ins Windachtal. Nachdem wir den Warenbach gequert haben, ist es allerdings vorbei mit den beschwingten Schritten. Vor uns liegt ein sehr steiles Gelände, welches wir nun hinaufsteigen.
Gut, dass uns immer wieder kleinere Plateaus zu Pausen einladen – logischerweise in Gesellschaft von wolligen Schafen und tollen Aussichten auf die umliegenden Gletscherberge. Kurz bevor wir auch diesen Anstieg geschafft haben, müssen wir noch einen kurzen, versicherten Steig hinaufkraxeln. Oben angekommen, blicken wir auf das Gletscherskigebiet – man darf den Anblick durchaus abschreckend finden. Markierungsstangen, zu denen wir weglos über zuweilen rutschiges Geröll hinabsteigen, weisen uns den Weg. Die Gletscherquerung bereitet uns keine Schwierigkeiten, da der Ferner durch den Skibetrieb verdichtet und spaltenfrei ist. Linker Hand weisen uns dann Markierungen den Weg in einen neuen Steig, der uns wieder festen Felsen unter Schuhen und Pfoten bringt. So erreichen wir nach wenigen Minuten die Talstation eines Liftes, ziehen spätestens hier unsere Grödel an und machen uns daran, parallel zum Lift auf der Piste aufzusteigen – eine Passage die Durchhaltewillen erfordert.
Die Steigung bringt unsere Waden zum Ächzen, die zugebaute Landschaft ist wenig motivierend und die steilen Höhenmeter fordern unsere mentale Stärke. Aber sie soll belohnt werden! Am Restaurant Jochdohle (3) (im Sommer geschlossen) haben wir zumindest die Höhenmeter gemeistert, die Landschaft ändert sich vorerst jedoch nicht und wir steigen auf dem Gaiskarferner in einem ausladenden Rechtsbogen zum rechten Gletscherrand, wo wir über Block und Stein ein paar Höhenmeter aufsteigen. Über einen herrlichen Gratweg, der uns eine fantastische Vogelperspektive auf die Hildesheimer Hütte mitsamt dem danebenliegenden Bergsee offenbart, erreichen wir einen kleinen, versicherten Steig, auf dem wir die letzten Höhenmeter zur Hildesheimer Hütte (4) absteigen.
Etappe 3: Von der Hildesheimer Hütte zur Siegerlandhütte
Wer die Etappe am Tag zuvor als kräftezehrend empfunden hat, kann nun aufatmen. Der Weg von der Hildesheimer Hütte (1) zur Siegerlandhütte ist nur ein Halbtagesmarsch. Alle anderen haben die Option, von der Hütte den Scheiblehnkogel zu besteigen. Für Alle beginnt der Tag mit einem kurzen, knackigen Abstieg durch Felsen und Schutt. In dieser kargen Hochgebirgslandschaft gibt es kaum großflächige grüne Plätzchen. Dafür werfen wir herrliche Blicke auf die großen Gletscher der Stubaier Alpen, staunen wie viele verschiedene Schattierungen der Fels parat hält und erfreuen uns an Bergseen in allen möglichen Blautönen.
Nach dem Abstieg nimmt der Pfad wieder Höhe auf – anfangs in moderater Steigung, später auch wieder steil. Ein Sammelsurium an verschiedenen Steinmännchen begrüßt uns, wenn wir das Gamsplatzl (2) erreichen. Es ist der höchste Punkt des Tages von dem wir die Dolomiten mit Marmolada und Piz Boe sehen. Anschließend geht es wieder steiler hinab, bis der Weg am Triebenkarsee – der wie ein azurblaues Juwel im Bergkessel liegt – schließlich abflacht.
Wir haben nun wieder etwas mehr Grün unter den Schuhsohlen, es pfeift ein Murmeltier und ein Schmetterling fliegt vorbei. Auf bisher auf allen Etappen haben wir kaum eine Menschenseele getroffen und haben das ganz für uns allein – ein Traum aller Bergsteiger:innen. Wir legen eine extralange Pause am See ein, wandern dann moderat in kurzer Steigung hinauf auf einen Buckel. Unser Ziel, die Siegerlandhütte (3), sehen wir, wenn wir um eine Kurve biegen – sie ist dann nur noch einen Katzensprung entfernt.
Etappe 4: Von der Siegerlandhütte zum Gasthaus Hochfirst
Für mich gibt es bei einer Mehrtagestour nichts was mich mehr befriedigt, als wenn ich auf einem Bergpass stehe und dabei eine Ländergrenze überschreite. Und genau das erwartet uns nach einem kurzen, knackigen Anstieg von der Siegerlandhütte (1) durch Block und Geröll. Dann erreichen wir die Windachscharte (2), die die Grenze zwischen Italien und Österreich markiert. An der Scharte – und damit in Südtirol – angekommen, eröffnet sich ein feines Panorama in die italienischen Alpen. Unten schimmert der Schwarzsee tiefblau und ist von grünen Wiesen gesäumt – eine echte Farbexplosion nach den bisherigen Tagen im wilden Hochgebirge.
Durchaus auch etwas steiler, aber auf zunehmend besser zu wandernden Wegen steigen wir zum Schwarzsee (3) hinab. Der beliebte Badesee lädt zu einer ausgiebigen Pause ein. Wer noch Kondition hat, sollte hier unbedingt einen Abstecher zur Hofmannspitze machen und diese tolle Aussichtsloge nicht verpassen.
Vom See geht es durch sattgrüne Weiden auf guten Wanderwegen weiter hinab. Zwischendurch gesellt sich hin und wieder der Timmelsbach zu uns, der zeitweise als Kaskade mächtig hinabstürzt. An der bewirtschafteten Timmelsalm (4) legen wir eine Pause mit Kaiserschmarrn ein. Ab hier geht es auf einfachen Wegen mit hervorragendem Blick auf die Texelgruppe – deren Umrundung ich schon auf dem Meraner Höhenweg machen durfte – weiter, bis wir noch ein kurzes Stück auf der Passstraße zum Gasthaus Hochfirst (5) hinaufsteigen.
Etappe 5: Vom Gasthaus Hochfirst zum Brunnenkogelhaus
Im Nachhinein betrachtet ist diese Etappe wohl die spektakulärste auf dem Ötztal Trek gewesen – und die, die mich am meisten Körner gekostet hat. Vor uns liegt an diesem Tag ein spektakulärer, recht unbekannter Gratweg der Extraklasse. Aber das heißt eben auch, im ständigen Auf und Ab zu wandern – und manchmal das Gefühl zu haben, das Ende mag einfach nicht näher rücken. Aber von vorn: Zu Beginn des Tages steigen wir vom Gasthaus Hochfirst (1) auf den Spuren des E5 durch grüne Wiesen, in denen Bäche rauschen, hinauf zum quirligen Timmelsjoch (2). Anschließend bringen uns kleine Pfade vorbei an zufriedenen Kühen, klaren Bergseen und kleinen Bächen durch liebliche Landschaften.
Im Gegensatz zu den letzten Tagen sind die Wege anfangs nur mäßig steil, aber die Menge an Höhenmetern der letzten Tage, machen sich mit zunehmender Dauer durchaus bemerkbar. Hinauf zum Wannenkarsattel müssen wir uns dann auch mächtig ins Zeug legen, denn auf dem schuttigen, steilen Stück fällt der Aufstieg alles andere als leicht. Hier rutscht man durchaus für jeden gegangenen Höhenmeter wieder einen halben zurück. Allerdings werden wie auf dem ganzen Ötztal Trek die Mühen wieder einmal belohnt. Oben angekommen offenbart sich ein feiner Gratweg, an dessen Ende das Brunnenkoglhaus thront.
Wir steigen noch ein Stück zu einem unbenannten Gipfel hinauf, der uns einen traumhaften Blick auf den Wannenkarsee offenbart. Nur in Sachen Orientierung ist der nachfolgende Weg, auf dem wir noch drei Gipfel besteigen, einfach, führt er uns doch immer direkt oder nur knapp neben dem Grat entlang Richtung Norden. Als nächste Erhebung passieren wir die Wilde Rötespitze (3), später den Rotkogel und den Hinteren Brunnenkogel. Nicht zu unterschätzen sind die vielen kleinen Vorgipfel, die am Ende der Tour durchaus Motivation rauben. Schnell kommen wir ohnehin nicht voran, weil großes unwegsames Blockwerk, steile Steinstufen und versicherte Stellen ein bedachtes Vorgehen erfordern. Auch Lotte muss ich hier und da eine helfende Hand reichen, bis wir am Brunnenkogelhaus (4) ankommen und dort am Abend einen herrlichen Sonnenuntergang genießen können.
Etappe 6: Vom Brunnenkogelhaus zum Alpengasthof Fiegl
Nur noch eine kurze, unbeschwerliche Abstiegsetappe liegt an diesem Tag vor uns. Die ersten Höhenmeter legen wir vom Brunnenkogelhaus (1) in schroffem Gelände zurück, später begleitet uns saftiges, ebenes Wiesengelände. Irgendwo pfeift ein Murmeltier und es rauschen kleine Bäche. Die Landschaft wird wieder grüner und mit jedem Schritt kommen wir der Zivilisation näher. Doch der Ötztal Trek hält noch eine letzte Überraschung für uns bereit. In der Nähe hat sich ein Bartgeier-Pärchen niedergelassen, welches wir mit einem Fernglas vom Alpengasthof Fiegl (2) perfekt beobachten können. Von hier aus geht es mit dem Bus zurück nach Sölden.
Hinweise und Planungshilfen
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht man das Örtchen Sölden am besten vom Bahnhof Ötztal, der am Eingang zum Ötztal liegt. Von dort geht es mit den regelmäßig verkehrenden Bussen bis Sölden. Hier nimmt man den Wanderbus oder das Hüttentaxi bis zur Kleblealm. Die Busse fahren in der Hochsaison (Mitte Juni-Ende September) 4-mal täglich zur Kleblealm. Wer mit dem Auto anreist, lässt es am besten in Sölden gegenüber der Gaislachkoglbahn stehen. Mehrtagestickets sind an der Seilbahn-Kasse erhältlich, sind aber auch sehr teuer. Vom Alpengasthaus Fiegl am letzten Tag der Hüttentour verkehrt ebenfalls der Wanderbus regelmäßig in der Hochsaison (Mitte Juni-Ende September).
Orientierung
Einen Wanderführer zur Tour haben wir nicht dabeigehabt. Bei den Karten habe ich mich für die Alpenvereinskarte 31/1 Stubaier Alpen Hochstubai 1 : 25 000 entschieden, die uns gute Dienste erwiesen hat. Grundsätzlich gilt für die ganze Tour: Die Markierungen zwischen den Wegpunkten (im Text fett und mit Zahl in Klammern) sind eine gute Orientierungshilfe und meist auch beschildert.
Hütten auf dem Ötztal Trek
Auf den Bildern wird deutlich: Die Hütten auf dem Ötztal Trek haben nahezu alle eine absolut traumhafte Lage, die uns den ein oder anderen schönen Sonnenuntergang bescheren. Auch sonst haben mich die Hütten sehr überzeugt. Das Essen war stets hervorragend, die Hüttenwirt:innen engagiert und ich erinnere mich auch nicht an schlaflose Nächte. Der Hund darf immer mit ins Zimmer oder wir haben im Winterraum genächtigt. So wie ich es mir wünsche!
Hochstubaihütte, 3173 m
Mitte Juni-Mitte September
42 Plätze in Zimmern und Lagern
www.hochstubaihuette.at
Mit Hund nach Voranmeldung im Zimmer, Kosten 10 €
Hildesheimer Hütte, 2899 m
Ende Juni-Mitte September
70 Betten in Zimmern und Lagern
www.hildesheimerhuette.at
Hund darf nach Voranmeldung im Vorraum des Winterraums schlafen, wenn selbst ein Bett im Winterraum bezogen wird, Kosten 10 €
Siegerlandhütte, 2710 m
Ende Juni-Mitte September
53 Betten in kleinen Zimmern und Lagern
www.siegerlandhuette.com
Mit Hund nach Voranmeldung im außerhalb gelegenen Hundezimmer, Hund darf nicht in den Gastraum und in die Hütte, Kosten 12 €
Gasthaus Hochfirst, 1715 m
Anfang Juni-Ende Oktober
38 Betten in Doppelzimmern und Lager
www.hochfirst.it
Mit Hund nach Voranmeldung im Zimmer, keine Kosten
Brunnenkogelhaus, 2735 m
Mitte Juni – Ende September
24 Betten in Zimmern und Lagern
www.brunnenkogelhaus.at
Mit Hund nach Voranmeldung im Zimmer, Kosten: 5 €
*Offenlegung: Dieser Bericht ist in Zusammenarbeit mit der Ötztal Tourismus entstanden. Meine Meinung, Ansichten und Tipps bleiben davon unbeeinflusst, der Tourismusverband hat keinerlei Vorgaben zur Berichterstattung gemacht.
5 Kommentare zu “Hüttentour im Ötztal – 6 Tage auf dem Ötztal Trek”
Eine tolle Weitwanderung in den Ötztaler Alpen. Sehr beeindruckend! Meine alpine Erfahrung reicht leider nicht für derartige Touren, ich müsste mit Bergführer unterwegs sein. Alleine würde ich mir die Überquerung der Gletscher nicht zutrauen. Danke für deine wie immer sehr lesenswerte Beschreibung und Bebilderung.
Danke dir, liebe Sandra. Die Gletscherquerungen waren nicht sonderlich schwer. Wenn du Interesse hast, die Tour mit Bergführer zu gehen, dann schau dir mal die Tour „Söldens stille Seite“ an, die ist fast gleich und wird immer mal wieder auch von Bergschulen angeboten.
Liebe Grüße
Romy
Ich liebe die Berge! Im Winter kann man dort toll Skifahren und im Sommer macht das Wandern dort einfach Spaß. Ich könnte mir vorstellen mal ein Zimmer auf einer Skihütte zu buchen und dämm die ganze Woche Ski zu fahren.
Neue Konditionen im Brunnenkogelhaus…
Wir versuchen gerade zu zweit mit Hund für den September alle Hütten des Ötztaltrek zu reservieren.
Das Brunnenkogelhaus schreibt aktuell auf der Homepage: „Da Hunde nicht mit anderen Gästen untergebracht werden können, wird ein 6Bett-Zimmer verrechnet!“
Das sind schlappe 240 EUR für 2 Personen (und Hund) pro Nacht, was uns nach (!) Zahlungseingang des Angelds deutlich gemacht wurde. Von den 5 EUR sind wir also weit entfernt und wir werden wohl umplanen (müssen).
Auch eine Methode um zu sagen, dass Hunde eigentlich nicht willkommen sind 🙁