Heidschnuckenweg im Frühling
Unsere Frühlingstour auf dem Heidschnuckenweg führt uns von Hamburg in vier Etappen nach Schneverdingen. Wir wandern über den 1. Mai und bekommen trotz kurzfristiger Buchung ohne Probleme Unterkünfte. Es ist eben keine Hochsaison in der Heide. Aber dennoch gibt es unheimlich viel, was mich an dem Weg erfreut – auch ohne prachtvoll blühende Heidelandschaft. Dank des spät eingetretenen Frühlings ist es vor allem das frische, saftige Grün an Pflanzen und Bäumen, dass uns zum Staunen bringt.
Aber auch die Heidelandschaft weiß zu überzeugen. Der Heidschnuckenweg ist für einen Wanderweg im absoluten Flachland erstaunlich abwechslungsreich. Wälder und Heidelandschaften wechseln sich ab, es geht vorbei an kleinen Flüssen, Kulturlandschaften und Seen. Nein, langweilig wird es mir als Bergziege auf dem Heidschnuckenweg nicht.
Etappe 1 Heidschnuckenweg: Von Hamburg nach Rosengarten
Start: Hamburg-Fischbeck
Ziel: Rosengarten
Länge: 17km
Dauer: 4:15
Unser erster Tag auf dem Heidschnuckeweg ist zugleich unser Anreisetag und daher starten wir mit 17 Kilometer eher mäßig. Aber diese haben es durchaus in sich. Früh aus dem Bett, Auto in Schneverdingen abgestellt, mit dem Zug nach Hamburg und dann auch noch durch die Harburger Berge. Was natürlich für einen Bergwanderer etwas komisch klingt. Berge in Hamburg? Ja! Es geht schon durchaus anstrengend viel auf und ab auf dieser ersten Etappe. Wer sich auf pures Flachland eingestellt hat, wird überrascht sein. Freilich stellt der Weg einen nicht vor besondere Herausforderungen, mit müden Knochen geht es sich aber deutlich beschwerlicher.
Für die knapp 18 Kilometer brauchen wir etwa vier Stunden, eine wirklich perfekte Etappe zum Einlaufen. Kaum haben wir Hamburg den Rücken gekehrt, sind wir schon direkt in der Fischbecker Heide. Kaum zu glauben, dass diese Heidelandschaft – immerhin die zweitgrößte Deutschlands – dennoch ruhig ist und wir nur wenige andere Menschen treffen. Es lässt sich kaum vermeiden, sich immer wieder vorzustellen, wie diese Landschaft wohl während der Heideblüte aussieht. Dann geht es auf dem Heidschnuckenweg durch Laub- und Nadelwälder vorbei am Karlstein Richtung Rosengarten.
GPX-Track Etappe 1
Download: Etappe 1 von Hamburg nach Rosengarten
Wir übernachten im wenig spektakulären Böttchers Gasthaus, was aber für einen Wanderer völlig ausreichend ist. Wir scheinen zumindest mit unseren Rücksacken und dem besten Wanderhund der Welt einen hohen Widererkennungswert zu haben. Uns passiert es zweimal auf unserer Tour, dass uns wildfremde Menschen ansprechen, die mit uns im Zug nach Hamburg gesessen haben. So auch geschehen in dieser Unterkunft: Böttchers Gasthaus
Wichtige Informationen fürs Wandern mit Hund
Die Etappe ist wie jede andere des Heidschnuckenwegs für einen gut trainierten Hund ohne Probleme zu bewältigen. Wer natürlich mit seiner Fellnase sonst nur ’ne Runde um den Block dreht, sollte es langsamer angehen lassen. In oben genannter Unterkunft wurde unser Vierbeiner freundlich empfangen. Wasserstellen gibt es auf dieser Etappe nicht, es sei denn es hat geregnet, also unbedingt ausreichend mitnehmen.
Etappe 2 Heidschnuckenweg: Von Rosengarten nach Handeloh
Start: Rosengarten
Ziel: Handeloh
Länge: 28km
Dauer: 6:00
Ausgeschlafen und gut gestärkt geht es auf unserer zweiten Etappe zunächst in Richtung Buchholz. Besonders viel Lust auf diesen Abschnitt hatte ich eigentlich nicht, da ich so gar nicht gern durch Städte – auch nicht mit dem wohlklingenden Namen „Buchholz in der Nordheide“ – wandere. Aber den Streckenplanern des Weges ist es gelungen, auch diese Teilstrecke wirklich schön zu gestalten. Denn der Heidschnuckenweg geht nicht durch asphaltierte Wohngebiete, sondern durch den Stadtpark und vorbei am Stadtsee.
Von Buchholz wandern wir erneut durch den Wald vorbei an der „Höllenschlucht“, die kaum ihren Namen verdient hat. Als normaler Wanderer, der den Reiseführer nicht auswendig gelernt hat, wird man durch sie unbedarft hindurchwandern und sich am Ende des Tages fragen, ob man da überhaupt gewesen ist. Nicht zu übersehen hingegen ist der Brunsberg. Mit 129 Meter ist er doch eine deutliche Erhebung aus der Tiefebene und damit ein perfekter Aussichtsberg.
Weiter geht auf dem Heidschnuckenweg durch frühlingsgrüne Wälder vor blauem Himmel, denn wir haben wirklich tolles Wetter! Wir gelangen zum nächsten Aussichtspunkt, dem Pferdekopf. Gleichzeitig erreichen wir damit das Büsenbachtal. Der kleine, aber sehr klare Fluss verschwindet an mehreren Stellen, um im weiteren Verlauf wiederaufzutauchen. Vorbei an alten Eichen und Buchen geht es auf dem letzten Stück in Richtung Etappenziel: Handeloh.
GPX-Track Etappe 2
Download: Etappe 2 von Rosengarten nach Handeloh
Im kleinen Dorf Handeloh ist die Auswahl an Unterkünften nicht sonderlich groß. Wir nächtigen im Hotel Fuchs. Von außen nicht unbedingt eine Augenweide, aber die Innenausstattung der Zimmer ist in Ordnung und das Essen ist gut. Hier geht’s zur Website: Hotel Fuchs
Wichtige Informationen fürs Wandern mit Hund
Wasser gibt es auf dieser Tour reichlich, so dass man ohne weiteres an Gepäck sparen kann. Großartige Herausforderungen für Hund und Mensch gibt es auf dieser Etappe nicht, lediglich die Strecke von knapp 30 Kilometer erfordert von Hund und Wanderer am Ende Kondition. Unser Wanderhund Lotte läuft auch im Alltag recht viel, aber auch sie haushaltet auf den letzten Kilometern deutlich. Ich persönlich finde 6 Stunden Bergwandern für Knochen und Muskeln weniger anstrengend als 6 Stunden gleichförmiges Wandern im Flachland. Mein Hund anscheinend auch.
Etappe 3 Heidschnuckenweg: von Handeloh nach Wilsede
Start: Handeloh
Ziel: Wilsede
Länge: 27km
Dauer: 6:00
Gleich vorweg: Diese Etappe hat es mir irgendwie angetan. Alle meine Klischees über den Heidschnuckenweg werden erfüllt. Nicht nur, dass wir endlich hübsche Fachwerkdörfchen sehen, wir begegnen auch Heidschnucken, passieren das Naturschutzgebiet Lüneburger Heide und haben am Ende eine fantastische Unterkunft. Mein Wanderherz schlägt auf dieser Etappe definitiv ein paar Takte schneller. Und Eingelaufen sind wir auch. Los geht es zunächst in Richtung Wesel. Es begrüßt uns wieder ein frühlingshafter Wald, gespickt mit viel Wasser. Ohne es zu bemerken, wandern wir begleitet von dem Flüsschen Seeve in Deutschlands größtem Naturschutzgebiet Lüneburger Heide.
Das Weseler Hexenhaus, ein kleines verwinkeltes Fachwerkhaus aus dem Jahre 1731 markiert für mich den Start in die „echte“ Lüneburger Heide. Krumme Balken, verklinkerte Ausfachung, Moos auf dem Dach – das ist für mich echtes Fachwerk! Kurz nach Wesel erreichen wir die Fischteiche, an denen wir unsere erste Pause einlegen. Nur weniger Meter mehr und wir befinden uns in der nächsten Heidelandschaft, ehe wir das erste Fachwerkdörfchen Undeloh erreichen.
Der schönste Teil unserer Frühlingstour: Von Undeloh nach Wilsede
Von einem Fachwerkdörfchen zum nächsten geht es weiter auf dem Heidschnuckenweg durch beeindruckende Heidelandschaft – es ist wirklich schön hier, auch weil die Sonne scheint und sich uns die Heide von ihrer besten Seite zeigt. Zunächst wandern wir durch die Undeloher Heide auf schmalen Pfaden entlang. Inmitten der Heide stehen immer wieder diese merkwürdigen Unterstände für Bienen. Denn um die Heide in ihrer jetzigen Form zu erhalten, benötigt es zwei Dinge: Heidschnucken, welche die Heide schön kurz halten und Bienen, die die Pflanzen bestäuben.
So langsam verschwinden auch die Wolken und am liebsten würde ich an jeder Bank ein kleines Päuschen machen. Immer wieder schwelgt die Vorstellung in mir, wie es wohl zur Heideblüte hier aussehen mag und meine Vorfreude auf unsere Sommertour steigt ins Unermessliche. Kaum zu glauben, dass mich ein Flachlandweg so begeistern kann! Kurz geht es anschließend durch einen ebenso schönen Wald und danach haben wir die Wilseder Heide erreicht.
Kurz vor Wilsede dann die Überraschung: Wir sehen das erste Mal auf unserer Tour eine riesige Heidschnuckenherde mit Schäfer. Lauter Lämmchen springen unkontrolliert vor uns über den Weg – herreje sind die bezaubernd! Natürlich müssen wir da mit Hund geradewegs durch. Aber irgendwie machen mir die Heidschnucken weniger Angst als die Almkühe in dem Alpen. Kurz danach erreichen wir Wilsede und der Tag könnte kaum schöner enden. Was für ein malerisches Fachwerkdörfchen! Es ist bestimmt das schönste Dorf auf dem Heidschnuckenweg.
GPX-Track Etappe 3
Download: Etappe 3 von Handeloh nach Wilsede
Historische Gebäude, Pferdekutschen und Heidschnucken – Wilsede ist ein Dorf wie aus dem Bilderbuch. Doch die 50 Einwohner haben in der Hochsaison mit bis zu 10.000 Touristen am Tag zu kämpfen – erstaunlich wie verschlafen es unter diesen Umständen Ende April ist. Wir übernachten im Heidemuseum in wirklich niedlichen Zimmern. Das Restaurant lässt keine Wünsche offen, weder an Freundlichkeit noch an Geschmack. Eine Unterkunft, die uns in ausgezeichneter Erinnerung bleibt. Hier geht’s zu Website: Zum Heidemuseum
Wichtige Informationen fürs Wandern mit Hund
Einfach ideal mit Hund! Eine tolle Landschaft und am dritten Tag tun weder Hund noch Mensch die Knochen besonders weh. Es gibt Flüsse und Seen in denen sich der Vierbeiner abkühlen und seinen Durst stillen kann. Das Heidemuseum ist eine sehr hundefreundliche Unterkunft und ohnehin ist alles prima an diesem Tag! Sogar durch die Heidschnucken kommen wir ohne Zwischenfälle, auch wenn die Tiere uns neugierig ein paar Meter folgen. Das der Hund spätestens hier an die Leine gehört, sollte jedem klar sein.
Etappe 4 Heidschnuckenweg: von Wilsede nach Schneverdingen
Start: Wilsede
Ziel: Schneverdingen
Länge: 16km
Dauer: 4:00
Auch die 4. und vorerst letzte Etappe auf dem Heidschnuckenweg beeindruckt mich. Und das liegt nicht nur am typisch norddeutschem stürmischen und regnerischen Wetter. Die Strecke von Wilsede nach Schneverdingen ist ebenso fantastisch wie abwechslungsreich. „Sturm ist, wenn die Heidschnucken keine Locken mehr haben.“ – so würde der typische Norddeutsche die Wetterlage beschreiben. Und für ebendiesen ist der Wilseder Berg mit 169,2 Metern auch ein Berg! Wer nun schmunzelt, dem sei gesagt: Auch von 169,2 Metern hat man eine fantastische Aussicht, wenn es der höchste Punkt weit und breit ist. Bei klarem Wetter kann man sogar bis Hamburg schauen.
Mir gefällt es so gut hier, dass ich den nach alpinen Maßstäben nur als Hügel zu bezeichnenden Berg unbedingt noch einmal zur Heideblüte sehen will. Daher habe ich unsere Sommertour auf dem Heidschnuckenweg so gelegt, dass wir hier noch einmal vorbeikommen. Nachdem wir in unserer Regenmontur die Wilseder Heide hinter uns gelassen haben, erreichen wir Niederhaverbeck. Ein Dörfchen bestehend aus einer handvoll Häuser was wirklich sehenswert ist. Ab hier hat man zwei Möglichkeiten den Heidschnuckenweg weiter zu gehen. Über die Behringer Heide oder über Schneverdingen. Da unser Auto an letzterem geparkt ist, wählen wir die alternative Route.
Ein insgesamt wirklich prima Weg mit viel Heide, Auelandschaft, Wald und See, der mich auch trotz Regen begeistert. Der Spitzbubenweg, der auf kleinen Pfaden durch den Wald führt, der Silvestersee vor allem aber der Abschnitt, wo sich Heide und Moore abwechseln, sind wirklich abwechslungsreich. Lediglich der langgestreckte, gerade Weg kurz vor Schneverdingen gestaltet sich etwas zäh – vielleicht aber auch nur, weil die Heide nicht blüht.
GPX-Track Etappe 4
Download: Etappe 4 von Wilsede nach Schneverdingen
Wichtige Informationen fürs Wandern mit Hund
Auch auf dieser Etappe braucht man sich um die Wasserversorgung des Hundes nicht zu sorgen. Kleine Bäche, Moore und ein See bieten genügend Erfrischungs- und Trinkmöglichkeiten. Über die Übernachtungen in Schneverdingen kann ich nichts sagen, da wir von dort aus nach Hause gefahren sind. Aber bei einem Ort mit 20.000 Einwohnern sollte es nicht zu Problemen kommen, eine passende Unterkunft zu finden.
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2 Kommentare zu “Heidschnuckenweg im Frühling”
Ich nehme mir schon seit Jahren vor, den Heidschnuckenweg zu laufen. Bin bislang leider nicht dazu gekommen. Dein/Euer Beitrag macht richtig Lust, die Wanderung doch bald in Angriff zu nehmen. Herzlichen Dank für die tollen Impressionen!
Hallo Michaela,
das freut mich ungemein! Eigentlich wollten wir ja noch mal im Herbst los, haben das aber zeitlich nicht geschafft, aber der nächste Herbst kommt bestimmt 😉 Ich fand den Weg übrigens im Frühjahr am schönsten, da war es so schön ruhig und so grün.
Liebe Grüße
Romy