„Laufen, Essen, Schlafen“
Rezension zum Buch von Christine Thürmer
Das Buch „Laufen, Essen, Schlafen“ von Christine Thürmer habe ich vom Malik-Verlag zur Rezension kostenlos erhalten und in einem Familienurlaub gelesen. Eigentlich der perfekte Zeitpunkt ein bisschen virtuell auf Fernwanderung zu gehen. Auch ich bin ja eigentlich am glücklichsten, wenn ich zu Fuß von Ort zu Ort oder Hütte zu Hütte wandere. Aber Urlaub mit Familie muss auch mal sein. Ich hatte mich sehr auf das Buch gefreut, weil der Titel doch genau das beschreibt, was ich am Fernwandern so mag: die Einfachheit. Mein Titel würde wohl heißen: laufen, essen, genießen, schlafen.
Nun gut. Christine Thürmer ist jedoch ein Extrem. Als Langstreckenwanderin läuft sie Trails von mehreren tausend Kilometern – monatelang. Sie ist die meistgewanderte Deutsche, die mit 40.000 Kilometern Wandern, 30.000 Kilometern Fahrradfahren und 6.500 Kilometern Paddeln in der Wanderszene ein Unikat ist. Ihr Leben von der erfolgreichen Managerin hin zur Outdoor-Expertin ist faszinierend. Statt dickem Auto, schicker Wohnung und Fulltime-Job, kommt sie mit nur 10 Euro am Tag aus – für alles! Sie ist heute das ganze Jahr unterwegs, besitzt keine Wohnung mehr, kein Auto sondern nur ihr Zelt.
Nicht unbedingt das, was ich gern machen würde, denn ich mag mein zu Hause, meinen Job, meine Familie und meine Freunde viel zu sehr, als das ich davon so lange entfernt sein will. Aber das Buch zeigt eines: Wer wirklich will, der kann es einfach tun. Und genau deshalb ist dieses Buch auch etwas für jeden, der Träume hat, aber wo der Verstand immer meint, „Das geht jetzt nicht!“, „Das kann ich mir nicht leisten“, „Das schaffe ich nicht“. Die Autorin zeigt, alles ist möglich, wenn man nur will. Von daher ist „Laufen, Essen, Schlafen“ ein echtes Motivationsbuch.
Sie läuft und läuft und läuft auf den Langstrecken-Trails Amerikas
„Laufen, Essen, Schlafen“ beschreibt die Autorin die drei bekanntesten Langstrecken-Trails Amerikas, die sie zu Beginn ihrer Wanderkarriere gelaufen ist und die aus einer Geschäftsführerin eine Aussteigerin gemacht haben. Bei den Beschreibungen nimmt sie den Leser mit auf echte Abenteuertouren, aber sie verpasst es, den Leser richtig zum Mitfühlen zu bringen. Hin und wieder blitzen zwar lustige, gefährliche oder traurige Szenen auf, aber es dürfte weit mehr davon gegeben haben, die das Buch hätten authentischer wirken lassen.
Was dem Buch jedoch gelingt, ist die besondere Stimmung beim Wandern zu vermitteln. Der Zusammenhalt und die Treffen zwischen den Thruhikern, wie man diese Durchwanderer der Trails in Amerika nennt, ist groß, etwas, was ich im Kleinen auch von Hüttenwanderern in den Bergen kennengelernt habe und sofort wusste, wie sich das anfühlt. Auch gelingt es ihr zu erklären, welche Organisation ein solcher Trail mit sich bringt, und sie eröffnet damit selbst dem erfahrenen Wanderer andere und durchaus erstaunliche Perspektiven.
Neugier geweckt, aber wenig Emotionen
Auch beim zweiten Trail, den die Autorin läuft, geht es mir nicht ausreichend ins Detail. Sie wandert mit einem Mann den Trail, der auf dem Weg zu ihrem Partner wird und wo es jede Menge positive und negative Situationen gibt, aber wirklich nachfühlen kann ich es nicht. Das Buch verweilt auf einer rationalen Ebene, obwohl da sicher viel mehr emotionale Achterbahnfahrt drin war.
Ich als Bloggerin und Wanderin mag gut gelungene Beschreibungen von Wegen. Doch ich kann mir auch nach dem Buch weder etwas unter dem Pacific Crest Trail, dem Continental Divide Trail oder dem Appalachian Trail vorstellen. Dennoch schafft es das Buch, dass ich mir die Trails noch einmal anschauen werde, denn meine Neugier ist geweckt.
Christine Thürmer ist (zumindest anfangs) weder Hochleistungssportlerin, noch Outdoorexpertin, noch sonst irgendwie prädestiniert, diese Trails zu laufen. Wer jedoch die mentale Stärke hat, der kann Langstrecken- oder Fernwandern. Viel zu oft meinen wir, etwas ist gruselig, gefährlich oder viel zu anspruchsvoll. Dabei sind es vielmehr unsere Fantasien, die mit uns durchgehen, die oft mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun haben. Hier macht „Laufen, Essen, Schlafen“ Mut. Mut, es einfach zu machen, egal wie weit, hoch oder lang wir wandern wollen.
Mein Fazit zu „Laufen, Essen, Schlafen“
Ein tolles Buch für jeden Wanderer, der sich einmal vorstellen mag, wie es sein könnte mal länger als einen Urlaub unterwegs zu sein. Stilistisch gut geschrieben, lässt es sich wirklich hervorragend lesen. Gerade am Anfang schafft es die Autorin den Leser mitzureisen, auch wenn das Buch hier und da etwas zu sehr an der Oberfläche bleibt.
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3 Kommentare zu “„Laufen, Essen, Schlafen“”
Sehr informativer Beitrag! Vielen Dank fürs teilen!
Nun habe ich so ziemlich alles auf dem Blog gelesen und fühlte mich immer mitgenommen, so lebhaft und anschaulich sind die Touren beschrieben.
Erstaunt hat mich die Rezension über Christine Thürmer. Vermutlich ist sie als ehemalige Managerin konzentriert aufs wesentliche, was nicht als negativ gewertet werden soll.
Nun werde ich das Buch mir doch kaufen um mir selbst ein Urteil erlauben zu können.
Nichtsdestotrotz gefällt mir Ihr Schreibstil, liebe Romy, ausgesprochen gut und so macht es dann auch Spaß, Wandertouren zu lesen.
Ich jedenfalls warte bereits auf neue Abenteuer.
Liebe Tita,
danke dir! Da hast du dir ja sozusagen eine Extra-Portion Fernweh abgeholt. Tja, ob man das Buch mag oder nicht, ist wohl Geschmackssache und sich ein eigenes Urteil zu bilden, die wohl beste Idee. Sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, ist durchaus in meinem Sinne. Ich habe einfach vermisst, was mir selbst beim Lesen immer wichtig ist: Ich möchte bunte Bilder im Kopf und Ausschläge im Herzen, wenn ich ein Buch lese. Das hat das Buch bei mir nicht geschafft. Ich würde mich sehr freuen von dir noch einmal zu lesen, wenn du das Buch gelesen hast.
Liebe Grüße!
Romy