Etappe 4: Tejeda – Artenara
- Ausgangspunkt: Tejeda
- Endpunkt: Artenara
- Strecke: 10,5 km
- Aufstieg: 1.095 m
- Abstieg: 794 m
- Dauer: 5:00 h
Sonnenreiche Tour nach Artenara auf der Wettergrenze
Am vierten Tag bin ich bis auf einen leichten Muskelkater wieder vollständig genesen. Den Aufstieg von der Unterkunft nach Tejeda erspart mir meine spanische Freundin gegen ein kleines Entgelt und ich komme nochmals in den Genuss der scheppernden Fahrt. Mit zwei dicken Knutschern auf die Wangen werde ich schließlich aus einem noch schlafenden Tejeda in Richtung Artenara verabschiedet.
Los geht es an der Aussichtsplattform im Ort Richtung Cruz de Tejeda. Wer sich in Tejeda nicht mit Proviant eingedeckt hat, kann dies dort nachholen. Es geht etwa 500 Höhenmeter auf alten Wegen bergan. Der Anstieg dauert keine 1,5h. Der Weg ist nicht sonderlich attraktiv, vor allem ist der rege Publikumsverkehr von Wandergruppen und Bergjoggern ungewohnt. Auf den ersten beiden Touren haben ich keine Menschenseele getroffen, auf der Dritten wirklich nur sporadisch mal einen Wanderer. Aber hier ist mehr los. Tejeda liegt die ganze Zeit – wie übrigens fast die gesamte Wanderung – hinter mir.
In Cruz de Tejeda kann man einen guten Blick in den Norden werfen. An diesem Morgen bieten sich erstaunliche Aussichten. Im Norden hängen dicke Wolken, die als Schleier immer wieder über den Berg Richtung Caldera de Tejeda huschen und dort von der Sonne aufgelöst werden. Auch im weiteren Verlauf der Etappe nach Artenara scheidet sich das Wetter an dem Bergrücken, auf dem ich laufe.
Cruz de Tejeda (1.509m) ist übrigens der höchste Pass und gleichzeitig der Inselmittelpunkt von Gran Canaria. Es gibt dort eine Bar und mehrere Verkaufsstände mit Lebensmitteln und Souvenirs. Mir ist es an diesem Morgen jedoch zu windig und kalt, um einzukehren, also wandere ich ohne Pause weiter bergauf. Schon nach kurzer Zeit habe ich einen fantastischen Blick über die Berge. Ich sehe Tejeda, Roque Nublo und Roque Bentayga. Fast genauso wie am Tag zuvor, nur aus einer um 90 Grad gedrehten Perspektive. Dieser Blick wird mich den ganzen Tag begleiten, denn ich wandere auf dem Bergrücken weiter bis nach Artenara. Übrigens bei strahlendem Sonnenschein – es ist weit und breit keine Wolke zu sehen. Irgendwann mache ich eine 40-Minuten-Pause, weil ich mich an dem Ausblick mit dem bizarren Felsen im Caldera de Tejeda und dem Blick auf Teneriffa nicht satt sehen kann. Außerdem wandert es sich fast wie von selbst und bis Artenara ist es nicht weit, ich kann den Weg richtig genießen.
Gegen Mittag erreiche ich nach einem seichten Abstieg den Cuevas de Caballero auf 1.020 Metern. Hier hat man die „Höhlen des Herrn“ entdeckt, die man sehen kann, wenn man auf einen über den Klippen ragenden Felsen steigt. Sie liegen unterhalb, durch Gitter geschützt. Wenige Meter daneben findet man das Felsenfenster, das den ohnehin die ganze Zeit atemberaubenden Blick auf Caldera de Tejeda vergoldet.
Nach einer Weile, der Weg wechselt immer wieder von den Klippen in den Wald, und zurück, finden sich viele beeindruckende Felsen, die über den Berg ragen und gerade danach schreien, eine Pause darauf zu machen. Mein Ziel, Artenara liegt nur noch eine halbe Stunde entfernt und ich kann hier ganz in Ruhe die Sonne genießen. Ich kann mich gar nicht satt sehen und resümiere, dass auf dieser Tour bisher ein Höhepunkt den nächsten jagt. Immer, wenn ich denke, es kann nicht besser werden, wird etwas getoppt.
Und das ist auch bei meiner Ankunft der Fall. Für mich ist nämlich nicht Tejeda das schönste Bergdorf, sondern Artenara. Zwar ist auch hier die Ortschaft mit Tagestouristen gefüllt, aber nicht überfüllt. Dieser Ort hat sich neben einer wirklich schönen Architektur – es ist stufig in die Berge gebaut – vor allem auch etwas Urtümliches bewahrt. Nicht 12, sondern drei Restaurants gibt es, dafür aber zwei Supermärkte und einen Kiosk, der übrigens auch am Samstag Nachtmittag noch offen hat.
Download: Etappe 4 Tejeda nach Artenara
Unterkunft Artenara
Ich wohne im Viviendas Vacacionales Artenatur in einem von drei wirklich hübschen Apartments mit einem traumhaften Blick. Das Bad mag ein bisschen klein sein, aber sonst ist dieses Höhlenhaus, das halb in den Felsen gebaut ist, einfach fantastisch. Der Sonnenuntergang – da Artenara mit 1.270m das höchste Dorf der Insel ist, tritt er sehr spät ein – ist ein Traum von der Veranda. Er ist im Preis von 40€ gratis enthalten.
Eine Restaurantempfehlung muss ich an dieser Stelle noch aussprechen. Da Artenara recht ursprünglich ist, schließen die Restaurants in der Regel am Nachmittag und öffnen dann wieder ab 21:00. Da dies in den anderen Orten bisher nicht so war, hatte ich damit nicht gerechnet und natürlich gegen 18:00 einen tierischen Hunger. Der sehr freundliche Mann vom Cueva del Molino hatte jedoch mit mir Mitleid und hat mir noch schnell noch einen Kalbsgulasch serviert – das beste was ich bis dahin bekommen hatte! Lecker. Und weil er nebenbei sein Restaurant aufräumt, immer wieder nachfragt, ob alles in Ordnung ist und ständig lacht, fühle ich mich hier sehr wohl.