Auf den Spuren des 1. Weltkriegs
10 Gardasee-Wanderungen
Der Gardasee ist zweifellos eine der bezauberndsten Alpenregionen – aber er hat auch eine düstere Geschichte. Dort wo heute gebadet, gesurft und flaniert wird, standen sich vor 100 Jahren Italiener, Deutsche und Österreicher mit Waffengewalt gegenüber. Am Lago selbst bekommt man davon wenig zu spüren, doch sobald man sich in die Berge begibt, trifft man auf alte Überbleibsel aus dem 1. Weltkrieg: von Schützengräben und Verteidigungsmauern über in Stollen gehauene, verwinkelte Festungsanlagen bis hin zu gut erhaltenen Festungswerken gibt es unzählige Relikte in den Bergen zu finden. 10 beeindruckende Wanderungen zu eben diesen Schauplätzen am Gardasee stelle ich dir in diesem Artikel vor.
1. Monte Corno – Geheimtipp am Gardasee
2. Monte Brione – einfacher Gipfel zu den Festungswerken
3. Monte Altissimo – dort wo die Italiener waren
4. Sentiero del Ponale – die Sperre am Westufer des Gardasees
5. Monte Creino – ein beispielhafter Aussichtsberg
6. Rundtour zum ehemaligen Offizierskasino (Rifugio Nino Pernici)
7. Spaziergang zur Friedensglocke
8. Auf den Tofino – wo einst Seilbahnen standen
9. Malga Zures – Aug in Aug mit dem Feind
10. Gipfeltour mitten im Schützengraben
1. Weltkrieg am Gardasee
Den Frontstellungen am Gardasee, der vor dem 1. Weltkrieg noch den Namen Gratsee trug, kam eine wichtige strategische Bedeutung zu. Sie riegelten das Sarcatal und damit den Italienern den Weg nach Trient ab. Doch gleich vorweg: Die Gardaseefront war eine relativ „friedliche“ Front im 1. Weltkrieg. Im Prinzip ging es Österreichern und Italienern gleichermaßen darum, die Stellungen zu halten, echte Offensiven fanden nicht statt. Vielmehr lieferten sich Feldwachen und Patrouillen einen Kleinkrieg. Doch von Gemütlichkeit war diese Zeit dennoch weit entfernt, denn ein „zweiter Feind“ wollte besiegt werden: das Wetter. Denn selbst auf den kleineren 2000er Gipfeln am Gardasee machten den Soldaten Schnee und Kälte im Winter sowie Hitze und Trockenheit im Sommer zu schaffen.
Die Frontline zog sich von Riva del Garda bis nach Rovereto in einer gewundenen Form, die das Vordringen der italienischen Alpini nach Trient und über das Etschtal verhindern sollte. Alle Versuche der Italiener durchzubrechen, scheiterten schon zu Beginn des Krieges und die Bemühungen für einen Durchbruch wurden eingestellt. Das Wettrüsten ging freilich weiter und auch der Beschuss – vor allem Riva und Rovereto lagen unter Dauerbeschuss.
Monte Corno – Geheimtipp am Gardasee
Das wir die vielen, absolut beeindruckenden Kriegsanlagen aus dem 1. Weltkrieg überhaupt noch finden, haben wir vielerorts freiwilligen Helfern zu verdanken. Wie beispielsweise den Mitgliedern des Schützenvereins Arco. Vor einigen Jahren begannen sie, das Erbe ihrer Großväter auf dem Monte Corno mit viel Herzblut und jeder Menge Schweiß wieder freizulegen und zu restaurieren. Warum das ein Schützenverein macht? Weil es auch die Mitglieder aus eben diesen Vereinen waren, denen im Weltkrieg eine wichtige Bedeutung zukam. Dazu zitiere ich aus meinem Buch:
Als Italien Österreich-Ungarn den Krieg erklärte, traf dies die Donaumonarchie völlig unverhofft. Alle kampfstarken Gruppen standen weit weg an anderen Fronten und die Italiener hätten Tirol in den ersten Wochen überrennen können. Aber in Tirol griffen 38.000 Männer, die Tiroler Standschützen, freiwillig zu den Waffen, um ihr Heimatland zu verteidigen. Es waren ausgemusterte, alte und invalide Männer und Jugendliche aus den Schützenvereinen, die die Berge erklommen und sich wochenlang nur mit dem Notdürftigsten ausgerüstet den Alpini entgegen stellten bis Verstärkung eintraf. Frauen und Töchter versorgten die Standschützen, trugen in Schürzen gewickelte Nahrungsmittel hinauf auf Gletscher und Gipfel. Quelle: Sentiero della Pace – auf dem Friedensweg vom Vinschgau in die Dolomiten
Daten zur Wanderung
- Start/Ende: Bergdorf Nago
- Länge: 4,8 km
- Dauer: 1,5 h
- Höhenunterschied: 380 Hm Aufstieg, 380 Hm Abstieg
- Schwierigkeit: mittel
- Hundetauglichkeit: 5 von 5 Sterne
Die Wanderung beginnt im hübschen Bergdorf Nago (1) und ist bewusst kurzgefasst, denn hier braucht man viel Zeit, um auf dem Gipfelplateau auf Entdeckungstour gehen zu können. Der Monte Corno diente den österreichischen Standschützen als wichtiger Kontrollposten und als Absicherung, sollten die Italiener am Monte Brione (nächste Tour) und Monte Baldo durchbrechen und in Richtung Trient marschieren wollen. Zwar wurde die Stellung vom Monte Altissiomo auch beschossen, allerdings kam es am Monte Corno nie zu Gefechten zwischen den Kriegsparteien. In den vier Kriegsjahren blieb daher viel Zeit, die Gipfelstellung auszubauen. Sie besaß fast die Infrastruktur einer Ortschaft.
Zwischen Oliven und Kastanien führt uns der Kriegsweg auf den Gipfel des Monte Corno (2), wo wir die komplexen Dimensionen noch erahnen können. Wir treffen auf Schützen- und Laufgräben, Tunnel, Artillerie- und Geschützstellungen. Während wir durch Schießscharten – alle Richtung Süden ausgerichtet – blicken, verstehen wir rasch, warum dieser Berg einen perfekten Kontrollposten abgab: Die Aussicht ist schlicht umwerfend. Wir sehen den Monte Brione, den Gipfel des Monte Altissimo, die Ausläufer von Riva, Torbole und Nago (3). Zu letzterem steigen wir am Ende der Tour wieder hinab.
Download des GPX-Tracks Rundwanderung Monte Corno.
Monte Brione – einfacher Gipfel zu den Festungswerken
Der Monte Brione vereint mit seinen 376 Metern zwei Dinge: Er ist einer der schönsten Aussichtspunkte am Gardasee und zugleich finden sich vier Festungswerke – drei davon gut erhalten – auf dem Bergrücken. Zudem ist der so markante Bergrücken problemlos von Riva del Garda zu erreichen und stellt kaum Anforderungen an den Wanderer. Auch mit Kindern sicher eine tolle Wanderung, wenn auch im Hochsommer sehr heiß.
Daten zur Wanderung
- Start/Ende: Riva del Garda
- Länge: 14 km
- Dauer: 4 h
- Höhenunterschied: 390 Hm Aufstieg, 390 Hm Abstieg
- Schwierigkeit: leicht
- Hundetauglichkeit: 5 von 5 Sterne
Wir können diese Wanderung in Riva del Garda (1) oder auch in Torbole starten. Zunächst geht es am Ufer des größten Sees Italiens zum ersten Festungswerk, dem Forte San Nicolo (2). Hier wenden wir uns stufig hinauf auf den Bergrücken des Monte Brione und gelangen rasch zum Werk Garda (3), zur Mittelbatterie (4) und schließlich zur Ruine des Forte San Alessandro (5). Schnell stellt man fest: der ganze Berg ist durchzogen mit ehemaligen Verteidigungsanlagen. Das hat einen Grund: der Monte Brione stand im Zentrum der Verteidigungslinie Österreichs am Gardasee.
Schon 1860 – in Erwartung eines Konfliktes mit Italien – bauten die Österreicher hier ihre Festungsanalagen, die den Weg über das Sarcatal nach Trient abschirmen sollten. Selbst gegen einen möglichen Seeangriff der Italiener vom Gardasee aus sollte es gewappnet sein. Die Rechnung ging auf: Die Festungswerke hielten allen Angriffen der Italiener stand. Bis auf das Werk Forte San Alessandro sind alle Werke noch gut erhalten. Auch abseits davon finden sich zahlreiche Stellungsanlagen auf dem Festungsberg Monte Brione. Der Rückweg erfolgt durch landwirtschaftliche Flächen zurück nach Riva (6) oder Torbole.
Download des GPX-Tracks Gipfeltour zum Monte Brione.
Monte Altissimo – dort wo die Italiener waren
Um es gleich vorweg zu nehmen: Als wandernder Laie wird man beim Betrachten von Festungsanlagen kaum ein Unterschied zwischen österreichischen und italienischen Verteidigungsanlagen feststellen können. Im Zick-Zack angelegte Schützen- und Laufgräben verhinderten freie Schussbahn, sollten diese von der feindlichen Seite gestürmt werden. Die sichersten Plätze waren im Berg, so dass Tunnel, Artillerie- und Geschützstellungen in die Berge gesprengt wurden. Der Monte Altissimo, höchster Gipfel des Monte-Baldo Kamms, stellt da keine Ausnahme dar und ist allein wegen der Aussicht über den Gardasee einen Besuch wert.
Daten zur Wanderung
- Start/Ende: Bergstation oberhalb von Malcesine
- Länge: 14,6 km
- Dauer: 5 h
- Höhenunterschied: 980 Hm Aufstieg, 980 Hm Abstieg
- Schwierigkeit: mittel
- Hundetauglichkeit: 5 von 5 Sterne
Die Bergbahn bringt uns von Malcesine zuverlässig zur Bergstation (1), dem Ausgangspunkt dieser Wanderung. Am besten wählt man eine der früheren Bahnen, um auch am Ende der Wanderung wieder hinabfahren zu können. Wir wenden uns gen Norden und folgen den Beschilderungen hinauf zum Gipfel des Monte Altissimo (2). Hier lohnt sich ein ausgiebiger Spaziergang über das ausgedehnte Plateau. Gut erhaltene Schützengräben, Tunnel und Barackenlager und auch der heutige Zufahrtsweg zum Rifugio Damiano Chiesa (3) – früher Hauptzugang für Soldaten und militärische Fahrzeuge – zeugen vom Geschehen.
Hintergrund: Die Italiener besetzten mit Kriegseintritt am 25. Mai 1915 den Gipfel. Die Österreicher hatten es schlicht verpasst, den Gipfel rechtzeitig als Festung auszubauen und zogen ihre Verteidigungslinie auf Höhe Nago – Mori zurück. Korps der italienischen Armee überblickten fortan das gesamte Sarcatal, fast bis nach Trient. In erster Linie lagen hier Geschützbatterien in Stellung, deren Kanonen bis zum Ledrotal, dem Monte Brione, Monte Stivo und Monte Zugna reichten – alles Gipfel, die man von hier oben wunderbar einsehen kann. Auf dem Rückweg zur Bergbahn (4) bleibt genügend Zeit, dass Gesehene zu verarbeiten.
Download des GPX-Tracks Wanderung Monte Altissimo
Sentiero del Ponale – die Sperre am Westufer des Gardasees
Wer eine einsame Wanderung sucht, ist am Sentiero Ponale womöglich nicht richtig. Er ist einer der beliebtesten Wanderwege und wird auch von Radfahrern stark nachgefragt. Wer die Geschichte des 1. Weltkriegs am Gardasee verstehen will, sollte diese Wanderung allerdings nicht verpassen. Die sogenannte Sperrgruppe Ponale der Festung Riva sicherte nämlich das Westufer des Gardasees und war ein wichtiger Bestandteil der österreichischen Festungswerke. Zudem bietet der Weg feine Aussichten auf Riva und den Gardasee – definitiv eine lohnenswerte Kombination.
Daten zur Wanderung
- Start/Ende: Riva de Garda
- Länge: 8,2 km
- Dauer: 3.00 h
- Höhenunterschied: 400 Hm Aufstieg, 400 Hm Abstieg
- Schwierigkeit: mittel
- Hundetauglichkeit: 4 von 5 Sterne
Wir starten unsere Tour in Riva del Garda (1) und nur die aufmerksamen Wanderer sehen in dem Restaurant am Ortsrand etwas unterhalb der Straße nach Limone das, was es einmal ausgemacht hat: Einen 1909 erstellten Batterieblock in Betonbauweise, teilweise in den Fels getrieben. Er war Teil des Sperrriegels Ponale. Auf der gewundenen Ponalestraße (2) setzen wir unsere Erkundungstour weiter fort und laufen auf historischen Wegen, die lange vor dem dem 1. Weltkrieg erschaffen wurden, nämlich zwischen 1782 und 1851. Die Ponalstraße war zu dieser Zeit ein wahres Meisterwerk der Baukunst, das durch in den Berg gehauene Tunnel und Kehren hervorstach. Lange vor dem 1. Weltkrieg schufen die Österreicher Stollen und Schützengräben, die heute noch klar erkennbar über den Weg wachen. Die Ponalestraße wurde im 1. Weltkrieg als Straßensperre genutzt und mit der Zeit zu einer Festung ausgebaut.
Nachdem wir Le Zette (3) erreicht haben, schlagen wir unseren Rückweg ein und wandern etwas oberhalb des Serntiero del Ponale an der Defensionsmauer (4) entlang. Sie wurde 1915 als zusätzliche Sicherung eingerichtet. Sie war während des 1. Weltkriegs hart umkämpft, erwies sich aber als unüberwindliche Barriere für die italienischen Alpini. Über den Weg der Defensionsmauer gelangen wir zurück zur Ponalestraße (5) und weiter nach Riva del Garda (6).
Download des GPX-Tracks Wanderung Sentiero del Ponale
Monte Creino – ein beispielhafter Aussichtsberg
Zu den höchsten Gipfeln zählt der Monte Creino mit seinen 1280 m sicher nicht, daran vorbeigehen sollte man jedoch keinesfalls. Aufgrund seiner einsamen Lage ist er ein Paradegipfel in Sachen Aussicht. Von hier aus blickt man tief ins Etschtal und weit hinweg über den Gardasee. Außerdem stehen hier wohl die am besten erhaltenen Kriegsanlagen aus dem 1. Weltkrieg – unbedingt viel Zeit für die Gipfelerkundung einplanen!
Daten zur Wanderung
- Start/Ende: St. Barbara
- Länge: 4,1 km
- Dauer: 1,15 h
- Höhenunterschied: 300 Hm Aufstieg, 300 Hm Abstieg
- höchster Punkt: 1280 m
- Schwierigkeit: leicht
- Hundetauglichkeit: 5 von 5 Sterne
Diese Wanderung startet von der Ortschaft St. Barbara (1). Wir folgen den Beschilderungen zum Monte Creino und erreichen den grasbewachsenen Gipfel des Monte Creino (2) schon nach kurzer Zeit. Rechts vom Weg befindet sich das Gipfelkreuz. Folgen wir dem Weg jedoch weiter, gelangen wir zu einer eindrucksvollen Militäranlage (3) der Österreicher. Die Schützengräben am Monte Creino sind die am besten erhaltenen in dieser Region und stehen beispielhaft für nahezu jeden militärisch genutzten Gipfel. Das Grabensystem verbindet Stellungen für schwere Geschütze, Maschinengewehre und Schießscharten mit Beobachtungsposten und Unterständen. Die Höhe der Schützengräben betrug in der Regel zwischen 1,30 und 1,50 m und die zahlreichen Sockel erleichterten den Schützen einerseits das Zielen und andererseits im Notfall auch die Flucht aus dem Graben.
Am Grabeneingang finden wir einen Beobachtungsposten, in der Tiefe eine Artilleriestellung und Schießscharten für Kanonen. Weiter südlich am Schützengraben sehen wir in Felsen gehauene Unterstände, die Schutz vor den Bombardements der italienischen Artillerie vom Monte Baldo boten. Durch zwei instandgesetzte Schützengräben wandernd geht es Richtung Ronzo-Chienis. Noch vor Erreichen der Ortschaft wenden wir uns nach links, um zum Ausgansort St. Barbara (4) zurückzukehren.
Download des GPX-Tracks Rundtour zum Monte Creino.
Das Buch „Sentiero della Pace“
Viele der hier vorgestellten Schauplätze im 1. Weltkrieg lassen sich auch wunderbar durch eine Mehrtageswanderung erkunden. Dazu folgt man dem Fernwanderweg Sentiero della Pace, dem italienischen Friedensweg. Über diesen Weg, der am Stilfser Joch im Vinschgau beginnt und über die Gardaseeberge bis nach Sexten in die Dolomiten führt, habe ich einen Wanderführer mit vielen geschichtlichen Anekdoten geschrieben.
Buch Sentiero della Pace
Sentiero del Ponale – die Sperre am Westufer des Gardasees
Allein am Ausgangspunkt dieser Wanderung, in Campi, kann man einige Zeit verbringen: Ein Militärfriedhof sowie das Werk Tombio befinden sich in der Nähe. Letzteres ist jedoch in Privatbesitz und der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Diese Tour führt uns den ganzen Tag an militärischen Anlagen aus dem 1. Weltkrieg vorbei: am Rifugio Nino Pernici, dem ehemaligen Offizierskasino, an der Bocca Saval, einer wichtigen Bastion, aber auch an vielen Stollen und Bunkern.
Daten zur Wanderung
- Start/Ende: Bergdorf Campi
- Länge: 18,1 km
- Dauer: 6:30 h
- Höhenunterschied: 1.200 Hm Aufstieg, 1.200 Hm Abstieg
- Schwierigkeit: mittel
- Hundetauglichkeit: 5 von 5 Sterne
Von Campi (1) aus wandern wir in nördlicher Richtung vorbei an der Malga Grassi bis zur Bocca di Trat (2) und weiter bis zum Rifugio Nino Pernici (3). Von hier aus wendet sich der Weg hinauf in Richtung Bocca Saval. Immer wieder treffen wir auf alte Stollen am Wegesrand. Ein schmaler Pfad schlängelt sich zunächst durch den Wald, später am Hang entlang. Nach etwa 40 min erreichen wir die Bocca Saval (4). Wir passieren Weltkriegs-Ruinen, die von der strategischen Wichtigkeit der Bocca Saval zeugen. Hier befand sich ein Abschnittskomando, ein Lazarett sowie einige Seilbahnen.
Der Höhenweg führt uns nach ausgiebiger Besichtigung mit tollen Aussichten auf das Sarcatal in etwa 45 min zur Bocca Dromaè (5). Etwa 30 min später folgen wir der Schotterstraße Richtung Campi (6) hinab.
Download des GPX-Tracks Rundtour zum Nino Pernici
Spaziergang zur Friedensglocke
Wenn man es ganz genau nimmt, entfernen wir uns mit dieser Tour eigentlich schon recht weit vom Gardasee. Allerdings hat dies einen Grund: Ein Besuch der Friedensglocke, auf Italienisch Campana dei Caduti, ist eigentlich ein absolutes Muss. Zudem ist ein Besuch Roveretos eine verdammt gute Idee, wenn man italienische Städte mag. Rovereto trägt den Beinamen „Stadt des Friedens“. Im 1. Weltkrieg war die Stadt oft schwerem Beschuss ausgesetzt, dem die Österreicher mangels Munition kaum etwas entgegenzusetzen vermochten. In Rovereto befand sich mit Depots, Magazinen und Stabsquartieren ein wichtiges militärisches Zentrum.
Daten zur Wanderung
- Start/Ende: Rovereto
- Länge: 18,1 km
- Dauer: 6:30 h
- Höhenunterschied: 1.200 Hm Aufstieg, 1.200 Hm Abstieg
- Schwierigkeit: mittel
- Hundetauglichkeit: 5 von 5 Sterne
In Rovereto (1) befindet sich eines der größten Kriegsmuseen, das Museo Storico Italiano della Guerra. Durch die hübschen Straßen von Rovereto gelangen wir zum Castel Dante (2), Ruhestätte für die sterblichen Überreste von mehr als 20.000 Soldaten verschiedener Nationen aus dem 1. Weltkrieg. Die Überreste wurden bis 1970 aus den umliegenden Bergen ins Ossarium überführt. Etwas oberhalb auf dem Hügel von Miravalle erreichen wir die Friedensglocke (3). 1924 wurde sie aus den Kanonen der am Krieg beteiligten Nationen gegossen.
Die über drei Meter hohe und breite sowie über 226 Tonnen schwere Glocke ist Soldaten aller Nationen im Ersten Weltkrieg gewidmet: Italienern, Österreichern, Deutschen, Polen, Ungarn, Kroaten, Serben, Bosniern, Slowenen, Tschechen, Russen, Engländern und Franzosen. Sie soll ihrer mit ihren 100 langsamen Glockenschlägen gedenken und zugleich eine Friedensbotschaft aussenden. Von Mitte Juni bis Mitte September läutet sie jeden Abend um 21 Uhr. Von hier geht es auf direktem Weg zurück nach Rovereto (4).
Download des GPX-Tracks Zur Friedensglocke
Auf den Tofino – wo einst Seilbahnen standen
Gut erhaltene, militärische Anlegen gibt es leider nicht mehr auf dem Tofino zu sehen. Allerdings steht er für ein wichtiges strategisches Mittel im 1. Weltkrieg: die Seilbahnen. Wer oben auf dem Gipfel steht, sich orientiert und sich vorstellt wie vor über 100 Jahren hier wahre technische Wunder, Ausrüstung und Proviant nach oben transportierten, wird beeindruckt sein. Zudem ist die Wanderung an sich einfach ein Genuss und die Aussichten bis zum Nordufer des Gardasees ein Traum.
Daten zur Wanderung
- Start/Ende: Parkplatz unterhalb der Malga di Trat
- Länge: 10 km
- Dauer: 3.45 h
- Höhenunterschied: 720 Hm Aufstieg, 720 Hm Abstieg
- höchster Punkt: 2151 m
- Schwierigkeit: mittel
- Hundetauglichkeit: 4 von 5 Sterne
Von der Malga di Trat (1) gelangen wir zur Bocca di Trat (2), wo die erste Seilbahn in Richtung Corno di Pichea und dem Monte Tofino ihren Startpunkt hatte. Sie war 2400 Meter lang und überwand einen Höhenunterschied von 520 Metern. Und ihrem Weg folgen wir auch. Auf einem stufig-steilen Pfad erreichen wir den Corno di Pichea (3) und später den Gipfel des Monte Tofino (4).
Auf dem Monte Tofino gab es einen bedeutenden Beobachtungsposten der Österreicher und auch eine zweite Materialseilbahn endete hier. Sie beförderte Ausrüstung, Nahrung und Baumaterial hinauf in die 2000 Meter hohe Gipfelstellung. Für diese Zeit war sie ein wahres Meisterwerk der Technik. So überwand die Seilbahn von Ballino über die Bocchetta del Salvazi auf einer Länge von mehr als 3 Kilometern einen Höhenunterschied von 1310 Metern ohne jegliche Zwischenstützen. Der Rückweg erfolgt auf dem Aufstiegsweg.
Download des GPX-Tracks Wanderung zum Tofino und Corno di Pichèa
Malga Zures – Aug in Aug mit dem Feind
Wer die vorstehenden Wanderungen geografisch einigermaßen aufmerksam verfolgt hat, weiß nun, dass die Italiener auf dem Monte Altissimo saßen und die Österreicher auf dem Monte Corno und Monte Creino Stellung bezogen und es dort recht ruhig zuging. Dazwischen standen sich italienische und österreichische Gruppen deutlich näher gegenüber. Diese Wanderung führt uns zu genau diesen Schauplätzen. Während österreichische Standschützen die Malga Zures hielten, besetzten die Italiener nur wenige hundert Meter weiter den Dosso Alto di Nago. Die österreichischen Standschützen eroberten zwar die Kuppe kurzzeitig im Juli 1915, mussten sie unter hohen Verlusten aber wenige Wochen später wieder aufgeben. Das Areal war hart umkämpft.
Daten zur Wanderung
- Start/Ende: Schotterparkplatz
- Länge: 5 km
- Dauer: 2.00 h
- Höhenunterschied: 410 Hm Aufstieg, 410 Hm Abstieg
- Schwierigkeit: mittel
- Hundetauglichkeit: 4 von 5 Sterne
Vom Schotterparkplatz (1) folgen wir den Beschilderungen des Sentiero della Pace und des Garda Trecks und erreichen auf einem steinigen Weg durch den Wald nach etwa 1 Stunde einen Felseinschnitt. Eine Steintreppe führt uns nach oben und endet an einem Stolleneingang, der zu einer Maschinengewehrstellung rechts abgeht. Nach einer weiteren halben Stunde erreichen wir – durch Laufgräben gehend – die Malga Zures (2). Wer mag kann von hier noch einen Abstecher auf den Dosso Alto di Nago machen, ehe es zurück zum Parkplatz (4) geht. Auf dem Weg dorthin passieren wir noch den Vorgipfel Segrom (3).
Download des GPX-Tracks Rundwanderung Malga Zures
Gipfeltour mitten im Schützengraben
Am 23. Mai 1915 trat Italien in den Krieg ein. Im Grenzgebiet blieben die Vorbereitungen jedoch nicht unbemerkt. Schon vier Tage zuvor, am 19. Mai, wurden einzelne österreichische Schützen aus Bozen informiert, die bereits am nächsten Tag eine 348 Mann starke Mannschaft aufstellten und sich auf den Weg nach Riva del Garda machten. Die Frontline um das Val Chiese, wo diese Wanderung entlangläuft, wurde schon am 22. Mai – ein Tag vor offiziellem Kriegsbeginn – von diesen Freiwilligen besetzt und die Gipfelstellungen ausgebaut. Sie waren die ersten, die diesen Raum verteidigten und die Front vor allem während der ersten Kriegswochen sicherten. Alle aktiven Soldaten standen zu diesem Zeitpunkt an anderen Kriegsfronten. Vor allem im ersten Winter war das Ausharren in den Gipfelstellungen unter freiem Himmel im Regen und Schnee schwierig. Es gab keine Ausrüstung, keine Zelte, Schlafsäcke oder sonstigen Schutz.
Daten zur Wanderung
- Start/Ende: Parkplatz am Rifugio al Faggio
- Länge: 14,5 km
- Dauer: 6 h
- Höhenunterschied: 1.350 Hm Aufstieg, 1.350 Hm Abstieg
- Schwierigkeit: schwer
- Hundetauglichkeit: 3 von 5 Sterne
Diese schwere Wanderung startet am Parkplatz des Rifugios al Faggio (1), in dem sich eine Einkehr am Ende des Tages definitiv lohnt. Von hier wenden wir uns erst nach Süden, ehe wir zur Bocca Tortavai (2) aufsteigen. Am Grat angekommen lassen wir den Monte Cadria links liegen und biegen nach rechts auf den Grat. Wir erreichen bei unserer Wanderung drei 2000er Gipfel: La Roda (3), Roccia Campei (4) und Corno dei Guì (5). Der Weg führt uns vorbei an begehbaren Stollen und vor allem in den Gipfelbereichen zuweilen auch durch Schützengraben. Hin und wieder müssen wir leichte, versicherte Klettereien meistern.
Etwa eine Stunde nach dem letzten Gipfel erreichen wir die Bocca dell’Ussol (6), mit eisernem Kreuz auf einer rekonstruierten Geschützstellung. Von hier folgen wir nun den Beschilderungen rechts zurück zum Rifugio al Faggio (7).
Download des GPX-Tracks Gratwanderung um das Val Chiese