Tagestour zum Reedsee
- Salzburger Land, Gasteinertal, Nationalpark Hohe Tauern
- Parken: Parkplatz Grüner Baum
- Länge: 12 km
- Höhenmeter hoch: 830
- Höhenmeter runter: 830
- Dauer: 5h
Wenn einer Schuld an meiner Wandersucht ist, dann ist es der Reedsee. Aus einer Laune heraus – ich war beruflich in Gastein unterwegs – beschloss ich: Ich könnte ja mal Wandern gehen. Also kaufte ich einen Tageswanderrucksack und eine Wanderkarte und legte los. Mit Sneakers, Jeans und Hund. Jemand gab mir den Tipp, die Wanderung zum Reedsee könnte etwas für mich sein. Also parkte ich mein Auto auf dem Parkplatz im Kötschachtal (etwa 1.060 Meter) und startete völlig unbedarft meine erste Bergtour.
Zunächst ging es knapp drei Kilometer auf gleicher Höhe im Tal entlang, bis der Abzweig zum Reedsee erschien. Alle Hinweise, dass dies eine schwere Tour sei, ignorierend machte ich mich an meinen allerersten Aufstieg. Zwanzig Minuten und knapp 200 Höhenmeter später, nach Luft schnappend und völlig fertig, redete ich mir ein, es bald geschafft zu haben. Vor mir lagen jedoch – was ich Gottseidank nicht wusste – weitere 600 Höhenmeter. Mir unterlief der wohl typischste Anfängerfehler: Ich war viel zu schnell gestartet. Ab jetzt machte ich nur noch kleine Schritte, versuchte meine Rhythmus zu finden und legte kleine Pausen ein.
Ich verfluchte meine Wanderung als Schnapsidee und schwor mir mehr als einmal, so etwas Dummes nie wieder zu tun. Durch die Sohle meiner Sneakers drückte jeder Stein, meine Knie zitterten und meine Lunge pfiff auf dem letzten Loch. Nur mein geliebter Wanderpartner sprang durchs Unterholz und blickte mich erwartungsvoll hinter jeder Kurve an, so als wollte sie sich mich antreiben. Wenn mir nicht in jeder halbe Stunde ein paar ausgelassene, quasselnde Senioren entgegengekommen wären, die die Tour schon hinter sich hatten, ich hätte wohl nach halber Strecke aufgegeben. Aber mich hatte der Ehrgeiz gepackt und ich wollte es unbedingt schaffen.
Ich weiß nicht mehr wie lang es gedauert hat und welche Schmerzen mein völlig untrainierter Körper durchmachte, aber der Anblick, als sich dieses Naturjuwel Reedsee vor mir offenbarte, machte alles vergessen. Die Bergwelt, die sich im glasklaren Bergsee spiegelte, war so umwerfend, dass mich ab diesem Moment das Wandern gepackt hatte. Da Sommer war, genossen mein Hund und ich sogar ein kühles Bad im See – es war einfach traumhaft.
Der Weg zurück erfolgte auf dem gleichen Weg und war für mich dann kein Problem mehr. Ich hatte wohl eher ein grundlegend konditionelles Problem. Kurz vor dem Parkplatz kehrte ich in der Himmelwandhütte auf eine Brettljause ein, der perfekte Abschluss!
Den Reedsee bin ich übrigens auf gleicher Strecke vor zwei Jahren noch einmal gegangen und war wieder vollauf begeistert von der Tour und dem See.
Download: GPX Wanderung zum Reedsee