Wiedereinstieg nach 20 Jahren – Am Hochzeiger auf die Ski
20 Jahre ohne Bretter an den Füßen. Am Hochzeiger wage ich den Selbstversuch: Gelingt es mir, vom Anfängerhügel in zwei Tagen auf die schwarze Piste zu kommen? Von Astronauten, Elefanten und akrobatischer Ski-Gymnastik.
[Enthält Werbung für Pitzal/Hochzeiger]*
Unbeweglich. Steif. Ja, behäbig steige ich aus der Gondel, die mich am Hochzeiger bis zur Mittelstation gebracht hat. Ein völlig neues Gefühl in den Bergen, die mich auf meinen langen, anspruchsvollen alpinen Trekkings sonst so agil und fit erscheinen lassen. Aber die Betonklötze an meinen Füßen wiegen sicher 5 Kilo – pro Fuß, versteht sich. Im Vergleich zu den leichten 500g-Wandertretern, fühle ich mich wie auf einem anderen Stern. Die viel zu großen Ski-Leihsachen geben meiner Erscheinung als Astronaut den letzten Schliff. Schade nur, dass mich die Erdanziehungskraft mit jedem Schritt daran erinnert, dass ich eben nicht im All bin. Statt lässigem Dahinschweben gleicht meine unrhythmische Stapferei mehr einem Elefanten auf Ausflug im Schnee. Möglicherweise auch noch schlimmer.
Trauma meiner Jugend
Die Fokussierung auf meine äußere Erscheinung hat einen banalen Grund: sie lenkt mich ganz wunderbar von dem ab, was mir bevorsteht. Nach fast zwanzig Jahren stehe ich vor einem Wiedereinstieg auf Brettern. Mein Körper quittiert das mit feuchten Händen, leichtem Herzklopfen und Knien, die ziemlich weich versuchen, die Ski im Flachen fortzubewegen: Einen Meter vor, einen halben zurück, einen Meter vor,… . Am nächsten Tag wird mir ein heftiger Muskelkater in den Armen jedoch offenbaren, dass die Skistöcke wohl den größeren Anteil zur Fortbewegung geleistet haben. Die Schweißperlen auf meiner Stirn haben ohnehin einen anderen Grund. Das, was Stefan als erste Amtshandlung angekündigt hat, hätte ich mir gern erspart. Eigentlich wirkt unser Skilehrer sonst ja sehr sympathisch: sonnengebräunte Haut, ein breites Lächeln und mit einem Erfahrungsschatz ausgestattet, der aus allen Knopflöchern strahlt. Ja, wenn da nicht die größte Herausforderung gleich zu Beginn meines Skikurses stehen würde.
Der Feind hat einen Namen: Schlepplift-Fahren. Ja genau, diese T-förmigen Lifte, bei denen man samt Ski hinaufgezogen wird und wo man nie weiß, wann sie starten. Skianfänger murmeln bei der Fahrt übrigens leise Gebete, dass der Lift bloß nicht anhalten möge. Das nämlich zieht Sekunden später eine ruckartige Wiederanfahrt nach sich. Wer – sei es aus Schwäche oder Unbedarftheit – versucht sein Gewicht auf das dünne Gestänge zu verlagern, ist schneller wieder unten als die, die es bis oben schaffen. Wer einmal hinausfällt, robbt sich zwangsläufig schnellstmöglich aus der Spur und landet als paniertes Schneemonster irgendwo zwischen Lift und Piste. So in etwa liest sich ein Trauma meiner Jugend.
Von den ersten Schwüngen…
Aber was soll’s, Stefan lässt keine Zweifel daran, dass wir diese Ausschluss-Challange würden meistern müssen. Ich stelle schnell fest, meine Jugend-Erfahrungen haben kaum mehr etwas mit der heutigen Realität gemein. Der aufmerksame Mensch am Lift reicht mir führsorglich den „Staffelstab“, der Lift gleitet langsam an und bringt mich sicher nach oben. Auch als er später doch einmal unverhofft anhält, komme ich lässig und entspannt nach dem Neustart nach oben. Was soll also noch schiefgehen? Der Anfängerhügel klappt dann auch hervorragend, im halben Schneepflug und (gefühlter) atemberaubender Geschwindigkeit. Ich würde gern noch ein paar Mal abfahren, um mich etwas wohler auf den Ski zu fühlen, aber Stefan hat andere Pläne. Bloß keine falschen Bewegungsabläufe festigen, sondern gleich richtig machen.
Leichter gesagt, als getan: Belastung auf dem Talski, Gewicht richtig verlagern, Körper zum Tal drehen, locker in den Knien bleiben, in der Kurve in die Knie gehen. Mein Körper jedoch hat anderes vor: Wie von selbst dreht er sich immer nach oben. Statt in die Knie zu gehen, sackt er in sich zusammen und lässt jede Körperspannung vermissen. Stefan meint, dass geht besser. Er beraubt mich meiner Stöcke – ohne die es sich ebenfalls gut Schlepplift fahren lässt! – und ich kombiniere bei den nächsten Abfahrten akrobatische Gymnastik mit Skifahren: Meine zur Talseite gewandte Hand liegt auf dem Knie, die andere ist nach vorn ausgestreckt. In der Kurve wird stufenlos gewechselt. Nun Gleiches mit ein bisschen zusätzlicher Beinarbeit: ich stehe vor der Kurve aufrecht, gehe in der Wendung locker in die Knie und stehe danach wieder aufrecht. Arme nicht vergessen. Ganz schön viel Koordination für einen Elefanten.
Aber Stefan ist vorerst zufrieden. Ich darf wieder mit Stöcken fahren. Allerdings hält die Freude darüber nur kurz. Mein Workout geht weiter. Ich strecke meine Skistöcke in halber Jubelpose wie zwei Antennen senkrecht nach oben. Das hilft, den Oberkörper senkrecht zu halten. Kurzum: Stefan verfügt für jedes Haltungsproblem über die passende Übung und ich bekomme gar nicht mit, wie sicher ich mich nach der kurzen Einheit auf den Ski fühle.
…auf die schwarze Piste
Gut genug findet auch Stefan, der unsere Anfänger/Wiedereinsteigergruppe schließlich in die Hände seines Kollegen Marco gibt, der uns auf die Pisten führt. Kurze Technikpausen sind willkommen – aber nur wenn wir mit dem Gesicht zur Sonne stehen. Nach wochenlangem Grau in Grau ist dieser strahlend blaue Himmel für meine Seele das, was ein Ladegerät fürs Handy ist. Die Bergkulisse, die milde Wintersonne, der Schnee – ich hätte fast freiwillig auf unsere Mittagspause verzichtet. Als wir nachmittags Zeit zur freien Fahrt haben, ist sämtliche Scheu vor den schnellen Brettern davongeflogen und den Elefanten habe ich auch irgendwo verloren. Vielleicht nicht jauchzend, aber mit einem Lächeln im Gesicht rausche ich Piste um Piste hinab.
Das Skigebiet am Hochzeiger ist so leer, dass ich mich schließlich auch die roten Pisten hinabtraue. Klappt wunderbar. Nur gegen Abend, kurz vor der Dämmerung, verlässt mich irgendwann die Kraft und nach dem Anhalten kippe ich das ein oder andere Mal im Stehen einfach um. Kurz meldet sich der Elefant zurück, als ich versuche mit den langen, rutschigen Brettern an den Füßen am Hang wieder aufzustehen. Eine Technikeinheit am nächsten Morgen sowie zahlreiche rote Pisten später, wagte ich schließlich gar eine schwarze Piste. Die sind im Familien-Skigebiet sicher eher moderater Natur, aber so perfekt präpariert, dass ich das Ganze mehrfach wiederholte. Ein herausragendes Gefühl! Den Schlepplift hatte ich übrigens am Nachmittag des ersten Tages durch Gondel und Sessellifte ersetzt. Sicher ist sicher.
Wichtigste Infos zum Nachmachen und Wiedereinstieg
Nach diesen beiden Tagen fühlte ich mich bereit genug, um eigenständig Ski zu fahren. Schließlich macht irgendwann nur Übung den Meister. Wenn du Lust bekommen hast, es mir nachzutun oder über einen Wiedereinstieg nachdenkst, ich habe dir hier die wichtigsten Infos zusammengestellt.
Schnupperangebot für Anfänger und Wiedereinsteiger: Im Skigebiet am Hochzeiger im Pitztal, kann man Schnupperangebote für Anfänger und Wiedereinsteiger buchen. Dabei sind 4 Übernachtungen 3 Tage Skipass, 3 Tage Skikurs und 3 Tage Skiverleih. Es gibt eine Geld-zurück-Garantie, wenn es doch nicht das Richtige gewesen ist.
Skigebiet am Hochzeiger: Mit 40 Pistenkilometern ein eher kleineres, aber dafür sehr gemütliches Skigebiet, in dem man sich rasch zurechtfindet. Geöffnet von Anfang Dezember bis Mitte April. Skipass ab 34 € für Erwachsene. Bemühungen um Nachhaltigkeit.
Skischule Hochzeiger: Natürlich habe ich keinen Vergleich, schließlich lernt man Skifahren nur einmal. Ich fühlte mich aber von den Skilehrern der Skischule Hochzeiger gut abgeholt und bestens vorbereitet.
Ausrüstung leihen: Kaum ein (Wieder)Einsteiger mag sich wohl sofort eine Ausrüstung zulegen. Daher ist leihen die beste Option. Am besten am Vortag in Ruhe zum Beispiel bei Sport Schultes ausleihen.
Du fragst dich, warum es mich auf einmal auf die Ski gezogen hat? Ich folge damit einem lang gehegten Traum, nämlich Skitouren zu gehen. Was mich antreibt und wie meine (weiteren) Schritte aussehen, damit der Wunsch in Erfüllung geht, kannst du hier nachlesen:
Der Traum vom Skitouren-Gehen: Erste Schritte
Mich würde aber interessieren, fährst du Ski? Gehst du vielleicht sogar Skitouren? Ich würde mich über einen Kommentar sehr freuen.
*Pressereise: Dieser Bericht ist im Rahmen einer Einladung des Tourismusverbandes Pitztals entstanden. Meine Meinung, Ansichten und Tipps bleiben davon unbeeinflusst. Das Pitztal hat keine Vorgaben zur Berichterstattung gemacht. Mehr über Werbung auf diesen Seiten findest du hier: Mit wandern Geld verdienen?