Tauern-Überschreitung auf dem Tauernhöhenweg
Die Hohen Tauern sind ein Sehnsuchtsort für alle, die es anspruchsvoll und sanft mögen. Wobei sich letzteres keineswegs auf die Berge, sondern auf den Tourismus bezieht. Es dominieren Ruhe, Abgeschiedenheit und sensationelle Bergwelten. Die Königsdisziplin ist die Überschreitung auf dem Tauernhöhenweg in 4 bis 5 Tagen.
Tauernhöhenweg – das klingt erst einmal gemütlich, ein bisschen so, als ob es sich um einen Spazierweg handelt. Und wenn man so manchen Wanderer auf dem Weg betrachtet – oder alternativ den Gesprächen lauscht – dann könnte man meinen, auf einer Hüttentour für Anfänger gelandet zu sein. Hier schleppen sich Wanderer zu Tode, die am Abend aber immerhin mit schweren Jeans und Pullovern in der Hütte sitzen können – nachdem sie erst weit nach dem Abendessen eingetroffen sind. Dort lässt der Hüttenwirt mit Blick auf einen Gast fallen: „Na ja, es wäre schon schön, wenn man wenigstens ein bisschen Ahnung vom Berg hätte…“. Vor allem dann, wenn man seine 12-jährige Tochter im Schlepptau hat. So reift in mir rasch die Erkenntnis, dass die Wegmacher des Tauernhöhenweges zwar eine außergewöhnlich schöne Strecke kreiert haben, bei der Namensgebung aber hätten umsichtiger sein können. Mit „Weg“ hat diese Hüttentour nämlich nur selten etwas zu tun.
Mitnichten handelt es sich beim Tauernhöhenweg um einen gemütlichen Wanderweg. Vielmehr ist es ein anspruchsvoller Bergwanderweg, nicht selten hochalpin und auch mit versicherten Steigen. Es geht über Stock und noch vielmehr über Steine. Das verblockte Gelände, steile Schrofen, unangenehm steile Schneefelder, Steinschlag- und Abrutschgefahr – das alles ist bei Nässe lebensgefährlich. Das Herunterspielen der Gefahren ebenso, daher an dieser Stelle mein mahnender Apell, sich vom „Höhenweg“ nicht täuschen zu lassen, sondern stattdessen die alpinen Gefahren korrekt einschätzen, ohne sie zu dramatisieren.
Geübte hingegen werden auf dieser Tauern-Überschreitung ihre wahre Freude haben! Ein täglich nur wenig begangener Weg, der technisch und landschaftlich Besonderes bereithält. Da sind einmal die grünen, steilen Grasflanken, die sich zu dem spitzen Grat aufschwingen, auf dem der Weg verläuft. Dort werden im blockigen Gelände auch die Hände gebraucht, um im Steinmeer voranzukommen. Hier hilft ein Drahtseil über eine große Stufe. Dazwischen gibt es landschaftlichen Genuss im größten Nationalpark der Alpen. Immer wieder treten Sehnsuchtsziele wie Ankogel und Hochalmspitze ins Bergpanorama. Dann wieder quaken irgendwo Vögel – das unverwechselbare Geräusch selten gewordener Schneehühner. Es ist kein Geheimnis, dass ich eine große Schwäche für die Hohen Tauern habe. Die ist nach dieser Bergtour noch ein weiteres Stück angewachsen.
1. Anforderungen & Überblick
2. Mit Hund auf Tauern-Überschreitung
3. Auf dem Tauernhöhenweg – die Etappen
4. Hinweise und Planungshilfen
5. Hütten auf dem Tauernhöhenweg
Anforderungen & Überblick
Wer sich über den Tauernhöhenweg schlau macht, ist schnell überfordert, denn es scheinen zig Routen zu existieren. Beim DAV führt die Route von Sportgastein bis zur Osnabrücker Hütte. Die zahlreichen Varianten machen die Sache aber ziemlich unübersichtlich. Eine weitere Variante beschreibt die Website tauernhoehenwege.org, die von der Tappenkarseehütte auf zuweilen ähnlicher Route bis zur Karl-Fürst Hütte oder alternativ bis nach Kals führt. Auch eine Teilstrecke des Zentralalpenweges 02 wird als Tauernhöhenweg beschrieben und führt wiederum vom Glocknerhaus zur Osnabrücker Hütte – mehr oder weniger im Kern ebenfalls ähnlich mit den anderen Touren. Aber damit nicht genug, der Wanderführer „Tauern-Höhenweg“ aus dem Rother Bergverlag versteht unter dem Weg gleich eine komplette Tauernquerung und bietet mit Varianten gleich mal 40 Etappen an.
Puh, das bietet zwar alles eine gewisse Vielfalt ist aber auch mächtig unübersichtlich. Unsere Tauern-Überschreitung ist ein bisschen das Kernstück, das bei allen Beschreibungen gleich ist, von den Zuwegen mal abgesehen. Mit dieser Hüttentour überschreiten wir die Hohen Tauern von Nord nach Süd, also von Sportgastein (Salzburger Land) nach Mallnitz (Kärnten) in 4 bis 5 Tagen. Das ist nicht nur landschaftlich äußerst reizvoll, sondern auch einfach in Sachen Rückreise.
Fakten & Daten zur Tauern-Überschreitung
- Beste Reisezeit: Juli bis September, davor und danach oft noch viel Schnee
- Dauer: 4-5 Tage
- Länge: ca. 50 km
- Höhenmeter Aufstieg: ca. 3400 m
- Höhenmeter Abstieg: ca. 3500 m
- Höchster Punkt: Je nach Tour Herzog-Ernst-Spitze (2933 m) oder Kleiner/Großer Ankogel (3096m/3252m)
- Schwierigkeit: schwer (T2-T4-Wege)
- Art der Tour: alpine Streckenwanderung
Die Bergtour führt durch sehr anspruchsvolles Gelände (siehe oben). Meist bewegen wir uns auf Höhen um die 2.500 Meter, oft auch darüber hinaus. Schlechtwetterereignisse gehen in diesen Höhen oft mit Schneefall und Nebel einher. Hier und da finden sich auch weglose und ausgesetzte Passagen. Der Weg sollte alpin Erfahrenen mit guter Kondition, absoluter Trittsicherheit und Schwindelfreiheit vorbehalten bleiben.
Etappenübersicht Hüttentour durch die Hohen Tauern
Viele Köche verderben den Brei, könnte man im Hinblick auf die verschiedenen Strecken denken. Und leider trifft das auch zu, wenn man einen Blick auf die Höhendaten wirft. Der DAV und auch Routenplanungsapps liegen meiner Einschätzung nach deutlich daneben. Das ist nicht ungewöhnlich auf diesen Höhen, vor allem auch bei Grat- und Blockwerkwegen, bei denen die kleinen Vorgipfel oder steinerne Erhebungen schlicht nicht von digitaler Software erfasst und berechnet werden. Meine Höhenangaben kommen der Wahrheit hoffentlich näher. Ich habe sie mit einer barometrischen Sportuhr aufgezeichnet, die bisher selten daneben lang. Auch meine Erfahrung sagt mir, das DAV und digitale Routenplaner die Höhenmeter deutlich unterschätzen.
Ausgangspunkt | Endpunkt | Strecke | Aufstieg | Abstieg | Dauer | |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | Sportgastein | Niedersachsenhaus | 10km | 1100m | 250m | 4:30 |
2 | Niedersachsenhaus | Duisburger Hütte | 5.8km | 680m | 520m | 4:00 |
3 | Duisburger Hütte | Hagener Hütte | 9.9km | 400m | 580m | 5:00 |
4 | Hagener Hütte | Hannoverhaus | 14.0km | 700m | 740m | 5:30 |
5 | Hannoverhaus | Mallnitz (direkter Abstieg) | 6.7km | 0m | 1300m | 3:00 |
6 | Mallnitz (über Seebachtal/kl. Ankogel) | 13.8km | 570m | 1870m | 6:00 |
Hinweis: Es gibt einige Varianten, die ich bei den jeweiligen Etappen kurz erwähne.
Wegverlauf und Höhenprofil der Tauern-Überschreitung
(Variante mit Kleinem Ankogel)
Download: GPX Tauern-Überschreitung/Tauernhöhenweg
Mit Hund auf Tauern-Überschreitung
Mit unserer 13-jährigen Hundeseniorin Lotte war diese Tour kein Problem, auch wenn sie vor allem auf der zweiten Etappen und hin und wieder durch das Blockwerk Unterstützung brauchte. Die fällt bei einem jüngeren Hund vermutlich geringer aus, allerdings sollte der Hund in Sachen Gehorsam eine „Eins“ auf dem Zeugnis stehen haben. Denn was für den Wanderer in Sachen Steinschlag- und Absturzgefahr gilt, gilt auch den Hund. Er sollte wohlerzogen auf die Befehle hören, nicht toben und tollen und sich problemlos Heben lassen. Auch konditionell wird dem Hund einiges abverlangt.
Die Hütten erlauben alle das Mitführen des Hundes – meist im Winterraum. Das ist schon mal weniger komfortabel (vor allem im Hannoverhaus), aber allemal besser, als ohne Hund unterwegs zu sein. Der Hund sollte darüber hinaus auch wirklich Freude am alpinen Wandern haben. Das Blockwerk ist zwar zu großen Teilen mit guten Wegen präpariert, aber die ein oder andere Kletterstelle wird dem Vierbeiner schon abverlangt. Sonst ist das Wandern im Rudel natürlich eine wahre Freude.
Auf dem Tauernhöhenweg – die Etappen
Bei dieser Hüttentour ist keine einzige Etappe langweilig. Ob ein herrlicher Gratweg, ein schöner Bergsee, ein toller Gipfel oder eine gemütliche Hütte – alles was man sich bei einem Trekking durch die Berge wünscht, wird man auf dem Tauerenhöhenweg finden. Los geht’s:
Etappe 1: von Sportgastein zum Niedersachsenhaus
Nachdem meine DAV-Sektion Hannover das Hannoverhaus an den Dachverband verkauft hat, gibt es nur noch das Niedersachsenhaus als Hütte meiner Sektion. Und – ich kann mich nicht dagegen wehren – ein bisschen Lokalpatriotismus darf es auch sein. Ich freute mich also vor allem auf das wie ein Adlerhorst am Grat klebende Niedersachsenhaus ganz besonders. Unsere Wanderung startet in Sportgastein (1) und auf mir schon bekannten Wegen ging es auf feinen, aber steilen, Waldwegen hinauf zur gut geführten Bockhartseehütte (2).
Nach kurzer Stärkung wandern wir am linken Ufer auf einem schönen Höhenweg am Unteren Bockhartsee (3) vorbei und gelangen einen kleinen Anstieg später zum Oberen Bockhartsee (4). Spätestens bei letzterem verschwinden auch die letzten Tagesgäste und wir dürfen ganz allein diese weite Graslandschaft, durch die Wolkenfetzen ziehen, genießen. Die Wege sind einfach, etwas stufig und auch gut beschildert. Kurz danach erreichen wir die Bockhartseescharte (5), rechts daneben, keine 40 Höhenmeter über uns, lockt der gleichnamige Gipfel. Wir lassen unser Gepäck an der Scharte und nutzen das kleine Wolkenloch, um rasch hinaufzusteigen. Am Bockhart (6), 2260 m, haben wir eine schöne Sicht.
Zurück an der Scharte, folgen wir nun dem Senator-Beindorf-Weg Richtung Süden. Das macht trotz mäßiger Sicht wirklich viel Spaß. Nach einem kurzen Aufschwung, ist der Weg dann zunächst ohne große Höhenunterschiede zu meistern. Wir passieren die Kolmkarscharte (7) mit der markanten Kolmkarspitz, die heute aus dem Nebel ziemlich mystisch herausragt. Später wird es noch einmal kurz steiler und in Richtung Niedersachsenhaus gibt uns der Gratabschnitt schon mal einen Vorgeschmack auf den nächsten Tag. Trotz nun einiger Regentropfen ist das ein wirklich fantastischer Weg zum Niedersachsenhaus (8).
Variante: Deutlich kürzer und auch etwas einfacher ist der Bahlsenweg von Sportgastein zum Niedersachsenhaus.
Etappe 2: vom Niedersachsenhaus zur Duisburger Hütte
Nach einem perfekten Hüttenabend im Niedersachsenhaus (1) wollen wir uns an die Gratwanderung hinüber nach Kärnten wagen. Es ist sicher der spektakulärste Abschnitt auf dieser Hüttentour. Der Grat hält für uns zahlreiche Zacken bereit, so dass wir immer wieder hinauf und hinab steigen, im Ganzen betrachtet aber an Höhe gewinnen. Der Pröllweg schmiegt sich eng an die Felsen und bietet fantastische Aussichten. Unsere sind ein bisschen durch immer wieder hineinziehende Wolken getrübt – Freude und Spaß an dem Weg hatten wir trotzdem. Kurz bevor wir die Riffelhöhe (2), 2694 m, erreichen, kommt die mit hohen Stufen und Drahtseilen versicherte Stelle, die mir eigentlich am unangenehmsten war.
Der Weg ist nicht zu verfehlen, verläuft er doch immer eng am Grat. Das nächste Gipfelziel hat man ebenfalls meist fest im Blick. In unserem Fall ist das der Neunerkogel (3), 2827 m, der einzige Gipfel am Grat mit Gipfelkreuz. Weitere 100 Höhenmeter später haben wir dann den höchsten Punkt erreichen, die Herzog-Ernst-Spitze (4), 2933 m. Wer mag kann von hier aus dem Grat weiter folgen und das Schareck (3123 m) besteigen. Da wir jedoch Etappe 2 und 3 zusammengelegt haben, blieb dafür leider keine Zeit.
Von der Herzog-Ernst-Spitze liegt nun ein steiler – aber sehr aussichtsreicher – Abstieg zur Fraganter Scharte (5) vor uns. Wir blicken erhaben auf den unter uns liegenden (in diesem Jahr) blanken Mölltaler Gletscher und noch weiter unten sehen wir den riesigen Hochwurtenspeicher – ein bisschen Skilandschaft ist leider auch dabei. Wir steigen weiter hinab, bis wir einen Fluss queren. Der Tauernhöhenweg würde nun etwas absteigen und oberhalb am Hochwurtenspeicher entlanglaufen und dann zur Duisburger Hütte wieder aufsteigen. Da wir gleich noch die 3. Etappe dieser Tour laufen wollen, entscheiden wir uns für eine Abkürzung auf einen ungewarteten Weg. Wir steigen als wieder direkt hinauf, schwenken dann leicht nach rechts und laufen direkt auf einen Mast eines Liftes zu. Kurz vor Erreichen des Mastes biegen wir nach links oben ab. Wir folgenden den noch vorhandenen blau-weißen Markierungen und kommen so zur Duisburger Hütte (6).
Wichtig: Der Übergang vom Niedersachsenhaus zur Fraganter Scharte ist nur bei guten Wetterbedingungen zu empfehlen. Bei Regen, der hier oben auch schnell zur eisigen Rutschpartie wird, sowie bei Nebel ist diese Teilstrecke nicht zu empfehlen! Erst im letzten Jahr ist hier ein 22-Jähriger tödlich verunglückt. Die Hüttenwirte geben gute und realistische Einschätzungen, auf die ihr euch verlassen könnt! Schlechtwetteralternativen: Abstieg vom Niedersachsenhaus nach Neubau und dort über den Weg 119 zur Fraganter Scharte. Alternative auch direkt zur Hagener Hütte (Ziel Etappe 3): Über den Bahlsenweg nach Sportgastein, bis zum Talschluss und hinauf zur Hagener Hütte.
Etappe 3: von der Duisburger Hütte zur Hagener Hütte
Von der Duisburger Hütte (1) bleiben wir dem Tauerhöhenweg treu und laufen gen Osten. Uns erwartet ohne große Umschweife ein steiniger, verblockter Weg, der aber hervorragend in rot-weiß markiert ist. Obwohl das Höhenprofil uns einen höhehaltenden Weg suggeriert, kostet es uns dennoch einige Anstrengung. Es geht hinauf und hinab, mal durch große Blöcke, mal etwas einfacher, aber immer außergewöhnlich aussichtsreich. Kleinere Seilversicherungen machen es und hier und da etwas einfacher. Aber der Weg zieht sich. Nur wenige Minuten nach der Duisburger Hütte kann ich in der Feldseescharte das silberne Dach des Weißgerber Biwaks in der Sonne strahlen sehen – aber es wird Stunden dauern, bis ich es erreiche.
Schließlich erreichen wir auf dem plattenreichen Weg endlich das Ufer eines kleinen Sees. Nun gilt es noch einmal Kräfte mobilisieren: Die schwere Beine verlangen nach Pause, der Weg ist sehr steil, zuweilen auch rutschig. Wir müssen durch große Gesteinbrocken und die letzten Meter zur Feldseescharte (3) sind tatsächlich eine Qual.
Es hat fast drei Stunden gebraucht, vom Erblicken des Biwaks bis zum Erreichen – das ist mental ganz schön anstrengend. Auf der anderen Seite geht es über Schutt und durch steinschlaggefährdete Rinnen wieder hinab. Murren haben teilweise tiefe Rinnen im Weg hinterlassen und das ein oder andere unangenehme Schneefeld rundet diese anspruchsvolle Tour ab. Es ist – nachdem wir zwei Etappen zusammengelegt haben – eine wahre Freude, an der Hagener Hütte (4) anzukommen.
Hinweis: Auch wenn die Kilometer und Höhenangaben der Etappen 2 und 3 aussehen, als könnte man die locker zusammenlegen, ganz so locker ist es nicht. Das ist nur bei stabilen Wetterbedingungen und mit einer ordentlichen Portion Kondition empfehlenswert! Nach offiziellen Angaben, müsst ihr für beide Etappen 10 Stunden Gehzeit einkalkulieren. Wer fit ist und keinen Hund dabei hat, der Hilfe braucht, kann es auch in 7,5 Stunden schaffen.
Etappe 4: von der Hagener Hütte zum Hannoverhaus
Ein herrlicher Morgen begrüßt uns an der Hagener Hütte (1) – und ein paar Schafe waren auch dabei. Wir starten auf einem wunderschönen grünen Hangweg, der die schweren Beine vom letzten Tag erst mal lockert. Doch all zulange wird es nicht so gemütlich bleiben. Wir sehen schon rasch riesige Schuttfelder vor uns liegen. Und nur ein paar Minuten später stecken wir schon mittelndrin in den riesigen Felsbrocken, die mit grünen Flechten überzogen sind. Es erinnert mich tatsächlich ein wenig an den Adamello aus dem letzten Jahr mit einem Unterschied: Hier haben sich die Wegmacher sehr viel Mühe gemacht und häufig führt ein Weg aus säuberlich angeordneten Platten durch die Felsen. Das ist schon ziemlich komfortabel.
Ich kann nicht sagen, wie lange wir durch diese Steinwüste wandern. Mir kann das ja eigentlich nicht lang genug dauern, denn ich liebe diese scheinbare Tristesse – die beim näheren Hinschauen eigentlich keine ist. Die ein oder andere steile Stufe später erreichen wir die Selbstversorger Hütte Mindener Hütte (2), bei der wir eine Pause einlegen. Der Blick auf’s Wetter lässt allerdings nichts Gutes erahnen, so dass wir rasch weiterwandern – wie kleine Ameisen in einer unendlichen Weite aus Stein.
Wir können das Hannoverhaus, das vor dem Ankogel auf einem Kamm thront von unserem Pausenplatz erkennen, aber auch hier wird es zwei bis drei Stunden dauern, bis wir es erreichen können. Wir steigen weiter durch steiniges Gelände ab, kurz nach einem kleinen See hat man die Möglichkeit zur Mittelstation der Ankogelbahn abzusteigen und dieses Trekking zu beenden. Was wir in diesem Fall auch taten. Ich hänge hier aber eine Etappe dran, die ich vor zwei Jahren gelaufen bin. Also geht es auf dem ausgeschilderten Weg weiter Richtung Hannoverhaus, über das Luggetörl (3) und später auch wieder bergan, allerdings in einfacherem Gelände. Der Tauernhöhenweg führt uns direkt zum Hannoverhaus (4).
Etappe 5: vom Hannoverhaus nach Mallnitz
Viele Wege führen nach Rom und viele vom Hannoverhaus nach Mallnitz. Wem die Beine schwer sind, der kann direkt mit der Ankogelbahn hinab fahren. Als kurze Tour bietet es sich an, den direkten Abstieg zu wählen, er orientiert sich in etwa am Verlauf der Seilbahn. Dann kommen knapp 1.300 Höhenmeter im Abstieg sowie etwa 6,6 km zusammen. Die landschaftlich schönste Variante macht einen Bogen und nimmt den Abstieg über das Seebachtal. Wer mag, versucht sich dabei im Aufstieg zum Ankogel. Allen Touren gemeinsam ist ein sich anschließender 1-stündiger Marsch nach Mallnitz, der aber auch mit dem Bus zurückgelegt werden kann.
Die hier vorgestellte Variante über das Seebachtal bin ich vor zwei Jahren gewandert – bei deutlich mehr Schnee als in diesem Jahr. Vom Hannoverhaus (1) folgt man dem weiteren Verlauf des Tauernhöhenwegs in Richtung Osten auf einem zunächst guten Wanderweg. Nach einer Geröllhalde biegen wir vom Tauernhöhenweg nach links, um zum Angokel zu kommen. Nun steigt der Weg steil an und führt uns vorbei am Lassacher Kees (Gletscherrest). Wir stapfen durch Schneefelder, kraxeln über Blockwerk und Gletscherschliffplatten, immer den Markierungen nach, bis wir zum Gipfelaufbau des Kleinen Ankogels kommen. Nun geht es kraxelnd durch Blockwerk über den Westgrat hinauf zum Kleinen Ankogel (2), 3096 m. Nun sollte es nur bei guten Bedingungen weitergehen (bei uns leider nicht der Fall), denn über einen schmalen Verbindungsgrat, leicht ausgesetzt und später in leichter Kletterei geht es hinauf zum Ankogel (3), 3252 m.
Auf gleichem Weg geht es zur Wegkreuzung zurück und auf dem Tauernhöhenweg weiter. Aber auch der weitere Weg ist mit dem vielen Blockwerk, einigen versicherten Passagen kein Spaziergang und kostet Kraft. Die Ausblicke aber entschädigen dafür allemal. Kurz nach einer Versicherung, gabelt sich der Weg, führt geradeaus Richtung Großelendscharte und rechts zur Celler Hütte. Letzterem folgen wir einige Zeit, bis wir schließlich für den Abstieg ins Seebachtal erneut nach rechts abbiegen. Steil, aber ziemlich still und wunderschön, steigen wir hinab, legen an der Schwussnerhütte (4) eine Rast ein und folgen dann dem Naturlehrpfad herrlich durch sanfte Wald- und Wiesenlandschaften – was für ein Kontrast zum schroffen Ankogel! Vorbei am Stappitzer See (5) erreichen wir die Talstation der Ankogelbahn (6) und wählen entweder den Bus oder eine Stunde Fußmarsch, um nach Mallnitz (7) zu gelangen.
Hinweise und Planungshilfen
Für diese Hüttentour könnt ihr umweltfreundlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Dazu fahrt ihr erst mit dem Zug nach Bad Gastein (dort gibt es auch einen öffentlichen Parkplatz) und dann mit dem Bus nach Sportgastein. Diese Mehrtagestour endet in Mallnitz wo ihr ebenfalls Bahnanschluss habt. Habt ihr euer Auto in Bad Gastein abgestellt, könnt ihr via Direktverbindung mit dem Zug ohne umsteigen in wenigen Minuten zurückfahren.
Orientierung
Einen Wanderführer zur Tour haben wir nicht dabeigehabt. Es gibt allerdings den Wanderführer Tauern-Höhenweg aus dem Rother Bergverlag. Er ist etwas anders aufgebaut, als die anderen aus dem Verlag und konzentriert sich wirklich nur auf die wesentlichen Informationen – mit Schwerpunkt auf Schwierigkeiten und Gefahren. Das ist nicht sonderlich inspirierend, kann aber durchaus wichtige Informationen enthalten. Er umfasst insgesamt 40 Etappen einer kompletten Tauern-Durchquerung.
Bei den Karten habe ich mich für die 1:25.000 Wanderkarte aus dem Mayr Verlag entschieden, die uns gute Dienste erwiesen hat. Fehler habe ich keine entdeckt. Nur ein winziges Stück des Weges ist darauf nicht vorhanden. Grundsätzlich gilt für die ganze Tour: Die Markierungen zwischen den Wegpunkten (im Text fett und mit Zahl in Klammern) sind eine gute Orientierungshilfe und meist auch beschildert.
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Mit Komoot einfach nachwandern
komoot ist mein Routenplaner der ersten Wahl. Diese Tour habe ich damit geplant, unterwegs damit navigiert und die aufgezeichnete Route in einer Collection zusammengefasst. Das hat zuverlässig funktioniert und Verlaufen ist damit nahezu ausgeschlossen.
Alle Touren mit GPS-Tracks, mehr Bilder sowie mein “Erlebnistagebuch” könnt ihr auf meinem Profil finden: Tauernhöhenweg – auf schmalen Graten durch den größten Nationalpark der Alpen Dort kannst du dir die Touren abspeichern, anpassen und dann einfach offline verfügbar machen.
Hütten auf dem Tauernhöhenweg
Eine Hüttentour durch die Hohen Tauern ist auch kulinarisch durchaus ein Vergnügen. Es sind allsamt kleine, gemütliche und mit Herzblut geführte Hütten, auf denen man nachts sein Schlaflager beziehen darf. Ich war damit sehr happy. Ein Plätzchen für den Hund – meist in komfortablen Winterräumen – ist ebenfalls sicher.
Niedersachsenhaus / Tag 1
Die Hütte meiner DAV Sektion Hannover musste ich natürlich endlich besuchen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Eine phänomenale Lage direkt am Grat, ein sehr herzliches Hüttenteam und auch sonst passte hier alles! Die Hüttenwirtin setzt sich auch gern mal mit an den Tisch, hilft bei der Tourauswahl und hat immer ein freundliches Wort parat. Hier habe ich mich wirklich wohlgefühlt! Zum Niedersachsenhaus
Duisburger Hütte / Tag 2
Auch wenn wir hier nur einen kurzen Zwischenstopp gemacht haben – das Essen war lecker, die Lage fein und auch die Wirtin war nett. Allerdings ist es tagsüber an der Hütte etwas voller, da viele Tagesgäste mit der Bahn hinauf fahren. Spätestens am Abend wird es ruhiger. Mit 30 Übernachtungsplätzen definitiv eine gemütliche Hütte. Die übrigens auch im Winter geöffnet ist! Zur Duisburger Hütte
Hagener Hütte / Tag 3
Irgendwie ist die Hagener Hütte was besonderes. Immerhin wird sie seit 1967 in dritter Generation von der Pächter-Familie geführt. Und tatsächlich hat man das Gefühl, den Pächter bringt kaum was aus der Ruhe. Die Lage der Hütte ist herrlich – Aussicht bis zum Triglav! – morgens kommen auch schon mal ein paar Schafe vorbei und das Essen ist gut, wenn auch die Auswahl beschränkt. Wir haben uns dennoch sehr wohl gefühlt. Zur Hagener Hütte
Hannoverhaus / Tag 4
Früher gehörte die Hütte zur DAV Sektion Hannover, nun aber dem Dachverband. Die Lage des Hannoverhauses ist herrlich – wie ein Wachtposten über Mallnitz. Die Hütte ist gut geführt, der Winterraum als Quartier für Wanderer mit Hund allerdings etwas unkomfortabel. Aber immerhin darf der Hund mit und das ist schließlich das Wichtigste. Zum Hannoverhaus
3 Kommentare zu “Tauern-Überschreitung auf dem Tauernhöhenweg”
Hallo Romy,
und vielen Dank für den Bericht:) Über den Tauern-Höhenweg liest man ja nur sehr wenig im Netz. Warst du zufällig schon mal ein bisschen weiter westlich unterwegs, Hoher Sonnblick, Pilatusscharte etc. ? Das gehört, soweit ich weiß, ja auch noch zu dem Weg.
Viele Grüße
Selim
Hey Selim,
nein leider nicht. Ob das mit zum Weg gehört oder nicht weiß ich nicht. Wie ich ja eingangs schon schrieb ist das ein bisschen unübersichtlich.
Liebe Grüße
Romy
Hmm ok… Also so wie ich das verstehe ist die Route von der Webseite tauernhoehenwege.org die „offizielle“ Version in 13 Etappen, jeweils einmal als normale und hochalpine Variante. Die Beschreibung vom DAV ist anscheinend nur ein kleiner Ausschnitt dieser Tour. Und dann gibt’s da ja noch diverse Tauern- Durchquerungen, ich hab letztes Jahr in Innsbruck z.B. einen Trekkingführer aus dem Tyrolia-Verlag erstanden, der nochmal eine andere Route in 22 Etappen vorstellt. Äh.. also ja, schon ein bisschen unübersichtlich. Bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als mir das selbst mal anzuschauen:) Auf jeden Fall nochmal vielen Dank für die Infos!
Viele Grüße
Selim