Rothaarsteig mit Hund
Winterlicher Grenzgang zwischen Hessen und NRW*
Er wird beschrieben, er wird besungen und nicht selten muss er für so manche Metapher herhalten. Ob ich ihn vor lauter Bäumen nicht sehe, ob es aus ihm herausschallt, wie ich hineingerufen habe oder ob ich mich vielleicht benehme wie eine Axt in eben diesem – der Wald hat für uns Deutsche einen besonderen Stellenwert. Kein Wunder, mehr als ein Drittel unserer Landesfläche ist überzogen mit Kiefern, Fichten, Buchen, Eichen und anderen fest verwurzelten Riesen. Wer den Wald liebt, wird am Rothaarsteig seine wahre Freue haben. Vielleicht wird er auf den 154 Kilometern auch ein bisschen gesünder. „Shinrin-yoku“ sage ich nur. Shi…- was? Das japanische Wort bedeutet übersetzt „Waldbaden“ und erfährt auch hierzulande derzeit einen Hype.
Nein, keine Angst, ich fange jetzt nicht an vom tiefen Einsinken in den Wald zu schreiben. Für mich ganz persönlich hat das Wort „Waldbaden“ nach meiner 6-tägigen Wanderung auf dem Rothaarsteig nach zweitägigem Dauerregen ohnehin eine ganz andere Bedeutung bekommen. Dennoch präsentiert sich in diesem Winter 2020 der Wald des Rothaargebirges von zahlreichen – auch trockenen – Seiten.
Aus Sicht meiner Wanderschuhe gestaltet sich das so: Sie versinken in knirschendem Schnee, laufen wie auf Watte über federnde Waldböden, rücken auf schmalen Pfaden dichter zusammen, gleiten raschelnd durch Laub und stolpern hier und dort über eine hochstehende Wurzel. Am Ende gilt für Wanderschuhe genau das Gleiche wie für Hunde: „Nur dreckige Wanderschuhe sind glückliche Wanderschuhe“.
1. Überblick zum Weitwanderweg
2. Mit Hund iauf dem Rothaarsteig
3. Tipps für ein Wochenende auf dem Rothaarsteig
4. Etappen & Highlights
5. Übernachtungen im Rothaargebirge
6. Anreise & Planungshilfen
Überblick zum Rothaarsteig
Doch nicht nur die oftmals naturbelassenen Wälder erfreuen mich. So könnte man den Rothaarsteig getrost auch „Weg der Quellen“ nennen. Ich zähle ganze 14 direkt am Steig, darunter die der bekannten Ströme Ruhr, Sieg, Lahn und Dill. Hin und wieder landet ihr Quell direkt in meiner Trinkflasche. Auch wenn der höchste Berg Nordrhein-Westfalens, der Langenberg mit 843 Metern keine Aussicht bietet, machen dies der Clemensberg (837 m) und Kahler Asten (842 m) wieder wett.
Wandern auf dem Rothaarsteig ist ein Grenzgang zwischen den Bundesländern Hessen und Nordrhein-Westfalen. Dennoch fällt die geografische Orientierung nicht immer leicht: Sauerland, Siegerland und Lahn-Dill-Bergland, ich bin mir nicht immer sicher, wo ich mich gerade befinde. Aber so wie es dem Vogel, dem Hirsch oder dem Hasen egal ist, sollte es der Wanderer wohl auch handhaben. Wir so, 6 Tage, irgendwo auf dem Rothaarsteig.
Der Rothaarsteig führt von Brilon im Sauerland nach Dillenburg im Lahn-Dill-Bergland. Irgendwo dazwischen liegt das Siegerland. Die 154 Kilometer schaffen sehr sportliche Wanderer in sechs Tagen. Ich empfehle den Steig – vor allem bei kurzer Tageslichtdauer im Winter – besser in sieben oder gar acht Tagen, um nicht jeden Tag über der 25 Kilometer-Marke zu liegen und auch ein bisschen mehr Zeit für Genuss und Regeneration zu haben.
Etappen-Übersicht
Die aufgelisteten Etappen zeigen deutlich, dass durch den Zu- oder Abstieg zur Unterkunft rasch noch ein paar Kilometer mehr zur originalen Rothaarsteig-Route hinzukommen. Die gute Nachricht: Nicht jeden einzelnen Kilometer muss man davon auch wandernd zurücklegen.
Ausgangspunkt | Endpunkt | Strecke | Aufstieg | Abstieg | Dauer | |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | Brilon | Willingen | 26km | 630m | 540m | 6:30 |
2 | Willingen | Winterberg | 24km | 590m | 470m | 6:00 |
3 | Winterberg | Latrop | 24.5km | 420m | 620m | 6:00 |
4 | Latrop | Lützel | 31.5km | 640m | 520m | 7:30 |
5 | Lützel | Irmgarteichen (Haincher Höhe) | 32.6km (30km) | 520m | 720m | 7:30 |
6 | Irmgarteichen (Haincher Höhe) | Dillenburg | 29.6km (27km) | 560m | 730m | 7:15 |
Gesamt | 168.2km | 3360m | 3600m | 40:45 |
Wer in den Rothaarsteig-Qualitätsbetrieben sein Quartier für die Nacht bucht, kann sich nämlich direkt am Steig abholen lassen. So habe ich mich von Willingen, bei Etappe 2 wieder zum Zustieg bringen lassen, um mir den erneuten 2,5-Kilometer-Marsch durch den Ort zu ersparen. Zudem haben wir dieses Angebot bei der 5. und 6. Etappe an der Haincher Höhe in Anspruch genommen sowie bei Lützel, Etappe 5. Aufgrund der Wetterlage haben wir uns hier bis zum Einstieg Jagdhaus bringen lassen. Dennoch sind wir letztendlich mehr als die 154 Kilometer gewandert.
Rothaarsteig mit Hund
Für alle feuchten Hundeschnauzen, die Frauchen oder Herrchen beim Lesen schon schief anschauen, weil sie auf gar keinen Fall zu Hause bleiben wollen, gibt es gleich die gute Nachricht vorweg: Wandern auf dem Rothaarsteig mit Hund ist absolut unproblematisch und empfehlenswert. Schwierige Stellen sind nicht zu erwarten, nicht einmal bei der Hängebrücke (Titelbild), die sich entweder umgehen lässt bzw. gar nicht passiert werden muss. Die Wege sind allesamt für den Hund geeignet und Übernachtungen problemlos zu finden.
Wir hatten ja zwischenzeitlich nicht das beste Wetter erwischt und Lotte war wie wir trotz Regencape oft triefend nass und dreckig. Dennoch wurden wir überall freundlich empfangen und mit Handtüchern bewaffnet abgeholt. Neben dem obligatorischen halben Liter Wasser, den man immer für den Hund dabeihaben sollte, gibt es viele Wasserstellen am Weg. Einzig bei der Restaurantwahl muss man ein bisschen aufpassen. Nicht jedes Restaurant erlaubt Hunde – für mich Norddeutsche eine neue Erfahrung. Aber satt geworden sind wir noch jeden Abend. Die in diesem Artikel am Ende aufgelisteten Unterkünfte, erlauben alle das Mitführen von Hunden.
Tipps für ein Wochenende auf dem Rothaarsteig
Wer keine Zeit für den gesamten Steig hat oder sich erst einmal langsam ans Etappenwandern herantasten will, kann auch ein Wochenende auf dem Rothaarsteig verbringen. Für eine zweitätige Tour bieten sich ersten beiden Etappen an. Dann wandert man knapp 50 Kilometer von Brilon über Willingen nach Winterberg. An- und Abreise oder die Rückkehr zum Ausgangsort können praktischerweise mit dem Zug erfolgen. Zumal es sich auch mit um die beiden schönsten Etappen handelt.
Neben vielfältigen Sinneseindrücken im Wald, lassen sich an beiden Tagen auch einige Highlights des Rothaargebirges sammeln. Neben dem höchsten Berg von NRW, dem Langenberg, besteigt man den aussichtsreichen Clemensberg und kommt an einigen Quellen vorbei, auch an der Ruhrquelle. Rund um den Ginsterkopf darf man einige knackige Anstiege absolvieren und die markanten Bruchhauser Steine sind auch dabei.
Etappen & Highlights des Rothaarsteig
Doch bevor wir uns ins Winterabenteuer Rothaarsteig werfen, wirft uns am Vortag der Zug nach Brilon unsanft eine Station vor dem Ziel hinaus. Streckensperrung. Für Zug, Bus und Autos. Was macht nun ein Wanderblogger, der auf Rädern nicht zum Ziel kommt? Richtig, er geht die 6,5 Kilometer einfach zu Fuß. Somit mache ich schon vor meiner eigentlichen Wanderung eine Stippvisite auf den Rothaarsteig. Lotte freut’s und Frauchen, die dank Schneefall mit weißer Mütze ins Hotel stiefelt, tut die zusätzliche Bewegung auch gut.
Etappe 1 – von Brilon nach Willingen
Wie am Vorabend erstrahlt Brilon auch am nächsten Morgen in sanftem Weiß, als wir nun ganz offiziell unsere Wanderung auf dem Rothaarsteig beginnen. Ich gewöhne mich rasch an die Beschilderung des Weitwanderweges – nicht unbedingt eine Herausforderung, denn die roten Schilder heben sich ganz hervorragend vom kühlen Weiß ab. Während Lotte mit dem süßestem Hundepopo der Welt freudig durch den Schnee wackelt, genieße ich die klare, frische Luft, die sich an Wintertagen immer breit macht. Ist das schön wieder unterwegs zu sein!
Schon kurz hinter dem Start gelangen wir zur ersten Quelle, der Möhnequelle und wandern weiter Richtung Ginsterkopf. Mir gefällt sofort die abwechslungsreiche Wegführung des Steiges. Es geht kaum lange Strecken eintönig auf dem gleichen Weg entlang. Vielmehr biege ich ständig ab, wechsle von breiten auf schmale Wege oder gelange von akkurat strammstehenden Nadelbäumen in lichtere Haine oder Buchenwälder.
Noch bevor ich den richtigen Trott gefunden habe, staune ich nicht schlecht. Rund um den Ginsterkopf wird es auf einmal ziemlich steil. Dreimal geht es konditionell fordernd hinauf und wieder hinab. Das hätte ich dem Rothaargebirge nicht zugetraut, werde aber schweißtreibend eines Besseren belehrt. Aussichtsreich ist es hier ebenso wie auf dem Weg zu den Bruchhauser Steinen, vier riesige Felsbrocken, die hoch auf dem gegenüberliegenden Berg thronen. Man könnte sie besteigen, aber für uns reicht der Weg nach Willingen für den ersten Tag allemal aus.
Etappe 2 – von Willingen nach Winterberg
Auf unserem Weg von Willingen nach Winterberg balancieren wir auf der Grenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Hessen. Es beginnt direkt nachdem wir am Richtplatz wieder in den Rothaarsteig einsteigen. Nicht nur, dass Grenzsteine den Weg markieren, später werde ich erfahren, dass das Rothaargebirge durch seine natürliche Erhebung sogar Religionen und ganze Sprachräume trennte. Was auf der einen Seite Bööm heißt, nennen die anderen Bäum (Baum). Aus einer Fraa wird eine Frow (Frau) und aus Friehjuhr wird Fröyjohr (Frühjahr). Dass schon Berge bis 850 Meter unüberwindbare Grenzen darstellen können, ist beeindruckend.
Nun aber genug des sprachlichen Exkurses, wenden wir uns der Geografie zu. So grundsätzlich lässt sich auf dem Rothaarsteig sagen, dass sich irgendwo rechts NRW und irgendwo links Hessen befindet – also die richtige Laufrichtung vorausgesetzt. Ganz sicher, dass man sich in NRW befindet, darf man sein, wenn das Zwischenziel Langenberg erreicht ist. Die höchste Erhebung NRWs ist mit 843 Metern zwar der höchste Berg des Bundeslandes, besonders eindrucksvoll ist er aber nicht. Die fehlende Aussicht lässt sich nur drei Kilometer später am Clemensberg (838 m) mitsamt Gipfelkreuz und Gipfelbuch nachholen.
Wir huschen von dem aussichtsreichen Punkt rasch weiter und lassen die Weitsicht bis zur Kahlen Asten, höchster Punkt der nächsten Etappe, hinter uns. Ein strammer Marsch durch die Niedersfelder Hochheide wärmt uns wieder auf. Wir gelangen zurück in den Wald und erreichen schließlich den Ursprung der Ruhr, die Ruhrquelle. Kaum zu glauben, dass aus diesem zarten Rinnsal irgendwann einmal ein großer Fluss wird, der eine Lebensdauer von 217 Kilometern hat, bevor er in den Rhein mündet. Mein Tee ist bereits geleert, so zapfe ich mir ein frisches Wässerchen, dass ich noch am Abend in Winterberg zur mir nehme. Kann auch nicht jeder von sich behaupten.
Etappe 3 – von Winterberg nach Latrop
So richtiges Winterfeeling wird sich nun für mich auf dem Rothaarsteig nicht mehr einstellen. Den letzten Hauch von Schnee sehe ich auf dem Kahlen Asten, dem wohl bekanntesten Berg des Rothaargebirges. Als ich von Winterberg meine heutige Etappe starte, weiß ich noch nicht, dass es die letzte trockene für mich sein wird. Ich sage nur „Waldbaden“ und so. Aber auch ohne dieses Wissen genieße ich den letzten trockenen Tag und stiefele fröhlich hinauf zum Kahler Asten.
Hier hat man eine fantastische Weitsicht, steigerbar, wenn man auf die Aussichtsplattform des Turms kraxelt. Bei klarer Sicht kann ich fast bis nach Hause schauen. Also zumindest bis zum 163 km entfernten Brocken im Harz. Auch sonst bleibt mir diese Etappe als aussichtsreich in Erinnerung, auch wenn ich dabei den naturnahen Wald nicht missen muss. Schon kurz nach dem Start lockt die Hoheleyer Hütte zu einer Rast. Doch da ich noch ordentlich Strecke vor mir habe, wandere ich schweren Herzens weiter. Allerdings nicht ohne das Weihnachtslied „Oh Tannenbaum“ anzustimmen. Die vielen Weihnachtsbaumplantagen wollen schließlich besungen werden und ich bin ganz allein unterwegs.
Weitere 4 Kilometer später muss ich mich zwischen der Kamm- und der Talvariante des Rothaarsteigs entscheiden. Da ich unbedingt über die Hängebrücke gehen will, entscheide ich mich für Ersteres. Wem eine Einkehr wichtiger ist, der sollte im Winter die Talvariante einschlagen, denn die Kaffeestube in Kühhude hat dann nur am Wochenende geöffnet. Mir ist das am heutigen Tag fast egal, da es trocken ist und der Schnee auf den tollen Pausenplätzen am Rothaarsteig weggetaut ist. Endlich komme ich in den Genuss, eine der bequemen Liegen auszuprobieren.
Schon kurz darauf gelange ich zur Hängebrücke. Sie ist nicht so spektakulär wie gedacht, ein hübsches Fotomotiv ist sie allemal. Und dann werde ich sogar noch mit den einzigen 20 Minuten Sonnenschein auf dem ganzen Rothaarsteig beglückt, ehe ich Latrop erreiche. Worüber man sich halt so freut.
Etappe 4 – von Latrop nach Lützel
Statt von Latrop direkt loszumarschieren, lassen wir uns bis Jagdhaus bringen. Nicht unbedingt etwas, was ich gern mache. Aber der Blick aus dem Fenster und auf die Wetterapp lässt Schlimmes ahnen. Pro Stunde fielen heute ununterbrochen 5-10mm Niederschlag – da sind 27 Kilometer lang genug. Zumal ich frustriert feststellen muss, dass das 20-Euro-Regencape meines Hundes besser dichthält als meine Regenjacke.
Übrigens trennt das Rothaargebirge nicht nur Sprachräume, Kulturen und Religionen, sondern sogar ganze Flusssysteme. Genauer gesagt bildet es die Wasserscheide zwischen Rhein und Weser. Ruhr, Sieg oder Lahn beispielsweise fließen im Westen dem Rhein zu, während sich östlich das Wasser in Eder und Fulda sammelt und in die Weser mündet. Wir erreichen etwa 10 Kilometer nach dem Start den Rhein-Weser-Turm als Sinnbild dieses Phänomens. Von dessen Aussichtsplattform hat man eine Panoramaaussicht über das Sauerland – also, bei gutem Wetter.
Auf dieser Tagesetappe soll die Wahrscheinlichkeit sehr hoch sein, freilaufende Wisente zu sehen. Das Projekt zur Wiederansiedlung der eigentlich seit 300 Jahren ausgestorben, gehörnten Riesen ist einzigartig in Europa, aber eventuell nur noch ein Projekt auf Zeit. Denn ähnlich wie bei der Wolfsdiskussion sind sich Naturschützer und Landwirte naturgemäß nicht einig. Wisente fressen die Rinden von Buchen, respektieren keine Grenzen zwischen Nutzwald und Projektgebiet und ziehen so einigen Zorn auf sich.
Noch gibt es keine Entscheidung, ob ein Zaun Abhilfe schaffen soll. So lange darf man als Wanderer des Rothaarsteigs darauf hoffen, ihnen zu begegnen. Die bis zu drei Meter langen und bis zu einer Tonne schweren Tiere sind sehr scheu und man sagt, sie bleiben unsichtbar, wenn sie nicht gesehen werden wollen. Ob das an diesem Tag so war oder ob ich meine Kapuze zu tief ins Gesicht gezogen habe?
Wir zumindest begnügen uns mit deutlichen kleineren Naturerscheinungen, wandern durch das Naturschutzgebiet Heinsberger Hochheide und erreichen nass, dreckig aber heilfroh unsere Unterkunft an der Ginsberger Heide, etwa zwei Kilometer vor Lützel.
Etappe 5 – von Lützel zur Haincher Höhe
Unsere erneute Regenschlacht auf dem Rothaarsteig, die man getrost als „Waldbaden“ bezeichnen darf, beginnt kurz nach der Ginsberger Heide mit einem Aufstieg zur Ginsburg. Aber auch sonst steht diese Etappe ganz im Zeichen des Wassers. Sechs Quellen wollen heute passiert werden. Kurz nach Lützel gesellt sich die Eder rechter Hand zu uns. Der kleine, durch den Regen satt gespeiste Fluss windet sich in zahlreichen engen Kehren um Bäume und legt wohl über hundert Kurven zurück, bis wir ihn an seiner Quelle verabschieden. Da haben sicher auch Enten Schwierigkeiten vernünftig zu navigieren.
Der nächste zarte Wasserstrahl markiert die Quelle der Sieg, dann sprudelt die Ilsequelle und kurz darauf entspringen Dill und Ochsenborn. Innerhalb von vier Kilometern erwachen hier vier Flüsse zum Leben, nicht schlecht. Der Rothaarsteig führt uns weiter zur Haincher Höhe, wo uns unser Gastgeber abholt. Da meine klitschnasse Regenjacke hier die Bekanntschaft mit bissigem Wind gemacht hat, bin ich ein Eisklotz und nur eine heiße Dusche kann mich heute Abend retten.
Etappe 6 – von der Haincher Höhe nach Dillenburg
Nicht ganz trocken, aber überwiegend wird es an diesem Tag sein und wir machen uns von der Haincher Höhe auf in Richtung Dillenburg. Dieser Tagesmarsch hält nicht das eine Highlight bereit, dafür verbindet er alles, was uns am Rothaarsteig die letzten 5 Tage begegnet ist. Wir albern an einem Aussichtspunkt herum, passieren die Dillquelle und suchen mit viel Fantasie Märchengestalten in moosüberzogenem Totholz im naturbelassenen Wald. Wir lauschen dem Zwitschern der Vögel, der Duft des feuchten, modrigen Waldbodens steigt uns in die Nase und wir spüren den kühlen Wind auf der Haut. Natur eben.
Nach etwa 7 Kilometern zweigt rechts die etwas längere Westerwald-Variante des Rothaarsteigs ab. Wer diese wandert, muss eine Zwischenübernachtung einplanen. Wir wenden uns nach links und folgen den Beschilderungen in Richtung Dillenburg. Ich zumindest freue mich, dass ich nun wieder Gelegenheit habe, die ein oder andere Detailaufnahme mit meiner Kamera im Trockenen zu machen. Ich liebe die kleinen, unscheinbaren waldigen Details, an denen so viele andere vorbeilaufen.
Das Städtchen Dillenburg überzeugt mit seiner niedlichen Fachwerk-Innenstadt. Wer hier lieber etwas mehr Zeit verbringen will, kann in Rodenbach in die Bahn nach Dillenburg steigen, ohne bis auf ein paar Aussichtspunkte etwas Nennenswertes zu verpassen. Der Rothaarsteig endet offiziell im Hofgarten in der Nähe des Bahnhofs.
Übernachtungen im Rothaargebirge
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Die Übernachtungsmöglichkeiten am Rothaarsteig haben mir alle gut gefallen. Es war von sehr gehobenen bis zu soliden Wanderunterkünften alles dabei. Wir wurden überall freundlich empfangen und hin und wieder sogar vom Steig abgeholt. Wer dies nutzen möchte und auch sonst Unterkünfte bevorzugt, die auf uns dreckige Wanderer eingestellt sind und am Morgen bereitwillig die Thermoskanne auffüllen, sollte die „Rothaarsteig Qualitätsbetriebe“ buchen.
Brilon – Hotel Rech
Ein familiär geführtes, tolles Hotel mit allem was das Wanderherz begehrt. Ich erwische leider einen Tag, an dem das Restaurant geschlossen hat, bekomme aber tolle Empfehlungen für Abendessen. Das Frühstück ist umfangreich und auch sonst passt hier alles. Hier geht’s zum Hotel Rech
Willingen – AngelikaS Hotel
Außergewöhnlich stilvoll eingerichtete Zimmer, mit hohem Gemütlichkeitsfaktor. Wer’s mag kann auch den kleinen, privaten Wellnessbereich inklusive Sauna nutzen. Unbedingt abholen lassen, wenn ihr keine Fußmärsche durch Städte mögt. Hier geht’s zum AngelikaS Hotel
Winterberg – Hotel Hessenhof
Im Gegensatz zu den vorherigen beiden Hotels etwas unpersönlicher und deutlich größer. Dafür mit großem Wellnessbereich mit Schwimmbad, Sauna & Co. Zudem komfortable Zimmer und sehr gutes Frühstück. Hier geht’s zum Hotel Hessenhof
Latrop – Hotel Gasthof Hubertushöhe
Wunderschön gelegen im hübschen Fachwerkdörfchen Latrop und obendrein das freundlichste Hunde-Hotel, was ich jemals besucht habe. Eine tolle Hundedusche mit lauwarmem Wasser, Empfehlungen für die Gassi-Runde und kostenlos ausleihbare Taschenlampen für den Abend – ich bin schwer begeistert. Zudem noch moderne Zimmer und gutes Essen. Top. Hier geht’s zum Gasthof Hubertushöhe
Lützel – Hotel Ginsberger Heide
Endlich ein echtes Wanderhotel! Wir haben eines der älteren Zimmer mit eigenem Bad auf dem Gang. Aber wohl nur, weil bei Reservierung schon fast alles ausgebucht war. Es gibt auch neue, schicke Zimmer. Mir gefällt’s trotzdem und auch das Essen schmeckt hervorragend. Hier geht’s zum Hotel Ginsberger Heide
Irmgarteichen/Lützel – Gasthof Pension Jokebes
Urig geht’s hier zu und man braucht etwas Geduld mit dem Chef, der Einiges über die Region, die Geschichte und den Wald zu erzählen hat. Eigentlich super, nur nicht, wenn man zitternd vor Kälte nur noch an eine heiße Dusche denkt. Die übrigens heiß und sehr gut ist. Hier geht’s zum Gasthof Pension Jokebes
Dillenburg – Gasthaus Zum Schwan
Große, moderne Zimmer inmitten herrlicher Fachwerk-Idylle von Dillenburg. Das Frühstück ist hervorragend und füllt Reserven wieder auf. Auch das nur am Abend geöffnete Restaurant im Haus bietet leckeres Essen und dazu eine wohlige Atmosphäre. Hier geht’s zum Gasthaus Zum Schwan
Anreise & Planungshilfen
Im Prinzip braucht es nicht viel, um entspannt auf dem Rothaarsteig zu wandern. Während man auf dem Weitwanderweg unterwegs ist, benötigt man keinerlei Karten, da der Steig außergewöhnlich gut markiert ist. Sehr intuitiv erkennt man sofort, wenn man einen Abzweig verpasst hat. Wer dennoch eine Karte benötigt, kann sich auf der Rothaarsteig-Website eine bestellen.
Es gibt vom Rother Bergverlag und vom Kompass-Verlag Wanderführer über das Sauerland, die den Rothaarsteig abdecken. Vom Hikeline-Verlag und vom Conrad Stein Verlag gibt es Wanderführer ausschließlich über den Rothaarsteig. Letzteres liegt mir mittlerweile vor und macht einen guten Eindruck. Großes Plus für Hundebesitzer: Viele weitere hundefreundliche Unterkünfe sind mit dem Hundesymbol gekennzeichnet und machen die Planung leicht. Zudem ist es gespickt mit vielen Infokästen. Zum Buch: Rothaarsteig: von Brilon nach Dillenburg (Outdoor Wanderführer)
Du kannst dir aber auch eine Übersichtskarte und Infomaterial zum Weg auf der Seite vom Rothaarsteig e.V. kostenfrei bestellen.
Anreise: Mit dem Zug nach Brilon und mit dem Zug von Dillenburg zurück – das geht einfach und unkompliziert. Wer mit dem Auto anreist, kann von einen zum anderen Ort mit dem Zug fahren, muss jedoch mehrfach umsteigen. Die An- und Abreise mit dem Zug habe ich als einfach und unkompliziert erlebt.
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Ganz einfach „nachwandern“ kannst du den Rothaarsteig auch über komoot. Dort habe ich unsere Etappen mit GPX-Daten, Bildern und Beschreibungen eingepflegt. Du kannst direkt mit der App navigieren und deine Tour auch aufzeichnen. Komoot-Collection Fernwandern auf dem Rothaarsteig
*Bloggerreise: Dieser Bericht ist im Rahmen einer Einladung des Rothaarsteig e.V. entstanden. Anreise und Unterkunft wurden für mich getragen. Meine Meinung, Ansichten und Tipps bleiben davon unbeeinflusst.
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12 Kommentare zu “Rothaarsteig mit Hund”
Hallo Romy,
das sind wunderschöne, stimmungsvolle Fotos von einem schönen und oft zu Unrecht nicht so beachteten Wanderweg. ich möchte ihn auch einmal in Gänze laufen.
Gruß
Aurora
Hallo Aurora,
schön, dass sie dir gefallen. Es war nämlich bei diesem Wetter gar nicht so leicht ein paar hübsche zu machen. Ich mochte den Weg dennoch gern, denn Wälder haben wirklich ihre ganz eigene Magie.
Liebe Grüße
Romy
So jetzt weiß ich auch woher dieses Wort „Waldbaden“ kommt – im doppelten Sinne! ???? Wie schön, dass dort alle so hundefreundlich waren. Mir ist oft etwas mulmig zu Mute, wenn wir irgendwo vor Dreck starrend aufschlagen… ???? Liebe Grüße Svenja & Akila ????????
oh ja, dass kenne ich. Ich habe auch immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich mit einem verdreckten Köter irgendwo aufschlage. Eigentlich habe ich auch immer ein kleines Handtuch für Lotte mit, allerdings hatte ich es gleich im zweiten Hotel hängen lassen. Liebe Grüße Romy
Liebe Rommy,
wir planen den Meraner Höhenweg und den Comer See zu bewandern. Dank dir zwei tolle Ideen.
Bitte schreibe mir welches Regencape du für deine Lotte hast – sie trägt es auf dem Rothaarsteig.
Besten Dank – Heike
Hey Heike,
wie schön, dass du hier gleich zwei Inspiriationen gefunden hast 🙂
Ich habe kein spezielles Regencape für Lotte, kann dir nur den Tipp geben, in ein Hundegeschäft zu gehen (die sollten ja offen haben) und es dort anzuprobieren, also dein Hund. Ich habe mit Online Bestellungen schon oft daneben gelegen.
Liebe Grüße
Romy
Hey,
du hast meinen Wunsch in der Hinsicht, was das Wandern betrifft, wieder etwas befeuert. Vor allem durch die Strecke von dir.
Gerade was die Strecke betrifft, hätte ich noch eine Frage. Du hast ja geschrieben, dass sie so recht freundlich ist. Und gerade auf die HM und Strecke bezogen, gut Anfängerfreundlich. Zumindest was Mehrtagestouren betrifft.
Da ich kein Hundegeschirr mit Schlaufe habe. Würdest du sagen, dass bräuchte man auf dieser Wanderung unbedingt oder ginge das alles ohne?
In meinem Fall ein Junghund, mit einer guten Trittsicherheit.
Wenn ohne, würdest du trotzdem ein normales Geschirr empfehlen auf so einer Reise oder ginge auch Halsband?
Reden da von einer Leinenführigen Hündin, die abrufbar ist (ja auch bei Wild).
Einfach da ich mir die Frage Stelle, wozu ein normales Geschirr, wenn ich sie da nicht nehmen kann.
Wenn ich nichts übersehe?!
Hey Javen,
ich würde mir als Anfänger für diesen Weg wohl ein bisschen mehr Zeit lassen. Ein Geschirr brauchst du für deinen Hund nicht – Lotte hat ihr Geschirr in der Regel beim Bergwandern um.
Liebe Grüße
Romy
Liebe Rommy,
ein wirklich inspirierender Blog mit wunderschönen Fotos! Was mich interessieren würde: Gibt es auch gute und ausreichend Möglichkeiten, unseren Vierbeinern mal freien Lauf zu lassen?
Viele Grüße,
Günther
Hallo Günther,
das sollte auf dem Rothaarsteig kein Problem sein.
Liebe Grüße
Romy
Den Rothaarsteig haben wir als Seniorenpaar in den letzten 2 Jahren etappenweise bewandert (mal 2-3-Tagestouren, mal auch nur als Tagestour). Aufgrund der sehr trockenen Sommer der letzten Jahre mit hohem Borkenkäferbefall bewegt man sich manchmal über mehrere Kilometer wie durch eine Mondlandschaft. Es gibt großflächige Kahlschläge. Die ehemals „naturbelassenen“ Wälder waren eigentlich anfällige Fichtenmonokulturen. Ich finde das dennoch sehenswert und kann uns eindrucksvoll vor Augen führen, wie unverantwortlich wir mit unserer natürlichen Umgebung umgehen.
Bei Latrop ist es lohneswert, das winzige Dörfchen (mehrere schöne Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten!) anzuschauen und vielleicht auch der Straße durch das maleriche Tal Richtung Schmallenberg ein wenig zu folgen.
Ein großes Lob für Deine Tourenbeschreibungen besonders wegen Hinweisen zu den Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten, Qualität der Wegzeichen!