Zum Carl-von-Stahl-Haus
Hüttenübernachtung im Winter
Für mich ist es eigentlich jedes Jahr das Gleiche: Kaum habe ich mich an den Herbst gewöhnt, ist auch schon wieder Winter. Zumindest im November in den Alpen. Grundsätzlich quäle ich mich dann immer mit dem Gedanken herum, dass es bis Juli – wenn endlich wieder die Hochsaison für höhere Alpenwanderungen anbricht – noch ziemlich lang ist. Ich bin kein Skifahrer, aber ist das wirklich ein Grund, sich dem Zauber der Alpen auch im Winter zu entziehen? Im letzten Jahr habe ich ja nun während meiner einsamen Nacht im Winterraum des Watzmannhauses eindrücklich bewiesen bekommen, dass man auch als Wanderer im Winter in den Alpen unvergessliche Momente erfahren darf.
Als ich also beruflich in Österreich unterwegs war, stand recht schnell fest, dass ich das mit einer kleinen Wanderung verbinden will. Viel Zeit zur Planung blieb nicht, daher habe ich mich dieses Mal für eine Übernachtung in der auch im Winter bewirtschafteten Hütte „Carl-von-Stahl-Haus“ entschieden. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste war, welch wunderschöne Momente diese Wanderung mit Hüttenübernachtung für mich bereithielt. Ein traumhafter Sonnenuntergang, ein Regenbogen vor weißer Kulisse und tief im Tal hängende Wolken machten mich mehr als glücklich.
Schneeschuhe oder nicht?
Bei guter Schneelage sollte man bei dieser Wanderung seine Schneeschuhe dabeihaben. Stefanie vom Blog Gipfelglück hatte (liegt wohl am Namen) das Glück durch satten Schnee hinauf wandern zu dürfen. Trotz bester Neuschnee-Prognosen blieb mir hingegen nur, meine Schneeschuhe befestigt am Rucksack einmal stolz hinauf und wieder hinab zu tragen. Schnee lag zwar reichlich, allerdings kam in der Nacht der angekündigte Neuschnee als Regen hinab, überfror und machte aus der Schneedecke eine tragende Schicht, so dass ich keine Schneeschuhe benötigt habe. Zudem ist der Weg hinauf zum Stahlhaus bei wenig Schnee meist gut plattgetreten, so dass ein paar Grödel bei geringer Schneehöhe ausreichen.
Ohne Schneeschuhe kommt man natürlich recht rasch hinauf zum Stahlhaus. Wenn es die Wetterbedingungen zulassen, bietet sich in diesem Fall jedoch ein zusätzlicher Aufstieg zum Schneibstein, 2276 m, an, den man vom Carl-von-Stahl-Haus in etwa einer Stunde erreicht. Damit bietet diese Wanderung eigentlich für alle Gegebenheiten und Geschmäcker etwas. Liegt viel Schnee und ist der Aufstieg zur Hütte ausreichend, ist’s gut. Hat man noch Luft, geht man einfach weiter. Beim Abstieg von der Hütte am nächsten Tag kann man sogar einen Teil der Tour mit der Jenner-Bahn zurücklegen, dazu steigt man von der Hütte den beschilderten Weg 499 zur Bergstation ab.
Wintertraum im Berchtesgadener Land
Als ich mein Auto an der Jenner-Bahn in Schönau am Königssee stehen lasse und mir meinen Rucksack auf die Schultern werfe, überkommt mich freudige Erwartung. Noch weiß ich nicht, dass sich mein Schneeschuhwander-Traum nicht erfüllen wird. Vor mir liegt dennoch eine traumhafte Winterwanderung.
Zunächst muss ich mich durch den Nebel rund um den Königsee kämpfen. Den bekannten See bekomme ich an diesem Tag zwar nicht zu sehen, aber der Blick auf den König Watzmann am Aussichstpunkt ist frei. Die klare, kalte Luft strömt durch meine Lungen, als ich kurz in Erinnerung schwelgend an meine letzte Tour hier im Berchtesgadener Land zurückdenke. Ich kann sogar (mit ein bisschen Fantasie) das Watzmannhaus erkennen. So darf es gern weitergehen! Mittlerweile laufe ich weit über dem Nebel, auch wenn die Wege sich noch nicht so ganz zwischen Herbst und Winter entscheiden können. Aber die Sonne wärmt mich und das Lichtspiel erfreut mich. Ich merke auf einmal, wie sehr mir das Draußen-sein in den letzten Wochen gefehlt hat.
Recht flott gelange ich zur Königsbachalm. Während ich bisher denke, weit und breit allein zu sein, stelle ich hier mit Blick zurück fest, dass in regelmäßigen Abständen sich auch andere Wanderer im Aufstieg befinden. Aber wir haben alle ein ähnliches Tempo, so dass ich mich kurz hinter der nächsten Kurve schon wieder so fühle, als wäre ich der einzige Mensch in dieser fantastischen Winterwelt. Von der Königsbach- geht es schön stetig bergan weiter zur Königsbergalm. An der geschlossenen Alm lädt mich ein Sonnenplätzchen zu einem Päuschen ein. Man ist das schön hier, denke ich.
Mein Weg ist gut beschildert und auch die letzten Meter hinauf zum Carl-von-Stahl-Haus sind schnell gemeistert.
Carl-von-Stahl-Haus
Die Hütte liegt übrigens genau auf der Grenze zwischen Deutschland und Österreich. Ein gemütlicher Zufluchtsort, der als einzige Hütte im Berchtesgadener Land ganzjährig geöffnet ist. Obwohl ich meine Lotte nicht dabeihatte, wäre das Wandern mit Hund unproblematisch gewesen. Es gibt in der Hütte Zimmer für Wanderer mit Hund.
Von der Terasse hat man eine tolle Sicht hinüber zum Schneibstein, dessen Gipfelbesteigung von hier noch etwa eine Stunde dauert. Ich habe unterwegs zu sehr gebummelt und mir sind die zwei verbleibenden Stunden bis es dunkel wird zu knapp, um durch den Schnee aufzusteigen. Für meine Zufriedenheit ist der Abstecher auch nicht nötig, zumal ich am Abend mit einem tollen Sonnuntergang belohnt werde.
Der Abstieg am nächsten Morgen erfolgt auf dem Aufstiegsweg. Über Nacht wird es jedoch wärmer und ich laufe eher durch Schneepampe. Doch als am Ende noch einmal die Sonne rauskommt und mir einen wunderbaren Regenbogen in mein Alpenpanorama zaubert, bin ich kurz sprachlos.
Obwohl ich mir beim Abstieg sicher bin, dass mir auch bei dieser Wanderung der Blick auf den Königsee verweigert bleibt – auch im letzten Jahr hing zäher Nebel über dem See – lichtet sich am Aussichtspunkt kurz vor dem Ziel wie von Zauberhand doch noch der Nebel. Mehr braucht’s für mich nun wirklich nicht für eine gelungene Wanderung.
Rasch erreiche ich den Parkplatz und denke mir, dass das Berchtesgadener Land auch unbedingt mal im Sommer auf meine Wanderliste gehört. Irgendwie kenne ich die Südtiroler Alpen sehr viel besser als die Deutschen. Und so eine Watzmannüberschreitung wäre schon sehr reizvoll – muss ja nicht im Winter sein.
Das war meine Wanderung
- Ausgangs- und Endpunkt: Parkplatz Jenner-Bahn/Schönau am Königssee
- Aufstieg: 1150 m
- Abstieg: 1150 m
- Länge: 15,7 km
- Dauer: 4:00 h im Aufstieg, 2:00 im Abstieg
Download: GPX Wanderung zum Carl-von-Stahl-Haus
Planungshilfen
Ich gebe zu, in die Planung der Tour habe ich dieses Mal aus Zeitgründen nicht so viel Zeit investiert. Daher habe ich mir auch nicht eine Wanderung zu einer geschlossenen Hütte mit Winterraum ausgesucht, sondern eine gängige Route zum bewirtschafteten Carl-von-Stahl-Haus. Grundsätzlich bin ich davon ausgegangen, eine Wanderung mit Schneeschuhen machen zu können und habe mir dazu das Buch „Winterwandern – Berchtesgaden – Chiemgau – Salzburg“ aus dem Rother Verlag zur Hand genommen.
Das Buch war mir eine gute Hilfe! Es bietet 50 Touren, die man auch im Winter bei entsprechenden Verhältnissen gehen kann, viele davon auch mit Schneeschuhen. Darüber hinaus bietet es sinnvolle Tipps am Anfang des Buches. Nicht zuletzt – und das ist für mich ein sehr wichtiges Thema – enthält es nur vom DAV ausgezeichnete naturverträgliche Winterrouten. Ein paar mehr Touren davon will ich unbedingt noch machen!
Das Buch kannst du hier bestellen Winterwandern Berchtesgaden – Chiemgau – Salzburg*
Als Karte habe ich die Nationalpark Berchtesgaden, Watzmann: Wegmarkierung, Ski- und Schneeschuhrouten* dabei gehabt.
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