
Cinque Terre: Ligurischer Küstenweg
Ligurischer Küstenweg, Sentiero Azzurro, Alta via delle Cinque Terre, Sentiero Liguria – dieser Weg hat viele Namen. Kein einziger davon vermag jedoch auszudrücken, wie wunderschön diese Mehrtagestour ist. Italien at it’s best – oder wie der Italiener sagen würde: semplicemente perfetto!
Ich gebe zu, mit zwei Wörtern lässt sich dieser Weg auch wirklich nicht beschreiben. Meine Liebeserklärung an den Weg hört sich so an: Bunte Häuser, die auf schmalen Felszungen fast ins Meer gebaut sind, eng aneinander gereiht wie Perlen an einer Schnur. Dazwischen extraenge Gassen in denen man sich zwangsläufig verläuft. Es duftet nach frisch gewaschener Wäsche, frischem Fisch und Olivenöl. Die Cinque Terre – 5 Nachbargemeinden an der schroffen italienischen Riviera – sind durch jahrhundertealte Pfade miteinander verbunden. Auf genau diesen verläuft spektakulär der Ligurische Küstenweg. Schmale, zumeist stufig angelegte Wege schmiegen sich an die Felsen, bringen Wandernde durch Olivenhaine, Steineichenwälder und entlang mit Trockensteinmauern terrassenförmig angelegten Weinberge. Es ist einfach herrlich.
Der Ligurische Küstenweg hat aber nicht nur seinen eigenen Geruch, sondern auch einen ganz speziellen Sound. Eine Komposition, die ihren Höhepunkt inmitten jedes dieser hübschen Örtchen findet: eine Mischung aus Meeresrauschen, Motorgeräuschen auf dem Meer, geschäftiges Klappern in den Cafés und wohlklingender italienischer Sprachfetzen. Mit jedem Schritt raus aus den Orten wird sie leiser und leiser, bis der Sound schließlich verstummt und von Vogelgezwitscher und dem Zirpen der Grillen abgelöst wird, nur um kurz darauf wieder anzuschwellen – das sichere Zeichen, dass das nächste hübsche Örtchen mit Kaltgetränk nicht mehr weit ist.
All das Geschriebene hat jedoch einen ganz entscheidenden Nachteil: Man – ergo ich – kommt hier kaum voran. Einmal weil diese steinalten Stufenwege die Waden mächtig strapazieren und zum zweiten, weil man ständig innehält, lauscht, riecht, genießt. Die Aussicht, die Sonne, den italienischen Kaffee.
Inhalt
- Anforderungen & Überblick
- Mit Hund auf dem Ligurischen Küstenweg
- Cinque Terre in 3 Tagen – die Etappen
- Hinweise und Planungshilfen
- Übernachtungen auf dem Ligurischen Küstenweg
Anforderungen & Überblick
Diese Wanderung auf dem Ligurischen Küstenweg schaut auf dem Papier recht moderat, ja gar gemütlich aus. Davon sollte man sich aber nicht täuschen lassen. Erfahrene Bergwandernde wissen, dass Höhenmeter und Strecke allein nicht immer viel aussagen. Die Steigung mit den riesigen Stufen geht ganz schön an die Substanz und auch die Pfade sind nicht immer gemütlich und erfordern Trittsicherheit und zuweilen auch Schwindelfreiheit, weil sie schmal und auch mal ausgesetzt sind. Auch wenn ich gern sportlich unterwegs bin, auf der Alta via delle Cinque Terre würde ich immer viele Pausen einplanen.
Gut zu wissen: Die Cinque Terre sind eine sehr beliebte Touristenregion, in der Hauptsaison schieben sich Massen durch die Ortschaften, dann ist es keine Freude hier unterwegs zu sein. Anfang März, als wir unterwegs waren, war es in den Ortschaften angenehm, aber auf den Wegen hier und da für meinen Geschmack durchaus auch mal voll. Aber ich bin vielleicht auch nicht unbedingt ein guter Maßstab. Allerdings ist der Weg stark der Sonne ausgesetzt, so dass es ohnehin viel später im Jahr viel zu heiß wird. Ich schätze, dass die beste Reisezeit so zwischen Oktober und März liegt.
Der Weg ist übrigens nicht als solcher beschildert, GPS ist also empfehlenswert. Grundsätzlich ist er in beide Richtungen begehbar. Die meisten laufen von Levanto nach Portovenere. Ich habe die andere Richtung gewählt, weil das von der Anreise für mich am besten ging und fand das auch vom Wegverlauf her am besten so.
Daten
- Beste Reisezeit: Oktober bis März
- Dauer: 3 Tage
- Länge: ca. 36 km
- Höhenmeter Aufstieg: ca. 1850 m
- Höhenmeter Abstieg: ca. 1850 m
- Schwierigkeit: mittel
- Art der Tour: Streckentour
Etappenübersicht Ligurischer Küstenweg
Perfekt ist, dass man von jeder Ortschaft – auch die kleinen zwischen den Etappenzielen – auch mit dem Zug fahren kann, falls es eben doch mal zu anstrengend oder zu heiß ist.
Ausgangspunkt | Endpunkt | Strecke | Aufstieg | Abstieg | Dauer | |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | Portovenere | Riomaggiore | 12.6 km | 660 m | 600 m | 4:00 |
2 | Riomaggiore | Vernazza | 11.5 km | 690 m | 680 m | 4:45 |
3 | Vernazza | Levanto | 12.4 km | 580 m | 580 m | 4:45 |
Es gibt auch unzählige Übernachtungsoptionen zwischen den hier gewählten Übernachtungszielen, so dass sich jeder seine Tour nach seinem Leistungsniveau und Geschmack individuell zusammenstellen kann.
Wegverlauf und Höhenprofil
Download: GPX Ligurischer Küstenweg
Mit Hund auf dem Ligurischen Küstenweg
Nichts ist so einfach, wie seinen Hund mit nach Italien zu nehmen, finde ich. Auch auf diese extralange Gassirunde darf sich der Hund freuen – sofern es nicht in der Hochsaison ist, dann nämlich ist es definitiv zu warm für den Liebling im Pelzmantel. Ich habe die Italiener immer als sehr hundefreundlich erlebt und egal wo ich bin, über Greta habe ich so manchen Kontakt unterwegs geknüpft. Hundefreundliche Unterkünfte gibt es zur Genüge, hier an der ligurischen Küste musste Greta auch keinen Maulkorb in den öffentlichen Verkehrsmitteln tragen (Mitführen ist dennoch obligatorisch).
Der Ligurische Küstenweg selbst ist kaum schwierig für einen einigermaßen trainierten und trittsicheren Hund. Ich hatte zwar ein Geschirr dabei, aber nur, weil ich Greta dann besser zwischendurch mal anleinen kann, nicht weil ich sie irgendwo drüber heben musste. Wasser solltet ihr ausreichend für den Hund einplanen, aber es lässt sich in den Ortschaften auch problemlos auffüllen. Nur Erfrischungsmöglichkeiten gibt es unterwegs nicht so viele. Also kurzum: Pack den Hund, Futter und eine Leine ein und macht euch im Rudel auf den Weg.
Cinque Terre in 3 Tagen – die Etappen
Es ist Anfang März und ich habe keine Lust mehr auf Winter. Ich will Sonne, Meer, Wandern und gutes Essen. Italien. Endlich mal mit Zeit! Also gut, 4 Wochen La dolce Vita – es klingt einfach zu verlockend, als dass ich es lassen kann. Den Auftakt macht dieser wunderschöne Ligurische Küstenweg. Ein Auftakt wie er besser nicht hätte sein können. Auf geht’s.
Etappe 1: von Portovenere nach Riomaggiore
Das schöne an diesen kurzen Etappen ist, dass ich am selben Tag von Levanto, dem Endpunkt dieser 3 Tage auf dem Ligurischen Küstenweg, anreisen kann. Ich bin sofort drin im italienisch-lockeren Treiben. Der Bus kommt zu spät. Hält dann plötzlich ohne Hinweis in der Pampa und wir steigen auf einen Kleinbus um, denn die großen Linienbusse schaffen es nicht nach Portovenere (1). Ich liebe es. Vom ersten Moment an. Als wir ankommen, setze ich mich erst mal auf eine Bank an der Strandpromenade und genieße vor mich hin. Die Sonnenstrahlen wärmen mich, mein Blick schweift über das glitzernde Wasser zu bunten Häusern und vom Markt weht der Duft von Zitrusfrüchten herüber. Will ich wirklich wandern oder lieber verweilen?
Greta nimmt mir die Entscheidung ab. Wir gehen wandern. Eine schmale Gasse führt uns heraus aus der Stadt und es dauert nur ein paar Minuten, dann ist der Ausblick atemberaubend. Ich blickte über die Dächer der bunten Häuser über Zypressen bis zu den Apenninen im Landesinneren mit ihren noch schneebedeckten Gipfeln. Das ist nur die eine Seite. Auf der anderen sehe ich felsige Küste mit steil abfallenden Flanken, teils mediterran bewaldet. Das geht ja gut los!
Ich wandere beschwingt um den Monte Muzzerone herum auf schmalen, steinigen Pfaden und bleibe immer wieder stehen, um wahlweise die Sonne oder die Aussicht zu genießen. Terrassierte Weinberge kündigen schließlich Campiglia (2) an, ein kleines malerisches Bergdorf. Doch die Höhenmeter sind noch nicht geschafft, es geht noch hinauf bis fast 600 Meter.
Den höchsten Punkt der Tour erreiche ich fast unbemerkt, denn Aussicht habe ich hier oben im Wald keine. Dafür aber jede Menge Abwechslung. Mal gibt es steinige Pfade, mal einfache flache Wege, mal Stufen. Mal mit weiter Sicht, mal im Wald. Ich bin froh über jeden Meter, den ich bis nach Riomaggiore (3) laufen darf.
Etappe 2: von Riomaggiore nach Vernazza
Ich lasse mir es nicht nehmen, am Morgen einen ausgiebigen Rundgang durch Riomaggiore (1) zu machen, bevor es mich wieder auf die Alta via delle Cinque Terre zieht. Ich werde ohnehin unfassbar viel Zeit für diese ja eigentlich kurze Stecke brauchen, einfach weil es so schön ist und so viel zu schauen gibt. Anschließend aber zeigt der Weg sein wahres Gesicht – hinauf zum ersten Aussichtspunkt führen 200 ziemlich steile Höhenmeter. Genauso geht es dann die gleiche Höhe wieder hinab ins malerische Manarola (2). Meine Kamera läuft heiß – so viele von Menschenhand geschaffene Dinge habe ich selten so enthusiastisch abgelichtet.
Ich laufe durch und eine Extrarunde um das Dorf, es ist einfach von allen Seiten schön. Und später werde ich immer wieder zurückblicken und meine Kamera mit noch mehr Perspektiven strapazieren. Vom Örtchen geht es wieder steil hinauf, durch terrassierte Weinberge und Olivenhaine bis zum Bergdorf Volastra (3), das sich ebenso terrassenförmig perfekt in die Landschaft einfügt. Nun sind die meisten Höhenmeter des Tages geschafft, es geht nun erst einmal nur im leichten Auf und Ab weiter.
Dann geht es steil hinab – ich kann mich wirklich nicht entscheiden, ob der Auf- oder der Abstieg anstrengender ist – hinab nach Corniglia (4). Ich wandere auf schmalen Pfaden durch Weinberge mit atemberaubender Sicht auf die steile Felsküste und immer wieder auf die Cinque Terre. Rechts ragt der Berg empor, links fallen die Flanken in Richtung mehr ab. Man kann hier ständig stehenbleiben.
Überall stehen riesige Kakteen, Zitrusbäume in voller Frucht und der Thymian und Rosmarin steht in voller Blüte. So fällt es dann auch nicht schwer, noch einmal für die letzten Höhenmeter – ich wisst schon erst hinauf und dann wieder hinab – nach Vernazza (5) die Kräfte zu mobilisieren. Das Örtchen liegt wie kein anderes auf einer lang gestreckten Felszunge hoch über dem Meer. Dann muss man in den engen Gassen auch nur noch sein Apartment finden, ohne sich zu verlaufen.
Etappe 3: von Vernazza nach Levanto
Das ist leider schon der letzte Tag auf dem Ligurischen Küstenweg. Aber – soviel darf ich vorwegnehmen – es ist ein tolles Finale. Ich starte diesen Tag in Vernazza (1) mit lauter bunten, spektakulären Häusern um mich herum. Es ist so schön, dass ich nach 300 Meter erst mal einen Kaffee und ein Croissant kaufe und mich ans Wasser setze. Das wird wieder so ein Tag voller Pausen. Da setzt du dich nur mal kurz hin und schwubs ist ne Stunde weg.
Wie soll es anders sein, als dass es erst einmal steil hinauf geht. Ich empfand diese Etappe am abwechslungsreichsten von allen. Der Wegverlauf wird nie langweilig, führt mal auf schmalen Küstenpfaden entlang, mal in den Wald, mal durch Weinberge. Dann blicken wir erhaben auf Monterosso al Mare (2), das sicher am einzigen Sandstrand auf dem Weg zu erkennen ist. Ich mache direkt mal eine Pause. Schließlich muss noch mal Energie für 300 super steile Höhenmeter aufgetankt werden. Oben angekommen sollte man unbedingt den kleinen Abstecher zum Sant’Antonio al Mesco (3) machen – ein herrlicher Aussichtspunkt von dem man fast den ganzen Wegverlauf überblicken kann.
Der Ligurische Küstenweg nimmt dann noch einmal richtig Fahrt auf – die Wege werden schroffer und abenteuerlicher, mir macht das richtig Freude und an Ausblicken mangelt es auch nicht. So geht es mit einigen Gegenanstiegen und später auch wieder zivilisierter hinab nach Levanto (4).
Hinweise und Planungshilfen
Der Ligurische Küstenweg ist leider nicht als solcher markiert. Hin und wieder trifft man auf Wegweiser des Sentiero Liguria. Ab Riomaggiore kann man sich auch ganz gut an den Markierungen „SVA“ – Sentiero Verde Azzurro – orientieren. Markierungen finden sich in beiden Richtungen. Ich würde aber grundsätzlich empfehlen, zusätzlich ein GPS-Gerät zur Orientierung zu nutzen.
Generell bieten die Markierungen zwischen den Wegpunkten (im Text fett und mit Zahl in Klammern) eine gute Orientierung und sind größtenteils ausgeschildert. Eine digitale Touren-App in Kombination mit der vorhandenen Beschilderung sollte also eigentlich ausreichen. Einen Wanderführer hatte ich nicht dabei.
Anreise: Am besten reist man tatsächlich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an. Alle Ortschaften am Ligurischen Küstenweg sind hervorragend mit den Zug erreichbar. Ich war mit meinem Camper auf längerer Reise unterwegs und habe mein Auto in Levanto oberhalb vom Bahnhof abgestellt. Es dauert etwa eineinhalb Stunden nach Portovenere. Erst geht es mit dem Zug nach La Spezia und dann weiter mit dem Bus.
Übernachtungen auf dem Ligurischen Küstenweg
Übernachtungsoptionen gibt es zahlreiche – nur die großen Hotels fehlen, Gottseidank. Ich habe während meiner Tour Apartments gebucht. Das war einfach und unkompliziert. Die Schlüssel gibt es meist in einer Schlüsselbox, zu der man im Vorfeld den Code erhält. Anfang März 2025 habe ich so 70 bis 80 € bezahlt. Verpflegung gibt es an jeder Ecke, auch wenn in der Nebensaison noch nicht jedes Restaurant geöffnet hat. Und auch morgens haben Bäcker und Bars geöffnet, so dass man sich gut versorgen kann. Alles ganz einfach.
Ich habe übernachtet:
- in Riomaggiore: Il poggiolo di Rio
- in Vernazza: Lisetta Rooms
Beide Apartments erlauben Hunde, liegen direkt in den Ortschaften und waren völlig in Ordnung.
2 Kommentare zu “Cinque Terre: Ligurischer Küstenweg”
Klingt großartig und kommt auf die Löffel-Liste! Vielen Dank fürs Teilhaben lassen, die wundervollen Fotos und die guten Tipps!
Die Bilder und deine euphorische Beschreibung machen so richtig Lust auf diesen Sentiero!
Schön, dass dein Start in Italien so wundervoll verlaufen ist.