5 einfache Skitouren für Anfänger im Pitztal
Die schwarze Farbe der Skitourenroute übersehen, an Spitzkehren gescheitert und mit eisigen Pisten gekämpft – bei meiner ersten Skitour habe ich die Lacher auf meiner Seite. Doch das sind längst nicht alle Fallstricke.
[Enthält Werbung für Pitzal/Hochzeiger]*
Plötzlich ist sie da, die Gelegenheit, die man nur noch am Schopfe packen muss. Ich sitze lässig zwischen zwei Pistenabfahrten im Sessellift und schaukle gemütlich nach oben. Da erblicke ich sie, die Skitourengeher, die auf der markiertem Aufstiegsroute das gleiche Ziel wie ich haben: die Bergstation am Sechszeiger. Rhythmisch gleiten die Ski durch den Schnee, alles wirkt leise und entschleunigt. Freilich schweißtreibend ist es auch, wie ich am nächsten Tag am eigenen Leib erfahren werde. Aber noch habe ich nur Fantasien ohne Realitätscheck und gleite in meinem bequemen Lift ganz ohne Schweißperlen auf der Stirn viel zu schnell nach oben. Die Idee jedoch, eine Skitour selbst auszuprobieren hat sich in meinen Kopf eingepflanzt und wird mich den ganzen Tag nicht mehr loslassen.
Einen mit Fragen gelöcherten Skilehrer später weiß ich, diese Aufstiegsroute zum Sechszeiger verläuft in gesichertem Gelände ohne Lawinengefahr. Die Abfahrt erfolgt auf den Pisten, die ich die letzten zwei Tage kennengelernt habe. Ich könnte meinen dritten Abfahrtskitag problemlos in einen Skitouren-Tag umwandeln, denn meine Ausrüstung kann ich umtauschen. Sogar eine Begleitung habe ich gefunden. Das Einzige, was ich zu diesem Zeitpunkt übersehen habe, war die schwarze Farbe der Aufstiegsroute. Diese nämlich orientieren sich an den bekannten Pistenfarben: blau steht für leicht, rot für mittel und schwarz für schwer. So ist das nun mal, wenn man sich langsam an etwas Neues herantastet, man beachtet eben nicht alles. Und das ist vielleicht auch gut so.
Inhalt
Ausrüstung für Skitouren
Pistentour am Hochzeiger: auf der Sechszeiger-Route
Weitere Skitouren Hochzeiger/Pitztal
Skitouren am Pitztaler Gletscher
Ausrüstung für Skitouren
Das Lächeln auf meinem Gesicht will den ganzen Tag nicht mehr verschwinden. Es strahlt so hell, dass es das immer wieder aufflackernde mulmige Gefühl in meiner Bauchgegend gekonnt übertüncht. Einige rasante Pistenabfahrten später ist der Abfahrts-Skitag schließlich vorbei und gemeinsam mit meiner ebenso abenteuerlustigen Begleitung Yvette stiefele ich in den Skiverleih, um meine Skitouren-Ausrüstung zu leihen. Die Schuhe sind schnell gefunden und auch das Prinzip erschließt sich uns schnell: Innenschuh fest schnüren, Hebel an der Ferse umlegen und schon eröffnet sich mehr Bewegungsspielraum für den Aufstieg. Dann Hebel zurücklegen und mit einem Klick arretiert der Schaft. Der Schuh erhält so die nötige Stabilität für die Abfahrt. Das war einfach.
Doch dann verblasst mein Lächeln kurz und meine aufgewühlte Magengegend übernimmt die Oberhand, als uns Skifachmann Benni von Schulte Sports die Skitouren-Pinbindung erklärt. Zunächst muss der klobige Schuh, der an der Fußspitze zwei Löcher für die Aufnahme zweier Stifte aus der Bindung – sogenannte Pins – hat, vorne einrasten. „Schräg erst in das eine Loch, dann Druck auf die vordere Bindung“, meint Benni. Bei ihm sieht das ziemlich einfach aus, aber wenn ich es versuche, ist der Schuh nie in der Bindung.
Geduldig und immer mit einem lockeren Spruch auf den Lippen zeigt uns Benni ein ums andere Mal wie es geht. Schließlich klappt es bei uns beiden. Die Hacke in die Bindung zu bekommen ist wiederum einfach und funktioniert bei diesem Bindungs-Typ wie beim Abfahrtsskifahren: Druck drauf, Klick, eingerastet. Aber damit nicht genug. Je nach Bewegungsart – Aufstieg oder Abfahrt – müssen zwei Hebel umgelegt werden. Es steht zwar groß drauf, welche Position wann erforderlich ist, aber ich habe das Gefühl, die ersten Schritte schon wieder vergessen zu haben.
Bei den Fellen, die im Aufstieg unter die Ski geklebt werden und das Zurückrutschen in steilerem Gelände verhindern, kehrt mein Lächeln zurück. Aufkleben, aber nicht auf die Kanten, sondern schön mittig, dann einspannen – das war es. Ich mache mir im Kopf eine Liste: Skischuhe umstellen, Felle anlegen, Hebel unter dem Schuh in die richtige Position rücken, vorne in die Bindung, hinten in die Bindung und dann noch den vorderen Hebel von „Ski“ auf „Walk“ stellen. Wenn es richtig steil ist, die rote Aufstiegshilfe umstellen. So ganz sicher bin ich noch nicht, aber zu zweit bekommen wir das schon hin. So sprechen wir uns den nötigen Mut für unser Abenteuer am nächsten Morgen zu. Wir lächeln, nicht mehr ganz so selbstbewusst, aber wir lächeln.
Pistentour am Hochzeiger: auf der Sechszeiger-Route
Am nächsten Morgen strahlt die Sonne mit mir um die Wette, als wir am Zeigerrestaurant aus der Gondel steigen. Ein Aufstieg direkt aus dem Tal wäre für die allererste Skitour zu lang gewesen und es liegt auch zu wenig Schnee. Der Mangel an kühlem Weiß wird uns auch bei unserer Tour das ein oder andere Problem bescheren. Aber von vorn: Yvette und ich machen uns bereit für eine Abfahrt und ich wiederhole laut meine Schritt-für-Schritt-Anleitung vom Vortag. Viel leichter als gedacht, sind wir abfahrbereit. Diese erste Hürde mit Bravour gemeistert zu haben, schenkt uns Selbstbewusstsein. Und das werden wir noch brauchen. Wir fahren ein paar Höhenmeter bis zur Tanzalm ab und treffen rasch auf den Einstieg in unsere Tour. Auch dieses Mal klappt alles reibungslos und in wenigen Minuten sind wir und unsere Ski aufstiegsbereit.
So kommen wir auch rasch in Schwung und steigen unsere ersten Höhenmeter auf Ski hinauf. Skibergsteigen. Ich. Wow. Wir zweigen in den Wald ab, entfernen uns rasch von der Piste und ringsherum ist alles ruhig und still. Die Orientierung auf der markierten Sechszeiger-Route fällt uns leicht, die Sonne erhitzt uns und wir genießen die Landschaft am Hochzeiger. Doch dann verwandelt sich die Aufstiegsspur in eine Eispiste, bei der uns sozusagen die Felle davonschwimmen und ich ein ums andere Mal ins Rutschen komme. Als mit Ski und Stöcken fuchtelndes Ungeheuer gehe ich ein halbes Dutzend Mal auf Bodenfühlung, oft sind die Ski weg. Yvette hingegen liefert sich lieber Duelle mit den Kiefern. Es ist lustig, aber auch sehr anstrengend wieder hochzukommen. Das kostet Kraft, aber am Ende des Tages beherrschen wir im Schlaf den Einstieg in die Bindung. Übung macht eben den Meister.
Wir wechseln schließlich in offenes Gelände und lassen die Eispisten hinter uns. So kommen wir besser voran, vor allem als ich bemerke, dass Ski gleiten und ich sie nicht wie ein Trampel hinaufschleppen muss. Gemeinsam kommen uns die Tipps von Benni wieder in den Sinn: Skistöcke eher hinten einsetzen und kleine Schritte machen, nicht mehr als eine Schuhlänge. Es hilft. Doch nun wird die Aufstiegsspur steiler und mir dämmert, dass die schwarze Farbe auf den Wegweisern etwas bedeutet. Damit treffen wir auf ein weiteres Problem: Spitzkehren. Sie nehmen dem Gelände die Steilheit, wollen aber mit den langen Löffeln an den Füßen auch gemeistert werden. Mein System ist einfach: Ich bevorzuge die Wendung liegend. Yvette entwickelt eine eigene Technik. Wenn die Ski mal wieder im Schnee festhängen, gibt’s einen beherzten Schlag auf die Skispitze mit dem Stock, das hievt den hinteren Teil des Skis aus dem tiefen Schnee. Einige Tage später lerne ich, dass das auch einfacher geht.
Auch wenn es uns an Technik mangelt, an Freude nicht. Wir nehmen die Hürden mit Humor und können uns trotz nachlassender Kräfte daran erfreuen, dass wir es bis hier hingeschafft haben. Die Landschaft um uns herum ist traumhaft und als wir schließlich eine Kehre später die Sechszeiger Bergstation erblicken, kann ich mir einen Jubelschrei nicht verkneifen. Dieser Moment, wenn man erkennt, dass man eine Tour schaffen wird, ist einfach unbeschreiblich. Wir werden oben freudig in Empfang genommen, besteigen noch kurzerhand den kleinen Gipfel mit dem weiblichen Gipfelkreuz und fühlen uns ein bisschen wie Heldinnen. Und vielleicht ist an diesem Tag auch ein Skifahrer mit dem Sessellift gefahren, der sich dachte, dass könnte man ja mal ausprobieren. Eine bessere Schneelage vorausgesetzt, ist das eine hervorragende Idee.
Das war unsere Pistentour
Download: GPX Sechszeiger-Route am Hochzeiger
Noch ein paar Infos zur Skitour:
- schwarze Route mit 380 Höhenmeter im Aufstieg
- Abfahrt auf den guten Pisten am Skigebiet Hochzeiger bis ins Tal: 860 Höhenmeter
- bei guter Schneelage durchaus auch für den Einstieg geeignet, besser aber mit Skilehrer
- ausgewiesener, lawinengesicherter Aufstieg
- Abbruch ist mehrfach möglich, wenn man die Pisten tangiert
- höchster Punkt mit 360-Grad-Panorama: 2.392 m
Weitere Skitouren Hochzeiger/Pitztal
Eine weitere Pistentour für den gelungen Einstieg ins Skitourengehen gibt es am Hochzeiger im Pitztal mit der Mittelstation-Route. Darüber hinaus gibt es auch gute Angebote für geführte Touren hinauf zum markanten Hochzeiger (2.540 Meter) und zum Zollberg (2.225 Meter).
Mittelstation-Route
Neben der Sechszeiger-Route gibt es im im Skigebiet am Hochzeiger eine weitere gesicherte und markierte Route. Sie führt vom Tal über die Tanzalm bis zur Mittelstation/Zeigerrestaurant und ist grundsätzlich etwas besser für den Einstieg geeignet. Als rot markierte Pistentour hat sie nicht ganz so steile Passagen wie die Sechszeiger-Route. Sie hält sich grundsätzlich am linken Pistenrand und führt bis auf 2000 Meter Höhe. Wer mag kann beide Skitouren miteinander kombinieren: erst die Mittelstation-Route und dann weiter auf der schwarzen Sechszeiger-Route. Mehr Infos zur Tour: Mittelstation-Route
Details:
- 550 Höhenmeter im Aufstieg
- markierte und gesicherte rote Aufstiegsroute
- Abfahrt über die Pisten des Skigebiets am Hochzeiger
- nur bei guter Schneelage ein Genuss
Skitour zum Zollberg
Für etwas weniger Wagemutige, die gern die erste Skitour in Begleitung durchführen wollen, bietet die Skischule am Hochzeiger eine Schnuppertour zum Zollberg auf 2.225 Meter an. Dabei wird der Umgang mit der Tourenausrüstung ebenso erklärt wie die richtige Skitouren-Technik. Je nach Wunsch kann man anschließend entweder auf der Piste oder im Gelände abfahren. Weitere Infos zur Hochzeiger Skitour für Einsteiger
Skitour zum Hochzeiger
Ebenfalls unter Anleitung vom Skilehrer gibt es noch eine anspruchsvollere Skitour hinauf zum Gipfelkreuz des Hochzeigers auf 2.540 Meter. Hier ist schon Erfahrung im Skitourengehen vorausgesetzt. Die Abfahrt erfolgt im Gelände. Weitere Infos zur Hochzeiger Skitour „Gipfelsturm“
Skitouren am Pitztaler Gletscher
Sie sind derzeit die Trendsportart in den Alpen: Skitouren. Immer mehr Skifahrer wollen es zumindest mal ausprobieren. Doch im Winter einfach so ohne Wissen in die Berge zu gehen, ist eine schlechte Idee. Kenntnisse über Lawinen und eine entsprechende LVS (Lawinenverschütteten)-Ausrüstung muss im freien Gelände mit ins Gepäck. Das ist für viele – auch für mich – zunächst eine große Hürde im Kopf. Wer diese abbauen will, sollte einen LVS-Kurs besuchen und so die Einschätzung der Lawinenlage von der Pike auf lernen und auch den Umgang mit den LVS-Geräten üben. Darüber hinaus sind auch Umwelt- und Naturschutzaspekte im Winter einzuhalten.
Es gibt aber eine weitere Option, sicher auf Skitour zu gehen. Es entstehen derzeit sogenannte Skitourenparks in Nähe der Skigebiete. Hier kann man im gesicherten Skiraum ohne Bedenken auf Skitour gehen. Das mag vielleicht nicht mit dem Naturerlebnis einer Skitour im freien Gelände mithalten können, zum Einstieg ist es aber eine gute und sichere Option. Der erste Skitourenpark Tirols ist dieses Jahr am Pitztaler Gletscher in Betrieb gegangen. Es gibt blaue, rote und schwarze Routen. Die erfahren Skitourengeher können gar von hier aus ins freie Gelände und beispielsweise die Wildspitze besteigen. Bloggerkollege Björn von Bergparadiese hat dafür die wichtigsten Infos zusammengestellt. Skitour auf die Wildspitze, den höchsten Berg Tirols
*Pressereise: Dieser Bericht ist im Rahmen einer Einladung des Tourismusverbandes Pitztals entstanden. Meine Meinung, Ansichten und Tipps bleiben davon unbeeinflusst. Das Pitztal hat keine Vorgaben zur Berichterstattung gemacht. Mehr über Werbung auf diesen Seiten findest du hier: Mit wandern Geld verdienen?
2 Kommentare zu “5 einfache Skitouren für Anfänger im Pitztal”
Wow – Lappland in Schweden hast du nun vor! Diesen Traum hast mir mein Mann vor ein paar Jahren erfüllt – 5 Tage Lappland. Winterwandern, zugefrorene Seen, Schlittenhund-Fahren mit super süßen Huskys und das alles bei Minus 28 Grad. Herrlich, grandios, mein Traum. Ich freue mich auf deine Erlebnisse. Die Bloggerin Couchflucht ist (meine ich) den Weg im Sommer 2021 gelaufen. Mit Skiern im Winter ist das aber bestimmt nochmal so toll! Lotte wird aber bestimmt zu Hause bleiben, oder? Du fliegst sicher ab Hannover nach Arvidsjauer?
Hey Sandra!
Ich freue mich auch riesig, habe auch ordentlich Respekt vor der Tour. So kalt ist es gerade nicht dort oben (was ich fast ein bisschen schade finde). Ich will schon lange da hoch, aber im Sommer ist die Anziehungskraft der Alpen zu groß. So kam die Idee, es im Winter zu machen. Lotte bleibt daheim, ich finde die Tour für einen alten Hund zu heavy. Zumal ich tatsächlich mit dem Zug fahre (ich fliege aus Klimaschutzgründen nicht mehr) und das zwei Tage dauert. Das wäre nichts für sie. Liebe Grüße