# 4/100 Böses Weibl 3.119m
Aussichtsreich über der Schobergruppe
Na klar, der Name des Berges Böses Weibl war schon irgendwie anziehend. Wer kommt eigentlich auf solche Namen? Zumal der Berg weder wirklich böse ist, noch irgendetwas an ein Weib erinnert: Ich fand zumindest keine wirklich fiesen Stellen und auch keine zwei geschwungenen, runden Felsvorsprünge, die dem Berg das typische weibliche Erkennungszeichen verpasst hätten. Eigentlich sieht er, also sie, sogar pyramidenförmig aus. Die 3119 Meter – übrigens exakt 100 mehr als das Wilde Mannle, wo wir gerade bei merkwürdigen Bergnamen sind – besteigt man nicht ebenso, sondern in einer anspruchsvollen Tagestour mit so einigen Höhenmetern. Belohnt wird man auf dem Bösen Weibl mit einem fantastischen Glocknerblick. Ohnehin macht die Tour auf anspruchsvollen Bergwanderwegen richtig Spaß.
Es gibt 3000er, denen merkt man kaum an, dass sie sich in hochalpinem Gelände befinden, die sich sozusagen im Spaziergang erobern lassen. Zu diesen gehört das Böse Weibl nicht. Viele hundert Höhenmeter steigen wir hier auf anspruchsvollen Berg- und Alpinwanderwegen auf, laufen durch Blockwerk, Schutt und noch im August über ausgedehnte Schneefelder. Eine gute Portion Erfahrung sollte bei der Besteigung schon vorhanden sein. Das Böse Weibl birgt jedoch mit eben dieser keine besonderen Herausforderungen. Es ist eher die Summe aus Höhenmetern, Steigung, Länge der Tour und Beschaffenheit der Wege, die am Ende die Herausforderung macht – und mit traumhaften Aussichten belohnt werden!
Tour zum Bösen Weibl im Überblick
Um das Böse Weibl zu besteigen, brauchst du Kondition, Trittsicherheit und auch Schwindelfreiheit. Mit diesen Dingen im Gepäck, wirst du es ohne Probleme bis kurz vor den Gipfel schaffen (T3). Die letzten Höhenmeter im Gipfelbereich sind ein wenig unangenehm angesetzt (T4), aber die Stelle ist kurz und lässt sich meistern. Im Abstieg mussten wir im August noch ein langes, steiles Schneefeld queren, wobei man besser nicht abrutschen sollte. In Richtung Gernot-Röhr-Biwak gilt es, ausgedehnte Blockhalden zu passieren (T3). Auch der Abstieg zurück bis zum Peischlachtörl erfordert – zumindest so lang noch Altschneefelder zu queren sind – Konzentration (T2).
Du weißt nicht, was sich hinten diesen „T’s“ verbirgt? Im Artikel Routenplanung für Hüttentouren erkläre ich die SAC Alpin- und Wanderskala von T1 bis T6 ausführlich mit Bildern von den Wegen. Das hilft dir, die Schwierigkeit der Wege besser einzuschätzen.
- Ausgangs- und Endpunkt: Lucknerhaus, Parkplatz
- Aufstieg: 1200 m
- Abstieg: 1200 m
- Länge: 14,5 km
- Dauer: 6:00 h
- höchster Punkt: Böses Weibl, 3.119 m
- Schwierigkeit: mittel
- Hundetauglichkeit: 3 von 5 Sterne
Mit Hund: Grundsätzlich kann der bergerfahrene Hund mit auf’s Böse Weibl. Allerdings gibt es etwa ab der Hälfte der Strecke (Peischlachtörl) keine zuverlässigen Wasserstellen mehr, so dass ein halber Liter Wasser für den vierbeinigen Freund dabei sein sollte. Den Hund die letzten Höhenmeter hinauf zu Gipfel zu bekommen, ist sicher eine Herausforderung. Zwar machbar, aber du wirst den Hund dabei unterstützen müssen. Da meine Wanderpartnerin aufgrund von Höhenangst ohnehin auf die letzten Meter verzichtete, habe ich auch Lotte nicht mit auf den Gipfel genommen. Es wäre gegangen, war aber so angenehmer. Den Rest der Tour sollte ein erfahrener Hund allerdings problemlos meistern.
Download: GPX Aufstieg Böses Weibl
Variante: Wer nach dem Abstieg über den Wiener Höhenweg bis zum Peischlachtörl noch Reserven hat, kann dem Wiener Höhenweg bis zur lohnenswerten Glorer Hütte weiter folgen und dort einkehren. Der Abstieg erfolgt dann über den Geolehrweg zurück zum Lucknerhaus.
Genussvoller Aufstieg zum Bösen Weibl
Vom Wanderparkplatz am Lucknerhaus (1) schlagen wir den Wirtschaftsweg in Richtung Nigglalm (2) ein. Der Taleinschnitt gibt zwangsläufig die Richtung vor und das saftige Grün der Almwiesen leuchtet bei strahlendem Sonnenschein so grün, dass es fast in den Augen wehtut. Feine, wenn auch steile, Hangwege führen uns oberhalb des Peischlachbachs bis zum Peischlachtörl (3), wobei uns Murmeltierfamilien mit niedlichstem Nachwuchs den Aufstieg unterhaltsam versüßen. Doch so lieblich wird es auf dieser Wanderung nicht bleiben, denn ab hier wird es mit jedem Meter bergauf schroffer und krager – anders, aber trotzdem schön.
Am Törl angekommen schwenken wir durch ein schönes Hochmoor wandernd nach rechts auf den Weg 911. Unser Ziel des Tages, das Böse Weibl, ist bestens ausgeschildert. Kehre für Kehre zieht es uns auf einem steilen Grashang immer höher hinauf, irgendwann wechselt die Farbe des Untergrunds von saftig grün zu blassgrün bis wir später nur noch das Grau von Steinen und Geröll unter unseren Wanderschuhen haben. Und es wird nicht der letzte Farbwechsel sein. Kurz bevor wir den Tschadinsattel (4) erreichen, gilt es die ersten einfachen Schneefelder zu queren. Dann stehen die letzten 100 Höhenmeter bevor.
Halb kletternd, halb wandernd bezwingen wir auf dem Weg zum Gipfel große Felsbrocken. Das ist zwar anstrengend, allerdings eben ein anderer Bewegungsablauf und die Abwechslung mobilisiert die Kräfte. Es macht schlicht Spaß hier aufzusteigen. Als das Gelände wieder ebener wird, setzte ich den Aufstieg allein fort. Die letzten, etwas ausgesetzten Meter sind nur etwas für Schwindelfreie. Aber die Stelle ist kurz und das Gipfelkreuz des Bösen Weibl (5) auf 3119m ist rasch erreicht und darf ausgiebig genossen werden.
Abstieg auf dem Wiener Höhenweg
Im Norden versteckt sich die Spitze des Großglockners zwar in den Wolken, aber mich stört das nicht. Das Böse Weibl steht recht exponiert, so dass mir die Glocknergruppe im Norden und die Schobergruppe im Süden zu Füßen liegen. Der Hochschober ragt schneebedeckt als höchster letzterer Gruppe heraus. Doch der Weg zurück ist lang, so dass ich mich bald von der feinen Sicht verabschiede und den Rückweg zum Tschadinsattel (6) antrete. Statt dem Aufstiegsweg rechts zu folgen, schwenken wir dort nach links, um in den Kesselkeessattel hinabzusteigen.
Ein steiles, sehr großes Schneefeld zwingt uns, zu Hilfsmitteln zu greifen. Ein paar Leichtgrödel geben Halt und lassen uns das ausgedehnte Weiß sicher queren. Auch im Anschluss bleibt der Adrenalin-Spiegel bei luftigen Geröllwegen recht hoch. Etwa 100 Höhenmeter tiefer stehen wir aber sicher am Gernot-Röhr-Biwak (7), das wir schon vom Gipfel des Bösen Weibl klein im Kesselkeessattel haben liegen sehen.
Vom Biwak folgen wir links dem Wiener Höhenweg wieder in Richtung Peischlachtörl. Auf dem Weg dahin muss man ebenfalls noch das ein oder andere kleinere Schneefeld queren. Auch in Sachen Steilheit ist der Abstiegsweg mit dem Aufstieg vergleichbar. Etwa eineinhalb Stunden später stehen wir wieder am Peischlachtörl (8), etwa die gleiche Zeit benötigt man auch für den Rückweg zum Lucknerhaus (9).
Lust auf noch mehr leichte 3000er in den Alpen?
Hier geht’s zur Kartenansicht im Gipfelbuch 3000er der Alpen
2 Kommentare zu “# 4/100 Böses Weibl 3.119m”
Super Tour. Haben wir uns auch schon allein des Namens wegen rausgesucht und auf die Bucket List 2021 gesetzt 🙂 LG
Hey Björn,
ja, der Name ist schon reizvoll, gut das auch die Wanderung Spaß macht und die Aussicht toll ist.
Liebe Grüße
Romy