Alpen-Cross für den Frieden
4 Pfoten, 2 Wanderschuhe, 1 Rucksack
44 Tage, 84.000 Höhenmeter und 670 Kilometer zu Fuß durch die Alpen – vor mir liegt mein wohl größtes Wanderprojekt. Meine Gefühle kann ich gar nicht in Worte fassen. Ich befinde mich irgendwo zwischen durch die Wohnung tanzen, hyperaktiven Übersprungshandlungen, ehrfürchtiger Nervosität und erschlagender Beklemmung – und das alles mehr als drei Monate vor meiner Trekking-Tour. Na hoffentlich halten meine Nerven das bis Anfang Juni überhaupt durch.
Aber von Vorne! Nur die ganz aufmerksamen Leser meines Blogs sind schon mal über den Sentiero della Pace gestolpert. Sentiero della was? Ok, geht auch auf Deutsch: Friedensweg. Das wird mein Alpen-Cross. Vom Vinschgau in die Dolomiten. Die meiste Zeit allein mit meiner Hündin Lotte. Alles was wir brauchen passt in einen Rucksack.
Aber die Gewissheit, dass es unsere letzte gemeinsame, große Tour in den Alpen sein wird, wiegt dennoch schwer. Lotte ist dann schon fast 10 Jahre alt. Gut, dass ich diese Last in den letzten zwei Wochen am Ende der Tour mit meiner liebsten Wanderpartnerin samt Neffen teilen kann.
Auf den Spuren der Gewalt
Der bedeutendste historische Fernwanderweg Italiens ist in Deutschland noch nahezu unbekannt. Auch ich bin eher durch Zufall im Oktober 2018 – im wahrsten Wortsinn – in den Gardaseebergen über den Sentiero della Pace gestolpert.
Der Friedensweg läuft entlang der Frontlinie des 1. Weltkrieges an der heutigen, südlichen Grenze des Südtirol-Trentino. Dort wo sich von 1915 bis 1918 italienische Alpini und k.k. Kaiserjäger in bis zu 3.850 Metern Höhe erbitterte Kämpfe lieferten.
Ich gehe vorbei an Befestigungsanlagen, in den Fels gegrabene Stollen und weggesprengten Bergen und werde Zeuge vom harten Alltag im Stellungskrieg, bei dem Lawinen und Steinschlag oft mehr Opfer forderten als der eigentliche Kampf. Ein brutaler, unerbittlicher Gebirgskrieg, der nicht nur 150.000 Tote hervorbrachte, sondern auch noch äußerst sinnlos war, denn Boden machten die Truppen nur selten gut.
Unterwegs in spektakulären Naturkulissen der Alpen
Doch nicht nur der Blick in die Vergangenheit begleitet mich auf meinem Alpen-Cross, sondern auch der in lebendige, atemberaubende Landschaften verschiedener Gebirgszüge der Alpen. Ich gehe vorbei an (und vielleicht auch auf) imposante Bergriesen in den Ortler-Alpen und in der Adamello-Presanella-Gebirgsgruppe.
Ich werde mir schon bekannte kleinere Gipfel der Gardaseeberge besteigen, in die Stadt des Friedens Rovereto gelangen und die mir völlig unbekannten, markanten Felsformationen der „kleinen Dolomiten“ kennenlernen.
Um den höchsten Punkt des Friedensweges und der „großen“ Dolomiten, die Marmolada, zu erreichen, werde ich einen Klettersteig und eine Gletschertour einbauen. Einen gebührenden Abschluss meines Alpen-Cross nach Sexten bilden die Dolomiten mitsamt ihrem Wahrzeichen, den drei Zinnen.
Wandern für den Frieden?
Ja, ich weiß, es ist ein hehrer Vorsatz für den Frieden zu wandern. Natürlich kann ich, nur weil ich den Weg gehe, die Welt vermutlich kein Stück besser machen. Auf der anderen Seite sehen wir immer wieder im aktuellen Geschehen, wie wichtig der Blick in die Vergangenheit ist, um gleiches in Zukunft nicht wiedererleben zu müssen.
Nur was wir kennen, können wir begreifen und dadurch besser werden.
Wenn ich sehe wie mein Pflegesohn sich in 3 Jahren verändert hat, verliere ich nicht die Gewissheit, dass Kennen, Begreifen und Besserwerden zusammengehören. Als 15-Jährigen haben wir ihn bei uns als unbegleiteten minderjährigen, arabischen Flüchtling aufgenommen. Tierliebe, Naturschutz oder soziales Verantwortungsbewusstsein waren nicht unbedingt seine Kernkompetenzen. Wenn ich ihn heute beobachte, wie liebevoll er Lotte einen Schmatzer verpasst, wie selbstverständlich er mit uns versucht auf Plastikprodukte zu verzichten und wie hilfsbereit er (zumindest außerhalb des Zuhauses ;-)) ist, dann stimmt mich das zuversichtlich.
Ich werde den Friedensweg nicht nur bewandern, sondern versuchen, ihn möglichst vielen Menschen nahezubringen. Neben Berichten auf meinem Blog und meinen Social-Media-Kanälen werde ich dies auch in Form eines Wanderführers tun.
Was du tun kannst, wenn du mein Projekt magst
Jetzt kommt der Teil, der dich betrifft. Ja, ich will dich nicht aus der Verantwortung lassen. Denn immerhin hast du es auf meinen Blog geschafft. Vermutlich, weil du gern wanderst – ich bin ein Fuchs, wa? Aber wenn du gern wanderst, hast du vermutlich auch Geld, dein Hobby auszuleben, dir Outdoorausrüstung zu kaufen und frei in fremde Länder zu reisen. Gib ein kleines bisschen ab und hilf, dass die Arbeit von Menschenrechtsorganisationen und Friedensinitiativen nicht vergessen wird, unterstützte ihre Arbeit! Auch ein kleiner Betrag hilft.
Ich habe dafür eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Für die Zeit meines Alpen-Cross übernehme ich für 44 Tage die Patenschaft für ein Schulprojekt des Vereins SyrienHilfe e.V. und sammele Spenden, die unmittelbar den Opfern des Konfliktes in Syrien zugutekommen. Ich habe viel Zeit in die Auswahl des Projekts gesteckt und Wert daraufgelegt, dass Hilfe zur Selbsthilfe geleistet wird, es den kriegsgebeutelten Menschen direkt hilft und möglichst wenig Kosten für Verwaltungsarbeit anfallen.
SyrienHilfe e.V. hilft direkt vor Ort in Form von monatlichen Carepaketen, Unterbringung in Wohnungen und medizinischer Versorgung. Eines ihrer Schulprojekte benötigt dringend Unterstützung: Eine Schule in einem Flüchtlingslager einer der ärmsten und kriegsgebeutelsten Regionen des Landes, der Provinz Idlib. Pro Tag kostet die Schule für 361 Schüler inklusive Miete, Lehrkräften, Verpflegung und Schulmaterial 200 €.
Mein Spendenziel beträgt daher 8.800 €. Jeder Euro, der darüber hinaus zusammenkommt, sichert der Schule auch über meine Wanderung hinaus das Überleben.
Der gesammelte Betrag wird vollumfänglich an die Organisationen ausgezahlt, Verwaltungskosten fallen nicht an. Mehr Infos zum Verein findest du hier: www.syrienhilfe.org. Ich habe mal den Anfang gemacht und 100 € eingezahlt. Für jede Nacht, die ich am Ende meines Weges im Freien oder in Biwaks übernachtet habe, packe ich nochmal 15 € oben drauf.
Mach auch du mit! Spende zum Beispiel:
- 1 € je Etappe auf die ich dich mitnehme und dir berichte = 44 €
- 1 Cent für jeden Kilometer auf dem Friedensweg = 6 €
- 10 Cent für jede Stunde, die ich mich die Berge hoch oder runter quäle = 25 € – für diesen Betrag kannst du den 361 Kindern in Idlib gleichzeitig 1 Unterrichtsstunde ermöglichen.
- Oder einen Betrag deiner Wahl
- Für Unternehmen: 1 Cent für jeden schweißtreibenden Höhenmeter im Anstieg = 400 € oder 1 Tag Schule für die Kinder in Idlib = 200 €
Bankverbindung
SyrienHilfe e.V.
Verwendungszweck „Alpen-Cross“
VR-Bank in Mittelbaden eG
IBAN: DE80 665 623 0000 1212 2012
BIC: GENODE61IFF
Die Spendenaktion ist mittlerweile beendet. Mehr als 5.000 € konnte ich für die Kinder sammeln. Du kannst das Projekt natürlich gern weiter unterstützen.
Wenn du nicht spenden willst oder kannst, bist du dennoch gern eingeladen, meinem Alpen-Cross auf dem Friedensweg zu folgen. Du kannst mir helfen, den Weg und die Spendenaktion ein bisschen bekannter zu machen, wenn du:
- die Beiträge, wenn sie dir gefallen, teilst.
- den Weg (oder einen Teil davon) selbst gehst und darüber sprichst.
13 Kommentare zu “Alpen-Cross für den Frieden”
Ich habe mal einen TV Beitrag im BR über diesen Weg gesehen, ich glaube „Wanderlust“ hieß die Reihe. Die Gegend war sehr karg.
Ich wünsche dir viel Freude an dem Weg!
Liebe Aurora,
die werde ich ganz bestimmt haben. Was ich bisher vom Weg und den Regionen kenne, bin ich mir sicher, dich vom Gegenteil überzeugen zu können 😉
Liebe Grüße
Romy
Liebe Romy, was für ein tolles Projekt. Ich wünsche dir große Aufmerksamkeit (ich werde dich gern mit meiner kleinen, virtuellen Reichweite unterstützen), dass Dir nicht der Mut ausgeht, du deine Schritte mit Bedacht setzt, Dir kleine Wehwehchen erspart werden und mindestens so reich beschenkt wirst, wie du die Syrienhilfe beschenkst.
Liebe Grüße, Audrey
Liebe Audrey,
vielen lieben Dank! Ich freue mich über jede Form der Unterstützung – das reicht mir an Beschenkung und Motivation völlig. Deine Wünsche für den Weg kann ich sicher gut gebrauchen – danke dafür.
Liebe Grüße
Romy
Hallo liebe Romy,
auf Instagram habe ich deinen Post zu deinem Herzensplan gelesen. Wow, ich bin beeindruckt. Eine wirklich wunderbare Sache. Es ist immer wichtig aufzuzeigen, wo Hilfe benötigt wird.
Ich drücke ganz fest die Daumen, dass dein Projekt erfolgreich ist und du eine Menge Spaß hast. Ich werde dich auf jeden Fall virtuell begleiten und sehr gerne dein Projekt unterstützen.
Liebe Grüße
Conny
Liebe Conny,
vielen lieben Dank! Ich freue mich über jede Form der Unterstützung und über’s Daumendrücken auch 😉
Liebe Grüße
Romy
Huhu
Ich wünsche euch viel Spaß. Ich habe es leider verpasst, das mit meiner Hündin zu tun. Jetzt ist sie 14 Jahre und ihre Arthrose macht ihr zu schaffen. Genieße diese Zeit mit deinem Hund. Es ist eine sehr besondere Zeit.
Ich war 2014 und 15 auf zwei Fernwabderwegen in Deutschland unterwegs und möchte das nicht missen.
Hallo Meik,
das war auch wirklich ein Grund, dass dieses Jahr zu machen. Ich wollte diese Erfahrung unbedingt mit meiner Lotte machen. Wir sind zwar oft für 1-2 Wochen unterwegs, aber 7 Wochen ist ja doch noch ein bisschen anders.
Liebe Grüße
Romy
Hi! Tolles Projekt!
Ich habe auch vor heuer einen Teil des Weges zu gehen. Wo ist dein Start? Und wann machst du das?
Lg Martina
Hallo Martina,
ich werde den gesamten Weg gehen, also ab dem Stilfser Joch bis nach Sexten. Ich starte Mitte Juni. Wie ist das bei dir?
Liebe Grüße
Romy
Gibt ja mehrere Wege und Möglichkeiten. Ich starte von Innichen auch mitte Juni. Ich wünsch dir alles Gute. Freu mich über geteilte Eindrücke!
Lg
Herzlichen Glückwunsch zu Deinem Zieleinlauf heute!
Ich bin ein „stiller Mitleser“ und habe mich gerne mit einer Spende beteiligt.
Viele Grüße und mach weiter so!
Simon
Lieber Simon,
im Trubel des Alltags antworte ich leider erst jetzt. Ich danke dir sehr – für die Spende und fürs virtuelle Mitreisen!
Liebe Grüße
Romy