Wandern am Gardasee – Alles zu Wegen, Hütten und Highlights
Der Gardasee ist einer der beliebtesten Urlaubsregionen in Europa. Mich als ruhesuchender Fernwanderer schreckt das ja eigentlich ab. Bei der Suche nach einem passenden Wanderziel im Herbst in den Alpen gab ich dem 50 Kilometer langem und bis zu 17 Kilometer breitem See aber eine Chance. Bereut habe ich es nicht eine Minute. Im Gegenteil!
Beim Wandern hat mich der Gardasee mehr als positiv überrascht, denn ich habe dort so vieles gefunden, was mir als Wanderer so lieb ist: Einsamkeit, Natur, tolle Landschaften und atemberaubende Weitsichten. Viele Dinge waren für mich ganz anders als erwartet, deshalb habe ich recherchiert, ein Interview mit dem Tourismusverband geführt und die wichtigsten Infos für euch zusammengestellt:
Beste Jahreszeit, beste Region zum Wandern
Grundsätzlich kann man das ganze Jahr am Gardasee wandern. Im Winter muss man auf den höheren Lagen jedoch mit Schnee rechnen, denn nicht wenige Gipfel überschreiten die 2.000er Marke. Der höchste Gipfel ist übrigens der Monte Cadria mit 2.254, der sich im Nord-Westen des Gardasees befindet.
Der Monte Baldo, der hohe Gebirgskamm im Nord-Osten, ist zugleich eine Wetterscheide, so dass sich die Gipfel manchmal unter dichten Nebelwänden verstecken. Im Sommer wird es zuweilen ziemlich heiß am Gardasee, jedoch lockt der See selbst und benachbarte Bergseen dann auch zum Baden ein. Grundsätzlich sind Frühjahr und Herbst die beste Zeit für Wanderer. Wir waren im Oktober Wandern am Gardasee und hatten traumhaftes Wetter mit sehr wenig Niederschlag. Empfehlenswert!
Die für Wanderer beste Region ist der Gardasee-Norden. Hier gibt es tolle Aussichtsberge, Bergseen und jede Menge Wanderwege. Der Süden hingegen ist eher flach. Wer lieber weniger Höhenmeter macht, findet ebenfalls im Norden viele Wanderwege, die geeignet sind. Es gibt leichte, mittlere und schwere Wanderungen.
Wanderwege und Markierungen am Gardasee
Ja der Gardasee gehört zu den Alpen und nein, die Wege sind nicht mit denen in Deutschland, Österreich oder Südtirol zu vergleichen. Sie fallen in dieser Hinsicht qualitativ ab und sind selten so gut in Schuss wie in anderen Regionen. Spärliche Markierungen, ungenaue Wegzeiten und durch Lawinen zerstörte Passagen, die Klettereinlagen erfordern, sind in der Überzahl.
Die offiziellen Wanderwege des lokalen Alpenvereins (SAT) sind mit weiß-roten Tafeln markiert, aber nicht durchgängig. Wir haben bei unserer Wanderung am Gardasee einen Weg gefunden, an dem war die Farbe noch frisch, andere Wege waren mit gelben Plastikfahnen versehen und wieder andere gar nicht markiert.
Die auf den Wegweisern angegebenen Gehzeiten sind mit Vorsicht zu genießen. In den restlichen Alpen benötigen wir in der Regel deutlich kürzer als angegeben und sind eigentlich recht flott unterwegs. Am Gardasee haben wir hingegen in jedem Fall deutlich länger als angegeben benötigt. Unbedingt beachten, um am Ende kein böses Erwachen zu erleben!
Der Gardasee hat jedoch aus Sicht des Wanderers noch einen weiteren Nachteil. Kaum tummeln sich an einem Ort so viele Outdoorbegeisterte wie am Gardasee: Trekking, Mountainbike, Klettern, Running, Free climbing, Canyoning, Nordic Walking und Spaziergänge – alles beliebte Aktivitäten am Gardasee. Daher begegnet man immer wieder anderen Sportlern.
Wir hatten das Glück bei unserer Wegführung sehr einsam unterwegs gewesen zu sein, dass scheint aber eher die Ausnahme zu sein. Besonders mit Mountainbikern kollidiert der Wanderer oft. Zwar gibt es ein neues Gesetz, dass das Biken reguliert, nicht jeder hält sich aber trotz möglicher Strafe daran.
Als letztes sei angemerkt, dass viele Wege am Gardasee recht steil und auch technisch nicht immer leicht sind. Es liegt oftmals viel Geröll darauf, was bei einem 3-stündigen Abstieg nervenaufreibend sein kann. Der Tourismusverband erklärt zwar, dass der Alpenverein versucht die Steine zu räumen und die Wege freizuhalten, aber es sei nicht immer einfach, über 600 km Wege immer im besten Zustand zu halten. Auch wenn die Wege nicht immer perfekt waren, ist das kein Grund am Gardasee nicht zu wandern! Denn das war es schon an Kritik.
Die Fernwanderwege am Gardasee
Nicht immer sind sie leicht im Internet zu finden, aber es gibt sie, die Fernwanderwege am Gardasee. Ich selbst tat mich ziemlich schwer damit, einen der bestehenden zu finden bzw. die passenden Hütten zu buchen. Daher habe ich unseren 5-tägigen Fernwanderweg selbst geplant. Wie ich das gemacht habe, findest du in dem Artikel Fernwandern ohne Fernwanderweg. Nachdem ich nun vor Ort war und auf die ein oder andere Beschilderung stieß, habe ich aber noch einmal genauer recherchiert und kann folgende Wege neben meinem eigenen empfehlen.
Garda Trek
Die drei verschiedenen Varianten des Garda Treks die im Norden des Gardaseegebirges liegen, sind – soweit ich das sehen konnte – gut ausgeschildert und markiert. Informationen zu den einzelnen Etappen findet ihr auf der Seite des Tourismusverbandes Garda-Trentino.
- Low Loop: 2 Etappen, 33,50 km
- Medium Loop: 4 Etappen 73,20 km
- High Loop: 7 Etappen, 90 km
Sentiero della Pace
Der Sentiero della Pace, auf Deutsch Friedensweg, verläuft auf 700 Kilometern entlang der ehemaligen Frontlinie im ersten Weltkrieg. Auch der Gardasee war stark umkämpft und so finden sich beispielsweise auf dem Monte Altmissimo zahlreiche historische Festungsanlagen. Entlang des Friedenswegs lassen sich 10 Etappen am Gardasee wandern: Lardaro – Rifugio Pernici – Riva del Garda – Nago – M. Altissimo – Polsa – Mori – Ronzo-Chienis – Rovereto. Jedoch ist die Informationslage auf Deutsch recht spärlich.
+++Update+++
2019 habe ich es schließlich gewagt. Ich bin die gesamten 700 Kilometer des Sentiero della Pace gelaufen. Es wär der Hammer! Du findest alle Informationen und auch die Teilstrecke in den Gardaseebergen auf meiner Seite zum Sentiero della Pace
Fernwanderweg Gardasee á la Romy
Im Prinzip vereint mein selbst geplanter Fernwanderweg Gutes aus den Garda Treks und dem Sentiero della Pace. Der Weg startet von Limone und geht über Riva del Garda nach Malcesine in 5 oder 6 Tagen. Neben tollen Aussichten, passieren wir zwei weitere Seen, haben kulturelle Highlights und geschichtsträchtige Passagen. Alle Infos zum Weg inklusive GPS-Traks und Beschreibungen findest du in meinem Artikel Fernwanderweg am Gardasee – in 5 Tagen durch die Berge.
Hütten beim Wandern am Gardasee
Wenn ich etwas auf meinem Fernwanderweg anders machen würde, dann wären es die Übernachtungen. Ich würde nämlich das nächste Mal versuchen auf den Hütten zu schlafen! Denn die, auf denen wir zu Mittag gegessen haben, hinterließen einen richtig guten Eindruck bei uns. Ich hatte mich abschrecken lassen, weil ich gleich beim ersten Versuch eine Hütte zu buchen, auf eine ausschließlich italienische Seite stieß. Andere haben spärlich zumindest ein paar Sätze auf Englisch zu bieten.
Mein Rat: schreibt die Hütten auf Englisch und ggfls. auch auf Deutsch an. Die Hüttenwirte sprachen alle Deutsch, als wir dort zu Mittag aßen. Der Tourismusverband teilte mir zudem mit, dass sie im Zweifelsfall gerne bei Fragen für Wanderer zur Verfügung stehen. Also nutzt das Angebot! Hier geht’s zu Website des Garda Trentino.
Wer hingegen lieber in Hotels oder Pensionen schläft, dem bietet der Tourismusverband eine Seite mit gastfreundlichen Unterkünften für Sportler. Sie sind in der Regel mit einem grünen „Steinchen“ gekennzeichnet. Welche Übernachtungen wir gewählt haben, findest du in meinem Artikel Fernwanderweg am Gardasee – in 5 Tagen durch die Berge.
Es gibt übrigens auch Selbstversorgerhütten, die ganzjährig geöffnet sind. Wir sind an einer sehr hübschen oberhalb von Limone vorbeigekommen, der Hütte Bonaventura Segala. Was ich mit Sicherheit sagen kann: Hier mangelt es weder an Wasser noch an Wein.
Wandern mit Hund am Gardasee
Die Italiener sind sehr hundefreundlich! Auch wir waren mit unserer Lotte unterwegs und hatten eigentlich keinerlei Probleme, weder bei den Übernachtungen, noch im Restaurant, noch beim Wandern. Natürlich sollte der vierbeinige Freund das Laufen in den Bergen kennen, einigermaßen gut trainiert und trittsicher sein.
Wasser muss auf jeder Etappe ausreichend mitgeführt werden, es sei denn einer der vielen Bergseen liegt in der Mitte einer Tour. Übrigens gab es keine Almwiesen, die wir passieren mussten. Daher hielten sich Begegnungen mit Almtieren in Grenzen. Allerdings gibt es eine andere Gefahr für unseren geliebten Freund. Schlangen. Genauer gesagt Giftschlangen. Wir haben selbst beim Wandern am Gardasee eine Aspisviper gesehen. Darüber hinaus gibt es noch giftige Kreuzottern. Wer darauf vorbereitet sein will, kann sich ein individuelles Notfallset für den eigenen Hund vom Tierarzt verschreiben lassen.
Meine fünf Highlights am Gardasee
Es sind nun schon wieder vier Wochen vergangen, seit ich den Gardasee genießen konnte. Aber es ist wie bei jeder Fernwanderung, bestimmte Dinge bleiben lebhaft in Erinnerung, weil sie mich so beeindruckt oder mir so gut gefallen haben. Meine fünf Highlights sind:
Aufstieg zum und Aussicht vom Cima di Mughera
Gleich unsere erste Wanderung hat es dank einer kurzfristigen Wegänderung arg in sich. Kletterpassagen winken mit Abenteuerfeeling. Ich finde es herrlich, mich an Seilen hochzuziehen oder über einen Grat zu klettern (oder zu robben), während der Gardasee mit jedem zurückgelegtem Höhenmeter imposanter aussieht. Eine Pause auf 1.161 Metern im Sonnenschein und mit Panorama-Aussicht macht mein Glück perfekt.
Sentiero della Regina
Von Refugio N. Pernici zum Lago die Tenno wandert man auf einem schmalen Hangweg, dessen Begehung zusätzlich durch abgegangene Lawinen erschwert wird. Für mich ist der Sentiero della Regina trotz Anstrengung einer der schönsten Wanderwege der Region. Hier passt einfach alles. Das Refugio, dass mich mit einer warmen Suppe an diesem herbstlichen Tag wärmt, der dicke Nebel, der an schroffen Felsen hängt und die Sicht hinüber zum Gardasee und hinunter zum Lago di Tenno. Einsam ist es dort auch, nicht einer Menschenseele begegenen wir. Solche Wege sind es, die meine Wanderbegeisterung immer wieder aufs Neue entfachen.
Lago di Tenno
Dieses türkisblaue sanfte Wasser des Lago di Tennos vor schroffen Bergen in denen dicke Wolken hängen, vergisst man so schnell nicht. Zudem ist es hier am frühen Morgen einsam und verlassen. Ob im Rahmen einer Etappenwanderung oder als Tagesausflug – den Lago di Tenno muss man als Wanderer gesehen haben.
Aussicht von Fraportta auf Riva del Garda
Kurz hinter Tenno mit seinem beeindruckenden Schloss liegt ein traumhafter Rastplatz auf dem Weg nach Riva del Garda. Nicht nur, dass man zurückblicken kann auf die Berge, die wir schon passiert haben, sondern auch der Ausblick auf Riva del Garda ist famos. Hier darf die Pause ruhig etwas länger ausfallen.
Aussicht vom Monte Altissimo
Nachdem ich oben war, weiß ich warum der Monte Altissimo so eine Anziehungskraft ausübt. Nicht nur der Blick auf den Gardasee, sondern auch historische Festungsanlagen aus dem 1. Weltkrieg und ein tolles Refugio überzeugen mich. Übrigens: hier wird meine Begeisterung für den Friedensweg geweckt, den ich unbedingt gehen möchte!
Planungshilfen für’s Wandern am Gardasee
Ich habe zur Tourenplanung den Wanderführer aus dem Kompass Verlag Gardasee: Wanderführer mit Extra-Tourenkarte 1:60.000* verwendet. Die Mitgelieferte Karte inklusive der eingezeichneten Touren ist eine nette Planungshilfe, ersetzt jedoch nicht eine richtige Wanderkarte.
(*Wenn du diesem Link folgst und das Produkt kaufst bzw. buchst, erhalte ich eine kleine Provision. Der Preis erhöht sich dadurch für dich nicht. Einnahmen wie diese helfen mir, mein Reiseblog und Social Media weiterhin kostenfrei zu betreiben.)
Warst du auch schon Wandern am Gardasee? Was sind deine Erfahrungen? Schreib es mir in die Kommentare, ich freue mich darüber.
5 Kommentare zu “Wandern am Gardasee – Alles zu Wegen, Hütten und Highlights”
Hallo,
klasse Artikel und super Bilder.
Vielen Dank dafür.
LG
Follka
Hi,
das ist ein super toller Artikel mit fantastischen Bildern.
So lieben wir den Gardasee.
Weiter so.
Liebe Grüße
GardaseeFan
Hallo Romy,
vielen Dank für deine tollen Eindrücke von deinen Wanderungen im Norden vom Gardasse.
Wir machen dort auch regelmäßig Surf-Urlaub mit einigen Wanderungen, haben aber noch keine gute Wanderkarte entdeckt, die die Wanderwege und Refugien genau angiebt. Du hattest von der Wanderkarte kompass geschrieben, aber auch dass sie eine richtige Wanderkarte nicht ersetzt.
Wohere ist den die richtige Wanderkarte?
Hallo Ulrike,
gemeint war die kleine Übersichtskarte, die dem Wanderführer beiliegt. Als „richtige“ Karte kann ich die KOmpass-Karte empfehlen: Alpi di Ledro – Valli Giudicarie: Wanderkarte mit Radrouten. GPS-genau. 1:35000
Liebe Grüße
Romy
Italien hat einfach soo viel zu bieten! Ich muss auch unbedingt mal an den Gardasee fahren! Vielen Dank für den tollen Beitrag und die Inspiration 🙂