10 schöne Hütten im Südtirol-Trentino
Als das Buch Hütten ² aus dem National Geographic Verlag in meinen Briefkasten flatterte, wusste ich sofort, was es mit mir macht. Sogar mit Vorwarnung. „Neue Sehnsuchtsorte in den Alpen“ stand da in dicken Lettern auf dem Buch. Sehnsucht war es auch, was mein Herz schon beim Entfernen der Plastikfolie erfüllte. Wer wie ich viel in den Alpen unterwegs ist, für den ist eine schöne Hütte wohl einer der Hauptgründe, sich bis zur Erschöpfung zu verausgaben. Es sind wahre Zufluchtsorte inmitten karger, schroffer, kalter oder manchmal beängstigender Landschaft.
Ob du nach einem stundenlangen Aufstieg bis zum Zittern erschöpft bist, durch einen Wettersturz bis auf die Knochen durchweicht bist oder dir dein Magen in den Kniekehlen hängt, wenn du in der Hütte ankommst, bist du in Sicherheit. Dieses behagliche Gefühl erreicht dich meist zuerst über die Nase. Es ist der würzige Geruch nach Kamin, Schweiß und herzhaftem Essen, der dir beim Öffnen einer (manchmal knarrenden) Tür in die Nase steigt. Gefolgt von einer dir entgegenschlagenden feuchten Wärme und ausgelassenem Gelächter.
Wer Komfort sucht, ist in einer Berghütte falsch. Ob enge Zimmer, Gasträume mit Tuchfühlung zum Nachbarn, ein Matratzenlager mit Schnarchkonzert oder auch mal Sanitäranlagen die an die Steinzeit erinnern – das alles sind für mich Nebensächlichkeiten in einer Berghütte. Ich habe schon auf einem Tisch im Gastraum geschlafen, über einem „Loch“ mein Geschäft verrichtet oder mir mit zehn weiteren Gästen die Zähne an einem Waschbecken im 6 Quadratmeter großen Bad geputzt. Geschenkt, denn diese Zufluchtsorte auf 1000, 2000 oder über 3000 Metern sind mit das Schönste, was wir in unseren Alpen haben.
Das Buch Hütten²
Das Buch von Bernd Ritschel, Frank Eberhard und Sandra Freudenberg beschreibt „…Hütten, die um ihrer selbst willen ein lohnendes Ziel sind…“. Mit unglaublich präzisen und wirklich Sehnsucht-weckenden Bildern. Chapeau! Für mich ist es ein Buch, dass ich gerade in der grauen Jahreszeit aufgeschlagen hinlegen werde, um jeden Tag eine neue Seite umzublättern und um mir für einen kurzen Moment vorzustellen, wie es sich anfühlt dort zu sein.
Es ist kein Buch, das umfangreiche Geschichten über die Hütten erzählt, das hätte ruhig auch ein bisschen mehr sein dürfen. Die kurzen Beschreibungen über Zustiege sind nicht mehr als ein Appetitmacher, das Buch lebt von seinen atemberaubenden Bildern. Diese beschränken sich aber nicht nur auf die Hütten, sondern auch die wunderbaren Momente die bei Zustiegen, in einer sternenklaren Nacht bei der Hütte oder einem milden Sonnenuntergang in den Bergen entstehen. Perfekt im Bild eingefangen, wecken sie in mir sofort die Lust meinen Rucksack zu packen und loszustiefeln.
30 detailliert porträtierte Hütten in Deutschland, Österreich, der Schweiz und in Italien haben die Autoren ausgewählt. Mir persönlich ist nur eine einzige italienische Hütte davon selbst bekannt, und dass, obwohl ich dieses Jahr fast 10 Wochen in den italienischen Alpen verbracht habe. Ein Grund noch einmal wiederzukommen.
- Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
- Verlag: NG Buchverlag GmbH; Auflage: 1 (27. Mai 2019)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3866906161
- ISBN-13: 978-3866906167
- Preis: 49,99 €
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Meine 10 schönsten Hütten im Südtirol-Trentino
30 Hütten, davon 8 in Italien, stellt das Buch ausführlich vor. Ich will diese Liste gern ergänzen, denn auch „meine“ Hütten – damit meine ich die, die mir in besonderer Erinnerung geblieben sind – haben eine besondere Aufmerksamkeit verdient. Sie eint alle eine traumhafte Lage, eine herzliche Atmosphäre und eine gute Führung durch die Hüttenwirte. Es sind für mich Sehnsuchtsorte im Südtirol-Trentino, mit denen ich besondere Geschichten verbinde.
Rifugio Mandrone
- Adamello-Presanella-Alpen, Trentino
- Fernwanderweg: Sentiero della Pace
- Höhe: 2442 m
- Öffnungszeiten: 20. Juni – 20.September
- 100 Betten
- Hund: Übernachtung im Winterraum möglich
Mein Zustieg zu diesem wunderbar gelegenen Rifugio in mitten des Naturparks Adamello-Brenta erfolgte vom Passo tonale über den Passo Paradiso und den Passo Presena. Es war ein unglaublich berührender Moment, als ich von über 3000 Metern kommend, mit Altschneefeldern kämpfend schließlich die Hütte sah. Auf einem kleinen Plateau mit zahlreichen kleinen Seen gespickt stand diese robuste Hütte, die dennoch nur wirkte wie ein Legosteinchen. Gegenüber die riesigen Gletscher Mandrone und Lobbia aus denen gewaltige Wasserfälle entspringen. Mir verschlug es noch mehr die Sprache, als ich am Abend ein nahezu perfektes Alpenglühen an eben diesen Gletschern sah.
Ich wusste beim Start meiner Tour nicht, ob ich im Rifugio Mandrone mit meiner Hündin Lotte übernachten darf. Meine Hoffnung war gering, denn das Rifugio ist eine SAT-Hütte, die Hunde für gewöhnlich nicht einmal im Gastraum dulden. Heilfroh war ich, als ich erfuhr, dass ich im guten Winterraum übernachten durfte. Was für ein Segen meine Zuflucht an diesem Tag war, wurde mir erst wirklich bewusst, als wenige Stunden nach meiner Ankunft ein Eisregen über uns herzog und die ohnehin niedrigen Temperaturen knapp über den Gefrierpunkt rutschten. Das Rifugio ist ohnehin ausgesprochen gut geführt, mit sehr freundlichem Personal und ausgesprochen leckerem Essen. Mehr Infos über das Rifugio Mandrone
2. Büllelejoch Hütte
- Dolomiten, Südtirol
- Fernwanderweg: Sentiero della Pace
- Höhe: 2528 m
- Öffnungszeiten: Mitte Juni – Anfang Oktober
- 15 Betten im Lager
- Hund: Übernachtung nicht möglich
Es gibt Hütten, die haben eine traumhafte Lage, es gibt welche, die sind wunderschön und es gibt Hütten, die überzeugen mit Herzlichkeit und gutem Essen. Und dann gibt es noch die Büllelejoch Hütte. Diese grandiose Hütte vereint einfach alles. Es ist für mich das Juwel der Sextener Dolomiten, auch wenn man hier aufgrund der Bettenlager nicht mit Hund übernachten darf. Aber irgendwann werde ich hier mal schlafen.
Zwischen den großen, oft mit unzähligen Betten ausgestatten, Hütten „Drei Zinnen Hütte“ und „Zsigmondyhütte“ liegt dieses niedliche Rifugio mit seinen roten Fensterläden. Es wird gesäumt von schroffen Dolomitenbergen, die noch fragiler wirken, wenn Wolken tief hängen. Vor dieser Traumkulisse einzukehren, war ein Highlight meines Trekkings. Hier könnte ich zum Wiederholungstäter werden. Mehr Infos über die Büllelejoch Hütte.
3. Eishof
- Meraner Land, Texelgruppe, Südtirol
- Fernwanderweg: Meraner Höhenweg
- Höhe: 2.076 m
- Öffnungszeiten: Mai – Mitte Oktober
- 5 Mehrbettzimmer
- Hund: Übernachtung im Zimmer möglich
Auf dem Bild wirkt es, als wären wir bei Traumwetter am Eishof angekommen. Tatsächlich legte ich kurz vor der Hütte einen Sprint ein und kam trotzdem klitschnass an. Ein Platzregen erging über uns, der seines gleichen suchte und mich innerhalb von wenigen Sekunden durchnässte. Aber am späten Nachmittag kam vor blauem Himmel noch einmal die Sonne raus und ich konnte die wundervolle Lage des Eishofs in vollen Zügen genießen. Er liegt von allen vier Seiten eingerahmt inmitten riesiger Berge des Meraner Landes. Hier bringen Hütehunde abends die Kühe in den Stall, fette Almwiesen duften nach blühenden Blumen und das Essen ist lecker. Da kann man auch einen Tag länger bleiben. Mehr Infos zum Eishof.
4. Rifugio Nino Pernici
- Gardaseeberge, Trentino
- Fernwanderweg: Sentiero della Pace
- Höhe: 1.600 m
- Öffnungszeiten: Mitte April – Mitte Oktober
- Mehrbettzimmer
- Hund: Übernachtung im Winterraum möglich
Im Gegensatz zum oben beschriebenen Buch, ziehe ich am Gardasee das Rifugio Nino Pernici dem Rifugio Altissimo Damiano Chiesa auf dem Monte Baldo vor. Womöglich ist die Lage des N. Pernici etwas weniger spektakulär, weil es keinen direkten Ausblick auf den Gardasee zulässt. Dafür kehrt hier am Abend eine idyllische Ruhe ein. Tagsüber ist es ein beliebtes Ausflugsziel vor allem für Mountainbiker, aber am Abend trifft man hier wirklich nur Bergsteiger und Wanderer und es wird schlagartig gemütlich in der Hütte. Ein Kamin, der nasse Sachen trocknet, ein gutes Essen und sogar ein komfortabler Winterraum für Wanderer mit Hund haben mich hier ausgesprochen wohlfühlen lassen. Mehr Infos zum Rifugio Nino Pernici
5. Rifugio Conseria
- Fleimstaler Alpen, Trentino
- Fernwanderweg: Sentiero della Pace
- Höhe: 1.857 m
- Öffnungszeiten: Juni – Oktober
- 24 Betten in kleinen Zimmern
- Hund: Übernachtung im Zimmer möglich
Das kleine, private und von jungen Leuten geführte Rifugio Conseria ist noch ein Geheimtipp in den Fleimstaler Alpen, denn auf den gängigen Karten ist es meist nicht eingezeichnet. Das war leider auch der Grund, warum ich dort auf meiner Fernwanderung nicht übernachtet habe. Darüber habe ich mich wirklich geärgert, denn nicht nur die traumhafte Lage, die nahezu danach schreit, hier am Abend lange und am Morgen früh auf der Terrasse zu sitzen, überzeugen. Mit Liebe zum Detail eingerichtet, kommt hier echtes Hüttenfeeling auf – vielmehr als sonst in den Fleimstaler Alpen. Zudem ist das Rifugio eingerahmt von weitläufigen Almwiesen auf denen glückliche Kühe vor sich hin bimmeln und knuffige Ponys grasen. Mehr zum Rifugio Conseria.
6. Radlseehütte
- Sarntaler Alpen, Südtirol
- Fernwanderweg: Hüttentour Brixen nach Meran
- Höhe: 2284 m
- Öffnungszeiten: Mitte Mai bis Anfang November
- 60 Betten in Zimmern oder Lager
- Hund: Übernachtung im Winterraum möglich
Diese Südtiroler Hütte muss man sich als Wanderer hart erarbeiten – aber wer dort oben steht, weiß, jeder einzelne Höhenmeter hat sich gelohnt. Inmitten der recht unbekannten Sarntaler Alpen liegt diese Berghütte mit fantastischer Dolomiten-Sicht. Von Brixen aus sind es fast 1800 Höhenmeter, die es im Aufstieg zu bewältigen gilt. Die Hütte ist selten ausgebucht, aber wirklich gut geführt: Super Essen, netter Hüttenwirt und wohlige Stimmung. Auch an Humor fehlts hier nicht. Der Winter(Not)raum wird im Sommer liebevoll „Chalet“ genannt und dient als Quartier für Wanderer mit Hund. Aber noch viel mehr beeindruckt der Sonnenaufgang, der Dolomitenberge in ein wunderschönes Morgenrot hüllt. Mehr Infos zur Radlseehütte.
7. Rifugio Carè Alto
- Adamello-Presanella-Alpen, Trentino
- Fernwanderweg: Sentiero della Pace
- Höhe: 2459 m
- Öffnungszeiten: 20. Juni – 20. September
- 80 Betten in Zimmern oder Lager
- Hund: Übernachtung für den Hund nur im separatem Außenraum nicht im Zimmer möglich
Ok, das Rifugio Carè Alto ist weder außergewöhnlich hübsch, noch gibt es hier überdurchschnittlich gutes Essen. Aber! Wer hier oben ankommt, wird diese Zufluchtsstätte schätzen und lieben. Denn ein Aufstieg hinauf ist immer mit mehr als 1000 Höhenmetern auf schwierigen Bergwanderwegen verbunden. Ich bin vom Val Genova erst 1300 Höhenmeter hinaufgestiegen, um dann noch einmal 3 Stunden über Blockwerk zu klettern. Nicht zuletzt musste ich noch auf einer Seilbrücke (mit Hund auf dem Rucksack) balancierend einen reißenden Strom queren. An keinem einzigen Ort auf meiner 700-Kilometer-langen Fernwanderung war ich so froh über eine Hütte wie hier.
Zudem sind die Hüttenwirte sehr nett, das Essen absolut in Ordnung und die Lage einfach phänomenal. Man befindet sich in einer der am wenigsten bewanderten Regionen der Alpen und der Eisgipfel Carè Alto ist zum Greifen nah. Hier trifft man mehr Steinböcke als Wanderer und inmitten dieser Landschaft steht eben dieses Rifugio. Mehr zum Rifugio Carè Alto.
8. Rifugio Malga Campo Lusern
- Vizentiner Alpen, Trentino
- Fernwanderweg: Sentiero della Pace
- Höhe: 1.452 m
- Öffnungszeiten: Juni – September, Mai und Oktober auch am Wochenende
- 3 kleine Zimmer
- Hund: Übernachtung im Zimmer möglich
Wenn es hier nur um liebevoll geführte Rifugios gehen würde, wäre das Rifugio Malga Campo Luserna absoluter Top-Favorit! Mit 1452 Metern liegt es recht unspektakulär auf der Hochebene von Lusern. Vielmehr besticht diese Zuflucht mit Authentizität, Gastfreundschaft und echtem Gaumenschmaus. Ich habe mich selten so willkommen und wohl gefühlt wie hier. Als klar war, dass ich mit Hund komme, bekam ich ein Zimmer, in dem eine Decke auf dem Sofa freundlich als Schlafplatz für meine kleine Diva ausgewiesen war. Sie durfte mit den Haushunden zusammen Wachhund spielen, ihnen das Futter stibitzen und war wirklich mehr als willkommen.
Zudem waren die Zimmer mehr als komfortabel und dass Essen ein wahres Meisterwerk. Für mich steht fest: Hier komme ich definitiv ein zweites Mal! Mehr Infos zum Rifugio Malga Campo Luserna
9. Bergvagabunden Hütte
- Dolomiten, Trentino
- Fernwanderweg: Sentiero della Pace
- Höhe: 2.529 m
- Öffnungszeiten: Mitte Juni – Ende September
- 28 Betten in kleinen Zimmern
- Hund: keine Übernachtung möglich
Schon allein der Name dieses Rifugio weckt Fantasien – sind wir nicht alle in bisschen Bergvagabunden? Hoch über dem Val San Pellegrino in den Fassaner Dolomiten thront es einsam auf dem Passo Selle. Sonnenverwöhnt kann man von der Terrasse über Almwiesen hinab ins Tal schauen. Auf der anderen Seites des Passes ist der Blick nicht minder schön. Das Val de le Selè wird pompös eingerahmt von schroffen Dolomiten-Gipfeln. Hier mag man einfach nicht mehr weitergehen. Weitere Infos zur Bergvagabunden Hütte.
10. Rifugio Papa
- Vizentiner Alpen, Trentino
- Fernwanderweg: Sentiero della Pace
- Höhe: 1.928 m
- Öffnungszeiten: Juni – September, im Oktober am Wochenende
- 55 Betten im Lager und Mehrbettzimmern
- Hund: keine Übernachtung möglich
Das mit vollen Namen genannte Rifugio Generale Achille Papa bleibt leider Wanderern ohne Hund als Übernachtungsmöglichkeit vorbehalten. Inmitten der Vizentiner Alpen, auf dem für mich berührendsten Berg, liegt es irgendwie beruhigend am Berghang. Ein sehr gut geführtes Rifugio mit sehr freundlichen Wirten und toller Gastronomie. Die Hütte hat es nicht nur deswegen in meine Top-10-Liste geschafft. Es ist die Schutzhütte auf einem Berg, auf dem man sich nach einer Erkundung ganz dringend nach Schutz und Geborgenheit sehnt. Der Pasubio trägt unter anderem den Beinamen „Berg der 10.000 Toten“ und steht für eines der grauenhaftesten Schlachtfelder des Gebirgskriegs im 1. Weltkrieg. Schon allein wegen seiner Geschichte ist der Berg ein lohnendes Ausflugsziel, aber noch einmal mehr, weil man im Rifugio Papa einkehren kann. Mehr Infos zum Rifugio Papa.
Was hältst du von meiner persönlichen Liste „Meine 10 schönsten Hütten im Südtirol-Trentino“? Kennst du noch weitere Hütten, die es in diese Liste schaffen sollten? Oder hast du eine dieser Hütten selbst besucht? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
4 Kommentare zu “10 schöne Hütten im Südtirol-Trentino”
Südtirol ist wirklich ein Paradies auf Erden, besonders zum wandern. Ich bin auch dieses Jahr in meinem Urlaub wieder in einem Wanderhotel in Seis. Freue mich schon wieder auf die tollen Strecken und Gipfel 🙂
Wünsche dir viel Spaß dabei!
Meine Lieblings-Seite für Wandern mit Hund. Bravo Romy, ich wünsche Dir und Lotte noch viele schöne Momente und danke Dir für die Inspirationen!. Liebe Grüße aus Südtirol!
Dank dir Elisa! Und bald, ganz bald, bin ich sogar endlich mal wieder in Südtirol 😉