Routenplanung für Hüttentouren
So planst du dir eine Route passend zu deinem Leistungsniveau
[Enthält Werbung für meinen Kooperationspartner komoot]*
Für mich gibt es kaum etwas Schöneres, als auf einer selbstgeplanten Hüttentour hoch in den Alpen unterwegs zu sein. Natürlich gibt es auch traumhafte, schon gut zusammengestellte Höhenwege, aber nicht selten passt für mich hier und da dann doch etwas nicht. Eine ganz individuell geplante Tour ist eben etwas ganz Besonderes. Hier kann ich mein Leistungsniveau, meine Vorlieben (in der Regel die hohen Berge) und meine mentale Verfassung viel besser einfließen lassen und habe obendrein noch den Vorteil, dass diese Touren selten überlaufen sind. Während Wanderungen bis auf Höhe von Mittelgebirgen meist unproblematisch zu planen sind, bedarf es bei einer Hüttentour im Hochgebirge jedoch etwas Übung und Vorsicht. Worauf du dabei achten musst, welche Hilfsmittel zur Routenplanung du brauchst und was dir die Berg- und Alpinwanderskala über die Schwierigkeit der Wege verrät, erfährst du in diesem Artikel.
Vier Dinge, die du zur Planung benötigst
Ich plane seit vielen Jahren die meisten meiner Hüttentouren selbst. Am Anfang steht meist die Idee, dass es in einer bestimmten Alpenregion wohl ganz schön sein könnte. Der Prozess bis zur fertigen Route ist dabei meist gleich: Zuerst plane ich die Route grob mit einem digitalen Routenplaner, um ein Gefühl für Strecke und Höhenmeter zu bekommen. Steht die Planung und befindet sich am Ende des Tages auch eine Übernachtungsmöglichkeit (mit Hund), besorge ich mir eine gute Wanderkarte. Hier überprüfe ich in erster Linie die Wegführung und erhalte auch wichtige Infos zur Wegbeschaffenheit. Im dritten Schritt nehme ich mir meist einen Wanderführer aus der Region zur Hand und lese schwierige Passagen gründlich nach. Meist passe ich die Tour dann digital an, wenn es schöne Orte gibt, die ich übersehen habe. Auch eine Recherche im Internet über bestimmte Schlüsselstellen ist sinnvoll.
Der digitale Routenplaner
Der riesige Vorteil von digitalen Routenplanern ist, dass sie zuverlässig Wegstrecke und Höhenmeter berechnen und auch Angeben zur Zeit machen. In den letzten Jahren habe ich mit vielen unterschiedlichen Routenplanern gearbeitet. Nicht immer war die Planung damit zuverlässig oder komfortabel. Seit einem halben Jahr arbeite ich mit komoot. Das funktioniert in der Planungssoftware etwas anders als die meisten Routenplaner, aber nach einer kurzen Einarbeitungszeit komme ich richtig gut damit klar. Bei komoot hast du die Möglichkeit dein Leistungsniveau (Fitness) einzustellen, so dass das Programm die Zeit an dein Leistungsniveau anpassen kann. Sei aber dennoch vorsichtig, denn komoot kann beispielsweise nicht berechnen, dass Wege bei Regen rutschig werden und du vielleicht länger brauchst. Die Anzeige des Höhenprofils ist fein, um die Tour besser für sich einschätzen zu können.
Die gute, alte Wanderkarte
Unterwegs immer dabei ist eine Wanderkarte, bestenfalls im Maßstab 1:25.000. Aber auch bei der Tourenplanung gibt sie wertvolle Hinweise zu Wegen und Wegbeschaffenheiten. Denn: Digitale Routenplaner sind nur so gut, wie die Karten, mit denen sie arbeiten und das sind der Regel OSM-Karten. Eine aktuelle (beim Kauf auf das Datum achten!) Wanderkarte hat eine andere Qualität. Für den italienischen Raum haben sich für mich die Tabacco-Karten bewährt. Ich benutze aber auch Kompasskarten und für Deutschland und Österreich die Alpenvereinskarten. Aber auch hier gilt: vorsichtig sein. Nicht immer sind Wege (auch bei AV-Karten) richtig als Wanderweg oder Steig markiert. Aktuell ist mir das bei der Ankogelkarte des Alpenvereins passiert. Hier fehlten gleich mehrere Steige, bzw. waren Klettersteige als normale Wanderwege gekennzeichnet.
Der Wanderführer
Seit ich selbst Wanderbuch-Autorin bin und weiß, welch Arbeit hinter so einem kleinen Büchlein steckt, schätze ich sie noch mehr. Du kannst dir beispielsweise bei den Büchern vom Rother Bergverlag und anderen Verlagen sicher sein, diese Strecke ist der Autor gegangen und hat sie professionell aufbereitet: Wegbeschaffenheit, Schwierigkeiten und besonders knifflige Stellen sind hier zuverlässig beschrieben und geben eine gute Orientierung bei der Tourenplanung. Wann immer möglich, nehme ich mir bei der Tourenplanung ein Buch dazu, denn je besser ich weiß, was da auf mich zukommt, desto passender kann ich die Route planen. Allerdings: Jeder Autor beurteilt individuell. Lies dir unbedingt im Einleitungsteil durch, was sich hinter „leicht“, „mittel“ und „schwer“ verbirgt.
Die gute Selbsteinschätzung
Das A und O ist aber die richtige Selbsteinschätzung. Wie viel Zeit brauchst du, um 500 Höhenmeter zu bewältigen? Eine Stunde? Oder doch eher eineinhalb? Wer seine Tagestouren aufzeichnet – geht auch wunderbar mit komoot – weiß das nach einigen Wanderungen. Liegt dir ein 1000 Höhenmeter-Anstieg am Stück mehr, als aufgeteilt in zwei Etappen wie beim obenstehenden Höhenprofil? Wieviel Steigung ist für dich angenehm? Es ist nämlich ein himmelweiter Unterschied, ob du 1000 Höhenmeter auf 25 Kilometern oder auf 5 aufsteigst. Komoot bietet dir auch da eine gute Orientierung: Wenn du mit der Maus über das Höhenprofil gehst, zeigt es dir die Steigung in Prozent an.
Linien, Striche und Punkte
Okay, gehen wir davon aus, dass du dein Leistungsniveau gut einschätzen kannst. Du weißt wieviel Höhenmeter du am Tag schaffst, welche Höhenprofile du magst und wieviel Steigung du angenehm findest. Es bleibt ein Problem: Die Schwierigkeit der Wege richtig einzuschätzen. Auf Karten und im digitalen Routenplaner gibt’s die erste Orientierung an der Art der Linie mit dem der Weg dargestellt wird:
- Eine durchgezogene Linie steht in der Regel für einen einfachen Wanderweg.
- Eine lang-gestrichelte (————) Linie steht für einen Bergwanderweg, aber hier unterscheiden sich die Karten der verschiedenen Verlage! (Tabacco: markierter Steig; AV-Karten: minder gut markierte Wege; Kompass: Pfad)
- Eine gepunktete (………..) Line ist ein schwerer Alpinwanderweg. Die Verlage nutzen es aber nicht einheitlich (Tabacco: schwerer, markierter Steig; AV-Karten: Klettersteig, Steig; Kompass: Steig)
Zudem beachten: In den Kompass-Karten sind Klettersteige und gesicherte Wegabschnitte mit eigenem Symbol markiert, die Tabacco-Karten geben immerhin noch Hinweise auf „alpinistische Schwierigkeiten“. Die Alpenvereinskarten geben keine genaueren Hinweise. Der einzige Rat an dieser Stelle ist, die Legende zu studieren und im Zweifelsfall weitere Quellen zur Information hinzuziehen. Das ist besonders sinnvoll, wenn du Scharten, Joche oder Pässe überqueren musst.
SAC-Berg und Alpinwanderskala
So wirklich befriedigend sind Striche, Punkte und Linien für mich bei der Tourenplanung also nicht. Immerhin habe ich einen Hund dabei und eine Wanderpartnerin, die nicht ganz frei von Höhenangst ist. Für mich ist es also essentiell, so gut wie möglich über die Wege Bescheid zu wissen. Noch nicht ganz ausgereift, aber den richtigen Ansatz habe ich in der SAC-Berg- und Alpinwanderskala gefunden. Das noch recht junge System des Schweizer Alpen Clubs bietet für mich die bisher beste Orientierung.
Es unterteilt den Weg, das Gelände in sechs Stufen, genauer gesagt in T1 bis T6. Das „T“ steht für Trekking. Bevor ich dir erkläre, was sich hinter diesen Abkürzungen verbirgt, die gute Nachricht: Wenn du im digitalen Routenplaner komoot nah an den Weg zoomst, sind dort die Wegabschnitte (meist) kategorisiert. Stelle aber vorher die richtige Sportart „Wandern“ ein.
Die SAC Berg- und Alpinwanderskala im Detail (Quelle: Schweizer Alpen-Club)
T 1 – Wandern:
Weg gut gebahnt. Falls vorhanden, sind exponierte Stellen sehr gut gesichert. Absturzgefahr kann bei normalen Verhalten weitgehend ausgeschlossen werden. Auch mit Turnschuhen geeignet. Orientierung problemlos, in der Regel auch ohne Karte möglich.
T 2 – Bergwandern:
Weg mit durchgehendem Trasse. Gelände teilweise steil, Absturzgefahr nicht ausgeschlossen. Etwas Trittsicherheit. Trekkingschuhe sind empfehlenswert. Elementares Orientierungsvermögen.
T 3 – anspruchsvolles Bergwandern:
Weg am Boden nicht unbedingt durchgehend sichtbar. Ausgesetzte Stellen können mit Seilen oder Ketten gesichert sein. Eventuell braucht man die Hände fürs Gleichgewicht. Zum Teil exponierte Stellen mit Absturzgefahr, Geröllflächen, weglose Schrofen. Gute Trittsicherheit. Gute Trekkingschuhe. Durchschnittliches Orientierungsvermögen. Elementare alpine Erfahrung.
T 4 – Alpinwandern:
Wegspur nicht zwingend vorhanden. An gewissen Stellen braucht es die Hände zum Vorwärtskommen. Gelände bereits recht exponiert, heikle Grashalden, Schrofen, einfache Firnfelder und apere Gletscherpassagen. Vertrautheit mit exponiertem Gelände. Stabile Trekkingschuhe. Gewisse Geländebeurteilung und gutes Orientierungsvermögen. Alpine Erfahrung. Bei Wettersturz kann ein Rückzug schwierig werden.
T 5 – anspruchsvolles Alpinwandern:
Oft weglos. Einzelne einfache Kletterstellen (Grad I). Exponiert, anspruchsvolles Gelände, steile Schrofen. Apere Gletscher und Firnfelder mit Ausrutschgefahr. Bergschuhe. Sichere Geländebeurteilung und sehr gutes Orientierungsvermögen. Gute Alpinerfahrung im hochalpinen Gelände.
T 6 – schwieriges Alpinwandern:
Meist weglos. Kletterstellen bis II Grad. Häufig sehr exponiert. Heikles Schrofengelände. Apere Gletscher mit erhöhter Ausrutschgefahr. Meist nicht markiert. Ausgezeichnetes Orientierungsvermögen. Ausgereifte Alpinerfahrung und Vertrautheit im Umgang mit alpintechnischen Hilfsmitteln.
Ich schrieb eingangs, dass das Bewertungssystem noch nicht ganz ausgereift ist. Ich habe mir die Mühe gemacht, mir die letzten schwierigen Stellen, die ich bewandert habe, auf der Karte genau anzuschauen und sie mit den Beschreibungen abzugleichen. Da waren doch noch einige „Fehler im System“. So wird die Kletterei zum Lizumer Reckner im II Grad unterschlagen und statt der Bewertung T6, nur die Bewertung T3 angegeben. Während die für mich zwischen T3 und T4 liegende Seilversicherung zum Wilden Mannle mit T5 eingestuft wird. Und ich habe auch T5 Wege gefunden, die als durchgezogene Linie ohne Bewertung (also T1?) abgebildet waren. Aber oft genug hat die Beurteilung für mich gepasst.
Noch etwas genauer beleuchtet übrigens Bloggerkollege Alois von gamsteig.de die Thematik.
Hinweis: Ob Striche oder Punkte, ob Wanderskala oder Wanderführer, grundsätzlich allen Tools gemeinsam ist, sie bewerten immer die schwierigste Stelle des Wegabschnitts. Der kann auch nur wenige Meter lang sein. Zudem gelten die Beurteilungen immer unter der Annahme günstiger Verhältnisse. Günstige Verhältnisse sind: gute Sicht und trockenes Gelände.
7 Tipps zur Tourenplanung
Auch wenn die vielen Tools und Bewertungsmöglichkeiten erst einmal etwas verwirren, sich damit zurechtzufinden, geht recht schnell. Je mehr du planst und je besser deine Selbsteinschätzung mit jeder Tour wird, desto einfacher wird alles. Aber man lernt nie aus!
Tipp 1 – einfach mal ausprobieren
Übung macht den Meister. Vielleicht planst du deinen Sonntagsspaziergang oder die nächste Gassirunde einfach mal mit dem digitalen Routenplaner? Vielleicht findest du damit sogar neue, spannende Wege. Auf komoot werden „Highlights“ von Nutzern erstellt und bewertet und helfen dir, schöne Touren zu planen. Am besten zeichnest du die Route auch auf, damit du Hinweise bekommst, ob du schneller als geplant warst und welches Fitness-Level du im Routenplaner für das nächste Mal einstellen kannst.
Tipp 2 – nutze verschiedene Tools
Es gibt viele Möglichkeiten, die es ermöglichen, Touren richtig für sich einzuschätzen. Dazu nur eine einzige Option zur Rate zu ziehen, ist meines Erachtens bei alpinen Touren fahrlässig. Kein Hilfsmittel ist fehlerfrei, mehrere bieten da schon etwas mehr Sicherheit. So kann man das Risiko, dass man auf einmal vor einer unüberwindbar scheinenden Stelle steht, doch gewaltig reduzieren. Für mich ist es essenziell, sich mehrerer Quellen und Tools bei alpinen Tourenplanungen zu bedienen.
Tipp 3 – plane am Anfang defensiv
Wer noch nicht so viel Erfahrung hat, sollte defensiv planen. Denn letztendlich geht es ja darum, Freude beim Wandern/Bergsteigen zu haben. Bist du dir nicht sicher, ob du einen T3-Bergweg ohne Probleme meisterst, dann probiere ruhig einige T2-Touren aus. Läuft hier alles wir am Schnürchen, kannst du den nächsten Schritt gehen. Eine gute Portion „Willen zum Umkehren“ ist auch bei noch so viel Erfahrung nicht verkehrt.
Tipp 4 – entscheide nur vor Ort
Ob du eine alpine Tour nach deiner Planung aber auch wirklich gehen solltest, kannst du erst unterwegs wissen. Das Wetter, egal ob Regen, Hitze oder gar ein unverhoffter Wintereinbruch im Sommer, können dir jederzeit einen Strich durch die Rechnung machen. Sehr hilfreich sind (meist) Gespräche mit Hüttenwirten, die sich in der Region und mit dem Wetter sehr gut auskennen.
Tipp 5 – bereite deine Touren nach
Vielleicht bist du schon einen Höhenweg in den Alpen gegangen oder hast Tagestouren gemacht? Dann erinnere dich an die schweren Stellen und gleiche die Schwierigkeitsbewertung im Routenplaner ab, so kannst du besser einschätzen, welche Wege dir liegen und welches Niveau du hast.
Tipp 6 – nur so schwer wie es das schwächste Teammitglied kann
Ich weiß, ich schaffe einen T5-Weg und auch kurze Abschnitte im Schwierigkeitsgrad T6. Aber nicht mit Hund und auch nicht mit meiner Wanderpartnerin, die sich mit stark exponierten Stellen schwertut. D.h. einen Gipfelabstecher in diesen Schwierigkeiten kann ich einbauen und allein gehen. Auf einem Abschnitt den wir drei aber gehen müssen, zum Beispiel weil nur dieser zur nächsten Hütte führt, geht das nicht.
Tipp 7 – plane mit Ausstiegspunkten und Abkürzungen
Es kann immer etwas passieren. Wetterkapriolen, eine Tour stellt sich unterwegs als anspruchsvoller heraus oder man erwischt einfach einen schlechten Tag. Dann ist es gut, wenn du bei der Tourenplanung bereits an Ausstiegspunkte oder Abkürzungen gedacht hast. Im digitalen Routenplaner komoot kannst du jede geplante Tour kopieren, anpassen und neu abspeichern. Bei mir heißt das dann zum Beispiel so: Etappe 2 – Sulzenauhütte – Dresdener Hütte / Etappe 2 – Sulzenauhütte – Dresdener Hütte mit Aperer Freiger / Etappe 2 – Sulzenauhütte – Dresdener Hütte mit Daunkopf.
Hat dir der Artikel geholfen oder hast du noch weitere Tipps parat? Dann freu ich mich über deinen Kommentar.
*Offenlegung: Dieser Bericht ist in Zusammenarbeit mit meinem Kooperationspartner komoot entstanden. Meine Meinung, Ansichten und Tipps bleiben davon unbeeinflusst, komoot hat keine Vorgaben zur Berichterstattung gemacht.
Du kannst mir auch auf meinem komoot-Profil folgen und dir dort meine Tourenberichte anschauen und wenn sie dir gefallen auch nachwandern: Romy von Etappen-Wandern
7 Kommentare zu “Routenplanung für Hüttentouren”
Ich finde sie leider nicht auf Komot
obwohl ich suche Romy auf Etappen-Wandern
mfg
Hallo Ute,
hast du versucht direkt auf den Link zu gehen? Mein Profil findest du hier: https://www.komoot.de/user/1003063831313
Liebe Grüße
Romy
Hallo Romy, ich weiß nicht ob ich jetzt Eulen nach Athen trage, aber kennst Du hikr.org ?
Wenn ich Alpentouren plane, nutze ich gern die dort eingestellten Beiträge. Besonders wenn es um Schwierigkeitsgrade geht.
Lotte ist ein wirklich fantastischer Wauwau! Erinnert mich herzlich an unseren schwarzen Labrador. Nur die Worte Skitour und/oder Rucksack mussten fallen, und er konnte es nicht erwarten bis es losging.
Weiterhin viel Spaß auf Deinen Touren
Henning