Alpenvereinsjahrbuch Berg 2019
Rezension zum Buch
Das Alpenvereinsjahrbuch “Berg 2019” habe ich vom Tyrola-Verlag zur Rezension kostenlos erhalten.
Etwa sechs Wochen lang habe ich meine Freude am Alpenvereinsjahrbuch Berg 2019 gehabt. Das Buch – immerhin in seiner 142 Ausgabe erschienen – ist ein Sammelsurium verschiedener Beiträge über Themen rund um Bergsport, Bergsteigen und Vereinsleben. Es gab mir wertvolle, teilweise erstaunliche Einsichten in die Arbeit und die Gedanken der Alpenvereine Deutschland, Österreich und Südtirol. Dabei habe ich nicht nur sehr viel gelernt, sondern noch mehr Lust bekommen, tiefer in die Welt der Alpen einzutauchen.
Das Buch gliedert sich in insgesamt sechs übergeordnete Kapitel. Gleich das erste rund um die BergWelten Ankogel und Hochalmspitz nimmt mich in seinen Bann. Denn nicht nur, dass es sich um eine Region handelt, in der ich meine ersten Wandererfahrungen sammelte, sondern zugleich stehen hier die von meiner Alpensektion Hannover betriebenen Berghütten Hannover- und Niedersachsenhaus. Ich weiß nun so viel über die Gipfel Ankogel und Hochalmspitz, dass sich mein Wunsch den Tauernhöhenweg irgendwann zu gehen, stark verfestigt hat. Aber dabei bleibt es in diesem Kapitel nicht. Ich erfahre am Beispiel dieser Region unglaublich viel über Gletscher, Permafrost, Natur und Landschaft – ein tolles Kapitel!
Das Alpenvereinsjahrbuchbuch stellt sich auch der wichtigen Frage, was unsere Motivation ist, auf Berge zu gehen, zu steigen, zu klettern oder zu (rad)fahren. Die Frage „Was treibt uns an“, ist eine, die mich schon länger stark beschäftigt. Eine Antwort habe ich für mich auch nach dem Lesen des Buches nicht gefunden, jedoch viele Gedankenanstöße bekommen, über die ich mehr als einmal noch nachdenken werde. Respekt, dass schafft wahrlich nicht jedes Buch! In diesem zweiten Kapitel BergFokus hat es mir ein Beitrag ganz besonders angetan. Der Bericht über den „Hüttenwirt auf Zeit“. Für zwei Wochen im Jahr kann man auf der Rauhekopfhütte ehrenamtlicher Hüttenwirt werden. Ein Konzept, das nicht nur zwangsläufig Selbsterfahrung bedeutet, sondern vielmehr der Hütte ihr Überleben sichert. Das mache ich irgendwann ganz sicher auch einmal!
BergMenschen stellt Persönlichkeiten mit besonderen Geschichten vor. Berichte über Inklusion am Berg, Engagement in der Bergrettung oder in der Jugendarbeit zeigen den Facettenreichtum der Alpenvereine. Der Blick zurück in die Anfänge des Alpinismus, hat mir nicht nur in diesem Kapitel erlebbar gemacht, warum der Alpenverein ist was er heute ist.
Mir als einfaches Mitglied des DAV etwas zu Politisch und Abstrakt ist hingegen das Kapitel BergSteigen. Viel zu langatmig sind mir die Ausführungen was denn nun Sport sei, welchen Stellenwert das Klettern habe und was man denn nun Bergsport, Bergsteigen, Alpinismus nenne. Sicher sind dies wegweisende Fragen eines Vereines. Diskutiert gehört dies für mich allerdings von Angesicht zu Angesicht unter den Köpfen des Vereins, nicht als Monolog in einem Buch, das sicher viele Menschen ohne vereinspolitisches Interesse lesen. Vielleicht bin ich aber auch nur zu sehr „Otto-Normal-Bergverrückte“, um die Diskussion begreifen zu wollen. Mir ist einfach total Schnurz, wer der echte Bergsportler ist. Themen wie Umwelt- und Naturschutz, handfeste Leitfäden wären vielleicht für Mitgliedern, die noch nicht ihr halbes Leben im Alpenverein verbringen, hilfreich gewesen.
Auch das vorletzte Kapitel BergWissen im Alpenvereinsjahrbuch überzeugt mich nicht. Ich möchte so viel über Berge wissen, dass ich allein für die nächsten zehn Bücher des Alpenvereins diese Kapitel mit Leitfragen füllen könnte. Stattdessen muss ich eine Abhandlung über das Social-Media-Verhalten von Bergsteigern lesen, die leider völlig außen vorlässt, dass es auch unzählige Menschen gibt, die das Social-Web anständig, nicht zur Selbstinszenierung und aufklärend nutzen. Im letzten Teil des Buches geht es um BergKultur.
Fazit zum Alpenvereinsjahrbuch 2019
Ich muss sicher nicht mit jedem Beitrag im Alpenvereinsjahrbuch konform gehen und will auf jeden Fall betonen, dass die meisten Artikel äußerst informativ, teilweise inspirierend und fast immer gut geschrieben sind! Die Artikel sind oft anspruchsvoll und zeigen wie vielseitig Alpinismus doch ist. Neben dem oben Beschriebenen bleiben mir ein Satz und ein Artikel in ganz besonderer Erinnerung.
So liegt dem organisierten Alpinismus – wie jeder Form von Tourismus – ein Dilemma zugrunde: Was der Bergbegeisterte sucht, verändert er noch in dem Moment, wo er es findet. (Vorwort Berg 2019)
Es ist der Widerspruch den nicht nur Alpenvereine, sondern auch jeder verantwortungsbewusste Bergverrückte in sich trägt. Und dennoch gibt es eben auch den anderen Aspekt: „Nur was wir kennen, können wir lieben und werden wir schützen.“
Ganz besonders beeindruckt hat mich die Rückschau auf das Jahr 1988, als ein schwäbischer Bergsteiger die Hochalmspitze vor Seilbahnen und dem Skitourismus rettete, in dem er den gesamten Kaufpreis für das Areal von 1,12 Millionen Schilling beglich und es an den ÖAV und DAV übergab. Seither gehört die Hochalmspitze zur Kernzone des Nationalpark Hohe Tauern und bleibt vor Wirtschaftsinteressen verschont – eine Hoffnung machende Geschichte!
Für mich ist das Buch ein Muss für Bergsportler, die etwas mehr über die beeindruckenden Alpen, in denen sie sich so gern bewegen, erfahren wollen.
- Preis: 18,90 €
- Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
- Verlag: Tyrolia (1. Oktober 2018)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3702236953
- ISBN-13: 978-3702236953
Buch kaufen: BERG 2019: Alpenvereinsjahrbuch. BergWelten: Ankogel und Hochalmspitze / BergFokus: Motivation – Was treibt uns an?*
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