
Ein Abschied und ein Neuanfang
Ein Hundeleben ist zu kurz. Viel zu kurz. Und andererseits wäre es auch schade, sein Leben nur mit einen Hund zu teilen. Vor allem, wenn es so abenteuerreich ist wie meines. Vor ein paar Wochen musste ich den besten Wanderhund der Welt Lotte gehen lassen. Und tatsächlich schaffe ich es erst jetzt darüber zu schreiben. Ein paar Wochen vorher habe ich mich mit Lotte im Camper auf eine letzte Reise mit ihr nach Budapest aufgemacht. Gewandert sind wir da aber nicht, allein schon weil das mit Lotte nicht mehr ging. Vor allem aber, weil wir ein ganz anderes Ziel hatten. Wir haben die 8 Wochen alte Greta abgeholt, der zukünftige Wanderhund an meiner Seite.
Auch wenn Lotte von Dresden, Prag, Bratislava und Budapest schlafend nichts mitbekommen hat, es war wunderschön sie dabei gehabt zu haben. Man kann sich darüber streiten, ob es gut oder nicht gut ist, sich den neuen Hund schon anzuschaffen, wenn der alte noch da ist. Aber so wie es kein richtig oder falsch beim Trauerprozess gibt – schließlich trauert jeder anders – so gibt es auch in diesem Punkt nicht nur den einen richtigen Weg. Klein-Greta hat Lotte sehr respektiert und sie nicht sonderlich drangsaliert. Lotte hat vielleicht sogar noch ein wenig Schwung bekommen, auch wenn ihre Zeit da schon fast abgelaufen war. Ich selbst habe festgestellt, dass man sehr wohl gleichzeitig um einen Hund trauern kann und sich dennoch am neuen schon erfreuen kann. Warum sollte man nicht zwei Hunde gleichzeitig lieben können?
Abschied von einer besonderen Hündin
Egal wem ich von Lottes Abschied erzähle, jeder hat eine Geschichte über sie parat. Sie war nicht nur für mich ein besonderer Hund. Unvergessen sind natürlich für mich die zahlreichen Wanderungen – immerhin haben wir 1500 Kilometer gemeinsam pro Jahr zurückgelegt. Ob acht Wochen auf dem Sentiero della Pace, ob auf einem stattlichen 3000er oder angeseilt im Klettersteig oder auf dem Gletscher – Lotte war trotz einiger gesundheitlicher Einschränkungen ein echter Berghund. Bis fast zuletzt ist sie schwere Berg- und Mehrtagestouren gewandert, die letzte Tour haben wir gemeinsam im Toten Gebirge im Oktober 2022 gemeistert.
Kurz darauf, im November, ging es Lotte allerdings schlagartig schlechter. Statt mehrtägigen Touren schaffte sie nur noch kleine Spaziergänge, bekam heftige Zitteranfälle und kam schlecht zur Ruhe. Unzählige Tierarztbesuche später wusste ich leider immer noch nicht, was genau meinem geliebten Hund fehlte, Hoffnung auf Heilung allerdings gab es auch nicht. Ein Medikament allerdings half Lotte über das Gröbste hinweg und manchmal blitze für einen Moment auch kurz der lebensfrohe Hund von früher auf. Ich investierte Zeit und Geld, um es Lotte in den letzten Wochen so schön wie möglich zu machen und verzichtete viele Monate lang auf Reisen und Wanderungen, um für diesen besonderen Hund bis zum Schluss da zu sein.
Doch Mitte Juli hatte ich schließlich das Gefühl, dass die wenigen guten Momente, die Lotte noch hatte, die vielen schlechten nicht mehr aufwogen. Statt wie bisher meine Nähe zu suchen, zog sie sich immer mehr zurück. Es brauchte letztendlich auch nicht mehr viel tierärztliche Unterstützung, damit sie friedlich auf meinem Schoß einschlief. Die zähe Lotte hat viel länger durchgehalten, als ich zwischendurch gedacht habe und ich hatte viele Monate, um mich würdig von ihr zu verabschieden. Auch wenn die letzte Zeit mit ihr oft sehr anstrengend war, bin ich froh, dass ich diesen Weg so mit ihr gehen konnte.
Eines ist ohnehin sicher. Lotte bleibt unvergessen. Auch wenn ihr Tod jetzt schon sechs Wochen zurückliegt, überkommt mich manchmal ganz plötzlich eine unendliche Trauer um sie. Mal ist es ein langes weißes Hundehaar, das mir im Camper entgegenflattert, oder das Schreiben dieses Artikels und mich erfasst ein unfassbares Verlustgefühl. Dann hilft es, meine Tränen zu trocknen, wenn ich mich daran erinnere, was für ein erfülltes, abenteuerreiches Leben dieser geliebte Hund hatte. Alles hat seine Zeit.
Neuanfang mit dem kleinen schwarzen Teufel
Für mich wäre es aktuell tatsächlich viel schwerer, wenn ich gerade keinen Hund an meiner Seite hätte. Die bedingungslose Liebe eines Hundes ist eben etwas ganz besonderes, das würde ich keinesfalls missen wollen. So bin ich unendlich froh darüber, dass die kleine Greta mich fordert, mich zu Lachen bringt und ich Hunde-Pippi von Fließen wischen darf. Okay, auf letzteres könnte ich verzichten.
Warum es ein Mudi sein musste
Mittlerweile ist Greta schon fast drei Monate bei mir, hat die erste kleine Alpentour gemeistert und ist schon mächtig in die Höhe geschossen. Lotte war ja ein Kleiner Münsterländer, eine Rasse die ich rein optisch betrachtet eigentlich immer vorziehen würde. Auch charakterlich war Lotte einfach der Hammer. Ich wollte trotzdem etwas anderes versuchen, weil ich aus der Erfahrung weiß, dass ein Jagdhund gerade in den ersten Lebensjahren aufgrund des ausgeprägten Jagdtriebes so einiges an Herausforderungen auf schweren Bergtouren mit sich bringt.
Lange habe ich recherchiert und irgendwann bin ich auf den doch recht unbekannten Mudi gestoßen. Greta ist ein Mudi, ein ungarischerer Hütehund, sehr ursprünglich und ein waschechter Allrounder: Intelligent, agil und in der Lage, gute eigene Entscheidungen zu treffen. Vor allem aber bindet sich ein Mudi sehr stark an seine:n Besitzer:in. Mit maximal 14 Kilo erreicht Greta ein gutes portables Gewicht, so dass ich sie besser bei schweren Bergtouren unterstützen kann. Und was soll ich sagen, die Entscheidung war goldrichtig! Greta ist wissbegierig, sehr lauffreudig und absolut gefestigt vom Charakter. Sie kann fast immer ohne Leine laufen, sucht sehr stark den Kontakt zu mir und ist sportlich betrachtet sehr mutig. Außerdem bringt ein Mudi alle Eigenschaften mit, die man sich von Wander-Equipment wünscht: Robust, geruchsneutral, schnelltrocknend.
Mudis haben aber auch Schwächen, zumindest meine Greta ist Fremden gegenüber sehr scheu und zugleich (charmant ausgedrückt) sehr vielfältig in ihren Lautäußerungen. Daran müssen wir noch arbeiten. Tatkräftige Unterstützung vor allem in Sachen Sozialisation habe ich dabei von Herrn A. Anton ist neun Jahre, der Hund meiner Freundin und der beste Freund von Greta. Es ist eine Freude den beiden zuzuschauen und Greta hat einen super gut sozialisierten Partner an ihrer Seite, denn andere Hundebegegnungen verunsichern sie noch sehr.
Aller Anfang ist schwer…
…im wahrsten Wortsinn vor allem für Frauchen. Die nämlich muss den kleinen, aber schon mehr als neun Kilo schweren Racker bei langen Touren im Rucksack tragen. Aber es ist tatsächlich etwas ganz Besonderes schon mit einem Welpen genau das zu üben, was später vielleicht einmal wichtig wird. Greta weiß es vielleicht noch nicht, aber ihr steht ein aufregendes Leben an meiner Seite bevor. Ich bin mir sicher, dass ein kleiner Schutzengel namens Lotte auf unseren Touren über uns wachen wird. Irgendwie ist sie in Gedanken immer auch ein bisschen bei uns.
Hüttentouren mit Hund
Mein neues Buch ist irgendwie auch eine Homage an Lotte. Sie ist jede der 28 Mehrtagestouren mit mir gemeinsam gewandert und hat Model gestanden. Ich persönlich bin sehr froh, dieses Buch geschrieben und diesen außergewöhnlichen Hund so verewigt zu haben. So wird Lotte noch lange viele andere Hund-Mensch-Teams inspirieren.
Buch Hüttentouren mit Hund

18 Kommentare zu “Ein Abschied und ein Neuanfang”
Liebe Romy,
ich habe sehr gerne Deinen Lotte-Abschieds-Blog gelesen und ich denke, Du hast alles richtig gemacht!
Ich wünsch Dir viel Freude mit dem kleinen schwarzen Teufel.
Wir machen übrigens im Oktober noch Deine Tour von Brixen nach Meran (allerdings ohne Hund) und freuen uns schon sehr drauf.
Du bist eine tolle Inspiration – danke dafür.
Und das Buch bestell ich auch gleich noch.
Danke dir Steffi! Und viel Freude auf der Tour Brixen-Meran, die ist wirklich schön.
Liebe Grüße
Jetzt, nachdem die Tränen bei mir getrocknet sind, kann ich diesen Kommentar verfassen. Meine Wandergefährtin ist nun auch schon fast 12, hat nur noch ein Auge und Ich darf gar nicht daran denken…Natürlich ist das der Weg jeden Lebens…viel Spaß mit Deiner neuen Wandergefährtin und Kopf hoch…
Liebe Grüße aus dem schottischen Hochland
Thomas
Danke Thomas und viel Freude noch mit deiner Wandergefährtin, am besten genießt man jeden Tag zusammen.
Was für ein schöner Bericht über die unvergessene Lotte !
Schnief
Danke Christiane!
Man liest in jeder Zeile was Lotte dir bedeutet hat und das wird sicher auch immer so bleiben. Egal ob der neue Hund gestern, in 2 Monaten oder erst in Jahren einzieht.
Ich konnte die Stille nach einem Abschied auch nie lange aushalten… Sie geben einem einfach so sooo viel!!
Viele tolle Abenteuer euch und deine Lotte begleitet euch ganz sicher 💕
Danke dir, ich freue mich auch sehr auf diese neue Zeit mit Greta!
Liebe Romy,
ich kann sehr gut mit Dir fühlen und leiden. Wir haben seit 40 Jahren Hunde als Familienmitglieder und sind dankbar für alles, was wir mit ihnen erleben durften. Aber jeder Abschied war ein schlimmer, ob im besten Hundealter oder in höchstem Hundealter. Es wurde vielleicht immer ein wenig gemildert, weil wir immer drei bis fünf Hunde im Rudel hatten und die nächste Hundegeneration schon dabei war. Dennoch bereitet die Erinnerung an jeden Hund immer noch Schmerzen. Die Erinnerung ist trotzdem immer wieder schön ….
Ih bin sicher, dass Du und Greta ein tolles Team werdet!
Liebe Grüße
H.-P.
Wie ich schon schrieb ist der sehr individuell. Ich dachte das ganze Lotte Leben lang, dass ich nicht sofort einen neuen Hund würde haben wollen und dann kam es doch ganz anderes…
Liebe Romy,
sehr schöne Worte zu Ehren von Lotte. Du schreibst von „schon 6 Wochen“… – Mich erfasst die unendliche Trauer und dieses Verlustgefühl immer wieder und völlig unverhofft und bei meiner Abby sind schon 6,5 Monate her seit ich sie gehen lassen musste. Ich habe den Schritt zu einem neuen Weggefährten noch nicht gewagt, aber ich bin sicher der Moment wird kommen. Dein Buch habe ich schon zu Hause liegen und wenn es dann so weit ist werden auch wir uns auf den Weg machen. Danke für deine immer neuen Inspirationen! Und vor allem alles Gute und eine tolle Zeit mit Greta ❤
Ich denke, dass Bauchgefühl sollte entscheiden und du wirst irgendwann entweder zufällig auf den richtigen neuen Hund stoßen oder wissen, dass es an der Zeit ist.
Liebe Romy,
als meine Hündin damals über die Regenbogenbrücke ging, is für mich eine Welt zusammen gebrochen. Mein Rüde ist jz 12. Ein Straßenhund von Rumänien. Auch bei ihm rückt der Abschied immer näher. Ich versteh dich so gut. Lotte wird dich und Greta begleiten ❤️ Ich sitze immer noch da und heule… freue mich aber schon auf
neue Abenteuer von euch ❤️
Viele Grüße Michi, Schorschi und Speedl
Ich hatte ja einige Wochen Zeit mich zu verabschieden, weil es wirklich seit Januar jede Woche hätte soweit sein können. Das war ein langer Abschied und für mich fühlt sich trotz der Trauer es jetzt gut so an wie es ist.
Liebe Romy,
über Komoot bin ich auf dich und Lotte aufmerksam geworden. Mein Murphy und ich bewandern aktuell unsere Heimat, den wundervollen „Harz“ und planen nun auch unsere erste Hüttentour.
Bei deiner Hommage an Lotte sind mir so sehr die Tränen gelaufen. Die Liebe von und für einen Hund ist einfach unbeschreiblich. Aber Lotte hatte ein so wunderschönes und erfülltes Leben und hat Orte gesehen, die manch Mensch nie sehen wird. RIP kleine große Lotte.
Für mich bist du eine absolute Inspiration, weshalb ich auch gerade dein Buch bestellt habe.
Ich hoffe, noch sehr viel von dir und deiner neuen Wegbegleiterin zu sehen.
Bleibt beide gesund.
Ganz liebe Grüße
Kathrin und Murphy
Hallo Romy,
ich bin gerade auf deinen Blog gestoßen, weil ich auf der Suche Hüttentouren bin mit meiner Vroni und so auch auf diesen Artikel. Was ihr gemeinsam alles erlebt hat, hat mich echt beeindruckt und fasziniert, weil ich weiß wie es ist seinen treuen Liebling zu verlieren, hatte ich schon Pipi in den Augen beim lesen.
Aber das soll jetzt kein trauriger Kommentar werden :), deshalb danke für die Tourentips und viel Freude dir und Greta bei euren kommenden Abenteuern.
PS: Ein paar deiner Touren, oder wohl eher leichten Touren (bei 38kg muss sie überall selbst hoch kommen) werden wir bestimmt in der kommenden Zeit wandern 🙂
Ganz liebe Grüße
Leonie
Greta … geht als Name absolut nicht, der arme Wuffi.
Liebe Romy,
kurz vor Weihnachten kommt die Ruhe und ich suche Inspiration fürs kommende Jahr.
Auf der Suche nach Mehrtagestouren, in Deutschland, mit den Hunden, stieß ich auf deine Internet Seite. 😊
Und beim ersten Stöbern, blieb ich auf der Lotte Abschieds Seite hängen.
Es ist für euch noch kein halbes Jahr her. Da sitzt der Schmerz der Erinnerung noch tief, kommt unerwartet und es zieht in der Brust.
Es ist so wunderbar mit unseren Hunden das Leben zu teilen. Zuhause, im Bus, auf Reisen, während der Wandertouren, Nachts irgendwo in der Natur, sie ins Fotomotiv einzubeziehen und …
ich finde es tröstend, auch über sie zu schreiben.
Es dauert zwar einige Zeit, dann allerdings ist es schön über sie zu lesen, man lächelt doch immer öfter wieder über sie, wenn man sich erinnert.
Das wünsche ich dir.
Und natürlich viele Jahre mit unglaublich tollen Erfahrungen mit Greta.
Und die Tage stöbere ich dann mal weiter.
Lieben Gruß
und eine zauberhafte Weihnachtszeit
Uli