Ultraleichte Ausrüstung: Zelt & Co
Meine Erfahrungen mit Zelt, Isomatte & Schlafsack
Ich muss ja oft schmunzeln, wenn ich wieder einmal drauf reingefallen bin: Die Werbung kündigt großspurig ein ultraleichtes Zelt an, ich klicke direkt auf den Link und stelle beim Gewichtscheck fest, dass das gute Stück über 2 Kilogramm wiegt – für ein 1 Personen Zelt. Für mich ist das fernab von ultralight. Allerdings nehmen sich da Werbung und Produkttests in Zeitschriften nicht viel. Ein echtes ultraleichtes Zelt wie ich es mir vorstelle, wiegt unter einem Kilo – deutlich darunter. Je nachdem bei welchen Temperaturen ich draußen schlafe, habe ich zudem eine Isomatte unter 250g sowie einen Schlafsack unter einem halben Kilo dabei. Kurzum: Zelt, Isomatte und Schlafsack wiegen unter 1,4 Kilo – im besten Fall.
Das MSR Carbon Reflex – 1 Personenzelt
Sicher, ich bin kein Produkttester und ganz sicher kein Experte auf diesem Gebiet, denn ich besitze keine zehn Zelte, also, genauer gesagt, nicht einmal zwei. Ich darf ein einziges Zelt mein Eigen nennen. Das MSR Carbon Reflex 1 . Dafür habe ich es so oft im Einsatz gehabt, so dass ich genau zu diesem Zelt etwas sagen kann. Wichtig ist jedoch, dass das Zelt zu den Aktivitäten passt. Ich setze mein Zelt in der Regel nur im alpinen Raum ein. Auf die Idee, ein autarkes Trekking in Skandinavien oder Großbritannien damit zu machen, käme ich nicht. Die Vorstellung, darin mehrere Nächte bei Dauerregen zu verbringen, ist gruselig. Dazu hat es schlicht zu wenig Komfort – ich kann gerade so mit leicht eingezogenem Kopf darin sitzen. Jedoch ist es für Alpentouren, wie ich sie mache perfekt. Einerseits gibt es hier nur selten Dauerregen über mehrere Tage und zudem ist die nächste Hütte meist nur einen Tagesmarsch entfernt.
Dafür kommt es bei Touren in den Alpen vielmehr auf ein geringes Gewicht an, als bei Touren außerhalb des Hochgebirges. Steile Pfade, Kletterpassagen und hunderte Höhenmeter gehe ich immer mit dem geringsten Gewicht. Es bringt mich weniger aus der Balance, Knie, Sprunggelenke und Rücken danken es mir eh und ich habe mehr Platz für Hundefutter. Super komfortabel ist das Zelt wie gesagt nicht, erst recht nicht mit Hund. Allerdings sind wir bisher immer sehr gut klargekommen – auch wenn es etwas Geschick bedarf, um sich selbst, dem Hund und der Ausrüstung ein trockenes Plätzchen zu verschaffen. Aber es geht und das reicht mir.
Positiv am MSR Carbon Reflex 1 ist:
- das leichteste doppelwandige Zelt, was man unter 500 Euro bekommt
- schnell, einfach und sehr stabil aufzubauen
- absolut wasserdicht, auch bei Gewitter und Starkregen (1200 mm WS und Durashield-Beschichtung, versiegelte Nähte)
- super leicht und sehr gutes Packmaß (42 x 8 cm)
- absolut robust, auch ohne Footprint
Welche Kompromisse man eingehen muss:
- wenig Komfort, wenn man sich länger im Zelt aufhalten muss
- eng mit Hund und Trekking-Gepäck (Liegefläche: 213 x 76 x 86 cm)
- nicht freistehend
- muss gut abgespannt werden
- Innenzeltaufbau vor Außenzeltaufbau
Bei Amazon kaufen: Zelt >>MSR Carbon Reflex 1<<
Isomatten von Thermarest
Während ich beim Zelt doch bereit bin Kompromisse beim Komfort einzugehen, mache ich das bei der Isomatte nicht. Das liegt schlicht daran, dass es super leichte Matten gibt, die wirklich einen guten Komfort bieten. Ich habe auch schon auf einer halben Schaumstoffmatte von Lotte geschlafen. Die wog 150 Gramm und bequem war die sicher nicht. Meine derzeit bevorzugte Matte von Thermarest wiegt 230 g und hat einen sensationellen Schlafkomfort. Ganz ehrlich? Die 80 Gramm mehr trage ich mit Vergnügen! Jeder, der schon mal nach einer schlechten Nacht eine lange Tour gehen musste, weiß, dass sich das lohnt.
Ich habe mittlerweile zwei Matten von Thermarest. Die NeoAir Xlite (340g) kommt bei kälteren Temperaturen zum Einsatz, die Thermarest NeoAir UberLight (230g) vor allem in den Sommermonaten. Wobei wichtig zu erwähnen ist, dass ich oft im alpinen Raum übernachte, wo auch im Sommer die Temperaturen einstellig sind.
Positiv an den Thermarest Matten ist:
- sehr leicht: Thermarest NeoAir UberLight (230g) und NeoAir Xlite (340g)
- bisher sehr robust – halten auch Hundekrallen stand
- Thermarest NeoAir UberLight: wärmste Matte bei den unter 300g Matten / Test: hält bis 6 Grad / Isolations-Wert von R = 2,3
- NeoAir Xlite: Isolations-Wert von R = 4,2 und damit besser für 3 Saisons geeignet
- super Packmaß (14 x 7 cm bzw. 19 x 9 cm)
- bequem und ausreichend groß (188 x 51 cm bzw. 190 x 52 cm), auch für Seitenschläfer
Welche Kompromisse man eingehen muss:
- mit knapp 200€ bzw. 150 € nicht gerade günstig
- raschelt und kann menschliche „Mitschläfer“ (den Hund störts nicht) in den Wahnsinn treiben
- grundsätzlich schwingt immer die Angst mit, dass das ultraleichte Material den Belastungen nicht standhält
Bei Amazon kaufen: >>Thermarest NeoAir UberLight<< und >>NeoAir Xlite<< (340g)
Schlafsäcke
Ähnlich den Isomatten, habe ich auch zwei verschiedene Schlafsäcke zur Wahl, die ich je nach Anforderungen meines Trekkings auswähle. Wobei ich gleich vorwegnehmen muss: ich bin eine Frau und friere sehr schnell. Vor allem bei langen alpinen Touren, wenn ich erschöpft am Abend vor dem Zelt hocke. Hier muss jeder sein eigenes Temperaturempfinden mit einkalkulieren. Allerdings unterscheiden sich meine beiden zur Wahl stehenden Dauenschlafsäcke in Sachen Gewicht mal eben um 500g. Logisch, dass mir vor einem Trekking die Wahl wirklich schwerfällt. Beides sind Daunenschlafsäcke, die in Sachen Temperatur-Gewicht das beste Isolationsverhältnis vorweisen.
Bei meinen alpinen Trekkings kommen zwei Schlafsäcke zum Einsatz, der Vaude Rotstein 450 (950g) oder für Temperaturen bis etwa 10 Grad Sea to Summit Spark SPII (480g). Ersterer hat nicht nur bezüglich der Isolation Vorteile, sondern ist auch deutlich bequemer, dafür wiegt er doppelt so viel.
Positiv am Vaude Rotstein 450 ist:
- sehr warm, isoliert bis leichte Minusgrade
- vollwertiger 3 Jahreszeiten Schlafsack
- sehr weit und damit bequem
- Reisverschluss bis fast ganz unten
- kuschelig
- robust, hält bisher den Hundekrallen super stand
- nachhaltig und tiergerecht produziert
Welche Kompromisse man eingehen muss:
- mit knapp 350 € teuer
- schlechter Packsack, der nicht gut komprimiert und sich im Rucksack aufbläht
Bei Amazon kaufen: >>Vaude Rotstein 450<<
Positiv am Sea to Summit Spark SPII ist:
- super geringes Gewicht
- kleines Packmaß
- isoliert bei mir bis 8 Grad gut
- Stoff angenehm auf der Haut
- zeigt sich bisher robust
Welche Kompromisse man eingehen muss:
- mit etwa 400 € teuer
- Reisverschluss nur bis zum letzten Drittel
- etwas eng im Schlafsack
Bei Amazon kaufen: >>Sea to Summit Spark SPII<<
3 Tipps, die du bei ultraleichter Ausrüstung beachten solltest
Am Ende kommt es natürlich immer auch auf die individuelle Zusammenstellung an. Wer sich für ein robusteres Zelt entscheidet, welches auch über ein stabiles, isolierendes Innenzelt verfügt, kann womöglich beim Schlafsack auf eine leichtere Variante zurückgreifen. Gerade, wenn man zu zweit unterwegs ist, kann ein schwereres, besser isolierendes Zelt dann auch 500 g mehr wiegen, da beide ja deutlich an Gewicht beim Schlafsack sparen.
Kalkuliere nicht am Limit. Ich weiß aus Erfahrung, dass man auch zitternd schlafen kann. Besonders erstrebenswert ist dieser Zustand jedoch nicht. Bei alpinen Touren mit geringem Gewicht unterwegs zu sein, birgt viele Vorteile. Allerdings sind die schnell dahin, wenn man sich mit müden Knochen den Berg hochquält. Daher solltest du die letzten 200 Gramm nicht einsparen, wenn du dann Gefahr läufst, nachts zu frieren.
Überdenke ganz genau, was du im Zelt machen willst. Bei mir ist das klar, nur schlafen. Wenn du allerdings aufgrund des Wetters mehr Zeit im Zelt verbringen musst, wäre etwas mehr Komfort sicher notwendig. Ich wüsste zumindest nicht, wohin ich meine nassen Sachen hängen würde. Spätestens am zweiten Tag Regen müsste ich also auf eine Schutzhütte zurückgreifen – was im alpinen Raum auch nicht weiter schwer ist.
Hat dir der Artikel geholfen? Welche Erfahrungen hast du bisher gemacht? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
Werbehinweis: Die vorgestellten Produkte habe ich alle selbst ausgesucht und gekauft. Sie entsprechen größtenteils meinen Anforderungen an Qualität, Langlebigkeit und Nachhaltigkeit. Wenn du über die Links ein Produkt kaufst, erhalte ich eine kleine Provision, die mir hilft meinen Blog (Hostingkosten etc.) zu betreiben. Dir entstehen dadurch keine Mehrkosten. Vielen Dank!
2 Kommentare zu “Ultraleichte Ausrüstung: Zelt & Co”
Liebe Romy,
Wie schön, auf eine andere weitwanderbegeisterte Frau mit Hund zu treffen!
Ich selbst bin 64 Jahre alt und habe mir meinen Traum erfüllt, mit meinem noch jungen Labrador-Ridgeback-Mix Leon Mehrtagestouren mit Zelt zu unternehmen. Welch ein Geschenk!
Zu meinen Ausrüstungsvorschlägen:
1. Ich habe das Nemo-Zelt für zwei Personen, doppelwandig, wiegt genau 1 kg ( guter Bericht bei „chrispacks“). Es hält auch bei Starkregen und Sturm dicht und wir haben es gemütlich. Absolut empfehlenswert! Ich schicke dir gern Fotos, wenn du magst.
2. Statt einem Schlafsack habe ich einen Quilt, statt Gaskocher den leichtesten Hobo-Kocher (20 g, macht einen Riesenspass, selbst Holz dafür zu sammeln)…Alles in allem trage ich 5,5 kg Ausrüstung. Mit Wasser, Hundefutter und Essen für mehrere Tage sind es dann ca 8-9kg.
Danke für deine schönen Berichte, ich habe sie erst heute entdeckt und werde sie alle lesen.
Wie hast du es eigentlich geschafft, dass Lotte frei laufen kann? Das würde ich meinem Hund auch so gerne gönnen, aber noch sind Eichhörnchen, Rehe und Hasen viel zu spannend für ihn…
Ganz liebe Grüße und noch viel Freude euch beiden!
Elisabeth
Hey Elisabeth,
wie gut, dass du mich gefunden hast 😉
Danke für den Zelt-Tipp, hab mir das Zelt eben angeschaut und es schaut gut aus. Sicher ist das etwas bequemer als unseres, wiegt aber eben auch 400g mehr. Wenn ich flacher unterwegs wäre, wäre das sicher eine gute Option. Für mich ist das Gewicht bei so schweren alpinen Touren jedoch extrem wichtig. Auf meinen Schlafsack mag ich nicht verzichten, es ist oft kalt in den Bergen. So einen Esbit-Kocher hab ich auch schon ausprobiert, aber er machte bei mir das Wasser nur „warm“ und ich hab’s nicht zum Kochen bringen können. Holz gibt es wiederum auf meinen hohen Touren oberhalb der Baumgrenze nicht. Aber da zeigt sich wieder: Jeder muss genau genau überlegen wie er und wo er wandert und dann seine eigene Strategie finden. Tja und das Freilaufen war ein hartes Stück Arbeit. Wir haben es mit Konsequenz, viel Liebe und ganz viel Training geschafft. Und am Ende hilft es auch, wenn der Hund älter und ruhiger wird 😉
Ich wünsche euch beiden noch viel Spaß auf euren Touren.
Liebe Grüße
Romy