Wandern mit krankem Hund – Teil 3
In meinem ersten Artikel übers Wandern mit krankem Hund (der ja eigentlich der letzte sein sollte), schrieb ich noch ganz zuversichtlich, dass ich hoffte, mein Wanderhund Lotte hätte ihre Krankenliste abgearbeitet. Das war vor zwei Jahren und ich schreibe nun schon den dritten Artikel. Ein waschechter Montagshund ist diese zauberhafte Lotte – also was die Krankheiten angeht. Kaum haben wir das eine gemeistert, kommt das nächste. Und damit auch die nächste leidvolle Phase für Lotte und für Frauchen. Kosten über Kosten entstehen durch Tierarztbesuche und deren Alternativen. Aber schaut euch diesen Hund an, er ist jeden Euro wert!
Aber von vorn. Ich berichtete im Artikel Wandern mit krankem Hund – Teil 1 von Herz- und Schilddrüsenproblemen, von Anaplasmose, Borreliose und Babesiose, die meiner entzückenden Lotte das Leben schwer machten. Im zweiten Artikel Wandern mit krankem Hund – Teil 2 stellte sich eine Hüftarthose als heftige Spondylose heraus. Ein Tierarzt prognostizierte uns dauerhaften Leinenzwang und keine Bergwanderungen mehr. Mit viel Alternativmedizin, Training und Liebe haben wir dieser getrotzt. Seit über einem Jahr ist Lottes Rücken schmerzfrei. So schmerzfrei, dass sie seither mehr als 1000 (!) Wanderkilometer in den Bergen zurückgelegt hat – ohne Leine versteht sich. Immer zufrieden und mit wackelndem Hundepopo voran.
Eine 8-wöchige Wanderung auf dem Sentiero della Pace mit 80.000 Höhenmetern? Kletterpassagen? Schneeschlachten auf Altschneefedern? Einen Gipfel über 3000 Meter erklimmen? Kein Problem für Lotte. Nur für Frauchen, die immer noch ihrer fast 11-jährigen Hündin am Berg hinterherhechelt.
Es könnte so schön sein, ist es aber nicht. Seit fast einem halben Jahr plagen Lotte hartnäckige Magen-Darm-Probleme und keiner weiß woran es liegt. Mal sprechen die Blutwerte für Diagnose A, mal für B und mal für C. Giardien? Salmonellen? Futtermittelallergie? Bauchspeicheldrüsenentzündung? Oder gar eine Insuffizienz? Keiner weiß es. Das Einzige was ich mittlerweile weiß: Wenn nichts mehr hilft, koche ich Rindergulasch mit Möhren. Ich sehe mich schon auf den nächsten Bergtouren mit meinem Gaskocher Rindergulasch für Lotte kochen, während ich an einem trockenen Müsliriegel nage. Also, würde ich machen, wenn’s hilft!
Ich würde auch aufhören mit Lotte lange Touren zu machen, wenn ich nur das Gefühl hätte, dass sie nicht mehr unterwegs sein will. Das es ihr nicht mehr guttut. Aber das Gegenteil ist der Fall. Sie wirkt hier zu Haus trotz langer Spaziergänge unterfordert. Ihr neuestes Hobby: Diverse Spielzeuge im Wald bunkern, beim Spaziergang eines ausgraben und nach Belieben damit kokettieren. An guten Tagen, nimmt sie es mit nach Haus, um einen Abend lang damit zu spielen, dann landet es an anderer Stelle wieder im Wald. Nur um es dann Wochen später – nach dem die anderen tausende Spielzeuge an der Reihe waren – zielstrebig wieder hervorzukramen. Sie hat sogar mit 11 Jahren angefangen vom Grundstück stiften zu gehen und abendliche Runden im Dorf zu drehen. Die kann ich doch nicht in den Ruhestand schicken, oder?
Zumal sich gerade im Harz wieder gezeigt hat: Wandern tut ihr gut. Mit allergisch, dick geschwollenen Ohren sind wir losgewandert, haben in 2 Tagen 36 Kilometer Strecke gemacht und schon sind die dicken Ohren abgeschwollen, der Hund lebendig und zufrieden.
Ich werde also weiter versuchen alles dafür zu tun, dass sie gesund wird. Die nächsten Trekkings sind wieder einmal Bewährungsproben, ob Alpen-Wandern noch funktioniert. Da sie nun wieder einigermaßen stabil ist, werde ich es versuchen – immer mit der Option zur Not eine Hüttentour abzubrechen. Ein Gutes hat diese lange Krankengeschichte aber: Ich genieße jede Wanderung mit ihr so intensiv, als ob es unsere letzte ist. Nichts ist für mich selbstverständlich, alles endlich. Ich weiß, dass ich später einmal keinem unerfüllten Träumen nachtrauere. Ich werde nicht sagen: „Eigentlich wollte ich ja noch mit ihr 8 Wochen durch die Alpen wandern, aber… .“ Denn ich habe es getan.
Ich wünsche mir, dass ihr es dort draußen auch so macht. Erfüllt euch eure Wünsche und wartet nicht auf den idealen, den perfekten Zeitpunkt. Lasst das „…aber es geht gerade nicht, weil…“ weg, wenn ihr von Träumen sprecht. Und vergesst nicht, ein Hundeleben ist sehr viel kürzer als euer Eigenes.
4 Kommentare zu “Wandern mit krankem Hund – Teil 3”
Alles, alles Gute für Lotte! Und für dich auch! Ihr seid ein ganz tolles Team und ich finde es so schön, wie gut du Lotte kennst, forderst und umsorgst, und wie ihr zwei trotz der doofen Krankheitsschläge so aktiv seid!
Das Thema Fressen habe ich hier auch grade seit einem Jahr (allerdings mit Katze) und von Selberkochen über Ultraschall bis zu Magen-Darm-Spiegelung haben wir alles durch. Ergebnis: IBD, dadurch leichte Pankreasinsuffizienz, Ursache wahrscheinlich Nahrungsmittelunverträglichkeit – die Katze bekommt jetzt das ausgefallenste Zeug, aber ich bin sehr froh. Ich wünsche euch, dass ihr schnell.rausfindet, was es bei Lotte sein kann, damit sie weiterhin mit viel Schwung auf euren tollen Wanderungen unterwegs ist.
Alles Liebe!
Sandra (Tante Reisefieber)
Liebe Sandra,
ich danke dir sehr für diese Worte, irgendwas chronisch-entzündliches wird es vermutlich sein, aber ich bin ganz zuversichtlich, dass wir auch einen Weg aus dieser Krise herausfinden, die alte Dame ist ein zäher Knochen. Eine Katze habe ich übrigens auch noch, die ist aber schon 17 und auch so ein zäher Knochen, die ist im Gegensatz zu Lotte auch nie krank.
Liebe Grüße
Romy
Ich kann das nur bestätigen, meine Hnde sind am glücklichsten wenn wir unterwegs sind.. Ein Satz ist mir ins Auge gesprungen, dass die dicken Ohren nach dem Wandern weg waren. Dazu hat mal ein Hundetrainer zu mir gesagt, das Futter heute ist viel zu hochwertig für die Hunde,, die sich kaum bewegen und kommt ihnen dann zu den Ohren heraus. Das passt irgendwie zu dem was Du schreibst. Ich wünsche Dir und Lotte noch eine schöne Zeit zusammen!
Hey Maren,
bei uns geht es nächste Woche wieder los und meine alte Dame wittert das schon – sie weicht mir keinen Milimeter mehr von der Seite 🙂
Ich glaube in diesem Fall passt das Zitat nicht so gut, sie bekommt nur ganz magere Kost, so ziemlich nah dran an der ursprünglichen „Wolfsnahrung“. Aber oft genug wird das schon passen…
Liebe Grüße
Romy