Fernwandern ohne Fernwanderweg?
So läuft meine Tourenplanung ab
Zu Fuß die halbe Welt erkunden – OK! Europa –, das ist wirklich eine Leidenschaft für mich geworden. Ich liebe es einfach in der Natur auf einem Fernwanderweg unterwegs zu sein, auf die höchsten Gipfel zu kraxeln und den Ausblick in mich aufzunehmen. Ach ja, und die einsamen Buchten, die klaren Seen oder Flüsse mag ich auch. Und die körperliche Herausforderung, unplanbare Abenteuer und kleine niedliche Hütten oder Ortschaften sowieso. Eigentlich mag ich alles am Fernwandern. Doch was mache ich nun, wenn es in einem Land keinen Fernwanderweg gibt? Dann bastle ich mir einen Fernwanderweg Widdewidde wie er mir gefällt.
Meine Träume: die 4 Best-of Fernwanderwege
Das kostet nicht selten viele Stunden an Zeit, aber ich mag die Tourenplanung fast genauso gern, wie das Fernwandern. Es gibt natürlich viele tolle Fernwanderwege, die ziemlich gut geplant sind und genau meinen Ansprüchen entsprechen. Zum Beispiel der Fernwanderweg GR 221 auf Mallorca, den wir im März gegangen sind. Zu den vier tollsten Wegen nach meinem Geschmack, die keiner Korrektur bedürfen, gehören:
- GR 20 auf Korsika
- Salvaggio Blue auf Sardinien
- Der GTA (Grande Traversata delle Alpi)
- Laugavegur auf Island
Irgendwann werde ich die mal gehen, aber im Moment sind es nur Träume, die ich noch in die Tat umsetzen muss. Meistens fehlt mir für diese Wege entweder die Zeit (GTA) oder das Können (Salvaggio Blue) oder die Ausrüstung (Island). Manchmal passt aber auch nicht die Jahreszeit oder der Flug. Aber es gibt ja noch viele andere tolle Orte und Länder in denen man Fernwandern kann.
Selbstgestaltete Fernwanderwege
Weil die äußeren Rahmenbedingungen wie beispielsweise ein festgelegter Zeitraum, das Geld auf dem Konto oder das Wetter nicht selten auch das Reiseziel bestimmen, habe ich mir meine Fernwanderwege oft selbst zusammengestellt. Im Januar waren die Flüge nach Gran Canaria und die Wetterbedingungen günstig, aber es gab keinen Fernwanderweg. Selbst ist also die Frau: Einmal quer durch Gran Canaria kam heraus.
Ähnlich erging es uns mal im Februar, als wir nach Gomera aufbrachen, nicht viel Zeit hatten und La Gomera in einer Woche erwanderten. Im Spätsommer war hingegen mal das Budget sehr knapp und wir wollten vor allem in die Sonne. Heraus kam eine Inselumrundung in sechs Tagen auf Korcula.
Wie ich so an die Sache mit der Tourenplanung rangehe
Gerade bin ich dabei eine Fernwanderung im Oktober zu planen. Die, die regelmäßig hier lesen wissen, dass ich am allerliebsten mit Hund fernwandere und unsere Lotte das ein oder andere Handicap hat. Da sie schon neun ist und wir nicht wissen, wie lang wir noch mit ihr wandern können (Wandern mit krankem Hund), brauchte es für den Oktober ein Ziel zum Fernwandern, erreichbar mit Auto. Und Berge sollte es geben. Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich die Berge liebe?!
Also Alpen. Aber im Oktober? Da ist nicht unbedingt mit Schneefreiheit zu rechnen. Aber auf der sonnigen Südseite schon. Zack, wir wollen an den Gardasee. Eine kurze Recherche ergab, es gibt einen Garda-Trek über die Berge rund um den Norden des Gardasees. Ein super anspruchsvoller Weg aber nach dem Meraner Höhenweg im Juli vielleicht genau das Richtige zum Fernwandern? Pustekuchen! Als ich begann, mich auf Unterkunftssuche in den Hütten (Refugis) zu begeben, stieß ich lediglich auf Websites die in klangvollem Italienisch geschrieben waren. Englisch wäre ja noch gegangen aber Italienisch? Ich fand nicht einmal heraus wie lang sie geöffnet hatten. Eine Anfrage in der Touristeninformation wartet noch heute auf Bearbeitung.
Aber sonst war das Ziel wirklich perfekt. Also entschied ich mich, uns selbst einen Fernwanderweg zusammenzustellen, der sich an dem Garda Trek orientiert, wo aber die Unterkünfte über die gängigen Portale buchbar waren.
Tourenplaner im Internet
Für den ersten groben Überblick nutze ich in der Regel einen digitale Routenplaner. Meiner Erfahrung nach sind die Angaben was Zeit, Kilometer und Höhenmeter angehen ziemlich passend. Ich benötige eher noch ein bisschen weniger als angegeben, aber der digitale Routenplaner verläuft sich ja auch nicht, von daher passt’s am Ende wieder.
So funktioniert’s: Ich gebe einfach meinen Ausgangsort ein, setzte eine Markierung und tracke mich dann Schritt für Schritt bis zur möglichen Unterkunft. Dabei sehe ich Kilometer, Zeit und Höhenprofil in der unteren Leiste. Jetzt muss sich natürlich jeder selbst einschätzen. Für mich gilt als Richtwert: Etwa 1.000 Höhenmeter sowohl im Auf- und Abstieg bei etwa 15 Kilometer sind beim Fernwandern in den Alpen völlig ok. Es geht auch mal einen Tag mit 2.000 Höhenmetern. Sofern es nicht der erste oder zweite Tag ist. Mehr als acht Stunden sollten meine Touren beim Fernwandern nicht haben. Fünf sind auch mal gern gesehen!
Parallel mache ich mir die Booking.com Website auf. Die Kartenansicht gibt einfach einen super Überblick über die Unterkunftssituation. Wenn da fünf Pensionen, Hütten oder Hotels frei sind, weiß ich, da werden wir was finden. Außerdem erhalte ich so einen guten Eindruck zur Preisstruktur. Bei unserer Fernwanderung am Gardasee stellte ich rasch fest, dass ich recht viele, einigermaßen erschwingliche Unterkünfte etwas abseits des Garda Treks finde und wir trotzdem gut durch die Berge kommen.
Detailplanung mit echter, analoger Wanderkarte
Wir sind uns recht schnell einig, da wollen wir hin! Und der Blick von Lotte überzeugt uns einmal mehr: Ja, wir wollen nicht fliegen! Dann dürfen auch die Unterkünfte ein paar Euro mehr kosten. Wandern mit Lotte ist ohnehin unbezahlbar!
Leider habe ich noch keinen digitalen Wanderplaner gefunden, mit dem man ebenso gut wie mit einer Wanderkarte erkennen kann, ob man auch über die hohen Gipfel mit Aussicht kommt. Es müsste mal jemand einen Routenplaner machen, mit dem man dann auf 3D-Ansicht stellen kann. Gibt’s aber meines Wissens nach noch nicht. Und das exportieren und dann wieder nach google earth importieren ist mir zu müßig. In den Wanderkarten sind zudem Hütten, Einkehrmöglichkeiten und ausgewiesene Fernwanderwege besser eingezeichnet.
Die gute, alte Wanderkarte muss also auch im digitalen Zeitalter herhalten. Die Kompass-Wanderkarte Gardasee* bekommt gute Kritiken und hält auch was sie verspricht. Sie kommt zudem mit Tourenvorschlägen, die ich wenn möglich mit einbaue. Das Beste an dieser Karte – das habe ich sonst noch nicht so gehabt – die vorgeschlagenen Touren sind eingezeichnet. Das macht es natürlich recht einfach, die ein oder andere mit einzubauen und Informationen zur Fernwander-Strecke zu bekommen.
*Wenn du diesem Link folgst und das Produkt kaufst bzw. buchst, erhalte ich eine kleine Provision. Der Preis erhöht sich dadurch für dich nicht. Einnahmen wie diese helfen mir, mein Reiseblog und Social Media weiterhin kostenfrei zu betreiben.
Damit bin ich auch schon mitten in der Detailplanung. Hier wäge ich jeden Weg ab, gehen wir rechts über den Gipfel und entlang des Bergkamms oder lieber links vorbei an dem kleinen Bergsee? In der Regel plane ich die Tour über den Gipfel (Aber Psssst! Muss die Wanderpartnerin ja nicht wissen!). Die weniger anstrengende Alternative behalte ich aber im Hinterkopf, falls wir keinen guten Tag erwischt haben oder das Wetter nicht mitspielt.
Wenn es deutlich voneinander abweichende Routen zum Zielort gibt, plane ich sie nicht selten ebenso akribisch, um vor Ort bestens gerüstet zu sein.
Letzter Schliff vor dem echten Fernwandern
Steht die Tour analog, geht’s wieder hinüber an den PC. Jetzt plane ich genauer. Akribisch tracke ich jetzt jede Weggabelung und exportiere die einzelnen Etappen im gpx-Format auf meinen PC.
Das einzige Risiko: Parallel frage ich Unterkünfte an oder buche sie direkt über das Portal. Klar, kann ich hier Pech haben und finde dann doch nichts mehr. Aber das Risiko ist gering und hat mir noch keine Planung meiner Fernwanderung zerhauen.
Als letzten Schritt müssen die Touren auf mein Handy. Dazu benutze ich die App komoot. Damit bin ich bisher gut gefahren und habe immer den Weg gefunden, den ich laufen wollte. Achtung: Ihr müsst euch zu Hause übers W-Lan schon die entsprechenden Karten für Eure Tour runterladen, um die App ohne Internet unterwegs nur mit GPS zu nutzen! Das ist aber bei allen Apps gleich.
Was kommt nun mit auf den Fernwanderweg „Gardasee à la Romy“?
Im Prinzip habe ich ja alles auf meinem Handy: Karten, Tracks und Buchungsbestätigungen – wirklich perfekt zum Fernwandern, denn Gepäcksparen ist Trumpf! Zur Sicherheit lade ich meistens alles auch noch auf’s Handy meiner Wanderpartnerin. Falls mein Handy irgendwann versagt – ich mache ja auch viele Fotos und Videos damit – habe ich eine Powerbank dabei. Nein keine, die ich mit Solar aufladen kann. Ich schlafe ja komfortabel in Hütten oder Pensionen und nicht im Zelt und kann sie in der Nacht problemlos wieder aufladen.
Ja! Die Wanderkarte nehme ich beim Fernwandern auch mit. So viel Vertrauen habe ich dann doch nicht in die Technik. Manchmal habe ich auch noch den Wanderführer dabei. Es gibt doch nichts Schöneres als vorm Schlafengehen mit bleischweren Beinen im Bett zu liegen und das ein oder andere Wissenswerte entlang der Tour noch mal nachzulesen oder sich für den nächsten Tag zu informieren. In diesem Punkt bin ich dann doch old school.
Bisher war dieses Vorgehen für unsere Fernwanderwege ideal. Ich hoffe, dass ändert sich nicht im Oktober am Gardasee! Meine Vorfreude nach dieser Planung ist zumindest schon immens! Als Gimmick habe ich für Euch meine fertige Tour bei gpsies als kml-Datei exportiert, bei google earth importiert und dann auf 3D-Ansicht gestellt.
Wie ist das bei Euch? Wie plant ihr Eure Touren? Was benutzt ihr für Apps? Schreibt es doch einfach unten in die Kommentare.
5 Kommentare zu “Fernwandern ohne Fernwanderweg?”
„Es müsste mal jemand einen Routenplaner machen, mit dem man dann auf 3D-Ansicht stellen kann. Gibt’s aber meines Wissens nach noch nicht.“
Vielleicht ist das hier für Dich: http://www.outdoor-guides.de
Habe es selbst nicht ausprobiert, liest sich aber gut.
Applaus für das optisch und textlich sehr aparte Blog!
Hallo Christian,
danke für den Tipp, das schaue ich mir gern an und nehme es, falls es für gut befunden wird, gern mit auf. Danke auch für dein Lob, ich freue mich sehr darüber.
Liebe Grüße
Romy
Hallo Romy! Super Blog! Ich bin auch so eine Selbst-Tüftlerin wie du und möchte mich bald endlich mal an meine Tourenplanung „Berlin_Köln“ machen. Wollte immer schon mal meine Familie zu Fuss besuchen gehen. Hab nun ein paar Inspirationen bekommen, wie du dabei vorgehst. Würd am liebsten mal mitlaufen 🙂 Grüße von Kerstin
Hallo Kerstin, schön das ich dich ein bisschen inspirieren konnte! Ich finde dein Vorhaben klingt richtig cool! Ich mag es ja, sich auf völlig unbekannte Wege zu begeben, die keiner kennt. Wenn du in die Planung einsteigst, wirst du viele Fernwanderwege, die keiner kennt wahrscheinlich passieren. Ich habe erst letzte Woche einen entdeckt, der nur ein paar Meter an unserem Haus vorbeigeht! Da bin ich bestimmt schon tausend mal drauf gelaufen…
liebe Grüße
Romy
die digitalen kompass wanderkarten können auch einen 3D flug machen. vermutlich andere Kartendienste auch.