Alpe-Adria-Trail – Infos, Etappen & Highlights
„Grenzüberschreitende Entdeckungsreise vom Gletscher ans Meer – Wandern im Garten Eden“, logisch, dass es mich bei dieser Beschreibung des Alpe-Adria-Trails schon in den Füßen juckte. Ich wollte los, am besten sofort. Und ja, dieser Alpe-Adria-Trail ist ein toller Weg: Durch die hohen Berge, entlang einer bezaubernden Soca mit unheimlich freundlichen Gastgebern und vielen abwechslungsreichen Wegen. Dennoch, nicht in jedem Punkt hat mich dieser Weg überzeugt, aber fast.
Ein Trekking im April in den Alpen birgt natürlich aufgrund der unsicheren Wetterlage immer ein gewisses Risiko. Nicht alles, was wir wollten, hat auch tatsächlich geklappt. Eine tolle 9-tägige Tour ist es dennoch geworden. Wir starten in Kärnten, Österreich, durchqueren Slowenien und enden in Cividale, Italien. Wir meistern Schneemengen mit bis zu 50 Zentimeter Höhe und laufen ebenso in kurzen Hosen mit ärmellosen Shirts bei 25 Grad und Sonnenschein. Das fühlt sich nicht nach 180 Kilometern an, sondern so, als ob wir den ganzen Weg vom Gletscher bis ans Meer gelaufen wären – nur eben im Zeitraffer. Besser geht es kaum Mitte April. Wenn da nicht die vielen Asphalt-Abschnitte wären.
In diesem Artikel erfährst du alles über unsere Wanderung auf dem Alpe-Adria-Trail in 9 Tagen im Frühling. Ich gebe dir hier allgemeine Informationen zum Weg, stelle dir meine Etappen und Highlights vor und verrate dir, wo du auf diesem Abschnitt am besten mit dem Hund übernachten kannst.
1. Wichtigste Infos zum Alpe-Adria-Trail
2. Beste Jahreszeit
3. Wandern mit Hund
4. Etappen & Unterkünfte
5. Anreise und Planungshilfen
Wichtigste Infos zum Alpe-Adria-Trail
Der Alpe-Adria-Trail führt vom Fuße des Großglockners, dem höchsten Berg Österreichs, auf etwa 650 Kilometer durch die drei Alpenländer Österreich, Slowenien und Italien bis ins italienische Muggia, nahe Triest. Obwohl es sich liest wie eine Alpenüberquerung, ist der AAT kein Höhenweg. Der höchste Punkt des Weges ist mit 2.370 Metern die Franz-Josefs-Höhe am Fuße des Großglockners und zugleich Startpunkt des Fernwanderweges. Im Verlauf wird der Trail nur selten die 2.000 Meter übersteigen.
Je nach Wanderführer wird der Fernwanderweg in 34 bis 37 Etappen unterteilt. Wir sind auf unserem 9-tägigen Trekking 180 Kilometer nach dem Rother Wanderführer gelaufen, der nur 34 Etappen angibt. Die einzelnen Teilabschnitte waren zu schaffen, nach mehreren Tagen zwischen 20 und 30 Kilometern pro Tag sollte man aber auch mal eine kürzere Etappe einbauen.
Ich bin ja auf nahezu jedem Trekking immer wieder überrascht wie schnell man doch eigentlich zu Fuß vorankommt. Ob 100 Kilometer auf dem Harzer Hexenstieg oder 7 Tage auf dem Meraner Höhenweg – wenn ich auf einem hohen Gipfel stehe und auf vergangene oder kommende Wege blicken kann, bin ich immer wieder erstaunt, wie unendlich weit allein 50 Kilometer wirken können. Der Alpe-Adria-Trail toppt in dieser Hinsicht aber so ziemlich jeden Weg. Als grenzüberschreitender Wanderweg gibt er mir vor allem auf der Grenzlinie zwischen Slowenien und Italien ein unbeschreibliches Gefühl von Stärke. Das Gefühl durch drei Länder zu wandern und dabei länderbegrenzende Höhenzüge zu überwinden, ist famos.
Der Alpe-Adria-Trail ist abgesehen von unvorhersehbaren Wetterkapriolen ein sehr einfach zu gehender Fernwanderweg der Alpen, der auch von Anfängern gut gemeistert werden kann. Eventuell sollten beim allerersten Trekking oder mäßiger Kondition die Etappen etwas kürzer ausfallen, aber grundsätzlich ist dieser Weg unschwierig. Die Markierungen sind weitestgehend in Ordnung, wenn auch ein GPS-Track auf dem Handy keineswegs schaden kann. Eine slowenische Etappe ist nicht gut markiert, hier muss man den Beschilderungen des Soca Trails (Soska Pot) folgen. Auch eine Wanderung mit Hund ist ohne Probleme möglich, ja gar empfehlenswert.
Beste Jahreszeit für den Alpe-Adria-Trail
Wer alle Etappen des Alpe-Adria-Trails sicher, sprich schneefrei, begehen möchte, hat dazu die Monate Juni bis Oktober zur Verfügung. Klammert man die 1. Etappe aus, sind alle weiteren auch bereits im Mai sicher zu begehen. Persönlich empfand ich jedoch schon im April bei einem Wetterhoch auf den letzten zwei Etappen von Slowenien nach Italien den Weg als sehr warm. In vielen Gesprächen bestätigten mir fast alle Gastgeber, dass der Weg im Juli und August vor allem im flacheren italienischen Teil nahezu unerträglich heiß wird. Als beste Jahreszeit den Alpe-Adria-Trail zu wanden, gaben nahezu alle die Monate Mai, September und Oktober an.
Wir wollten jedoch unbedingt im April loswandern. Unsere Wahl fiel trotz nur bedingter Eignung auf den Weg. Bis auf unsere dritte Etappe über die Karawanken war dies auch unschwierig. Die besagte Etappe konnten wir aufgrund der etwa 1 Meter hohen Schneelage, Neuschnee und Nebel jedoch nicht gehen. Wer wie wir bereit ist, diese Etappe zu überbrücken oder erst danach in den Weg einsteigt, wird ihn aber ziemlich sicher bis nach Muggia auch im April durchmarschieren können.
Wandern mit Hund auf dem AAT
So lange es möglich ist, gehen wir keinen Weg ohne unsere Lotte. Der Alpe-Adria-Trail bietet sich fürs Wandern mit Hund hervorragend an. Ich kann mich an keine einzige schwierige Passage auf der Tour erinnern. Auch auf diesen 9 Etappen jeweils Unterkünfte zu finden, in denen der Hund erlaubt ist, ist vergleichsweise einfach. Zudem sei an dieser Stelle ein Lob an die Tourismusverbände ausgesprochen, die auf ihren Seiten sogar extra die hundefreundlichen Unterkünfte mit Pfoten markiert haben – ich habe selten so wenig Zeit in die Planung eines Fernwanderweges mit Hund investieren müssen wie auf dem Alpe-Adria-Trail.
Was diesen Fernwanderweg weiterhin auszeichnet – vor allem auf unseren 9 Etappen – ist die Nähe zum Wasser. Die österreichischen und slowenischen Etappen verlaufen nahezu immer am Wasser. Ob Ossiacher See, Wörthersee, Schluchtensteig, Soca oder ein Brunnen am Wegesrand, der Hund bekommt viele Möglichkeiten, sich zu erfrischen. Nur auf der letzten Etappe unserer Mehrtagestour war es warm und es gab wenig Erfrischungsmöglichkeiten.
Unsere Etappen & Unterkünfte
Knapp ein Drittel des Alpe-Adria-Trails sind wir in diesen 9 Tagen gewandert, ausgenommen aufgrund der Wetterbedingungen die Etappe 3. Diese Etappen entsprechen den offiziellen 20 bis 28, im Rother Wanderführer den Etappen 18 bis 25.
Ausgangspunkt | Endpunkt | Strecke | Aufstieg | Abstieg | Dauer | |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | Ossiach/Steindorf | Velden | 22.9km | 650 | 710 | 5:45 |
2 | Velden | Baumgartnerhof | 24.4km | 550m | 80m | 5:40 |
3 | (Baumgartnerhof) | (Kranjska Gora) | (21.2km) | (1150m) | (1260m) | (8:30) |
Tagestour | 8km | 780m | 790m | 3:00 | ||
4 | Kranjska Gora (Jasna) | Trenta | 22.3km | 820m | 1010m | 6:30 |
5 | Trenta | Bovec | 19.5km | 200m | 360m | 5:15 |
6 | Bovec | Dreznica | 24.6km | 550m | 470m | 5:50 |
7 | Dreznica | Tolmin | 22.9km | 820m | 1160m | 6:00 |
8 | Tolmin | Tribil di Spora | 21.1km | 1340m | 900m | 6:20 |
9 | Tribil di Spora | Castelmonte | 13.1km | 480m | 530m | 3:15 |
Gesamt | 178.8km | 6.190m | 6.010m | 47:35 |
Uns haben am besten auf dem Alpe-Adria-Trail die Etappen in Slowenien gefallen. Auch wenn es etwas schade war, dass wir nur an den tollen Bergen der Julischen Alpen vorbeigewandert sind. Mein Blick ging immer wieder sehnsüchtig hinauf zu den hohen, gezuckerten Gipfeln. Dennoch ist das Wandern entlang des Flusses Soca (itl. Isonzo) wirklich beeindruckend, insbesondere unsere Etappe 5 muss man als Wanderer einfach mal gewandert haben! Das Farbspiel der Soca in der strahlenden Sonne ist wirklich ein bisschen wie Wandern im „Garten Eden“, schlichtweg paradiesisch.
Als Bergverrückte haben mir auch unsere Etappen 7 und 8 besonders gut gefallen. Jetzt wird der Weg etwas bergiger und belohnt uns mit einigen tollen Weitsichten wie ich sie mir immer Wünsche, wenn ich in den Bergen unterwegs bin.
Etappe 1 von Ossiach nach Velden
Es herrscht nicht unbedingt Kaiserwetter, als wir von Steindorf am Ossiacher See unsere 1. Etappe bei 8 Grad auf dem Alpe-Adria-Trail starten. Aber mir ist es fast egal – ich will endlich wieder einen Wanderschuh vor den anderen setzen. Dieser Tag ist nicht nur aufgrund meiner Vorfreude, endlich wieder zu wandern, ein hervorragender erster Tag. Nach einer kurzen Warmup-Stunde biegen wir in einen frühlingsgrünen Wald ab und bewältigen 400 anstrengende und wirklich beeindruckende Höhenmeter auf dem Schluchtenweg. Hier rauscht über grün bemooste Felsen ein von Schmelzwasser satt gespeister Bach teilweise donnernd neben uns hinab. Etwas glitschig, aber nicht minder schön wandern wir auf kleinen Brücken oder Steigen aus Holz durch die Schlucht.
Wir erreichen leicht verschwitzt nach einer Stunde den Tauernteich. Fast ganz für uns haben wir dieses Plätzchen am idyllischen See, als wir begleitet von Vogelgezwitscher eine kleine Verschnaufpause einlegen. Anschließend wandern wir höhehaltend weiter durch den Wald über kleine Brücken, vorbei an Buschwindröschen und unterschiedlichen Frühblühern noch immer begleitet vom Wasserrauschen. Der kurze aber etwas zähe Teilabschnitt durch bebautes Gebiet wird mit einer Aussicht auf dem Wörthersee wett gemacht. Die kühlen Temperaturen erlauben keine längere Pause, aber kurz vor Velden, am Saissersee halten wir zumindest für ein paar Minuten inne bevor uns auf den letzten Metern nach Velden die Tauernkirche den Weg läutet.
Übernachtet haben wir an diesem Tag im Barry Memle Hotel. Hier ist alles in Ordnung, aber ein wenig steril. Der Hund darf mit, allerdings nicht in den Frühstücksaum. Wir nehmen einen prominenten, hektisch eingedeckten Tisch im winzigen Foyer und werden freundlich von allen frühstücksuchenden Hotelgästen gegrüßt, ein bisschen komisch ist das schon.
Etappe 2 von Velden zum Baumgartnerhof
An diesem Morgen werde ich durch ein gaggerndes Lachen wach. Nilgänse auf dem Wörthersee direkt vor unserem Fenster scheinen bei ihrer Morgentoilette, einen lustigen Plausch zu halten. Ein Schritt hinaus auf den Balkon und ich genieße die morgendliche Stimmung trotz bewölktem Himmel. Ein toller Start in einen perfekten zweiten Wandertag? Leider nicht.
Ehrlicherweise: Diese Etappe vom Wörthersee zur Baumgartner Höhe war die schlechteste Strecke, die ich je auf einer Fernwanderung gegangen bin. Es begann mit einer Stunde auf Asphalt durch Velden und seine eher weniger schönen Randgebiete. Eine kurze Strecke durch den Wald hielt nicht lange bis sie wieder von Asphalt abgelöst wurde. Und so ging es munter weiter. Insgesamt Dreiviertel der 24 Kilometer langen Etappe sind wir flach durch bebautes Gebiet auf Beton gelatscht. Meine Stimmung war im Keller, meine Konversation bestand aus Einwortsätzen und ich wollte wirklich nur noch ankommen. Die letzten 2 Kilometer auf denen wir zum Abschluss noch einmal 400 Höhenmeter bewältigen müssen, habe ich tatsächlich auch nach bereits 20 gewanderten Kilometern als Erlösung empfunden – das sagt eigentlich alles aus.
Mit Erreichen des Baumgartner Hofes, zugleich Unterkunft des heutigen Tages, wird alles besser, denn der Gasthof hat eine schöne Lage, sehr herzliche Gastgeber und gutes Essen. Ich empfehle ausnahmslos jedem, der diese Etappe wandert, setzt euch in Velden in den Zug nach Faak und lauft die letzten 2 Stunden bis zum Baumgartnerhof, setzt euch auf die Sonnenterasse und genießt das Leben. Der Blick bis hin zum Faaker See und Wörthersee mit den Karawanken im Rücken ist wirklich schön.
Etappe 3 vom Baumgartnerhof nach Kranjska Gora
Es war kalkuliertes Risiko und es ging nicht auf: Unsere 3. Etappe auf dem Alpe-Adria-Trail war unmöglich zu begehen. 1 Meter Schneehöhe auf den Karawanken, dazu Neuschnee und saftiger Nebel. Der Weg markiert in Bodennähe – kein Durchkommen teilte uns die Hüttenwirtin des Baumgartnerhofes mit. Vor zwei Tagen hätte es ein Wanderer versucht und sei nach Stunden zurückgekommen. Wir haben gewusst, dass dieses Szenario eintreten könnte, aber uns tat es dennoch weh, diese Etappe überbrücken zu müssen. Die Österreicher und Slowenen sind in dieser Gegend hervorragend vernetzt. Ein Taxi aus Slowenien bringt uns sicher auf die Südseite der Karawanken.
Aber schon am dritten Tag eine Pause machen? Auf gar keinen Fall! Rasch ist eine Halbtagestour mit 800 Höhenmeter im Auf- und Abstieg geplant, die uns wirklich entschädigt. 30 Zentimeter Schnee gab es auch, denn unsere Tour führte uns auf 1.550 Meter. Frisch, ein bisschen rutschig und ziemlich steil ging es nach oben. Eine unverhofft gemütliche Pause machte diesen Tag trotz Tourunterbrechung perfekt. 3 Jungs, die eine Hütte am Weg in 10 Tagen öffnen wollen, trafen dort Vorbereitungen. Wir durften also am warmen Feuer ein Radler schlürfen und bekamen noch selbstgemachte Kleinigkeiten zu Essen – was eine Entschädigung! Übernachtet haben wir übrigens im guten Youth Hostel Barovc.
Etappe 4 von Kranjska Gora nach Trenta
An diesem 4. Tag auf dem Alpe-Adria-Trail wandern wir vom Schnee in den Sonnenschein, ein wunderbares Gefühl. Dick eingepackt starten wir in Kranjska Gora gleich entlang der bezaubernden Jasna-Seen in denen sich auf der glatten Oberfläche noch in Wolken gehüllte Gipfel spiegeln. Gleich danach betreten wir den berühmten Triglav Nationalpark und wandern entlang des Flusses Prinica. Sie führt wohl im Sommer kein Wasser, aber im April umhüllt uns mal ein leises, mal aber auch ein gewaltiges Rauschen. Auf steinigen Wegen legen wir Höhenmeter um Höhenmeter zurück, denn an diesem Tag gilt es den Vrsic-Pass, mit 1.611 Metern der höchste Pass Sloweniens, zu überwinden.
Kleine Hürden, wie das Queren einer Schneelawine, die uns teilweise knietiefen Schnee beschert, meistern wir problemlos. Aber kurz vor dem Pass ist kaum mehr ein Weg zu erkennen. Wir nehmen daher auf den letzten beiden Kilometern die Straße bis zum Pass. Von hier blicken wir ziemlich wehmütig zurück auf die Karawanken und nach vorn auf beeindruckend schroffe Gipfel der Julischen Alpen. Endlich kein Nebel und endlich sehen wir Berge.
Ein Stück geht es dann wieder hinab auf der Straße, bis wir wieder in den normalen Wanderweg abbiegen. Sofort merken wir, dass wir uns auf der Südseite befinden. Bis auf einige schattige Passagen wird die Schneemenge unter unseren Wanderstiefeln mit jedem Schritt weniger. An einem kleinen Fluss legen wir verdient unsere Mittagspause ein und genießen die ersten wärmenden Sonnenstrahlen an diesem Tag auf unserer Haut. Ein toller Moment. Auf schönen Wanderwegen laufen wir dann bis zur Soca-Quelle.
Der Fluss mit den vielen Gesichtern begleitet uns ab jetzt in den folgenden Tagen. Schon heute lernen wir die für diese Region so typischen, schwindelerregenden Brücken kennen. Auf jeder einzelnen werde ich schaukelnd stehenbleiben und die Vogelperspektive auf die Soca genießen. Wir nächtigen in der einfachen Wanderunterkunft Accommodation Zorc in wirklich schönen Zimmern. Wir versorgen uns selbst, da das Restaurant geschlossen hat. Aber es gibt eine Küche und ein von Montag bis Samstag bis 19:00 geöffneten kleinen Supermarkt.
Etappe 5 von Trenta nach Bovec
Von Trenta nach Bovec – es soll die schönste Etappe auf dem gesamten Alpe-Adria-Trail sein. Und ja! Es war wirklich eine paradiesische Tour! Lediglich die immer gleiche Wegbeschaffenheit aus steinigen Wanderwegen, geht nach 20 Kilometern ganz schön auf die Füße. Wir folgen den Beschilderungen des Soca Trails, denn der AAT ist auf diesem Teilstück nicht sonderlich gut beschildert. Diese Etappe führt uns den ganzen Tag ziemlich dicht entlang der Soca oder luftig darüber hinweg.
Es ist für mich auch heute noch kaum vorstellbar wie oft dieser Fluss auf 20 Kilometern sein Gesicht ändert. Zu Beginn fließt sie sanft in einem breiten Flussbett, denn fällt sie reißend einige Meter hinab oder verengt sich eng in einer Klamm. Je nach Sonneneinstrahlung ist sie türkis, grün oder hellblau und so unglaublich klar, dass man glaubt, kleinste Kieselsteinchen am Grund erkennen zu können. Immer wieder fliegen Wasseramseln, die hektisch eiweißreiche Nahrung für die Brut besorgen, rasend schnell an uns vorbei. In den tiefen Stellen machen es sich große Forellen deutlich gemütlicher. Ich bin so geflasht, das ich auf der kleinen Asphaltstraße direkt auf Bodenfühlung gehe. Meine Knie sollten ja auch was davon haben… .
Zum Schluss, nachdem wir etwas abseits der Soca wandern, sind die Wiesen so saftig, dass es fast in den Augen weh tut. Eine wirklich gelungene Etappe! Unsere Unterkunft an diesem Tag Apartments and Rooms Skok liegt direkt neben einem Sportgeschäft. Aber unsere Ausrüstung ist perfekt und wir müssen nicht nachlegen.
Etappe 6 von Bovec nach Dreznica
Irgendwann auf unserer gestrigen Etappe ist aus dem Winter einfach Sommer geworden. Dieses traumhafte Wetter begleitete uns auch heute auf dem Weg von Bovec nach Dreznica. Blauer Himmel, Sonnenschein und rund 18 Grad – nach den Schneeetappen fühlte sich das auf dem der Sonne ausgesetzten Weg schon fast zu warm an. Das erste Drittel dieser insgesamt 24 Kilometer langen Etappe war wunderbar abwechslungsreich. Frühlingsgrüne Wälder wechselten sich mit kleinen Ortschaften und von Frühblühern gesäumten Wiesen ab. Was für ein toller Start! Erstes Ziel unserer Wanderung war der Wasserfall Slap Virje, ein perfektes Ziel für unsere Frühstückspause. Auch hier waren wir fast allein, das ist im Sommer wohl eher die Ausnahme.
Das mit der Stärkung war auch eine ganz hervorragende Idee, denn mit Erreichen des Stausees oberhalb der Wasserfälle, erfordert der Weg auch mentale Stärke. Die letzten zwei Drittel dieser Etappe wandern wir, der mittlerweile beißenden Sonne ausgesetzt, auf schotterigem Weg hoch über der Soca – immer schön im lustigen Auf und Ab. Kein Wunder, dass die Füße brennen und sich nach Abkühlung in der nahen, aber doch unerreichbaren Soca sehnen. Irgendwann – ich hatte mich einfach in die Idee verleibt meine kochenden Füße abzukühlen – legen wir einen Umweg ein und gelangen direkt zur Soca. Es hat gezischt, als ich meine geschwollenen, heißen Füße dort hineinhängte – bilde ich mir zumindest ein.
Die letzten zwei Kilometer vor unserem Etappenziel ändert sich die Landschaft. Wir entfernen uns von der Soca und wandern hinauf durch kleine Bergdörfer. Ein bisschen sehen die rundlich-geschwungenen Hügel aus wie das Auenland. Ich meine auch einen Enz gesehen zu haben. Wirklich! Diese sanften Hügel mit saftigen grünem Gras vor schroffen Bergen im Abendlicht, das war noch mal richtig toll. Unsere Vermieterin in Dreznica, wir schlafen gut im Rooms Pri Lovrižu, ist nicht nur freundlich, sondern organisiert uns auch noch einen privaten Shuttle zum Nachbarort, weil in Dreznica die Restaurants geschlossen haben. Das ist wirklich gelebte Gastfreundschaft! Auf dem Rückweg durften wir dann sogar noch die illuminierte Kirche bestaunen.
Etappe 7 von Dreznica nach Tolmin
Unsere letzte vollständige Etappe liegt an diesem Tag vor uns und sie wird mich begeistern. Denn heute geht es durch die Berge und nicht nur daran vorbei. Ich habe endlich meine ersehnten Weitblicke. Ich kann sogar bei unserer Mittagspause schon das Etappenziel sehen. Dieser Alpe-Adria-Trail hat mir deutlich gemacht, wie motivierend das für mich ist. Aber von Anfang an: Wir starten direkt knapp zwei Stunden mit einem 700 Höhenmeter-Anstieg. Ich fühlte mich unglaublich gut, immerhin sind wir fast eine Woche unterwegs. Die Kondition ist hervorragend, ich laufe beschwingt, ohne völlig aus der Puste zu sein, diesen Berg hinauf.
Was mir persönlich besonders gut gefallen hat: Wir wanderten ein Stück auf dem slowenischen Friedensweg denn auch hier tobte der Gebirgskrieg im 1. Weltkrieg. Wer öfter auf meinem Blog unterwegs ist, weiß, dass ich ab Juni 8 Wochen auf dem italienischen Friedensweg, dem Sentiero della Pace, unterwegs bin und mir dieses Thema sehr am Herzen liegt. Unsere Pause verbrachten wir bei Sonne und einem traumhaften Ausblick aufs Soca-Tal. Gegenüber liegt der Berg über den es am nächsten Tag nach Italien geht. Nachdem wir hinab zur Soca gestiegen sind, nehmen meine erhitzten Füße wieder ein eisiges Fußbad in der glitzernden Soca – herrlich! Wir verbringen die Nacht im Hostel Hildegarden und sind hier sehr zufrieden.
Etappe 8 von Tolmin nach Tribil di Spora
Gestern war schön – heute auch! Die ersten Kilometer entlang einer Asphalt-Straße stecken wir gut weg, denn anschließend bewegen wir unsere Wanderschuhe nur noch auf besten Wanderwegen. Diese Etappe mochte ich wirklich sehr gern. Wir starteten bei Sonnenschein und angenehmen 12 Grad – die im Laufe des Tages bis auf 23 auf dem Thermometer anstiegen. Von Tolmin in Slowenien ging es nach Tribil di Sopra, Italien. Insgesamt über 1.300 Höhenmeter im Anstieg und 900 im Abstieg sagen, wie schweißtreibend diese Tour schon im Frühling ist. Aber wir werden mit wunderschönen Aussichten belohnt.
Der Weg hinauf zum Kolovrat, dem Bergkamm, der die Grenze zwischen Slowenien und Italien markiert, ist anstrengend aber lohnenswert. Ein toller Aufstieg mit kleinem Bach und lohnendem Ziel! Am Kolovrat, auch heute laufen wir einen Teil des slowenischen Friedensweges, tobte der 1. Weltkrieg. Freiwillige stellten hier Festungsanlagen aus dem 1. Weltkrieg wiederher durch die wir direkt wanderten. Beeindruckend, mit Gänsehaut-Momenten, wenn man bedenkt, dass alleine in dieser Gegend 300.000 Menschen ihr Leben ließen.
Kurz danach erreichen wir die italienisch-slowenische Grenze und können dank bestem Wetter sogar bis zur Adria schauen. Ein Traum! Auch der Weg bis nach Tribil die Sopra war schön, auch wenn er einmal mehr zeigte, wie viele Bergdörfer mittlerweile verlassen sind. Auch in Tribil die Sopra beschleicht uns das Gefühl, nicht nur das Ostello La Finestra-Tribil Superiore allein für uns zu haben, sondern das gleich ganze Örtchen. Sehr empfehlenswert ist es, das Hostel mit Halbpension zu buchen. Lecker!
Etappe 9 von Tribil di Spora nach Cividale/Castelmonte
Unsere letzte Etappe nach Cividale haben wir abgekürzt. Ich habe auf diesem Alpe-Adria-Trail festgestellt, dass mir eher die Strecke als die Höhenmeter zu schaffen machen. Nach so vielen Tagen mit deutlich mehr als 20 Kilometer war ich platt. Lotte, unsere Münsterländer Hündin auch. Zudem plagte sie sich mit ihrem Sprunggelenk am Vorderfuß. Sie schien, sich vertreten zu haben. Auch unsere Vermieterin riet uns, früh zu starten und nur 4 Stunden bis zum Castelmonte zu laufen und ab dort um 12:00 den Bus nach Cividale zu nehmen. Sie meinte, der letzte Teil sei nicht schön und Cividale auf jeden Fall einen Besuch wert. Wir starteten daher früh und schafften den Bus in Castelmonte. Dieser fährt nur einmal am Tag!
Diese für uns letzten 4 Stunden bis zum Castelmonte auf dem Alpe-Adria-Trail waren jedoch ein perfekter Abschluss eines tollen Weges. Auf wirklich schönen Wanderwegen, immer wieder mit schönen Aussichten stiefelten wir durch den Wald, vorbei an vielen kleinen Kirchen. Vor allem die Aussicht zurück auf den Slowenischen Gipfel VRN bei einer tollen Frühstückspause auf dem schönsten Picknickplatz der ganzen 1,5 Wochen, machte diese letzten Kilometer nahezu perfekt!
Hat sich Cividale gelohnt? Ja! Dieses kleine Städtchen ist wirklich einen Besuch wert – klein, lebendig, und wunderschön. Wir übernachten im guten Hotel Locanda Al Pomo d’Oro in der Nähe von Altstadt und Bahnhof.
Planungshilfen & Anfahrt
Wer die Tour nachwandern will: Die Anreise- und Abreise kann man sich hervorragend organisieren. Wir sind mit dem Auto nach Villach angereist und haben es oberhalb vom Bahnhof (nördlich) auf dem kostenfreien P&R Parkplatz abgestellt. Dann ging es mit dem Zug nach Steindorf, der Start unserer Fernwanderung auf dem Alpe-Adria-Trail. Am Ende sind wir mit dem Zug von Cividale nach Udine gefahren (1-2 Mal die Stunde). Von hier aus fährt morgens 7:14 und abends 17:22 (Stand April 2019) ein Direktzug nach Villach. Das ist wirklich gut organisiert.
Als Wanderführer hatte ich den Alpe-Adria-Trail: Vom Großglockner nach Triest. 41 Etappen. Mit GPS-Tracks*vom Rother Bergverlag dabei, war allerdings nicht vollends überzeugt. Die Wegbeschreibungen wirkten zuweilen lieblos, so dass ich mir meist kein richtiges Bild von der jeweiligen Etappe im Vorfeld machen konnte. Die Angaben zu Wegbeschaffenheiten fehlten zumeist, die GPS-Tracks waren ungenau und die Angaben zur Kartenauswahl waren uneindeutig. Das ist natürlich Jammern auf hohem Niveau, denn vom Handling und der Übersicht sind die Rother Wanderführer immer toll.
Wer nicht sicher ist, sondern sich erst einmal über den Wegverlauf und die Etappen informieren will, kann sich hier eine kostenlose, umfangreiche Broschüre beim Tourismusverband bestellen.
Als Kartenmaterial benutzte ich für meine 9 Etappen auf dem Alpe-Adria-Trail drei verschiedene Karten:
- KOMPASS Wanderkarte Wörthersee, Karawanken West*
- Julische Alpen, Wanderkarte 1:50.000*
- Valli del Natisone, Cividale del Friuli*
*Wenn du einem dieser Links folgst und das Produkt kaufst bzw. buchst, erhalte ich eine kleine Provision. Der Preis erhöht sich dadurch für dich nicht. Einnahmen wie diese helfen mir, meinen Reiseblog und Social Media kostenfrei zu betreiben.
Du planst auch, den Alpe-Adria-Trail zu wandern? Oder hast ihn schon bewandert? Welches waren deine besten Etappen? Und ist es wirklich so heiß im Juli/August? Ich freue mich auf dein Feedback!
16 Kommentare zu “Alpe-Adria-Trail – Infos, Etappen & Highlights”
Ein sehr schöner Bericht mit tollen Fotos!
Danke Aurora!
Toller, berührender Bericht, freue mich schon wenn ich auch zu diesen Etappen komme.
Ich laufe anfang Juni die Etappen 4-7
Hallo Swen,
danke dir! Ich freu mich, dass dir der Artikel gefällt und ich deine Vofreude wecken konnte. Ich wünsche dir viel Spaß in Österreich und immer gutes Wetter.
Liebe Grüße
Romy
Danke für deinen Bericht, er hat mich inspiriert, wie ich einen Teil meiner 4monatigen Auszeit ab April 2020 gestalten kann. Mangels geplanten Hundesitter muss ich nämlich neu suchen und planen, wie ich meine Europareise nun mit meinem Hund gestalte. Wandern ist da wohl die beste Alternative.
Eine Frage, mit welchen Budget muss man für eine Person mit Hund in den einzelnen Unterkünften durchschnittlich rechnen?
LG Bia
Liebe Bia,
ich bin sicher, du wirst eine Tour mit deinem Hund nicht bereuen. Ich würde – wenn Zelt keine Alternative für dich ist – so mit 50 Euro pro Tag kalkulieren. Das wird mal mehr und mal weniger sein.
Ich wünsche dir viel Spaß bei deiner Tour und bin ein bisschen neidisch… 4 Monate, was für ein Traum!
Liebe Grüße
Romy
Liebe Romy,
vielen Dank für den schönen Bericht mit wertvollen Insider-Infos. Mein Mann und ich planen, den AAT vom Baumgartnerhof weg Anfang Juni zu gehen. Meine Frage an dich wäre: wie hast du das mit den Unterkünften gemacht? Vorgebucht (und in Kauf genommen, dass man nicht da bleiben kann, wo es einem gut gefällt) oder hast du dich auf dein Glück verlassen, etwas passendes zu finden?
Das ist für uns im Moment die Frage der Fragen.
Vielen Dank für dein Feedback.
Schöne Grüße aus Österreich
Ute
Hey Ute,
wir haben in der Tat vorgebucht und es eigentlich auch nicht bereut. Es gibt ein paar Engstellen auf dem Weg, wo es nur eine Unterkunft gibt. Und wie das im Moment mit Corona ist, weiß ich gar nicht.
Liebe Grüße!
Romy
Toller Beitrag, das ist wirklich ein schönes Fleckchen Erde!
Hallo Romy,
um deine Frage zu beantworten, ob es wirklich so heiß ist im August. Ja in der Tat. Wir sind im Moment von Kranjska Gora nach Cividale unterwegs und auf Etappe 2 und 3 hatten wir unerträgliche 33 Grad. Haben heute in Kobarid einen Ruhetag bei ebenfalls 33 Grad und wir liegen lahm in unserem Hotelzimmer, unser Hund streikt auch. Hoffen nun morgen auf Regenschauer und versuchen unsere nächste Etappe zu bewerkstelligen. An alle Hundebesitzer: In der Hochsaison ist ein Vorbuchen mit Hund zwingend notwendig!!! Herzliche Grüße Sonja
Hey Sonja,
danke dir, dass du hier deine (wenn auch hart erkämpften!) Erfahrungen teilst. Ich wünsche euch noch viel Spaß und ein paar erträglichere Temperaturen auf eurem Weg!
Liebe Grüße
Romy
Liebe Romy,
wie bist du denn (mit Hund) von der letzten Etappe wieder zurück an den Ausgangspunkt gekommen? Über Google finde ich leider nichts. Gibt es dort einen Transport mit den öffentlichen Verkehrsmittel, in dem Hunde erlaubt sind? Oder mit einem Taxi?
Wir wollen die Mehrtagestour Anfang Juni laufen.
Liebe Grüße und besten Dank
Mona (&Kaja)
Hey Mona,
das steht eigentlich im Artikel unter „Planungshilfen & Anfahrt“ – war mit Hund kein Problem, ist aber Stand 2019. Du müsstest das also noch mal gegenrecherchieren. Hinterlasse doch gern eine Antwort, wenn du etwas Neues herausgefunden hast. Ansonsten euch viel Freude und schöne Erlebnisse auf der Tour!
Liebe Grüße
Romy
Liebe Romy,
Ich plane für das nächste Jahr eine Tour auf dem AAT und finde deinen Bericht für die Vorbereitung sehr hilfreich! 🙂
Darf ich fragen, wie viel Volumen dein Rucksack für die 9-tägige Wanderung hatte?
Danke und viele Grüße
Jessica