Trekking in den Fleimstaler Alpen
Auf dem Friedensweg
Unberührte Landschaften, ausgedehnte Nationalparks und weitläufige Waldlandschaften prägen die Fleimstaler Alpen. Die hierzulande doch recht unbekannte Gebirgsregion befindet sich im Herzen des Südtirol-Trentino und verspricht vor allem eines: einsame Wanderungen. Bei diesem 7-tägigen Trekking, das ich im Rahmen meiner Weitwanderung auf dem italienischen Friedensweg, dem Sentiero della Pace, absolviert habe, trifft man kaum einen anderen Wanderer. Es ist ein Trekking vor allem durch berührte Waldlandschaften, gegen Ende wird es auch bergiger und schroffer. Der bekannte Nachbar, die Dolomiten, hat hier seine Ausläufer, so dass ich mich an tollen Bergseen vor schroffen Felszacken sehr erfreut habe.
Das tolle an diesem Trekking in den Fleimstaler Alpen ist, das es überwiegend auf einfachen Wegen entlang geht, so dass dieser Teil auch für Bergwander-Anfänger geeignet ist. Auch für Wanderer mit Hund ist es in den Fleimstaler Alpen sehr angenehm: Fast jede Hütte erlaubt die Mitnahme von Hunden, die Wanderung erfolgt auf tollen Wegen ohne Kletterei und es bieten sich viele Erfrischungsmöglichkeiten – nicht nur für den Hund. Diese sehr wasserreiche Gebirgsregion ist auch geeignet für Trekkings im Frühjahr und Herbst, wenn sich die Wanderwege in anderen Alpenregionen schon im Winterschlaf befinden.
Wichtigste Infos zum Trekking
- Ausgangspunkt: Caldonazzo
- Endpunkt: Passo Rolle
- Länge: 120 km
- Dauer: 7 Tage
- Aufstieg: 6.200 Höhenmeter
- Abstieg: 4.800 Höhenmeter
- Beste Reisezeit: Mai bis Oktober
- Übernachtung: in Bergütten (Rifugios) oder Pensionen
- Hund: ausgesprochen gut geeignet
- Anforderungen: leicht
Anreise: Mit dem Zug oder Auto kann man bis Trient fahren. Aber hier fährt der Zug zum Ausgangspunkt Caldonazzo. Die Abreise vom Passo Rolle erfolgt mit dem Bus über Predazzo zurück nach Trient.
Planungshilfen: Mit den Tabacco-Karten Levico – Altopiani di Folgaria Lavarone e Luserna 057 *, Tabacco Valsugana – Tesino – Lagorai – Cime d’Asta * und Pale di San Martino: Wanderkarte Tabacco 022 * ist der gesamte Weg abgedeckt. Der Wanderführer über den Sentiero della Pace, der im Frühjahr 2020 im Rother Bergverlag erscheint, ist ebenfalls hilfreich. Dieser beschreibt ausführlich die Etappen, stellt GPX-Daten zur Verfügung, gibt interessante Hinweise zur Geschichte und wichtige Infos zum Wandern mit Hund.
Buch Sentiero della Pace
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Meine Tour in den Fleimstaler-Alpen
Damit du einen besseren Eindruck von dem Trekking in den Fleimstaler-Alpen bekommst, habe ich dir nachfolgend meine Tagebucheinträge dieser 7 Tage zusammengestellt.
Etappe 1: zu bezaubernden Seen
Der erste Tag in den Fleimstaler Alpen verlangte uns gleich einiges ab! Wir starteten in Caldonazzo und gingen zugleich bergan, bis wir zum ersten Werk Tenna aus dem 1. Weltkrieg kamen. Wir machten Pause an einer schönen Bucht am Levico-See, sehr zur Freude von Lotte! Später kamen wir zum nächsten Werk, dem Werk Colle delle Benne, was wir auch ausgiebig besichtigten.
Das erste mal war ich in einem restaurierten Werk. Es fehlte zwar ein bisschen das Abenteuerfeeling, dafür habe ich aber endlich mal eine Vorstellung bekommen, was sich wo in so einem Werk befindet. Danach wollten wir weiter aufsteigen, doch der Weg ist derzeit unpassierbar aufgrund schwerer Sturmschäden. Auch unsere Ausweichroute über den E5 war nicht zu begehen. Es half nichts, wir nahmen letztendlich das Taxi.
Meine Mitwanderer lieferte ich im Hotel ab und raffte mich auf, noch eine weitere Stunde bergan zu gehen, um in eine Übernachtungsmöglichkeit für mich mit Lotte zu finden. Jetzt bin ich auf einer so schönen Alm, dass ich die beiden anderen um Wirpool und Sauna nicht beneide. Ich kann schließlich beim Duschen Kühe beobachten und habe schon selbst-gemachten Käse probiert. Der Sentiero della Pace entschädigt mich wieder einmal für einen nicht ganz perfekten Tag.
Etappe 2: durch einen unberührten Wald
Ein Tag liegt hinter uns, der seit langem mal nach Plan verläuft! In meiner Malga komme ich ins Gespräch und erfahre wie so oft auf dem Friedensweg, Geschichte hautnah. Der 1. Weltkrieg hat die Trentiner wie vielleicht kein anderes Volk geprägt. Die meisten sind Österreich-Ungarischer Abstammung, haben Großväter, die im Krieg waren, Großmütter, die die Versorgung an der Front übernahmen oder – wie heute – eine Alm, die im Krieg ein Abschnittskomando beherbergte. Die meisten haben Fundstücke, Tagebücher oder etwas anders im Regal. Sehr spannend!
Wir wandern heute überwiegend durch den Wald, werden aber immer mal wieder mit schönen Ausblicken belohnt. Und weil meine Begleitung nicht genug von der Strecke bekam, machten wir noch einen Abstecher auf den Prennputz (2027m) und wurden mit toller Rundumsicht belohnt.
Ansonsten war es eine einfache Etappe, die uns am Ende noch eine kleine Klettereinlage abverlangte – aber wir bekommen ja so langsam Übung.
Etappe 3: Abwechslunsgreich über Hochebenen
Während am Abend Gewitter über uns hinweg zogen und wir Daumennagel-große Hagelkörner bewunderten, entschieden wir, früh zu starten, denn auch heute bestand die Gefahr von Wetterstürzen. Zunächst ging es bergauf hinauf auf eine Hochebene mit Blick auf Berge und Täler.
Die Seen sind jedoch fast trocken und ein bisschen schlammig, Lotte stört das aber nicht. Anschließend wanderten wir auf allerbesten, federnden Waldwegen, vorbei an vielen schönen Almen und hinein in den dicken Nebel. Das bisschen Regen ging rasch vorbei und trübte unsere Laune nicht.
Der letzte 600 Höhenmeter-Anstieg war wieder einmal verziert mit umgefallenen Bäumen. Mal auf den Knien hindurch, mal balancierend und mal kraxelnd kletternd hinüber, war das ganz schön schweißtreibend. Den halben Wald habe ich anschließend in meinen Klamotten gefunden.
Bei Sonnenschein werden wir schließlich nach knapp 20 Kilometern und 1000 Höhenmeter im Auf- und Abstieg herzlich in unserem Albergo empfangen. So muss das sein!
Etappe 4: durch den Nationalpark Paneveggio
Ich sage euch, die kurzen Etappen sind die schlimmsten! Nur 12 Kilometer lagen heute vor uns und in Sachen Höhenmeter war es eher eine entspannte Tour. Aber auch drei Stunden wandern können lang werden, weil man ja denkt, das geht ganz rasch. Und dann dauert es eben doch. Unsere Motivation nach einer Stunde durch den Wald hielt sich also in Grenzen.
Wir machten auf der kurzen Strecke sogar zwei lange Pausen, kochten uns eine Suppe und genossen die Sonne. Anschließend wanderten wir im Val Campelle hinauf und landen in einer idyllischen Almlandschaft. Hier laufen Esel frei herum und zufriedene Kühe bimmeln uns den Weg zu unserem Rifugio.
Vielleicht noch interessant: was machen eigentlich mehr als 5 Wochen Bergwandern mit dem Körper? Ganz am Anfang ist es natürlich Quälerei. Muskeln melden sich und auch die Kondition ist ausbaufähig. Doch von Tag zu Tag hören die Wehwehchen immer mehr auf. Klar, hinaufrennen tue ich die Berge immer noch nicht, aber aus der Puste komme ich so schnell auch nicht mehr, auch bei langen Anstiegen.
Auch die Trittsicherheit, ich bin eigentlich eher ein Stolperkandidat, verbessert sich enorm. Viel besser weiß ich jetzt welcher Tritt sitzt und welcher nicht. Ich habe natürlich auch abgenommen, weil sich in den ersten Wochen mein Hunger arg in Grenzen hielt, das wird jetzt in Gesellschaft besser. Dennoch verbrennt man ja mehr Kalorien, als man eigentlich zu sich nehmen kann. Ich habe mich selten so fit gefühlt wie im Moment, ein gutes Gefühl!
Etappe 5 & 6: mehr Einsamkeit geht nicht
Was für zwei schöne Tage doch hinter uns liegen! Wir verließen gestern zumindest zeitweise den Wald und kamen auf einer wunderbaren Hochebene an, mit Weitsicht, schönen Hütten, zufriedenen Kühe und Pferden auf den Wiesenflächen – einfach herrlich. Wir wollten eine Nacht gemeinsam in einem Biwak schlafen und entschieden uns für eine Alm, in der wir Feuerstelle, Matratzen und Decken hatten.
Es war unglaublich einsam und idyllisch dort! Wir holten Holz fürs Feuer und Wasser vom Fluss und genossen die letzten Sonnenstrahlen ehe vier zunächst unfreundliche Italiener unsere Ruhe störten. Doch schon bald – mit Händen und Füßen und ein paar Brocken Deutsch und Italienisch erklärt – brach das Eis und wir stellten fest, dass das Biwak eigentlich nur ein Unterstand war und die Alm sich in Privatbesitz befand.
Doch unsere nun sehr freundlichen Gastgeber überließen uns zwei von drei Matratzen, Decken und schliefen selbst zu dritt auf dem Boden. Es gab überm Feuer gegrillte Hamburger, selbstgefangenen Fisch und Schnaps. Was für ein unvergesslicher Abend!
Die Nacht war dennoch wenig erholsam und kurz. Wir starteten gegen sieben und wurden rasch von umgefallenen Bäumen ausgebremst, die wieder einiges an Improvisation erforderten. Aber anschließend lief fast alles glatt. Wir stiegen erst hinab und dann lange hinauf und plötzlich tauchen an einem Pass majestätisch die Dolomiten vor uns auf!
Noch ein Tag, dann sind wir dort, was freue ich mich da drauf! Dummerweise habe ich zum Schluss den Abzweig vom Pass zur Gondel verpasst – wir schlafen heute im Tal und füllen Vorräte auf – so dass wir zusätzlich nochmal 500 Höhenmeter absteigen mussten. Was für eine Hammer-Tour mit knapp 30km und über 2500 Höhenmetern hinauf bzw. hinab. Boah sind wir jetzt kaputt!
Etappe 7 – Hallo Dolomiten!
Was für ein toller Abschluss in den Fleimstaler Alpen! Nach unserer langen Tour gestern gingen wir es heute gemütlich an. Mit der Gondel ging es zurück auf den Friedensweg und ab dann auf einem allerbesten Höhenweg weiter Richtung Dolomiten.
Das Wetter war mit 20 Grad nahezu perfekt, die Wege fantastisch und die Aussichten grandios – so gehört sich das! Die Anstiege waren kurz und brachten uns letztendlich zu zwei wunderschönen Bergseen. Die Teiletappe Fleimstaler Alpen ist nun geschafft. Es hat etwas gebraucht, bis ich hier warm wurde. Die ersten Etappen waren sehr waldlastig und damit aufgrund der Sturmschäden immer wieder für eine Überraschung gut. Grundsätzlich ist diese Teilstrecke aber auch gut für Berg-Trekking-Anfänger geeignet, sind die Wege doch überwiegend einfach zu gehen.
Die letzten drei Etappen fand ich sehr schön, wurde es doch wieder aussichtsreicher und etwas höher. Viele Erlebnisse werde ich nicht vergessen. Insgesamt haben wir in den 7 Tagen 130 Kilometer bei 7300 Höhenmeter hinauf und 6000 hinab zurückgelegt. Nicht schlecht, oder? Man darf sich natürlich auch mehr Zeit lassen.
Alle Teilstrecken des Friedensweg
6 Kommentare zu “Trekking in den Fleimstaler Alpen”
Hallo Lotte,
ich finde es klasse, dass du den langen und wunderschönen Alpenweg unter deine Pfoten nimmst. Du entdeckst täglich ja so viel neue Dinge.
Und es ist lieb von dir, dass du immer auf deine Begleitung wartest und Rücksicht darauf nimmst, dass sie nicht so fit ist wie du 🙂
Herzliche Grüße,
Dirk
Hallo Dirk,
ja, genauso ist es 🙂
Das Frauchen
Hallo, Ihr 4 Wanderer mit insgesamt 10 Füßen !
Das sind ja ganz tolle Landschaften und unglaubliche
Augenblicke, die Ihr auf Eurer Wanderung auf dem Friedensweg erlebt. Es ist auch sehr anstrengend, vor allem für Lotte.
Wir wünschen Euch weiterhin alles Gute und kommt alle
gesund zurück.
Oma und Opa aus WSF
Na ja, die Lotte hat alles fast besser gemeistert als ich – ein echter Berghund eben!
Liebe Romy,
ich finde es eine unglaubliche, besondere und sehr beeindruckende Wanderung. Tolle und sehr schöne Bilder sowie sehr informative Tagebucheintragungen von deinen Erlebnissen und deinem außergewöhnlichen Abenteuer……. Die Lotte ist der WAHNSINN!!!
Genießt eure letzten Kilometer und kommt voller Glück und Zufriedenheit im Ziel des Friedensweges an!
Deine Tante aus dem Taunus
Ja, das ist sie! Es gibt einfacg keinen besseren Hund als Lotte!