Schöne Wanderungen in der Region Hannover
Wenn ich der aktuellen Situation etwas Positives abgewinnen will, dann ist es die geschenkte Zeit für Erkundungstouren in meiner Heimat, der Region Hannover. Natürlich bin ich hier auch sonst viel mit Lotte unterwegs, allerdings läuft das viel zu oft auf die gleichen Runden hinaus. Immer, wenn wir mal einen ganzen Tag zur Verfügung hatten, zog es uns eher weg. Eben dahin, wo die nächsten Berge stehen, in den Harz oder noch viel lieber in die Alpen. Nun aber bleibt Zeit, meine Wahlheimat um Hannover zu erkunden. Das ist gar nicht mal so übel: weitläufige Wiesen, ausgedehnte Wälder, zahlreiche kleine Bäche und Seen, die Region Hannover hat einiges zu bieten, vor allem aber unglaublich viel Natur.
Burgdorf: Wiesen, Wälder & Teiche
Für diese Halbtageswanderung mit einer Länge 16,6 km haben wir etwa 3 Stunden gebraucht. Es waren drei sehr abwechslungsreiche. Wir starten am Kiesteich (1), passieren Felder, auf die Bauern gerade Kartoffeln pflanzen und tauchen in den Wald ein. Die anfangs recht breiten und geraden Wege führen uns zum Großen Stern (2), eine mit Akazien gesäumte Kreuzung inklusive kleiner Schutzhütte. Weiter geht es zur sogenannten „Wüstung Hetelingen“ (3), eine ehemalige Ansiedlung aus dem Mittelalter. Freilich sind kaum mehr Überreste zu erkennen, allerdings sorgt ein Hinweisschild für nötige Unterhaltung.
Kurz darauf gelangen wir zu einem kleinen Flüsschen und später durch mooriges Gebiet. Wir ignorieren, dass die kleinen Wasseransammlungen perfekte Wildschweinsuhlen abgeben und treffen auch keinen dieser borstigen Vertreter. Da wir uns sogar ein kleines Stück weglos durch den Wald schlagen müssen, sind wir da sehr froh drum. Vorbei an einer kleinen Ansammlung von Naturseen, die an schönen Tagen sogar mitsamt einem kleinen Sandstrand zum Planschen einladen, geht es zur Schutzhütte Beerbusch (4). Kaum zu glauben, dass es hier so etwas gibt. Auf feinen, federnden Waldwegen gelangen wir zurück zu unserem Ausgangspunkt.
Durch das wilde Oldhorster Moor im Osten Hannovers
Wer flott unterwegs ist, benötigt für diese schöne Wanderung etwa 4 Stunden. 20 Kilometer führt diese Tour durch das Oldhorster Moor und zu den Kiesteichen in Kolshorn durch eine Natur, wie sie wilder in Niedersachsen wohl nicht sein kann. Los geht es direkt in Oldhorst und schon nach einem kurzen Marsch durch einen schönen Wald erreichen wir auf schmalen Pfaden das Oldhorster Moor (1). Dort, wo früher im großen Stil Torf als Heizmaterial gewonnen und dazu das Moor künstlich entwässert wurde, werden die Flächen heute renaturiert. Das Torfmoos ist schon Anfang April saftig grün und die vielen Wasserstellen sind wirklich hübsch anzuschauen.
Auf kleinen, sich durch den Wald windenden Pfaden erreichen wir die an der A37 gelegene Moormühle (2). Das ehemalige Restaurant dient leider nicht als Einkehrmöglichkeit, da es heute eine Eventlocation ist. Nachdem wir die A37 gequert haben, gelangen wir nach Beinhorn (3) (übrigens Wohnort von EU-Präsidentin Ursula von der Leyen) und weiter an die nahegelegenen Kiesteiche (4). An einigen wird noch Sand und Kies gefördert, andere sind schon vollständig an die Natur „übergeben“. Auf dem Rückweg gelangen wir zu einem Kalmia-Feld (5), das im Juni/Juli in voller Blüte steht. Die Lorbeerrose wurde im 18. Jahrhundert von Nordamerika importiert und ist heute nur an drei Standorten in Europa zu finden: in den Mooren in Altwarmbüchen, Kolshorn und Oldhorst.
Im Anschluss ist der Weg schwieriger zu finden und die ein oder andere Klettereinlage über Äste wird notwendig, bevor wir Kirchhorst (6) erreichen. Erneut durch das Oldhorster Moor wandernd, gelangen wir wieder zum Ausgangspunkt der Wanderung.
Zum ersten Weinberg der Region Hannover
Zweieinhalb Stunden dauert diese schöne Wanderung vor meiner Haustür, die viele Kilometer entlang der Wulbeck, einem kleinen Flüsschen, führt. Diese entspringt übrigens im Oldhorster Moor (siehe vorherige Wanderung). Zudem führt die 12,5 Kilometer-Strecke zum 1. Bio-Weinberg der Region Hannover. Er gehört Freunden von uns und ich habe 2018 viele der Rebstöcke mitgepflanzt. Vor einigen Tagen durfte ich eine der ersten Flaschen Weißwein in den Händen halten und probieren. Fazit: die Mühe hat sich gelohnt, man war der lecker.
Aber zurück zur Wanderung: Los geht’s am Sportplatz des kleinen Fachwerkdörfchen Ramlingen (1). Nur ein paar Minuten später weist das Schild auf den Allerberg, den 1. Bio-Weinberg (2) der Region. Allerdings: Seid nicht enttäuscht, es ist nur ein Hügelchen, dafür aber in perfekter Sonnenlage. Auf Sandwegen durch den Nadelwald geht es weiter bis wir auf die Wulbeck treffen und dem sich an ihrer rechten Uferseite entlangschlängelnden kleinen Pfad folgen. Mit etwas Glück kann man hier sogar einen Eisvogel erspähen. Manchmal macht er sogar einen Ausflug und kommt an unseren Gartenteich zum Fischen.
Nach der 1. Wulbeckbrücke (3) mit kleinem Sandstrand geht es vorbei an Heidelbeersträuchern und Wiesen, auf denen Kühe und Pferde grasen, in Richtung Norden. In der Nähe der 2. Wulbeckbrücke (4) gibt es nicht nur eine kleine Heidefläche, sondern nebenan auch die passende Heidschnuckenherde. Zurück nach Ramlingen führt der Weg wieder durch den Wald und entlang von Wiesen und Feldern.
Zum idyllischen Würmsee bei Burgwedel
Wer meint, tolle Stege und glasklares Wasser gibt es nur an der Küste, der wird bei dieser Wanderung eines Besseren belehrt. Der Würmsee ist seit jeher Naherholungszentrum in der nördlichen Region Hannover. Wir starten diese 14-Kilometer-Wanderung in Wettmar (1) und wandern zunächst durch einen schönen Wald. Wer nach knapp zwei Kilometern links einen kleinen Abzweig nimmt, kann einen Lost-Place besuchen. Eine alte Jagdhütte (2) auf Metallständern ragt mehrere Meter ins Blätterdach hinauf.
Auf naturnahen Wegen gelangen wir zu einem kleinen Flüsschen, das wir balancierend überqueren. Nun ist es nicht mehr weit bis zum Würmsee (3), der uns mit einer in der Sonne glitzernden Wasseroberfläche beeindruckt. Der See wird durch das Grundwasser gespeist und ist vor vielen Jahren zunächst durch Torf- und später durch Sandentnahme entstanden. Bereits in den 1920 Jahren war er ein beliebtes Ausflugsziel, heute ist der See ein wichtiges Rast- und Brutvogelgebiet. Kleine Stege und bequeme Liegeplätze ermöglichen entspannte Vogelbeobachtungen. Vom Würmsee geht es auf Waldwegen nach Kleinburgwedel (4) und von dort zurück nach Wettmar.
In die Brehlinger Berge in der Wedemark
Na ja, wenn wir hier in Niedersachsen von Bergen sprechen, heißt das noch lange nicht, dass man bei einer Wanderung auch ins Schwitzen kommt. Es sind eigentlich nur Hügel, Erhebungen und kleine Anhöhen. Alpen-Wanderer werden über den Brehlinger Berg nur müde schmunzeln, denn er ist lediglich 92 Meter hoch. Allerdings verbindet ihn durchaus etwas mit den hohen Bergen. Wie seine großen Geschwister auch, wurde er vor etwa 230.000 Jahren durch Gletschereis geformt. Diese Erkundungstour in den Brehlinger Bergen dauert etwa 2 Stunden.
Los geht es kurz hinter Brehlingen (1) mit einer halben Umrundung des Kiesteiches. Hier wird nicht mehr abgebaut und die Natur hat sich das Areal zurückerobert. Während man hier im Sommer schwimmen kann, darf man im Frühling Kormorane beobachten. Ein guter Start in eine schöne Wanderung. Kleine Waldpfade führen uns zum Waldspielplatz (2) und weiter zum Geopfad Bewegte Steine (3). Diesen mit gelben Dreiecken markierten Weg wandern wir bis zum nächsten Kiesteich. Herrlich durch den Wald geht es zum unscheinbaren Brehlinger Berg (4) und zurück zum Kiesteich. Hat mir ausgesprochen gut gefallen, diese Wanderung.
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Diese und weitere Wanderungen in der Region Hannover findest du auch in meiner Komoot-Collection Einsame Wanderungen in der Region Hannover
2 Kommentare zu “Schöne Wanderungen in der Region Hannover”
Aus der Ferne unterstelle ich der Region Hannover auch sehr gerne, relativ „langweilig“ zu sein. Deine Tourenbeschreibungen zeichnen aber ein ganz anderes Bild, das Lust macht, selbst diese flache Ecke zu besuchen. Apropos flach… ähnlich wie Du mit Lotte, haben Mira und ich die heimische holsteinische Schweiz zwischen Lübeck, Fehmarn und Kiel schon ziemlich weit erkundet und viele schöne Ecken gefunden. Falls es Dich also irgendwann mal nicht in die Berge, sondern an die Ostsee verschlägt, haben wir diverse Tourentipps fürs „Hinterland“. Viele Grüße