Seen, Flüsse und Moore – Wanderungen bei Hannover
Seit mehr als 20 Jahren ist Hannover beziehungsweise die Region Hannover meine Wahlheimat. Obwohl es mich in Sachen Wandern viel lieber in die Berge zieht, dieses besondere Heimatgefühl habe ich nur hier. Vielleicht brauche ich die Weite des niedersächsischen Flachlands, den Duft nach Wald und Feld oder die hier lebenden – zuweilen auch spröden – Menschen. Seit ich hier lebe, habe ich fünf Mal meinen Wohnort gewechselt – und mich dabei immer mehr aufs Land und in die Natur zurückgezogen. Umso erstaunlicher ist, dass ich als naturliebender Wanderer es bisher verpasst habe, mehr von dieser wilden und wunderschönen Natur vor meiner Haustür zu erkunden. Vielleicht brauchte es gerade diese Pandemie, damit ich das ändere. Womöglich muss sie auch genauso lang dauern.
Während ich 2020 noch ein bisschen notgedrungen auf Erkundungstour ging und meine Hannover-Wanderungen zuweilen auch liebevoll als Flachland-Gehatsche bezeichnete, verändert sich mein Gefühl nach mehr als einem Jahr Pandemie immer mehr. Wenn mir, was in aller Regelmäßigkeit passiert, zu Haus zu Decke auf den Kopf fällt, finde ich nur wenige Kilometer entfernt eine echte Auszeit. Ich tauchte bei den Wanderungen in die Natur ein, lüfte meinen Kopf aus und erfreue mich sehr an so viel Wildnis und Natur. Beim Wandern gab es Orte zu entdecken, die mich sprachlos machten. Ich wusste schon früher, dass wir viele Seen und Teiche haben – aber diese Vielfalt hätte ich nicht erwartet. Meine schönsten Wanderungen am Wasser stelle ich dir hier vor. Sie alle sind nahezu in einer Stunde von Hannover erreichbar.
Um die Meißendorfer Teiche
Download: GPX Rundwanderung Meißendorfer Teiche
- Ausgangs- und Endpunkt: Campingplatz Meißendorf
- Länge: 9,5 km
- Dauer: 2:30 h
Möglicherweise ist diese Rundtour eine der schönsten Wanderungen, die man rund um Hannover machen kann. Die Meißendorfer Teiche entführen nicht nur in einer andere Welt, sondern sind so beeindruckend, dass es nach einer Tour dort lange nachhallt. Sozusagen ein Urlaub an der Mecklenburgischen Seenplatte in eine Halbtageswanderung gepackt. Von dem „Teiche“ sollte man sich nicht in die Irre führen lassen. Als ich im April dort eine Wanderung unternahm und der böige Frühlingswind auf den ausgedehnten Seen für hohen Wellenschlag sorgte, überkam mich schlagartig das Gefühl von Küste und Meer. Das hier sind keine Sümpfe, das ist eine richtige Seenlandschaft nur eine Autostunde von Hannover entfernt.
Diese kurze Wanderung im Naturschutzgebiet Meißendorfer Teiche/Bannetzer Moor ist nicht nur abwechslungsreich, sondern bietet auch viele Naturerlebnisse. Wer denkt schon, dass hier Seeadler, Fischadler und Fischotter wieder heimisch sind? Mit etwas Glück lassen sich gar Eisvogel und Schwarzstorch erblicken. Hier finden gefiederte und fellige Vertreter seit der Regulierung und Begradigung der Aller sowie der zunehmenden landwirtschaftlichen Nutzung in der Allerniederung eine neue Heimat. In Zahlen heißt das: 130 Brutvogelarten, über 60 Rastvogelarten, 40 Libellen- und über 400 Schmetterlingsarten gibt es in diesem Feuchtgebiet – übrigens eines der wichtigsten überhaupt in Niedersachsen.
Nicht zuletzt darf man sich bei dieser Tour am Gut Sander, in dem der NABU stationiert ist, auch noch eine Portion Extrawissen abholen und bei einem Stück leckerem Kuchen und Kaffee diese Tour ausklingen lassen. Öffnungszeiten Café: Freitag bis Sonntag: 13-18 Uhr (November – Februar) / Mittwoch bis Sonntag und an Feiertagen: 13-18 Uhr (März – Oktober).
An der Leine zur Marienburg
Download: GPX An der Leine zur Marienburg
- Ausgangs- und Endpunkt: Schulenburg/Leine
- Länge: 13,6 km
- Dauer: 3:00 h
Was die Spree für Berlin und die Isar für München, ist die Leine für Hannover – der wichtigste Fluss der Stadt. In der Innenstadt der Landeshauptstadt kann man gar auf dem Fluss tolle Paddeltouren unternehmen. Selbst eine künstlich erzeugte Surf-Welle auf der Leine, ähnlich der Eisbachwelle in München ist derzeit im Gespräch. Diese Wanderung führt uns südlich von Hannover eher in ruhigeres Gebiet. Auch, wenn die Leine sich bei dieser Wanderung eher als Kanal präsentiert, ist ein Marsch an ihrem kurvigen Verlauf auf weichen Wiesenwegen schön.
Darüber hinaus gibt es mit dem Schloss Marienburg ein lohnendes Ausflugsziel. Die historistische Schlossanlage ist sozusagen das „Neuschwanstein“ im Norden und wurde im 19. Jahrhundert von König Georg V. von Hannover für seine Ehefrau, Königin Marie, erbaut. Das Schloss befindet sich nach wie vor im Privatbesitz des Hauses Hannover, wird heute als Museum genutzt und besitzt etwa 100 Räume.
Bis auf den Aufstieg zum Schloss, handelt es sich um eine Wanderung, die keine Steigungen überwindet und sehr einfach zu gehen ist. Wer im Frühjahr unterwegs ist, kann auf dem Rückweg über den sogenannten Cahlenberg gehen und noch Bärlauch sammeln. Die ehemaligen Pferdestallungen des Schloss Marienburg werden heute übrigens als Restaurant genutzt. Die Öffnungszeiten variieren jedoch stark je nach Jahreszeit, daher am besten hier prüfen: www.schloss-marienburg.de
Aschauteiche in der Südheide
Download: GPX Rundwanderung Aschauteiche
- Ausgangs- und Endpunkt: Bahnhof Eschede
- Länge: 16 km
- Dauer: 4:30 h
Auch die Aschauteiche, etwas nördlich von Celle gelegen, zählen mit ihren ausgedehnten Seen, Mooren und Flüssen zu den wichtigen Biotopen rund um Hannover. Sie gehören zwar genau genommen nicht zum ursprünglichen Erscheinungsbild von Niedersachsen, erfüllen heute aber wichtige Funktionen im Naturschutz. Die Teichlandschaft entstand etwa im 15. Jahrhundert, als im Zuge des Eisenbahnbaus große Sandmassen benötigt wurden. Die dadurch entstandenen Kieskuhlen wurden zu Fischteichen umfunktioniert. Heute stehen sie unter besonderem Schutz. Rastvögel füllen hier ihre Fettreserven auf und viele Brutvögel haben ein neues Zuhause gefunden. Das zeigt sich auch in den zahlreichen „Titeln“ für das Gebiet: Seit 1982 ist es Teil eines Wasserschutzgebietes, seit 1987 Vogelschutzgebiet, seit 2003 EU-Vogelschutzgebiet und seit 2005 Teil des EU Naturschutzvorhabens Natura2000.
Eine Wanderung um die Teichlandschaft, die etwa aus 50 Seen besteht, erfolgt auf den vielen Dämmen. Sie trennen die Teichanlagen voneinander und wir wandern damit direkt am Wasser. Für Frischwasser sorgt der kleinen Fluss Aschau. Zudem finden sich hier einige kleine Moore. Bei meiner Wanderung im April habe ich erstaunlicherweise selbst an einem schönen Tag in den Ferien nicht einen einzigen anderen Wanderer getroffen.
Für das finale Meeresfeeling gibt es am Ende der Wanderung sogar die Möglichkeit, leckere Fischbrötchen zu kaufen. Auch fangfrischen Fisch aus dieser extensiven Teichwirtschaft für zu Hause kann man mitnehmen. Regionaler geht es nicht. Öffnungszeiten der Teichwirtschaft & Räucherei: Montag -Samstag 8.00 bis 18:00 Uhr und Sonntag 10:00 bis 18:00 Uhr.
Durch Hannovers Naturschutzgebiet Leineaue
Download: GPX Rundwanderung Leineaue
- Ausgangs- und Endpunkt: Bahnhof Rethen
- Länge: 6,6 km
- Dauer: 1:45 h
Für diese kurze Runde um den großen Koldinger See darf man gern auch etwas mehr Zeit einplanen. Das 529 Hektar große Naturschutzgebiet im Süden von Hannover ist durch Kiesabbau entstanden und stellt sich heute als Sammelsurium aus Teichen, Wasser-, Sand-, Kies-, Grünland- und Ackerflächen dar. Zudem findet sich entlang der Leine-Terrasse ein ausgedehnter Altholzbestand. Auch die Leine als Fließgewässer selbst tut ihr Übriges, sodass hier ein wichtiges Rast- und Überwinterungsgebiet für Vögel entstanden ist.
Trauerseeschwalben, Kiebitze, verschiedene Watvögel und sogar Fisch- und Seeadler sind einige der nachgewiesenen 240 Vogelarten, die hier für den Weiterflug ihre Reserven auffüllen. Von den 75 Brutvogelarten befinden sich viele auf der Roten Liste. Nicht zuletzt begeistern uns bei dieser Wanderung eine vielfältige Flora und flache Gewässer als Laich- und Lebensraum für verschiedene Amphibienarten. Ein Besuch lohnt sich zu nahezu jeder Jahreszeit.
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Alle beschrieben und weitere Wanderungen in der Region Hannover findest du auch in meiner Komoot-Collection Seen, Flüsse und Moore – Wanderungen nahe Hannover. Mit der Navigations-App kannst du die Touren einfach nachwandern.
So kannst du die App kostenlos testen:
- Anmelden und ein paar Fragen zu deinen Vorlieben beantworten
- Dann über „Shop“, komoot maps und „Kostenlose Region freischalten“ als Gratis Region „Hannover“ (Touren Marienburg und Leineaue) oder „Celle“ (Touren Meißendorfer Teiche oder Aschauteiche) auswählen
- Anschließend App laden, anmelden und dem oben stehenden Link folgen
- In meiner Collection die Tour, die du wandern willst, auswählen und speichern und (wichtig!) auf „offline verfügbar“ stellen
- Vor Ort brauchst du nur die Navigation starten und kannst meine Tour nachwandern.
6 Kommentare zu “Seen, Flüsse und Moore – Wanderungen bei Hannover”
Liebe Romy,
ich bin immer wieder dankbar, dass ich im letzten Jahr dich und deinen sympatischen Blog entdeckt habe, denn dadurch habe ich meine Lust am (Fern)-wandern entdeckt. Deine erprobten Routen sind ein wunderbarer Quell der Inspiration für mich und bieten mir die Möglichkeit, meine dringend benötigten Auszeiten in Anspruch zu nehmen.
Letztes Jahr im Herbst bin ich mit Hund den Harzer Hexenstieg gewandert und vor 3 Wochen bin ich von 10 Tagen wandern und reisen in den deutschen Alpen (autark im Bus) nach Hause gekommen. Die nächsten Touren sind bereits fest geplant: Im Mai geht es für 4 Tage mit Kind, Hund und im Bus wieder in den Harz, u.A. stehen die Teufelskanzel auf dem Plan und im August starte ich mit Hund von Brilon nach Dillenburg.
Herzliche Grüße aus der Nähe von Bremen senden die Karina & Wilma
Hallo Karina und Wilma,,
Mir geht’s genauso, ich lasse mich auch oft und gern von Romy inspirieren.
Jetzt sollte eigentlich ein Stück des Jacobsweg gepilgert werden im französischen Zentralmassiv, was natürlich C- bedingt gegängelt wurde und daher wollte ich eben den Jacobsweg in Deutschland fortsetzen.
Gleich bei der Suche der 1.Pilgerunterkunft stiess ich dabei auf so heftigen Widerstand ( keiner nimmt mich für ne Nacht auf!!!)dass ich das ganze Unterfangen vorerst auf Eis gelegt habe,leider.
Wie schafft ihr es, bzw habt es geschafft, unterzukommen? Lässt sich spontan unterwegs etwas erreichen?
Für eure Tipps Danke ich euch schon vorab, vielleicht kann ich ja doch noch los…!
Grüße von Dayenna
Ich fürchte, Dayenna, da hilft nur Zeit. Im Moment eine Etappentour zu unternehmen ist wohl nahezu unmöglich, wenn man beachtet, dass Wildzelten in Deutschland verboten ist. Ich bin optimistisch, dass wir in diesem Sommer wieder losziehen können und das Beherbergungsverbot bald aufgehoben wird. Bis dahin versuche ich (aber es wird jeden Tag schwerer) mich mit kleinen schönen Touren bei Laune zu halten.
Halte durch!
Liebe Grüße
Romy
Liebe Karina,
was für ein schöner Kommentar, danke dafür. Ich freu mich wirklich immer sehr, wenn ich in dieser Art inspirieren kann, deshalb mach ich das ganze hier ja auch. Umso besser, wenn du anscheinend auch so viel Freude dabei hast! Der Harz ist auch beim zweiten Urlaub sicher noch super spannend, ich war ja jetzt im Winter sehr oft da, bin mit Lotte fast 500 Kilometer im Schnee gewandert und hätte immer noch so viele Ideen für Wanderungen… Die Teufelsmauer wird dir gefallen und der Rothaarsteig bestimmt auch – wenn du denn etwas besseres Wetter hast als ich damals.
Liebe Grüße und viel Freude bei deinen Touren.
Romy
Tolle Touren, mal was anderes. Ich lebe schon seit über 20 Jahren in meiner Wahlheimat Schottland und entdecke immer wieder neue Touren… Deine Vorschläge regen immer zum Nachwandern an und die Fotos sind sowieso immer „out of this world“. Ich glaube hier bei uns im schottischen Hochland würde es Dir und Lotte auch gefallen.
Liebe Grüße aus Glencoe
Thomas
Hey Thomas,
schöne Plätze gibt’s überall, man muss nur genau hinschauen und wenn man erst mal angefangen hat, ist’s ganz einfach, oder? Oh ja, Schottland wäre definitiv was für uns. Wenn ihr zurück in die EU kommt, komm ich zu euch – ist das ein Deal?
Liebe Grüße und viel Freude beim weiteren Erkunden deiner Wahlheimat!
Romy