Etappe 6: Soller – Tossals verds
- Ausgangspunkt: Soller
- Endpunkt: Tossals verds
- Strecke: 20 km
- Aufstieg: 1.079 m
- Abstieg: 560 m
- Dauer: 6:00h (5:00h)
Wintereinbruch auf Mallorca
Eine der schönsten Etappen, aber auch eine der längsten und anstrengendsten – so steht es überall geschrieben. Ich hatte mich auf diese Etappe und auf die nächste ganz besonders gefreut, weil ich eben doch am liebsten im Gebirge wandere und diese beiden Abschnitte diesem eben am nächsten kommen. Lang und anstrengend, ja das kann ich bestätigen. Statt schön würde ich jedoch lieber das Adjektiv eiskalt wählen. Denn schon morgens beginnt es wirklich in Strömen zu regnen – und es hält den ganzen Tag an. Warm werde ich an diesem Tag erst wieder am Feuer im Refugi Tossals verds.
Doch von Anfang an: Da wir die Nacht in Port de Soller verbracht haben und der Weg von Soller nach Tossals verds lang genug ist, kürzen wir unsere Tour. Mit der nostalgischen Straßenbahn überbrücken wir die angeblich wenige attraktive Strecke von Port de Soller bis Soller. Zwar ist das Taxis günstiger als die 7 € pro Person, aber ein bisschen Touristen-Nepp kann man ja auch mal mitmachen. Danach geht es von Soller durch die Bergdörfer Binibassi und Biniaraix leicht bergauf. Noch können wir hin und wieder zumindest hinunter ins Tal schauen, was uns im späteren Verlauf der Wanderung leider nicht mehr vergönnt ist.
Auf dem alten Pilgerweg Cami des Barranc zum Coll de l‘Ofre
Nachdem wir die beiden Dörfer passiert haben, geht es dick verpackt in unseren Regensachen auf alten Pilgerpfaden nach oben. Der Cami des Barranc schraubt sich treppenstufenartig nach oben und lässt einen letzten Weitblick für diesen Tag in Richtung Soller zu. Etwa 800 Höhenmeter gilt es am Stück zu überwinden, um zum höchsten Punkt der Tour, dem Coll de l‘Ofre (875 Meter), zu gelangen.
Der Weg muss bei Sonnenschein wirklich traumhaft sein. Aber der Satz im Wanderführer „Denken Sie unbedingt an Sonnenschutz, da längere Passagen schattenlos sind“, wird zum Running-Gag. Ein Gutes hat dieser Regen jedoch: Die Bachläufe sind voll, es plätschert und rauscht in jeder Ecke – wir sehen Mallorca sicher auf eine Art, wie sie so mancher noch nie gesehen hat. Da uns jedoch schon im Bergauflaufen kalt ist, wagen wir es nicht, länger als ein paar Sekunden stehenzubleiben. Der Dauerregen, der bissige Wind und die kühlen Temperaturen zermürben uns fast im Laufe der Strecke. Nach etwa drei Stunden sind wir bis auf die Knochen nass. Die besten Wanderschuhe halten dem Wasser, dass nun nicht mehr nur von oben kommt, sondern auch unsere Wege in Bachläufe verwandelt hat, nicht mehr Stand.
Auch die Stauseen liegen im Nebel
Es hilft aber Alles nichts, denn spätestens mit dem Erreichen des Coll de l‘Ofre, ist bei Umkehr die gleiche Strecke zurückzulegen, wie bis zum Etappenziel. Problematisch wird für uns nur, dass wir nach einem kurzen Abstieg fast höhehaltend weitergehen. Damit wird uns nicht mehr warm. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich nach 800 Höhenmeter einmal nach weiteren Aufstiegen sehne. Ab jetzt gehen wir demnach so schnell, dass wir in den angegebenen Zeiten, die Strecke fast zweimal hätten laufen können. Der gelbe Wanderführer vom Conrad Stein Verlag veranschlagt für die Tour 8 Stunden. Wir laufen sie in 5 Stunden. So stolz es uns macht, wir wären sie aber lieber bei Sonnenschein in 8 Stunden gelaufen.
Wir passieren den Stausee Cuber, der ebenfalls in Nebel gehüllt ist. Mir wird eigentlich erst jetzt beim Schreiben klar – wer weiß wo für es gut ist 😉 – wie nah wir an diesem Tag dem höchsten Gipfel, dem Puig Major gekommen sind. Er scheint kaum zwei Kilometer entfernt vor uns zu stehen. Schade, dass wir ihn nicht so nah erleben durften, denn dieser Berg begleitet den Wanderer fast während der gesamten Wanderung entlang des GR 221.
Husch, husch – schnell geht es vorbei am Stausee Cuber. Für einen kleinen Moment können wir im weiteren Verlauf einen ganz kurzen Blick auf den zweiten Stausee Gorg Blau werfen. Je näher wir dem Puig des Tossals Verds kommen, desto bissiger wird der Wind und desto mehr Wasser schwemmt uns auf den Wegen entgegen. Und die letzte halbe Stunde hinab zum Refugi Tossals verds steht auch noch der Wind auf dem Berg und macht den letzten Zentimeter nass. Wir sind erleichtert, als das Refugi endlich vor uns auftaucht.
Das war unsere Tour nach Tossals Verds
Download: Etappe 6 von Soller nach Tossals Verds
Übernachtung in Tossals Verds
Unsere erste und einzige Hüttenübernachtung auf Mallorca bleibt uns in bester Erinnerung. Trotz, dass die Wände dünn sind und es ziemlich hellhörig in der Nacht ist. Trotz, dass die Frauenduschen kalt sind.
Denn das Feuer im Speisesaal wärmt nicht nur herrlich durch (ich weiß nicht wie ich sonst wieder warm geworden wäre!), sondern ist auch Magnet für alle Wanderer. Wir verbringen einen tollen Abend mit (viel) Wein und sehr netten anderen Wanderern. Das Essen ist sehr reichlich und gut. Der Abend ist sehr sehr versöhnlich nach dieser Tour. Und unsere Sachen, auch die Schuhe, trocknen im Laufe der Nacht komplett. Wir können uns nichts Besseres an diesem Abend vorstellen.
Das Refugi Tossals Verds am besten telefonisch buchen: +34 971 18 20 27
5 Kommentare zu “Etappe 6: Soller – Tossals verds”
Auch ein schöner Blog! Und eine schöne Erinnerung an meine Wanderungen um Port de Sollier im Herbst 2015.
Gruß
Aurora
Vielen lieben Dank!
Liebe Grüße
Romy
Hej,
schönes Blog, ich entdecke es jetzt erst. Aber Südtirol ist ein Lieblingswandergebiet von uns und auch der GR221 reizt uns. Dazu eine Frage: Wie kann man sich Refugios auf Mallorca vorstellen? Ähnlich wie Alpin-Hütten, wo man nur einen Hüttenschlafsack braucht?
Danke und viele Grüße
Steffen
Hallo Steffen,
schön, dass du den Weg auf mein Blog gefunden hast! Ich bin kein Experte für die Hütten auf dem GR 221, denn wir haben nur auf einer übernachtet. Der Standard im tossals verds war gut, besser als erwartet. Wir haben nicht einmal einen Hüttenschlafsack benötigt, denn die Betten werden dort frisch bezogen. Wir haben dort in einem Mehrbettzimmer übernachtet, es gibt aber in anderen Hütten auch Matartzenlager. Wenn du vorhast viel in den Hütten zu übernachten, würde ich einen Hüttenschlafsack mitnehmen. Gegessen wird übrigens was auf den Tisch kommt, war aber sehr lecker! Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen.
Liebe Grüße
Romy
Oh, das klingt genau so, wie wir es erhofft haben. Danke und liebe Grüße
Steffen