#3/100 Wildes Mannle 3.019m
Aussichtsloge in den Ötztaler Alpen
In den Ötztaler Alpen stehen mit Abstand die meisten 3000er-Gipfel in Österreich. Insgesamt 226 Mal überschreiten hier die Berge die magische Grenze von 3000 Metern. Dahinter rangieren die Stubaier Alpen mit 109 Gipfeln mit weitem Abstand auf dem zweiten Platz. Gar nicht so einfach, sich einen der meist absolut aussichtsreichen Berge für eine Besteigung auszusuchen. Der bekannteste Berg ist wohl die Wildspitze. Sie jedoch ist mit 3768m Hochtourengehern vorbehalten. Warum dann nicht einen Aussichtsberg wählen, von dem man mit dem höchsten Berg Nordtirols und der Ötztaler Alpen zumindest auf Tuchfühlung gehen kann? Unsere Wahl fiel daher auf das Wilde Mannle.
Doch wirklich wild ist’s am Mannle nicht. Der Berg ist eher ein sehr zahmes Wildes Mannle und ein einfacher, wanderbarer 3000er. Mit 3019 Metern ist er auch eher ein kleiner der großen Berge. Das alles trübt aber nicht die tolle Aussicht, die man oben am Gipfel hat. Vielmehr zeichnet den Berg aus, dass er von nahezu jedem erfahrenen Bergwanderer bestiegen werden kann. Daher ist er ein perfekter Einstiegsberg in die Welt der 3000er. Zumal er zudem auch konditionell keine sonderlichen Anforderungen stellt. Jedoch ist er meist sehr gut besucht.
Tour zum Wilden Mannle im Überblick
Das Wilde Mannle ist ein einfacher 3000er, für fast jedes Konditionslevel. Wer von Vent alles zu Fuß macht, steigt knapp 1200 Meter auf, mit dem Sessellift lassen sich die Höhenmeter halbieren (unsere Route) und ein weiterer Lift verkürzt den Aufstieg sogar auf knapp 400 Höhenmeter. Es gibt lediglich zwei technisch ein wenig anspruchsvolle Stellen. Einmal gilt es kurz vor dem Gipfel eine kleine seilversicherte Kletterei an einer aber wenig ausgesetzten Stelle zu überwinden. Wer nach dem Gipfelabstecher wie wir zur Breslauer Hütte weiterwandert, muss eine etwas steile aber ebenfalls kurze Passage am Seil absteigen. Sonst jedoch ist diese Tour eine Genusswanderung.
- Ausgangs- und Endpunkt: Vent, Bergstation Wildspitze (Stablein)
- Aufstieg: 700 m
- Abstieg: 700 m
- Länge: 7,75 km
- Dauer: 3:00 h
- höchster Punkt: Wilde Mannle, 3.019 m
- Schwierigkeit: mittel
- Hundetauglichkeit: 3 von 5 Sterne
Mit Hund: Wer mit seinem Hund gut im Sessellift fahren kann und ihn an den beiden versicherten Stellen etwas unterstützen kann, kann getrost seinen erfahrenen Berghund mit hinauf aufs Wilde Mannle nehmen. Für Lotte, die ja mit ihren 11 Jahren nun nicht mehr die Beweglichste ist, war die seilversicherte Stelle im Abstieg etwas unangenehm. Wir haben uns aber durch die drängelnden Wanderer von hinten nicht aus der Ruhe bringen lassen und die Stelle gut gemeistert.
Download: GPX Aufstieg Wildes Mannle
Von Vent zum Wilden Mannle
Aber wie so oft beim Wandern darf man auch die zahmen, einfachen Touren nicht unterschätzen. Ich merkte zumindest, dass der Vorabend lang war und ich definitiv ein Glas Wein zu viel genossen hatte. So saß ich also im Sessellift, eine Lotte auf dem Schoß liegen, die mich wärmte wie eine kuschelige Decke. Die langsame, schaukelnde Fahrt lullte mich derart ein, so dass ich trotz tollem Panorama fast eingeschlafen wäre.
Dennoch fielen mir die ersten 300 Höhenmeter, die man mehr oder weniger parallel zum letzten Lift hinaufsteigt, recht leicht. Womöglich steigt es sich im Halbschlaf auf wie in Trance. Da wir es uns jedoch angewöhnt haben, erst am Berg zu frühstücken, knurrte recht schnell mein Magen. Ab da ging es sozusagen bergab mit mir. Die halbe Stunde, die wir mit der Vesper verbrachten, kostete uns den Vorsprung vor den anderen Wanderern. Damit stiegen wir nach unserer Pause gemeinsam mit vielen auf, was mir schlicht die Motivation raubte. Womöglich war ich vor dieser Tour zu lange in einsamen Gebieten unterwegs.
Nach einer zähen Stunde erreichen wir dennoch den Gipfel des Wilden Mannle. Und ja, das Ringen mit meiner Motivation hat sich definitiv gelohnt. Die Aussicht zur Wildspitze mitsamt ihrem Gletscher, zum Ortler und auf weitere 3000er ist fantastisch. Wir sehen von hier oben drei Seilschaften über den Gletscher spazieren – alle klein wie Ameisen. Die Sonne wärmt uns und ich blicke sehnsüchtig nach Südtirol, von hier nur einen Katzensprung entfernt. Oh ja, die Ötztaler Alpen muss ich definitiv mal etwas länger besuchen, am besten auf einem Grenzgang zwischen Südtirol und Nordtirol.
Für den Abstieg wählen wir die nördlich Route Richtung Rofenkarferner, dem Gletscher der Wildspitze. Wir wandern sozusagen Richtung Südtirol und haben den Ortler fest im Blick. Um unsere Einkehr, die Breslauer Hütte zu erreichen, müssen wir einen kurzen Gegenanstieg auf feinen Wegen hinter uns bringen. Eine Pause auf der Sonnenterasse später geht es für uns wieder hinab zur Stableinalm. Die Wege sind einfach und lassen sich gut und flott passieren, so dass wir in weniger als einer Stunde wieder am Ausgangsort ankommen.
Lust auf noch mehr leichte 3000er in den Alpen?
Hier geht’s zur Kartenansicht im Gipfelbuch 3000er der Alpen