Harz: Klusfelsen bei Halberstadt
Abwechslungsreiche Rundtour im Harzvorland
- Ausgangs- und Endpunkt: Halberstadt, Parkplatz
- Aufstieg: 260 m
- Abstieg: 260 m
- Länge: 15,4 km
- Dauer: 3:30h
- Stempelstellen: keine
Stell dir vor, du bist nach einem Termin auf dem Rückweg nach Hause und dieser führt dich am Harz vorbei. Hältst du für eine Wanderung an? Ich konnte nicht widerstehen. Die Wandersachen hatte ich im Auto und die Tour sicherheitshalber am Vorabend für den Fall der Fälle geplant. Die Abfahrt von der Autobahn brachte mich nach Halberstadt, eigentlich ja nur Harzvorland. Aber auf Facebook meinte vor Wochen jemand, die dortigen Klusfelsen wären einen Besuch wert. Nach 15 Kilometern weiß ich, das war tief gestapelt. Diese Wanderung ist ein Muss. Trotz Sturm, einem April-artigen Regenschauer am Ende und der nachhallenden Müdigkeit des frühen Aufstehens war ich nach dieser Wanderung euphorisch. Die Felsen – eine Wucht. Die Wege – traumhaft. Dazu eine Zeitreise durch die Deutsche Geschichte – auch wenn mir die Bedeutung so einiger Dinge erst zu Hause nach einer Recherche bewusst wurden.
Beeindruckende Sandsteinformationen im Harz: Klusfelsen
Diese außergewöhnlich abwechslungsreiche Wanderung beginnen wir am Ortsrand von Halberstadt (1). Wir wandern auf feinen Wegen in den Wald und kaum sind wir ein bisschen warm geworden, muss ich mir schon die Augen reiben. Bin ich tatsächlich im Harz? Vor mir ragt noch mitten im Wald ein Sandsteinfelsen viele Meter gen Himmel. Nur von unten erkennen wir, warum diese Formation Fünf-Finger-Felsen (2) genannt wird. Schnell sind wir empor geklettert, haben uns durch einen schmalen Spalt auf die andere Seite geschoben und blicken so auf den gegenüberliegenden Klusfelsen. Ich gebe zu, ich war noch nie im Elbsandsteingebirge, aber das hier muss dem ziemlich nahe kommen.
Ohne auf Karte oder Navigations-App zu schauen, zieht es mich auf den sandigen Wegen direkt dorthin. Der bizarre Gesteinsblock entpuppt sich als langgezogene Aneinanderreihung von riesigen Sandsteinfelsen. Oben auf dem Klusfelsen (3) angekommen, verschwindet Wanderhund Lotte gleich in der ersten Sandsteinhöhle und wirft durch ein Loch einen Blick auf die gegenüberliegenden Felsen. Währenddessen zaubert die Sonne orange Farbtöne an die Felsen. Man ist das schön und meine Kamera ächzt unter der Belastung – am Ende der Wanderung werden es genau 200 Bilder sein. Bei einer Halbtageswanderung!
Nach dem Abstieg vom Klusfelsen halten wir uns nur wenige Momente im Tal auf, ehe wir auf der anderen Seite wieder aufsteigen und dort auf besten Wanderwegen in entgegengesetzter Richtung wandern. Zwar sind die Felsen und Klippen nun nicht mehr ganz so spektakulär, aber dafür sind die Aussichten fantastisch. Vor allem von der Teufelskanzel (4) haben wir einen feinen Blick auf den Klusfelsen und auf Halberstadt, dessen Türme von Dom und der Martinikirche unverkennbar auszumachen sind. Schließlich erreichen wir wieder urbanes Gebiet und wandern für einige Zeit auf einer wenig befahrenen Straße hinüber zu den Thekenbergen.
Klippenreiche Geschichts-Tour über die Thekenberge
Das Wandern macht auf den feinen Waldwegen richtig Spaß. Im leichten Auf und Ab – nicht sonderlich anstrengend – geht es über die sanften, bewaldeten Hügel. Hier und da lugt eine Klippe zwischen den Bäumen durch. Der Wanderweg führt uns etwas unterhalb am Krähenhüttenfelsen (5) vorbei. Auch hier kann ich nicht widerstehen und steige hinauf zur Klippe. Die Aussicht ist sicher nicht so erhaben wie auf einem höherem Gipfel im Harz aber es hat auch etwas, auf die goldgelben Rapsfelder und hinüber zum nächsten Höhenzug zu blicken. Was ich in dem Moment nicht weiß: Genau genommen blicke ich sogar auf die Gedenkstätte des KZ Langenstein-Zwieberge, einer Außenstelle des KZ Buchenwaldes. Wer dorthin abbiegen will, hält sich nach nach dem Krähenhüttenfelsen links. Von dort führt ein Besucherleitsystem durch das ehemalige Lagergelände. Mehr Informationen zum KZ Langenstein-Zwieberge gibt es hier: Gedenkstätte für die Opfer des KZ Langenstein-Zwieberge
Aber damit nicht genug Geschichte. Wer auf der untenstehenden Karte genau hinschaut, sieht ein grau-schattiertes Areal, das wir nach dem Krähenhüttenfelsen umwandern. Es war ebenso Teil des KZ-Außenlagers Langenstein-Zwieberge. Unter dem Namen „Malachit“ mussten Tausende KZ-Häftlinge ab Frühjahr 1944 die unterirdischen Tunnel vorantreiben. Zu DDR-Zeiten änderte sich der Name in „Komplexlager 12“. Teile der NS-Anlage wurden modernisiert und zur geheimen und größten Anlage unter Tage der DDR umgebaut. Sie glich wahrlich einer Kleinstadt. Hier lagerten Tonnen von Munition, es gab eine komplexe Infrastruktur mit Büroräumen, Waschräumen, Unterkunfts- und Hilfsbereich, Großlager, Technikbereich, Lazarett und sogar Dekontaminationsduschen. Ein eigenes Wasserwerk, eine große Kommandozentrale sowie eine Eisenbahn- und Kfz-Zufahrt mit Verladerampe wurden errichtet. Nach 1990 sollten in zwei Stollen 620 Millionen wertloser DDR-Geldscheine (3000 Tonnen!) verrotten. Da das hier kein „Geschichtsblog“ ist, lasse ich es dabei. Hintergrundinfos sowie Bilder von den nicht zugänglichen Bereichen gibt es hier: Das Geheimnis der Nachtigallenschlucht – Vergessener Schatz
Zeitreise Rückwärts durch die Spiegelsberge
Auf unserer Umrundung des „Komplexlager 12“ gelangen wir zur nächsten Klippe, dem Gläsernen Mönch (6). Der mit Holztreppen zugänglich gemachte Aussichtspunkt bietet bei klaren Wetterbedingungen eine weitere tolle Weitsicht. Im Norden erkennen wir Halberstadt und das nördliche Harzvorland. Nach Osten blicken wir über die eben entlanggewanderten Thekenberge und im Westen grüßen die hohen Berge des Harzes, sogar der Brocken. Doch unsere geschichtsträchtige Reise ist noch nicht vorbei, denn wir wandern anschließend durch einen Wald und mir fallen merkwürdige Zick-Zack-Gräben auf. Als „Kenner“ des 1. Weltkrieges (zumindest in den Alpen), assoziierte ich sofort Schützengräben damit. Ich sollte recht behalten.
Kurz nachdem ich die Gräben entdeckte, klärte mich eine Infotafel über die Medingschanze (7) auf. Halberstadt war wie der Rest des Harzes nicht in das Kriegsgeschehen involviert. Im Jahr 1916 ließ Hauptmann Werner von Meding – zuvor Kommandeur an der Westfront – dennoch eine Schanzanlage nach Vorbild der Originale errichten. Er wollte seinen Soldaten die Technik vermitteln und zugleich mit den Eintrittsgeldern finanzielle Unterstützung für Kriegsveteranen und Kriegswitwen organisieren. Heute ist die Anlage ein Kriegsdenkmal.
Über die Spiegelsberge wandern wir auch irgendwie ein bisschen in der Zeit zurück. Neun Jahre vor Errichtung der Medingschanze entstand zu Ehren des Reichskanzlers Otto von Bismarck der Bismarckturm (8), an dem wir nun vorbeiwandern. Er ist einer von noch 146 erhaltenen Bismarcktürmen in Deutschland. Sie alle besaßen Feuerschalen, um an nationalen Feiertagen eine Feuerkette durch das ganze Reich zu erzeugen. Auf unserem Weg zurück nach Halberstadt kommen wir dann am zweiten Aussichtsturm Belvedere vorbei. Der Turm entstand bereits 1782. Ebenso wie das Jagdschloss Spiegelsberge (9), das heute als Gastronomie geführt wird. Von hier geht es nur noch ein paar Meter die Treppen zum Parkplatz in Halberstadt (1) hinab.
Nun mal ehrlich: Hättet ihr beim Lesen dieses Artikel gemerkt, dass das nur 15 Kilometer waren?
Das war unsere Wanderung
Download: GPX Klusfelsen bei Halberstadt
Übersicht Stempelstellen Harzer Wanderdnadel
Kommentar zu “Harz: Klusfelsen bei Halberstadt”
Hallo Romy,
vielen Dank für die tollen vielen Tipps!
Kannst du mir viel. noch ein gutes Hochleistungsfutter für Hunde nennen? Was bekommt deine Lotte? Hab eine Alpenüberquerung mit meinem Hundi vor (-; .
Liebe Grüße
Philine